Was Döner und Alter miteinander verbindet
Aus der Serie "Opa erzählt vom Krieg":

In der Frem­de greift man öfter nach bereits fer­ti­ger Nah­rung anstatt etwas selbst zu berei­ten. Zwar woh­nen wir in einer nur vor­über­ge­hend unbe­wohn­ten Woh­nung, doch ohne die Absicht selbst zu kochen. Das wäre eine Sache, die man dann macht, wenn man län­ger bleibt und nicht nur Lebens­mit­tel, son­dern auch die son­sti­gen Zuta­ten in aus­rei­chen­der Men­ge kau­fen will - da ist es oft (und in die­sem Fall sicher) bes­ser, 'aus­wärts' etwas zu essen zu kaufen.

So lan­de­te ich heu­te Abend in Garb­sen / Auf der Horst in einem Döner Shop gleich um die Ecke ....

Es ent­spann sich fol­gen­der Dia­log mit einem der drei Mit­ar­bei­ter - die sich mit­ein­an­der bereits bei mei­nem Ein­tritt, mit Sei­ten­blicken auf mich, leb­haft unter­hal­ten hat­ten wäh­rend ich noch die Leucht­ta­fel mit dem Ange­bot studierte:
"Was möch­ten Sie denn bestellen?"

Ich:
"Zwei Döner­ta­schen bit­te, ein­mal mit schar­fer, ein­mal mit mil­der Soße und in den Döner mit der schar­fen Soße bit­te die gemisch­ten Sala­te, in den ande­ren nur Weiß­kraut, Zwie­beln und Zazi­ki. Und eine klei­ne Pom­mes, bitte."

Der Döner­koch:
"OK, wird zube­rei­tet ...." sprach mit sei­nen zwei Mit­ar­bei­tern in einer mir unbe­kann­ten Spra­che, ver­mut­lich tür­kisch, und dann wie­der zu mir gewandt " sagen Sie mal' wie alt sind Sie?"

Ich:
"Ach, war­um wol­len Sie das denn wis­sen? Geht hier der Preis für den Döner nach Lebens­al­ter - je älter desto preiswerter?"

Mitt­ler­wei­le war ein wei­te­rer Kun­de her­ein­ge­kom­men, der den letz­ten Teil der Dis­kus­si­on noch gehört hat­te - und als er von einem der Mit­ar­bei­ter gefragt wur­de was er denn haben woll­te hat­te er sich für einen Döner mit Hüh­ner­fleisch entschieden.

Mich frag­te der Chef zwischendrin:
"Wol­len Sie Huhn oder Lamm?"

Ich ant­wor­tet:
"Lamm, aber Sie haben mei­ne Fra­ge noch nicht beant­wor­tet: Geht der Preis für das Essen nach Lebensalter?"

Chef:
"Nein, aber sagen Sie mir trotz­dem wie alt Sie sind?"

Ich las­se ihn wissen:
"Ich bin 75"

Dar­auf­hin wirft der ande­re Kun­de ein:
"Ich auch - und ich bekom­me doch den glei­chen Preis wie die­ser Herr [zeigt auf mich]?"

Alle drei Döner­män­ner lachen und der Chef sagt:
"Natür­lich, alle die 75 sind bekom­men den glei­chen Preis - der steht da oben [zeigt auf die Leuchttafel]."

Mitt­ler­wei­le ist die Bestel­lung für den ande­ren Kun­den fer­tig. Er woll­te Huhn. Das war schon in aus­rei­chen­der Men­ge am Rota­ti­ons­spieß gebra­ten. Er bezahlt fünf Euro für sei­nen Döner und geht.

Der Chef fragt mich:
"Haben Sie als Sie jung waren viel Sport getrieben?"

Ich erwi­de­re:
"Ja, bis Mit­te Drei­ßig bin ich mitt­le­re und lan­ge Strecken gelau­fen, alles zwi­schen 1.500 m und Halb­ma­ra­thon, und dafür habe ich trainiert."

