[Bezug → https://hpd.de/artikel/neuen-biedermenschen-linken-17864]
Wo soll ich nach diesem Satz im Titel zuerst anfangen?
Die 68er Bewegung war keine 'Rebellion', denn das hätte erfordert, dass sie den Umsturz als Ziel hatte. Was so nicht stimmt, denn es ging darum, zunächst die rechtskonservativen Reste in Politik und Gesellschaft darzustellen und zu eliminieren. Verbunden mit der Absicht die 'schuldbeladene' Kriegsgeneration dazu zu bringen diese Schuld nicht zu verleugnen, sondern anzuerkennen und aufzuarbeiten.
Das war bestimmt nicht das, was bei WIKIPEDIA als Beschreibung für "Aufstand bzw. Rebellion" vorliegt:
»» .. Der Begriff wird heute in der politischen Debatte häufig im übertragenen Sinne für gerade nicht gewaltsame Vorgänge gebraucht. Er bezeichnet dann eine zeitlich begrenzte, von einer höheren Zahl von Stimmen oder Teilnehmern verfolgte Kritik oder politische Bewegung gegen eine vorher etablierte Sicht .. ««
Was danach folgte - die Hexenjagd der Übergangszeit habe ich andernorts schon beschrieben und will es hier nicht wiederholen - war eine allmähliche Assimilation der äußersten linken Denker und Mitläufer in die damals noch linke SPD (Willy Brandt), die sich spätestens seit dem Rückzug von Herbert Wehner aus der aktiven Politik und der Dominanz des weit überschätzten Helmut Schmidt auflöste.
Was blieb von den 68ern?
" .. die größere individuelle Freiheit, über die junge Menschen heute wie selbstverständlich verfügten, aber auch veränderte Geschlechterrollen .. ", sie seien " .. verantwortlich für eine Zerstörung der bürgerlichen Familie, Kindermangel und Werteverfall .. " - es kommt immer auf die Perspektive an, aus der etwas betrachtet wird - der zweite Teil der Aussage stammt von einem rechts-konservativen Bundesrichter von CDU/CSU's Gnaden.
Gibt es überhaupt ein "linksliberales Establishment"? Nein. Es gibt Menschen, die die Ideale ihrer Jugend vergessen haben und das vor sich selbst zu entschuldigen versuchen durch Sätze wie ' wir haben es immerhin geschafft, dass es heute Kindergeld gibt' oder 'Bafög ist so eine Errungenschaft die aus der Bewegung herrührt'. Das sind die Feigenblätter für den Verrat, für das Abschwenken in die bürgerliche Mitte.
Eine "Linke", die den Namen verdient hätte, gibt es in Deutschland nicht mehr. Nachdem sich die Partei "Die Linke" dazu entschlossen hat sich bürgerlichen Werten anzunähern und ihren revolutionären Kern zu verleugnen. Spätestens seit der Akzeptanz von und sogar Kampf für religiöse Äußerlichkeiten (Kopftuch) und Kuschelkurs hin zu den Staatskirchen(!) in Sachen Zahlungen an diese, ist die Linke endgültig unwählbar geworden.
Was der Autor als "linksliberales Establishment" anspricht ist in Wahrheit lediglich der linke Rand der bürgerlichen Rechten von SPD/CDU/FDP/CSU [in dieser Reihenfolge von links] und ganz rechts der AfD. Ich wiederhole es nochmal, weil es nicht oft genug gesagt werden kann:
Die deutsche Politik richtet sich an den Bedürfnissen von Kapitaleignern und Kapitalverwaltern aus - der angebliche Souverän, das Staatsvolk, die Masse der Bevölkerung - erleben lediglich Almosenverteilung und Beruhigungspillen, die nie ihre eigentlichen Interessen berücksichtigen.
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*update* [26.03.2020]
Ganz aktuell [26.03.2020] gibt es einen Beitrag beim hpd "Die Grenzen des Machbaren haben sich nach rechts verschoben". Darin wird u.a. eine gleichartige Tendenz, der "Rechtsruck" des Gedanken- und Parteienspektrums,dargestellt und nach Ursache und Ausprägung hinterfragt.
Linksliberales Establishment...
Ich würde sagen, es ist eine Frage wie man diesen Begriff definiert.
Ein gewisses Establishment - etwas gehobener von "Mainstream" - innerhalb des Spektrums gibt es schon; eine gewisse Grundströmung, die versucht, den Ton anzugeben (und es leider auch erfolgreich tut).
