Die Folgen (I)

Stel­len Sie sich einen schön ange­leg­ten Park vor, klein, aber ein­la­dend. Dahin­ter ein impo­san­tes Stadt­schloss. Jetzt Sitz der Kom­mu­nal­be­hör­den. Da ste­hen sta­bi­le Bän­ke unter gro­ßen, alten Bäu­men, meist Kasta­ni­en.- Die sieht man heu­te immer sel­te­ner obwohl sie doch bei Son­ne Schat­ten auf die Bän­ke wer­fen und so zum Ver­wei­len einladen.

Auf zwei Bän­ken mit etwa vier Meter Abstand sit­zen zwei alte Damen, neben den Bän­ken ste­hen ihre Rol­la­to­ren, sie sit­zen so, dass sie sich sehen kön­nen und unter­hal­ten sich mit erho­be­ner Stim­me, die von den Schloss­wän­den wider­hallt, über ihre Erfah­run­gen mit Covid-19, Coro­na, und .... den Tod von Mitbewohnern.

1. Senio­rin
"Die Frau Zie­sel ist vor­ge­stern gestorben!"

2. Senio­rin
"Die kann­te ich kaum, hat auf dem zwei­ten Flur gewohnt."

1. Senio­rin
"Ich traf sie immer beim Früh­stück, die war noch frü­her auf."

2. Senio­rin
"Ich ess' ja sel­ten Frühstück."
Pause
"Die Frau Fried­rich hab' ich auch lang nicht mehr gesehen."

1. Senio­rin
"Ach, wis­sen Sie das nicht, die ist schon vor vier Wochen gestorben.
Noch vor dem Herrn Wil­helm, mein Gott, wie die Zeit vergeht!"

2. Senio­rin
"So, der Wil­helm ist auch schon tot.
Scha­de, der hat mich immer zum Ein­kau­fen mit­ge­nom­men - und zum Doktor.
Ich hab' mich gewun­dert war­um er in letz­ter Zeit nicht mehr kam."

1. Senio­rin
"Zum Dok­tor müss­te ich bald 'mal wie­der, war schon zwei Wochen nicht da."

2. Senio­rin ....

Den Rest der Kon­ver­sa­ti­on schen­ke ich mir und füge nur ein paar klei­ne Anmer­kun­gen hinzu:
A. Wenn das so wei­ter geht müs­sen bald vie­le Arzt­pra­xen dicht machen weil ihnen die 'betag­ten Pati­en­ten' wegbleiben,
B. Die Alten neh­men den Tod ande­rer Bewoh­ner nicht so tra­gisch wie man­che hyste­ri­schen Berichterstatter.
C. Da bin ich nun siche­rer als je zuvor, dass ich nie frei­wil­lig in "betreu­tes Woh­nen" ein­zie­hen werde. 

Kommentare

  1. zu A: Die Alten gehen uns bestimmt nicht aus. Die "Alte­rung" der Gesell­schaft ist eine kla­re Ten­denz, auch wenn die der­zei­ti­ge Ster­be­ra­te bein den Alten gera­de durch Coro­na etwas nach oben gehen dürfte. 

    zu B: Selbst­ver­ständ­lich neh­men die Alten den Tod ihrer Alters­ge­nos­sen nicht so tra­gisch. Zum einen haben sie in ihrem Leben mehr als genug das Ster­ben ande­rer erlebt oder min­de­stens davon erfah­ren. Zum ande­ren sind die mei­sten Alten, vor allem dann wenn sie schon im Pfle­ge­heim "ange­kom­men" sind, rela­tiv gelas­sen was den eige­nen Tod betrifft. Die sind da ziem­lich abgeklärt.

    Ich weiß das, weil ich in der Pfle­ge arbei­te und kei­ne Angst davor habe, mit den alten Leu­ten über deren Ende zu spre­chen (wenn sich die­se Art der Gesprä­che erge­ben). Um so älter die Leu­te sind, um so gelas­se­ner sind sie dem Ster­ben gegen­über. Wenn man 90 ist, rech­net man ein­fach nicht mehr mit noch 20 Jah­ren. Die aller­mei­sten haben eigent­lich "genug". Bei denen geht es nicht mehr dar­um ob und wann sie ster­ben, son­dern nur noch dar­um wie sie ster­ben. Ich will nicht sagen, dass die­se Men­schen lebens­mü­de sind. Aber vom Leben müde sind sie schon. 