Der Chef [zu sei­nen Mit­ar­bei­tern gewandt, spricht wie­der eine mir unver­ständ­li­che Spra­che und] sagt dann - wäh­rend die ande­ren noch dis­ku­tie­ren - auf Deutsch zu mir:
"Das dach­ten wir schon, wir haben gewet­tet wie alt Sie sind. Ich lag mit 70 am näch­sten an ihrem Alter. Die ande­ren haben Sie jün­ger geschätzt. Und wir alle Drei den­ken, der Mann, der gera­de ging war min­de­stens 80. Er hat nicht die Wahr­heit gesagt."

Ich ant­wor­te:
"Na pri­ma! Und was muss ich nun bezahlen?"

Der Mit­ar­bei­ter neben der Kas­se schaut den Chef an [und sagt etwas - wie­der - in mir unver­ständ­li­cher Spra­che, der ant­wor­tet ihm dar­auf] wor­auf­hin der Kas­sen­mann zu mir sagt:
"Macht zusam­men zehn Euro!"

Ich zah­le, bedan­ke mich und den­ke im Gehen
'Die Pom­mes waren auf das Haus!'

Kommentare

  1. Ah, Sie sind Halb­ma­ra­thons gelau­fen! - In unse­rer Fami­lie gibt es auch einen Mara­thon­läu­fer und war jüngst in Wien dabei bei der VCM Win­ter­lauf­se­rie 2020. 

    Und darf ich fra­gen, wie hat Ihnen die Döner­ta­sche geschemckt?

    1. Zuerst zum Döner: Der war Spit­ze! Alles frisch und das Lamm dezent, aber ange­mes­sen gewürzt.

      Die Lauf­e­rei habe ich auf­ge­ge­ben, als ich fest­stel­len muss­te, dass mei­ne Kon­di­ti­on nach­ließ wäh­rend die jün­ge­ren Teil­neh­mer immer wei­ter vorn lie­fen .... und wer rennt schon gern hin­ter dem Feld her?
      Da habe ich es auf­ge­ge­ben und bin auf Spa­zier­gän­ge umgeschwenkt.

  2. Wäre dann nicht auch ein Dan­ke­schön für die Pom­mes ange­bracht gewesen? ---

    Aber nur mal so zur Behand­lung alter Leu­te (oder sol­cher, die man dafür hält) bei 'Bezahl­vor­gän­gen': Ich beob­ach­te­te, wie die Ver­käu­fe­rin mit aus­ho­len­der Hand­be­we­gung einer alten Dame das Rück­geld in das geöff­ne­te Porte­mon­naie beför­der­te, und hat­te so mei­ne Zwei­fel, ob das denn auch wirk­lich kor­rekt her­aus­ge­ge­ben war. Also beschloss ich, mein Rück­geld auf jeden Fall nach­zu­zäh­len - und prompt war es ein Euro zu wenig. Mit - gespiel­ter - Ent­schul­di­gung gab mir die Ver­käu­fe­rin den einen Euro und ich nahm ihn mit eisi­ger Mie­ne entgegen.
    Lei­der habe ich dar­auf­hin schon öfter sol­che klei­nen 'Machen­schaf­ten' fest­stel­len müs­sen und behal­te an der Kas­se auf jeden Fall mei­ne Bril­le auf, die ich sonst nur brauch­te, um die elen­dig­lich klein­ge­druck­ten Inhalts­stof­fe auf den Pro­duk­ten zu ent­zif­fern (ich kau­fe nichts mehr mit -nitrit, -nitrat oder Diphos­phat!). Und ich las­se mir nie mehr Klein­geld ein­fach ins Porte­mon­naie schütten.

    1. Ganz am Ende des Arti­kels steht doch " .. Ich zah­le, bedan­ke mich und den­ke im Gehen .. " - die­ses 'bedan­ke mich' haben Sie bestimmt überlesen.