Wobei man hier in einem klar differenzieren muss: Dieser Gedankenstrom, der sich mit "linksliberal" bezeichnen lässt, ist ideologisch eine rein westliche Filterblase.
Sie hat weder etwas mit politisch linkem Denken aus der östlichen Hemisphäre zu tun, noch fußt sie auf deren Interpretation, deren Lesart, dessen oder dessen Denk- und Betrachtungsweise der Welt.
In Folge dessen ist es also eine sehr vor sich allein hindümpelnde Masse, die im eigenen Saft schmort - was so ziemlich schon ein Kennzeichen eines "Establishments" ist. Eben eine verschworene Klasse, die niemanden in ihre Reigen hineinlässt, der nicht ihren Glaubens- und Ehrenkodex annimmt und sich, neben einer gewissen Geheimhaltung, zu ideologischer Homogenität verpflichtet.
Gleichzeitig besitzt diese Klasse einen gewissen Snobismus, eine gewisse Verachtung und eine Einstellung von "Wir wissen es besser als alle anderen!" gegenüber Andersdenkenden und gegenüber Leuten, die generell auch ihre selbstbeschreibenden Attribute "links" und "liberal" anders interpretieren als sie.
In diesem Sinne handelt es sich schon um ein gewisses Establishment - bildlich gsprochen: Um einen elitären Club, der sich regelmäßig trifft, plaudert und sich gegenseitig in seinen Idealen hochlobt und dabei den edelsten Wein vertilgt, den man auf der Welt bekommen kann.
Nobel geht die Welt zu Grunde - und so nobel wie diese Leute nach außen hin tun, dass es ihre Ideale sind, so ist doch ihr Verhalten am nächsten an dem eines ganz gewöhnlichen elitären Clubs, der nicht in Armut, sondern im besten gehobenen Mittelstand existiert.
Diese 'gehobene Mittelschicht' ist weitgehend ein Ergebnis von Klüngelwirtschaft und Pöstchenschieberei derer, die gehobene Positionen haben und damit über die Möglichkeit verfügen jemandem 'einen Gefallen zu tun' - und dann natürlich erwarten, dass ihnen zu gegebener Zeit auch ein Gefallen getan wird .... dafür gibt es das böse Wort "Filz" (kommt aus Bayern, weil da besonders ausgeprägt).
Man braucht sich nur einmal umzusehen welche Namen in einigen Institutionen vor - sagen wir - 30-40 Jahren 'angesagt' waren, und wie die Leute heißen, die nun so allmählich in Parlamenten, Verwaltungen, Großkliniken, Versicherungen, staatlichen Diensten/Einrichtungen (Job Center/Arbeitsverwaltung etc.), Banken, Wohlfahrtsverbänden, auftauchen - also dort, wo die stabilen und besser bezahlten Tätigkeiten zu finden sind.
Dazu noch die Verbindungen die in "Eliteschulen" geknüpft werden, dazu hatte ich schon 'mal etwas geschrieben.
"Gehobene Mittelschicht" ist hier im Sinne der Einkommensschicht zu verstehen - defacto also: Solche, die schon ein eigentlich wohlhabendes Leben führen und nicht den Euro zwei Mal umdrehen müssen. Für die Armut weit weg von ihrem eigentlichen Lebenskosmos ist und die davon lediglich eine Vorstellung entwickeln können basierend auf Medien, die sie konsumieren.
- Ähnlich wie die Armen, die sich anhand von "Reich und Schön" stets ein (idealisiertes) Bild davon machen durfen wie es ist, reich zu sein.
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Ein deutsches Beispiel für die Art von Filz schwebt mir in dem Punkt gerade nicht vor Augen, aber eines von der Insel: Die berühmte Anekdote von Ex-PM Cameron und dem Schweinekopf. Ausgeplaudert haben soll das irgendein Einflussreicher aus seinem alten Studienzirkel - anzunehmen ist, weil er irgendeinen Gefallen nicht erfüllt bekommen hat.
Bis heute wurde keine Leugnung publik oder die Sache entkräftet, dass es nur Schwachsinn war...
Eine andere Verbindung, die damals beim Wulff-Skandal zu Tage kam: Dass ihn was mit Roland Koch, damals Ministerpräsident von Hessen, verband.
Heute muss man mal unter dem Begriff "Andenpakt" nachschlagen, da wird man fündig zu dem Sachverhalt - allerdings mit noch mehr mehr oder minder bekannten Namen der CDU.