    Natür­lich gibt es aber auch jene, die ger­ne 150 Jah­re alt wür­de, wenn sie könn­ten. Und es ist die­ser Kon­juk­tiv, um den sich im Alter vie­les dreht. Könne(t)en sie noch, ist alles in Ord­nung. Aber für vie­le, beson­ders für die im Alten­heim, liegt fast jedes könn­te außer­halb der eige­nen Realität.

    zu C: So geht es mir auch. Hier in Däne­mark ist die Pfle­ge um Län­gen bes­ser und mensch­li­cher als in Deutsch­land. Aber selbst hier, wo es den Alten an fast nichts fehlt, möch­te ich lie­ber in mei­nen eige­nen vier Wän­den ster­ben. Denn die­se Tat­sa­che, das, so wie die Dänen sagen, nur sel­ten einer aus dem Pfle­ge-, bzw. Alten­heim aus­ge­schrie­ben wird, bleibt. Es ist die letz­te Lebens­sta­ti­on von so man­chem alten Men­schen. Ein Art von War­te­saal, nur dass man hier nicht auf Bahn oder Bus war­tet, son­dern auf den Tod. 

    Sie, lie­ber wvs, müs­sen sich aber kei­ne Sor­gen machen. Sie mögen zwar in Jah­ren schon etwas älter sein. Aber im Kopf, da wo das Alter(n) beginnt, sind Sie noch recht frisch. Ohne Ihr Bild im Hea­der Ihres Blogs, wäre ich nicht so schnell dar­auf gekom­men, dass Sie ein gan­zes Stück­chen älter sind als ich. Und wenn jetzt einer kommt und sagt, dass ich im Umkehr­schluss auch ein­fach nur im Kopf älter bin als ich Jah­re zäh­le, gehe ich sofort in Ren­te - falls man mich lässt. ;o)

    1. Hal­lo Olaf, das Kom­pli­ment schmei­chelt mir - und ich sage ein herz­li­ches "Dan­ke!". Es ist nun in die­ser Woche schon die zwei­te der­ar­ti­ge Ein­schät­zung und nun bin ich geneigt es als 'wahr' anzu­se­hen ;c)

      A: Ich fin­de es an der gan­zen Sache sehr bedau­er­lich, dass man­che zwar schon schwä­cher waren, aber doch durch die­se Pan­de­mie viel schnel­ler gehen muss­ten. Sie hät­ten mög­li­cher­wei­se noch ein paar schö­ne Jah­re vor sich gehabt.

      B: Anschlie­ßend an A klingt es irgend­wie para­dox wenn ich nun schrei­be: Ja, sol­che Fäl­le wie von Ihnen geschil­dert ken­ne ich auch - da kom­men die­se Bemer­kun­gen "Es ist genug, was soll denn noch kom­men?" Das sind nicht die, die gern 150 wür­den (so wie ich!) - und es liegt sicher dar­an, wie man gesund­heit­lich zu Wege ist. Krank und alt ist bestimmt nicht die beste Kon­stel­la­ti­on, eine völ­lig ande­re Situa­ti­on ist es, wenn durch schwe­re Erkran­kung das Leben zur Qual wird - da sind wir auf einer Wel­len­län­ge .... aber wem sag' ich das.

      Wenn es noch Her­aus­for­de­run­gen gibt bleibt man fle­xi­bel - und weil ich vor Jah­ren ein­mal gele­sen habe, dass schrei­ben (also Fin­ger­ko­or­di­na­ti­on mit dem Gehirn) das vor­zei­ti­ge Altern ver­hin­dert, schrei­be ich seit­dem wie wild einen Arti­kel nach dem anderen ....

