Sie kennen vielleicht diese Anekdote - aber zur Einstimmung muss ich sie hier voranstellen:
Ein Mathelehrer trifft einen ehemaligen Schüler auf dem Wochenmarkt, wo dieser einen Wurststand betreibt. Er ist erstaunt, ausgerechnet diesen, in Mathe schwachen Menschen, als Kaufmann tätig zu sehen.
Die Neugier treibt ihn an, er geht also hin und fragt den ehemaligen Schüler
"Sag', mal Ulrich, du warst doch früher nicht so toll beim Rechnen - ist das nicht schwer für deinen Verkaufsstand hier, so viele Zahlen und so viele Entscheidungen zu Prozenten und Dezimalen?"
Ulrich schaut ihn erstaunt an und sagt
"Nein, Herr Magister, ich kaufe eine Wurst um 50 Cent ein und verkaufe sie für einen Euro - und von den 10% Differenz lebe ich."
Dieses Auto in diesem Inserat bei *mobile.de* hat einen VB Preis von 6.200,- € - und ich vermute, dass der Zielpreis 6.000,- € sein wird.
Dann fand ich noch ein anderes Auto:
Nun schauen Sie mal, was mobile.de mir für ein völlig identisches Fahrzeug geboten hat - und noch nicht einmal die richtige Kategorie kennt, in die der Hersteller das Auto einordnet:
Nur zum Vergleich noch zwei weitere Fahrzeuge, die unter 'ähnliches Angebot' gezeigt wurden. Da kann man erkennen, welche Verdienstspanne sich wer auch immer dahinter steht ausrechnet:
Angeboten werden mir 1.050,- € "Möglicher Ankaufpreis", Konjunktiv, daraus werden dann vielleicht schlaffe 750,- €, weil sich bestimmt Mängel (!) finden lassen .... für ein zugelassenes Auto, 1. Hand, alle TÜV/GTÜ Prüfungen seit 2002 vorhanden (mit Kilometerstand!), also *echte* Kilometer, unfallfrei, 8-fach bereift, Automatic mit Panoramadach, alle Wartungen und Reparaturen nachgewiesen. Dafür knapp über 1000 € zu bieten ist eine Frechheit!
Wissen Sie was ich dann lieber mache?
Ich verkaufe 1x vier Alufelgen, mit den zugehörigen Reifen (Sommer- oder Winterreifen) gebraucht [bis zu 1.995,- € Neupreis] und bekomme dafür mehr, als der "Mögliche Verkaufspreis" für das komplette Auto sein könnte ....
Wenn das nicht eine absolute Betrugsmasche ist um vertrauensselige Autoverkäufer ins Bockshorn zu jagen und skrupellos abzuzocken, dann weiß ich nicht was ansonsten diese Kategorie erfüllen würde ....
https://www.vonsulecki.com/Bilder_2020/05_2020/04087.png
Weil Sie so schön durchgehalten haben jetzt noch ein Witz zum Abschluss - und der ist tatsächlich witzig:
Der Chefkoch erklärt seinem Lehrling:
"Also, du nimmst zwei Drittel Wasser, ein Drittel Sahne und ein Drittel Brühe und dann..." -
"Chef", unterbricht der Lehrling, "das sind doch dann schon vier Drittel."
Darauf der Chefkoch zornig:
"Mensch, sei doch nicht so umständlich, dann nimmst du halt einen größeren Topf!"
Zur Anekdote: mein Vater hat dies als Witz erzählt, aber er fügte noch eine Steigerung hinzu, quasi den zweiten Witz.
Der erste Teil war sehr ähnlich: Mathematikprofessor, ehemaliger Schüler. Der ist erfolgreich und der Professor ist erstaunt. Sie, Kaufmann? Sie waren doch immer der schlechteste in Mathematik? Der Schüler: das Geschäft ist einfach: ich kaufe Kisten um 10 Schilling, ich verkaufe sie um 13 Schilling und von den drei Prozent lebe ich recht gut.
Mein Vater setzte fort: Als ich im Zug saß, wurde im Abteil sehr gelacht,als jemand den Witz erzählt hat. Aber ein kleiner Junge hat seinen Vater gefragt, warum die Leute lachen. Dann hat der Vater den Witz erklärt. ... "ich verkaufe die Kisten um 13 Schilling, also 3 Schilling mehr, UND DAS SIND DERI PROZENT! (Erklärung des Vaters) und davon lebe ich sehr gut.
Mein Vater war sehr stolz auf seine Tochter, die mit acht Jahren bereits verstand, worin der Witz der zweiten Version lag.
Die Geschichte mit dem Chefkoch gefällt mir sehr gut. Aber es ist ein Faktum: als ich Mathematik-Nachhilfestunden gab, war die Bruchrechnung eine der größten Hindernisse für die Schüler, die viel schwierigeren Fragen der Infinitesimalrechnung zu verstehen. Das Differenzieren von Polynomen ist ja nun wirklich nicht schwer. Oder das Integrieren. Aber das Ausmultiplizieren der Koeffizienten war ein Drama.
Wie ersichtlich gibt es mehrere Varianten - und sie zielen allesamt auf das gleiche Trauerspiel:
Von wesentlichen mathematischen Grundlagen des Alltags, die wahrhaftig KEINE höhere Mathematik sind, verstehen sehr viele Bürger nur sehr wenig!
Beim Chefkoch stelle ich weniger Ansprüche an die Mathekenntnisse - hauptsächlich kommt es doch darauf an, dass das Essen was er kocht schmeckt ...!