JA, damit ist die Einkommenssituation gemeint - allerdings hängt daran natürlich auch die soziale Schicht. Es gibt Menschen mit viel Geld, die trotzdem nicht 'dazu' gehören und nie in 'höhere Kreise' aufsteigen werden. Dazu ist ihr Geld zu 'neu' und ihr Benehmen zu 'ungewöhnlich' .... man kann keinen Bratwurstverkäufer (willkürliches Beispiel, ich habe nichts gegen Bratwürste) in einen Frack stecken und zum Presseball des Bundespräsidenten schicken.
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Aus meiner Sicht ist es den Menschen mit viel Geld völlig egal wie die 'Armen' leben - Hauptsache es kommen welche und machen Haus, Pool und Garten ....
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Diese angesprochen Sache (mit dem Schweinekopf) kenne ich nicht - wo kann man dazu etwas lesen?
'Andenpakt' suche ich gleich 'mal .... hab' ich gelesen. Es klingt plausibel, aber wo nichts nachgewiesen werden kann bleibt immer der Verdacht der Manipulation mit 'scheinbaren' Gegebenheiten. Siehe andere Bünde wie *Bilderberg* - da ist sooo viel Spekulation weil die Teilnehmer nichts ausplappern - wenn es denn etwas gäbe ....
Die gibt es auch, die nicht "hinein gelassen werden".
Als Beispiel für die sonstigen Superreichen fällt mir dort Kim Dotcom ein. In die Einkommensklasse hatte er's zwar mal geschafft, aber die Reichen, die sich als etwas besseres als der Rest der Welt vorkommen, haben ihn nie in ihren Reihen akzeptiert oder aufgenommen, weil er dafür zu viel von dem Geld ausgegeben hat und das auch in einer Art und Weise, die ihnen zu offensichtlich protzig war. (Nebenbei, er hat die Falschen um ihre Millionen gebracht - eine Menge Konzerne, die viel Geld mit dem Monopol der Verwertung von Medienrechten einnehmen.)
Genauso z. B. Trump. Trump ist zwar reich, reich durch geerbtes Vermögen, aber als Person hat er eine zu große Klappe und sucht zu sehr die öffentliche Inszenierung, was wiederum jemand wie Warren Buffet oder George Soros nicht tun. Sie blieben still im Hintergrund und vermehren ihre Millionen unbemerkt.
Die letztere Art ist das, was als die moralisch "bessere" in gewissen Schichten gilt. ("Besser" vielleicht, weil sie keinen sozialen Unmut produziert und still und heimlich wie geschmiert vor sich gehen kann.)
Es sind allerdings genug Aufstrebende oder solche, die es geschafft haben, die sich den AGBs dieser Kreise unterwerfen oder die gar nicht erst viele Probleme damit haben, sich anzupassen, weil sie deren Ansichten persönlich sowieso teilen.
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Als Slangbegriff wird für die Sache "piggate" benutzt, soweit ich das sehen kann.
Das war doch damals, als es in die Schlagzeilen geriet, jemand behauptete, Cameron hätte zu Uni-Zeiten mal einen toten Schweinekopf gefickt.
Wirklich bestägtigt wurde es im Nachhinein nicht, allerdings auch nicht vehement entkräftet - es wurde im Raum stehen gelassen und sanft in den Hintergrund verschwinden gelassen... Bis es irgendwann nicht mehr relevant war, weil Cameron kein Prime Minister mehr war.
Beim Fall Wulff und Koch war es nur eine Art Gerücht, dass Wulff Koch wohl gegen sich aufgebracht bzw. verprellt hatte mit irgendwelchen Handlungen seinerseits. (Koch war in seiner Position damals nicht unbeliebt, auch nicht unbeliebt in der Partei - nun ja, und es wird wohl ein komplexes Geflecht von Gründen gewesen sein, warum man seitens der CDU den öffentlichen Abschuss von Wulff damals gebilligt hatte, während sie das sonst bei ihren Mitgliedern nicht so einfach zulassen.)
Ich würde es aber annehmen, etwas ist an solchen Untergruppierungen innerhalb der Parteien schon dran. Letztendlich gibt es nur eine begrenzte Zahl größerer Unis, das heißt also, früher oder später laufen sich gleichaltrige spätere Parteikollegen dort über den Weg. Und gerade im Studium bilden sich verrückte Gruppierungen oder Seilschaften...
Manchmal ist es noch schlimmer, da führt die Geschichte sogar bis zur Schulzeit in der selben Einrichtung zurück.