      C: Wenn ich es ein­mal so betrach­te, wie es bei mei­nem kürz­lich ver­stor­be­nen Schwie­ger­va­ter und sei­nem Bru­der war, der nur drei Mona­te spä­ter starb obwohl er drei Jah­re jün­ger gewe­sen ist, dann muss ich sagen "Ja, so will ich es auch haben" - die Bei­den waren bis etwa 8 Tage vor ihrem Tod noch auf ihren eige­nen Füßen unter­wegs, zwar etwas lang­sa­mer als frü­her, aber stetig.

      Des­we­gen sind wir gera­de dabei wie­der ein (dies­mal alten­ge­recht gebau­tes) Haus als Mög­lich­keit in Betracht zu zie­hen, weil es nur über­teu­er­te Woh­nun­gen im Markt gibt, die das mög­lich machen - die Immo­bi­li­en­haie haben das "Woh­nen im Alter" als neue *profit*-Quelle ent­deckt und grei­fen scham­los zu! Wir haben Anfang der 90er unser letz­tes Haus ver­kauft weil wir dach­ten es wären zu vie­le m² - was falsch war war nicht die Flä­che, son­dern wie sie genutzt wur­de. Man lernt dazu, und so wird es beim näch­ste Mal ein bes­ser geeig­ne­tes Haus.

  2. Ich mag die Ant­wort von Olaf! Hier mei­ne eigene:

    Als mei­ne Tan­te im Senio­ren­heim leb­te, dach­te ich, dass das eigent­lich eine sehr schö­ne Umge­bung wäre. Ich hät­te mir gut vor­stel­len kön­nen, auch dort zu leben.
    Mei­ne Frau, die jah­re­lang in einem Senio­ren-Pfle­ge­heim gear­bei­tet hat, sieht das anders. Obwohl sie ihre Arbeit gemocht hat und frei­wil­lig bis 65 gear­bei­tet hat, möch­te sie lie­ber zuhau­se blei­ben. Und solan­ge wir bei­de leben, ist das auch die erstre­bens­wer­te Lösung, die gera­de jetzt in Zei­ten von Coro­na sehr gut funktioniert.
    Soll­te einer von uns bei­den ster­ben, wür­de mei­ne Frau viel­leicht bei einem unse­rer Kin­der unter­kom­men. Was ich machen wür­de, weiß ich nicht. Aber ich weiß dass mein Groß­va­ter väter­li­cher­seits bis zum 96. Lebens­jahr allein in einem Haus gelebt hat. Bei einem Lei­ter­sturz (um eine Glüh­bir­ne aus­zu­wech­seln) hat er sich ein Bein gebro­chen. Im Spi­tal ist er dann nach 3 Tagen gestor­ben. Da woll­te er nicht mehr.
    Also gro­ße Gedan­ken mache ich mir nicht.
    Unter unse­ren Freun­den gibt es sehr vie­le, wel­che die Coro­na-Iso­la­ti­on nicht beson­ders gra­vie­rend empfinden.
    Haus, Gar­ten, Pen­si­on sind gute Grund­la­gen. Inter­net-Ver­bin­dung eben­so. Bei mir kommt noch der Flü­gel dazu. 3 Stun­den Kla­vier­üben und min­de­stens 2 Bücher in der Woche lesen geben wir gera­de noch die Zeit zu kochen und neue Gerich­te aus­zu­pro­bie­ren. Drei Mal auf Holz geklopft: es soll nie schlech­ter werden.

    1. Nach­trag:
      Ohne ent­spre­chen­de Not wür­de ich aber das Haus nicht ver­las­sen wol­len. Das Wohn­zim­mer ist 45 m² groß und gera­de geeig­net, um von einem rich­ti­gen Kon­zert­flü­gel beschallt zu wer­den. Und ich kann Tag und Nacht spie­len, bzw. üben, ohne dass sich die Nach­barn aufregen.
      Das nen­ne ich Lebens­qua­li­tät. Vor allem dann, wenn mir heu­te mei­ne Frau sagt, dass ich so gut gespielt habe, dass es bes­ser nicht geht. Aber das stimmt natür­lich nicht. Ver­bes­se­rung ist immer mög­lich - und sie macht glücklich.

