Stellen Sie sich vor Sie wären eine Frau aus einem süd-ost-europäischen Land in mittlerem Lebensalter und hätten ein Kind aus einer gescheiterten Beziehung. Da lernen Sie einen netten, altersgleichen Mann kennen. Er ist freundlich, besonnen, arbeitsam und gut aussehend. Es werden Verabredungen gemacht, man lernt sich besser kennen und aus Sympathie wird Liebe. Das Paar beschließt zusammen das weitere Leben zu gestalten.
Der Mann bekommt ein lukratives Angebot in einem boomenden Wirtschaftssektor zu arbeiten. Der größte Nachteil dabei ist: Er muss für jeweils sechs Monate 'auf Montage', das heißt in entlegene Ecken der Welt, um dort an Großprojekten mitzuarbeiten. Großzügige Bezahlung, Flüge und Unterkunft frei, die einzigen Kosten die entstehen sind die für Essen und Trinken.
Sie (die obengenannte Frau) stimmen schweren Herzens zu, denn die Aussicht des Freundes ein mehrfaches dessen zu verdienen, was er im Heimatland bekommen würde. Was man von dem Auslandsjob ansparen könnte um sich etwas zu leisten ist verlockend. Die bessere Zukunft erscheint wichtiger als der kurzfristige Verlust an Nähe und Gemeinsamkeit.
Aus einer Auslandstour werden zwei. Das was gespart werden konnte erscheint nicht genug zu sein. Er kommen zwei weitere Einsätze dazu. Zwischen den dritten und vierten Montageeinsatz kommt es zu einer Schwangerschaft.
Sie bestehen darauf, dass es jetzt genug Geld ist und Sie bestehen darauf, dass mit der vierten Abwesenheit, vor der Geburt, endgültig diese Arbeit aufgegeben wird.
Da Sie sich in der EU frei bewegen können sehen Sie für sich, ihr erstes und das erwartete zweite Kind, den Partner, ein besseres Leben in Deutschland als erstrebenswertes Ziel. Sie setzen sich durch, das zweite Kind kommt in Deutschland zur Welt.
Sie können die Sprache nicht, noch kann es ihr Partner. Der spricht rudimentär Englisch, Betonung auf 'rudimentär'. Viele Bewerbungen - kein Erfolg. Es scheitert immer an mangelnder Sprachkenntnis (Deutsch). Ein Sprachkurs 'kompakt', ist überfordernd, wird abgebrochen. Der Mann will zurück zu der Firma die ihn ins Ausland geschickt hat. Geld verdienen. Das Angesparte ist mittlerweile mangels Arbeitsstelle zusammengeschmolzen. Zu wenig um noch länger in Deutschland das Leben zu bezahlen.
Das ältere Kind ist alt genug um es zu den Großeltern in die Heimat zu schicken - es kam sowieso nicht gut zurecht - keine Ausbildungsmöglichkeit. Wegen mangelnder Deutschkenntnisse.
Trotz aller Einschränkung und schlecht bezahlten 'Nebenjobs' beider Partner reicht das Geld hinten und vorne nicht. Der Mann will nun endgültig auf Montage gehen. Die Frau ist dagegen. Man streitet, der Streit eskaliert. Er läßt Frau und Kind mittellos zurück um in das Heimatland zu reisen und sich dort wieder für den Auslandsaufenthalt zu verdingen.
Die mittlerweile verzweifelte Frau steht vor dem Ruin:
Kein Geld außer dem, was sie mit den paar Stunden Aushilfsjob schwarz verdienen kann, immer in Sorge wie sie ihr Kleinkind versorgen soll - kein Partner der mit hilft und seinen Teil der Last trägt. Gebrochenes Herz, kein Geld, kein Auto, keine Perspektive.
Sie will zurück in ihre Heimat, zu dem ersten Kind und zunächst bei ihren Eltern unterkommen.
Der Flug kostet ca. 200 €.
Die hat Sie nicht
Ich habe diese Frau noch nie gesehen, kenne nur die Geschichte, den Mann und das erste Kind,
bin Atheist und glaube nicht daran, dass 'gute Taten' mir einen Platz im Paradies sichern.
Aber daran, dass man Menschen in Not nach Kräften helfen soll.
Ich fahre Mutter und Kind zum weiter entfernten Flugplatz.
Den Flug in ihre Heimat habe ich auf den Namen der Frau gebucht und bezahlt.
Wenn Sie nun denken "Was soll das?" sage ich darauf
"Tue Gutes und sprich davon, es könnte Andere dazu bringen sich ähnlich zu verhalten."
[Ergänzend verweise ich auf diesen → Artikel]