Gedichte - so scheint mir - sind derzeit wieder in Mode .... da treten Volksdichter und Menschen mit Reimzwang ans Licht der Öffentlichkeit - und ich hatte schon vor fast zehn Jahren mit den Reimen aufgehört weil ich dachte das interessiert niemanden mehr. Außerdem hatte ich lt. psychologischem Gutachten Langeweile und das ist tragisch, da muss man 'was dagegen tun .... Gedichte schreiben hilft da sehr. Projektion wohin man schaut, Schlimm, sowas.
Aber:
Man soll sich ja nicht dem Trend widersetzen, daher folgt hier ein Gedicht von mir.
Zu *grauer Vorzeit* geschrieben. Die Älteren werden sich noch erinnern, damals erschoss man in Bayern den Bären Bruno .... das brachte mich auf die Idee zu dem folgenden Gedicht.
„Bruno“ (* 2004 im Naturpark Adamello-Brenta nahe Trient; † 26. Juni 2006 nahe Bayrischzell, Bayern)
Ach so, noch das → copyright Wolfgang von Sulecki, jeder Nachdruck, auch auszugsweise verboten, Zitate sind auf Halbsätze zu begrenzen, jedenfalls sind stets Quelle und Autor zu nennen .... und "Wehe!" wenn nicht .... ⍢
№ 0530: der bär
ein bär schaute die welt sich an,
und weil ein bär gut denken kann
dacht‘ er: als mensch geht es mir besser
als es mir geht als beerenfresser!
so kam es, daß er sich bewarb
als vorstand von gutzwill & schwab:
dort war man zwar erstaunt bis ratlos
– war’n sonst bewerber doch eher haarlos ….
weil man politisch stets korrekt,
den bär’n man ins assessment steckt:
er schlug sich tapfer und obsiegte,
weswegen er die stelle kriegte.
als erste seiner vorstandstaten
ließ er im firmenvordergarten
'nen großen bienenkorb aufstellen:
daraus sollte bald honig quellen ….
sodann stellt er 'ne bärin ein:
sollt‘ seine sekretärin sein
(tatzt er ihr hinterteil verstohlen
denkt sie: ihn soll der teufel holen).
ein vorstandsauto mußte her,
da fiel die auswahl nicht so schwer:
weil vorstände aus deutschen firmen
in ‚stern’karossen heimwärts stürmen
er sah dann sein salär sich an
und dacht‘ wie er’s erhöhen kann ….
zahlt sich viermal im jahr tantiemen.
die ‚peanuts‘ ließ er sich nicht nehmen ….
ein importeur rief bei ihm an:
daß er zigarren liefern kann,
nichts billiges aus usa,
nein – qualität – kommt aus ku-ba ….
der aufsichtsrat der firma tobte.
derweil extern man ihn sehr lobte,
weil er – mildtätig – geld verteilte
wenn er wo zu 'nem dinner weilte.
die sache zog sich lang schon hin.
die firma machte zwar gewinn,
doch regte sich im aufsichtsrat
der zorn ob mancher seiner tat.
vermehrt sann man darüber nach
wie man den bären – ohne schmach –
vom leben in den tod befördert,
klar war: man braucht wen der ihn mördert.
im bayernland geschah die bluttat
(still freute sich der aufsichtsrat)
in schock versetzt ist die nation:
der bär war tot – was nutzt das schon?
wie wahr – fragt man – ist die geschichte
die ich für euch hier spät noch dichte?
ich geb‘ es zu, ganz unumwunden:
euch wurd‘ ein bär hier aufgebunden ….
zwar meuchelte den ‚Bruno‘ man
im bayernland, im grünen tann ….
manch ‚schurken‘ gibt’s vielleicht als vorstand
doch einen bär’n? nicht 'mal in deutschland!
Erstveröffentlichung:
1. Fssg. 06/07/2008 00:46h;
2. Fassung vom 06.07.08 09:10h
(268)
Wenn Ihnen das Gedicht gefallen hat freut es mich - wenn Sie von nun an jede Woche ein neues Gedicht lesen wollen schreiben Sie es bitte in einen Kommentar, dann machen wir jeden Dienstag zum "Gedichtetag" ....
Die Älteren werden sich noch erinnern, damals erschoss man in Bayern den Bären Bruno ....
Der Satz hier war gut... "Die Älteren werden sich noch erinnern"...
Ich dachte daran, dass zu der Zeit junge Leute noch nicht die Aufmerksamkeit oder das Alter hatten um sich für diese Vorgänge zu interessieren .... ;c)
Hm, na, wer damals etwa im Alter 14-16 war, ich denke, wenn man es erwähnt, erinnern die sich doch ganz dunkel, dass da mal was war mit einem "Problembären" in Bayern.
(Hach, ich bin so alt, ich kann ja noch was von Klingelton-One-Hit-Wonder, als Vorläufer der Internet-Sensationen, erzählen... Und jede Menge zeitgenössischen Trash von damals benennen...)
Die jungen Leute von da und in dem Alter hatten wahrscheinlich viel mehr damit zu tun sich in der Gruppe zu behaupten und ihre persönliche Nische zu finden ....
