Der Nachtwächter

Wegen der zuneh­men­den Zahl von aus­ge­dien­tem Büro­ma­te­ri­al mie­te­te die Bun­des­tags­ver­wal­tung ein Lager­ge­bäu­de an um dort die aus­ran­gier­ten Gegen­stän­de bis zu einem Ver­kauf zu lagern.

Weil ab und zu auch wert­vol­le­re Sachen dar­un­ter waren und das Gebäu­de in einem nachts sehr ruhi­gen Bereich lag wur­de ein Nacht­wäch­ter eingestellt.

Dann kam ein Ver­wal­tungs­an­ge­stell­ter auf die Idee:
"Der Nacht­wäch­ter weiß ja gar­nicht, was er zu tun hat und wie er die Bewa­chung durch­füh­ren soll!"

Es wur­de eine Pla­nungs­grup­pe gegrün­det und zwei Mit­ar­bei­ter ein­ge­stellt, einer, um die Abläu­fe wäh­rend der Rund­gän­ge zu opti­mie­ren, ein ande­rer, um eine Arbeits­an­wei­sung für den Nacht­wäch­ter zu schreiben.

Nun kamen Zwei­fel auf, ob denn der Nacht­wäch­ter sei­ne Arbeit auch rich­tig machen wür­de - Abhil­fe brach­te eine Unter­ab­tei­lung "Qua­li­täts­kon­trol­le" - mit zwei Mit­ar­bei­tern: Der erste unter­such­te was der Nacht­wäch­ter an Berich­ten abgab und was er tat, der zwei­te Mit­ar­bei­ter hat­te die Auf­ga­be das Pro­to­koll zu allen Akti­vi­tä­ten zu führen.

Die gewach­se­ne Zahl von Mit­ar­bei­ten­den erfor­der­te als näch­stes eine Per­so­nal­stel­le - besetzt mit zwei Mit­ar­bei­tern: Einer um die Zeit­er­fas­sung zu betreu­en und Arbeits­zei­ten zu berech­nen, der Zwei­te um die Aus­zah­lun­gen vor­zu­be­rei­ten und durchzuführen.

Mitt­ler­wei­le waren es so vie­le Mit­ar­bei­ter gewor­den, daß nach dem Per­so­nal­schlüs­sel der Ver­wal­tung ein Ver­ant­wort­li­cher benannt wer­den muß­te, der die­se Abtei­lung führt.
Man stell­te drei Leu­te ein:
Einen Abtei­lungs­lei­ter, einen Stell­ver­tre­ter und für bei­de eine Sekretärin.

Das Bud­get für die­se gesam­te Ope­ra­ti­on betrug nun 918.000,- €uro. Der Haus­halts­aus­schuß bemän­gel­te die Höhe die­ser Aus­ga­be und ord­ne­te eine Kür­zung an.

Man ent­ließ den Nachtwächter.

PS:
Die ande­ren Mit­ar­bei­ter wur­den - nach Rück­spra­che mit dem Per­so­nal­rat, weil sie nicht gekün­digt wer­den konn­ten - in ande­re Berei­che ver­setzt. Für die Bewa­chung enga­gier­te man einen Dienst­lei­ster, 'out­sour­cing' heißt das wohl .... und wenn sie nicht gestor­ben sind ver­wal­ten sie noch heute ...!


Par­kin­sons Gesetz:


Die Grö­ße einer öffent­li­chen Verwaltung
ist umge­kehrt pro­por­tio­nal zu ihrer Effizienz.

 
Veröffentlicht in Leben