      Das mit dem fal­schen Wech­sel­geld­be­trag ken­ne ich, und manch­mal kommt dann noch ein fre­ches "Ach wis­sen Sie, das mache ich immer so!" als schein­bar wit­zi­ge Anmer­kung dazu. In sol­chem Fall blei­be ich völ­lig stumm und hal­te nur die Hand auf - das irri­tiert die­se betrü­ge­ri­schen Men­schen am meisten.

      So wie Sie es beschrei­ben macht es manch­mal mei­ne Frau - aber das kommt daher, dass sie fast blind ist. Sie macht es aber nach einem ähn­li­chem Erleb­nis wie dem von Ihnen beschrie­be­nen nur noch in sol­chen Läden, wo sie die Ver­käu­fe­rin­nen an der Stim­me erkennt .... des­we­gen hat sie neu­er­dings (neu­er Wohn­ort) immer sehr viel Klein­geld im Porte­mon­naie, das wech­selt sie dann bei der Bank ein.

  3. Ich bin immer noch etwas irri­tiert und des­we­gen kom­men­tie­re ich die­sen Bei­trag nun doch. Die Irri­ta­ti­on liegt im Ange­bot des Döner­la­dens. Hier­orts gibt es fast nie Lamm als Döner – von Ber­lin ken­ne ich es auch nicht anders –, son­dern neben Hähn­chen gibt es aus­schließ­lich Kalb. In Lon­don habe ich bei­spiels­wei­se bei den Kebab-Imbis­sen auch nie Kalb gese­hen – das war auch immer Lamm. Tie­re essen, und dann noch dar­über reden, wel­che Kin­der­tie­re geges­sen wer­den – dar­um geht es mir hier nicht. Also bevor dies the­ma­tisch aus­ge­schlach­tet [sic] wird. Son­dern ein­fach um die Fra­ge, war­um das so ist.

    1. Genau kann ich es nicht begrün­den, es fal­len mir dazu drei Vari­an­ten der Erklä­rung ein:

      1. Nach mei­ner Beob­ach­tung gibt es eine all­ge­mei­ne Abnei­gung in "D" gegen­über Lamm/Schaf/insbesondere Ham­mel [grün­det in der Nazi­zeit, als 'Essen von min­der­wer­ti­gen Men­schen'];

      2. der Betrei­ber rich­tet sein Ange­bot an sei­ne Lands­leu­te (rund um den Imbiss ist 'alles in tür­ki­scher Hand'), deut­sche Gäste sind eher sel­ten und wenn akzep­tie­ren sie die Auswahl.

      3. Die Ver­füg­bar­keit des Lamm­fleischs ist mög­li­cher­wei­se ein begren­zen­der Faktor.

      Schwer zu sagen, wel­che die­ser Vari­an­ten zutref­fend sind - man müss­te wohl "Musti" dazu befra­gen. Mal sehen, wie die Situa­ti­on ist und wenn ich noch­mal dort hin­ge­he - ab Mitt­woch bin ich wie­der in Han­no­ver - fra­ge ich.

  4. 1. Müss­te die Akzep­ti­on in Groß­städ­ten (auch in D) höher sein.
    2. Dürf­te dann das Ange­bot gera­de in Groß­städ­ten eher omni­prä­sent sein oder zumin­dest in ent­spre­chen­den Stadt­tei­len klar prä­sent sein.
    3. War­um geht das in der Pro­vinz (sor­ry), wenn 1. und 2. nach Ihrer Argu­men­ta­ti­on eher nicht dafür nicht sprechen.

    1. Han­no­ver ist zwar kei­ne blen­den­de Metro­po­le - aber "Pro­vinz" ist auch wie­der nicht so tref­fend .... immer­hin Platz 13 nach Dres­den und vor Nürnberg.

      Wegen der spe­zi­fi­schen Grün­de wer­de ich nachfragen.

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