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Wir alle glauben ja fest daran im Besitz der Wahrheit zu sein - wer will schon zugeben, dass er die Wirklichkeit ein wenig beugt um sie den eigenen Vorurteilen anzugleichen? Wenn man lange genug daran arbeitet sich eine 'persönliche Wahrheit' anzueignen wird irgendwann der Moment kommen an dem man völlig vergißt was der Ausgangspunkt dieser selbstbestimmten Wahrheit war und welche Schritte nötig waren sie zu untermauern.
.. All unsere Aussagen über die Welt sind Theorien, die so lange als gültig angesehen werden können, bis eine neue Theorie mit größerer Erklärungskraft, die die Welt umfassender und genauer beschreiben kann, die weniger Widersprüche und größere Kongruenz mit anderen Theorien über die reale Welt aufweist, die Beschreibung der Welt verbessert ..
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Demnach gibt es also keine "absolute" Wahrheit, sondern lediglich kurzzeitige Annahmen WAS Wahrheit sei. Vor diesem Hintergrund ist unsere eigene Wahrheit eine von Vielen und hat den gleichen Anspruch, die gleiche Berechtigung, wie die Wahrheit unseres Mitmenschen - selbst wenn sich unsere Wahrheiten extrem unterscheiden.
Wenn Geheimdienste nach der Wahrheit über einen Menschen forschen um Gefahren von der Allgemeinheit abzuwenden streben sie danach Beweise zu finden die nach ihren Kriterien "wahr" sind und entweder Schuld oder Unschuld beweisen können. Was aber, wenn die Annahmen nicht genügend präzise sind, wenn sie von dem Wahrheitsempfinden der Suchenden selbst geprägt sind? Dann kann Jeder in das Raster fallen der nicht so 'funktioniert' wie es den aufgestellten Kriterien entspricht. Hier wird die Wahrheit zwar nicht wissentlich gebeugt, sie wird aber zur Absurdität, denn im Verständnis der Geheimdienste MUSS es Böse und Gute geben - wenn das nicht so wäre würden sie überflüssig sein.
.. Vergesst Geheimdienste als Instrumente zur Terrorabwehr. Diese sich selbst legitimierenden Apparate sind blind ..
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Warum schreibt Einer sowas? Weil er eine andere Wahrheit kennengelernt hat als er sie bei den Geheimdiensten durch ihr handeln identifiziert. Seine Wahrheit ist mir einleuchtender als die der Geheimdienste gerade wegen der Tatsache, dass die ihren Job an den Nagel hängen müßten wenn ihre Sicht der Wahrheit falsch ist.
Es gibt also nachvollziehbare Wahrheit und weniger wahrscheinliche Wahrheit - selbst wenn die Grundannahme stimmt, dass jede Wahrheit erstmal gleichberechtigt sei. Wahrheit muß einer Art "Plausibilitätsprüfung" standhalten - tut sie das nicht, so muß sie als irrelevante Variante verworfen werden.
.. „Sie, meine Herren, sind nicht mehr benötigt!“, ruft der Reichskanzler den sozialdemokratischen Abgeordneten zu. Und: „Sie meinen, dass Ihr Stern wieder aufgehen könnte! Meine Herren, der Stern Deutschland wird aufgehen und Ihrer wird sinken.“ ..
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In diesen Tagen ist man an die Rolle der Sozialdemokraten in der Weimarer Republik nach '33 erinnert: Ihre Wahrheiten waren nicht mehr gefragt - welche Parallele zu den Wahrheiten von heute, ich denke da an die Gabriel'schen Versuche die Position und personelle Konstellation - in lang andauernden, zähen Verhandlungen der CDU/CSU abgerungen - aufrecht zu halten:
Da ist er in der Rolle des letzten Sozialdemokraten der eine Abwehr des Hitler'schen Anspruchs auf allumfassende Kontrolle des Staates versuchte, Otto Wels, auf den die oben zitierte Passage aus Hitlers Rede anläßlich des "Ermächtigungsgesetzes" zielte.
Wahrheit hin oder her, die SPD wird IHRE Wahrheit gegen die Koalitionspartner nicht durchsetzen, denn deren Wahrheit wird in den Medien mit Vorrang behandelt - welcher Redakteur des 'öffentlich-rechtlichen' Medienimperiums will es sich mit den C-Parteien verscherzen und (wie geschehen) darüber seinen gut bezahlten und mit umfassenden Nebenleistungen ausgestatteten Job verlieren?
Wir leben in einer Welt voll von Parallel-Wahrheiten.
Suchen Sie sich, liebe Leser, ihre eigene Wahrheit aus.
Gewinnen, soviel ist sicher, wird aber die Wahrheit, die die Wahrheit der Macht ist. Instrumente dazu sind die Wahrheiten der Geheimdienste und Medien, die wiederum den Mächtigen zuarbeiten.
Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wurde folgender Text verfaßt.
Bedauerlich aktuell, wie ich meine.
Auch eine unumstößliche Wahrheit über uns Deutsche ....
.. Die Deutschen sind so besonnene Realisten, dass alle ihre Wünsche und ihre hochfliegendsten Gedanken nicht über das kahle Leben hinausreichen. Und diese Wirklichkeit, nichts weiter, acceptiren die, welche sie beherrschen. ..
[Zitat: M. an R.; Kœln, im Mai 1843]