Hm, dann bin ich wohl damals in einer sehr komischen Gruppe gelandet. Wo man eher Nietzsche kannte und wusste, wer Konrad Lorenz ist, anstatt sich ums neuste Produkt von L'Oreal zu kümmern - einerm Haargel namens "Kleber".
Hmmmm, Nietzsche und K. Lorenz, eine seltene Kombination - und das im zarten Alter von 14-16 ..!?
Das war tatsächlich eine Randgruppe mit außergewöhnlicher Interessenlage. Da waren doch Betty Boop und diese rosa Katze gerade 'in'.
Konrad Lorenz war damnals interessant, es gab eine regelmäßige ORF-Sendung mit ihm und ich mochte seinen Erzählstil.Zudem ist mit dem Ansiedeln der Graugänse in Grünau im Almtal für mich ein Ortsbezug gegeben gewesen.
K. Lorentz war der Begründer einer völlig neuen Sicht auf das Tierverhalten - und ich bin der Meinung, dass er und der Journalist Horst Stern [Sterns Stunde] dazu beigetragen haben Tiere realistisch zu sehen und sich von der "verniedlichenden" Dastellung anderer Tiersendungen wohltuend - da aufklärend - abzuheben.
@wvs
Ja, gut... Ich gehörte dann zu denen, wo man das Alter auf "bis 18" hätte ausweiten mussten. Es waren aber auch einige Jüngere (und auch noch ältere als ich) mit dabei.
Vielleicht sage ich's ihnen irgendwann mal, was das für 'ne Gruppierung war... Vielleicht wird es dann verständlich.
Wussten Sie eigentlich, dass Karl Marx auch Gedichte geschrieben hat? Er war schließlich auch mal jung.
Wusste ich nicht, Danke für den Hinweis. Hätten Sie da eine Quelle / Linkadresse?
[Und ein weiteres "Danke!" für die freundliche Gleichstellung dessen was ich schrieb mit dem Wort "auch" als Zeichen von Jugend ;c)]
Herzlich gelacht ... über Ihre ganz selbstverständliche Annahme, das "auch" beziehe sich auf Sie ... Betonen Sie den Satz auf "jung" und er heißt in etwa: "Er war nicht durchgängig auf hohem philosophischen Niveau, sondern auch mal jung und romantisch und somit Gedichten zugeneigt".
Das Gedicht, das ich gerne reinstellen würde, habe ich in einem Buch aus der öffentlichen Büchertelefonzelle gefunden, in dem der Verlag mahnt: "Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages gestattet." Sonderbarerweise ist im ganzen Buch aber keine Angabe des Verlags zu finden (es sind auch keine Seiten herausgerissen).
Nun hoffe ich, so ein Link ist gestattet, schließlich sind auf einer Website ja Besucher erwünscht (wie man den Link verlinkt, weiß ich allerdings nicht):
https://gedichte.xbib.de/gedicht_Marx%2C+Karl.htm
Die Gedichte passen vom Stil her ins romantische 19. Jahrhundert, Karl Marx war insofern, wenig überraschend, ein Kind seiner Zeit, dennoch war ich erst mal sehr verwundert und musste nachlesen, ob es sich auch wirklich um DEN Karl Marx handelt. Viel Vergnügen beim Lesen!
Na, da haben Sie mir doch glatt eine zeitweise Illusion von Jugendlichkeit genommen ;c) .... und ein "Danke!" für den Gedichtlink.
Das läßt sich allerdings auch ganz einfach so machen (für Fälle, in denen das Programm den Link nicht erkennt oder bei dem ein Link nicht automatisch umgewandelt wird)
Da nehmen sie vor der Internetadresse diese Zeichenfolge
[das klappt nicht mit dem code hier als Kommentar - ich schreibe es als Zeichenfolge und kopiere es als Bild]
Ansonsten: Löschung vorgenommen - wie gewünscht
Es trieb im Lande Niedersachsen,
wo Autos baut man namens "Golf",
des Bären Vetter seine Faxen,
man kennt ihn wohl: es ist der Wolf.
Zum Vorstand tat man den bestellen.
Bald zog mit seinen Spießgesellen
blutrünstig meuchelnd er durchs Land,
worauf er "Würger" ward genannt.
So kam es, dass nach tausend Tagen
wölfischen Treibens man beschloss,
den Wolf wieder davonzujagen
anstelle dass man tot ihn schoss.
Kommt euch die Sache spanisch vor?
Wer trieb sein Treiben allzu dreist
und seinen Vorstandsjob verlor,
das war der Wolf, der López heißt.
Brilliant wie stets, Herr nömix, und den Schurken treffend in Analogie bezeichnet .... nun fehlen uns noch Gevatter Isegrimm und vielleicht - exotisch - Hyänen. Mal sehen, ob es da noch weitere Dichter gibt die 'zuschlagen'.
#Hyänen:
Von den Geschöpfen die ich kenne
im Tiergarten des lieben Gott’s
ist ohne Zweifel die Hyäne
der allergrößte Hinterfotz.
Nun fehlt nur noch der Isegrimm,
und was er nächtens macht,
doch das kriegen wir auch noch hin,
das wäre doch gelacht!
Danke für das Gedicht zu Hyänen, Herr nömix!