  3. Bis zuletzt ein akti­ves, selbst­be­stimm­tes Leben füh­ren und dann am besten im Schlaf ster­ben – das ist sicher so die Ide­al­vor­stel­lung der mei­sten Men­schen. Die Rea­li­tät sieht in Deutsch­land auf jeden Fall anders aus. Sta­ti­stisch exakt zu bele­gen ist das zwar wohl nicht, da es nur ansatz­wei­se Aus­wer­tun­gen des Ster­be­or­tes gibt, aber dem­nach ster­ben über 50 % im Kran­ken­haus und im häus­li­chen Umfeld etwas mehr als 14. Ster­be­fäl­le im Kran­ken­haus sind dann oft auch Men­schen, die vor­her pfle­ge­risch betreut wur­den. Mit zuneh­men­der Alters­er­war­tung steigt die Pfle­ge­be­dürf­tig­keit, so dass man sich dann viel­leicht doch inten­si­ver damit aus­ein­an­der­set­zen soll­te. Zwi­schen aut­ark daheim leben und nur noch mit allen Mit­teln am Leben erhal­ten zu wer­den gibt es eine gan­ze Men­ge Zwi­schen­stu­fen. Und dazu zählt dann auch z. B. eine Betreu­ung in einem Pfle­ge­heim, die sich durch­aus über einen sehr lan­gen Zeit­raum erstrecken kann (ich ken­ne Bewoh­ner, die 15 Jah­re und mehr in einem Pfle­ge­heim ver­bracht haben). Natür­lich ist so etwas immer mit Ein­schrän­kun­gen ver­bun­den – egal in was für einer Ver­fas­sung man ist. Aber je nach Pfle­ge­heim kann man dann doch noch eine recht ange­neh­me Zeit am Lebens­en­de ver­brin­gen. Des­we­gen wür­de ich mich bei­zei­ten infor­mie­ren, denn es gibt auch gute Pfle­ge­ein­rich­tun­gen (mit War­te­li­sten!) und nicht drauf ver­trau­en, dass man bis zum Ende sei­nes Lebens kei­ne Pfle­ge braucht.

    1. Wenn es auch nicht aus­drück­lich ange­spro­chen war: Mein Schwie­ger­va­ter hat 13 Jah­re im 'betreu­ten Wohnen'-Trakt eines Alten- und Pfle­ge­hei­mes gewohnt; aller­dings beschränk­te sich die 'Betreu­ung' auf die Rei­ni­gung sei­ner Woh­nung und in den letz­ten drei Jah­ren auf die Teil­nah­me am gemein­sa­men Mit­tags­tisch. Sein Bru­der hin­ge­gen leb­te seit dem Tod sei­ner Frau völ­lig allei­ne in sei­nem Haus, er hat­te ledig­lich eine Reinigungshilfe.

      Ich stim­me Ihnen zu, dass es bei Vie­len durch­aus sinn­voll ist - je nach Gesund­heits­zu­stand und der Fähig­keit sich selbst und die Woh­nung rein­lich zu hal­ten - sich recht­zei­tig, so lan­ge sie noch klar und rüstig genug sind, nach einer Mög­lich­keit umzu­se­hen, wenn es ein­mal nicht mehr allei­ne gehen sollte.

      Der wesent­li­che Nach­teil von Pfle­ge­ein­rich­tun­gen jeg­li­cher Art ist jedoch [nach mei­ner Vor­stel­lung] die tota­le Auf­ga­be der Selbst­be­stim­mung des Tagesablaufes:
      Ich könn­te mir nicht vor­stel­len dort ein­ge­glie­dert zu sein. Mein Tag beginnt ca. um 09:00h und geht bis 03:00h in der Nacht. Stel­len Sie sich das ein­mal im Ver­gleich zum übli­chen Heim­rhyth­mus vor. Oft schla­fe ich noch­mal am Nach­mit­tag wenn es im Alten­heim so rich­tig gesel­lig wird mit gemein­sa­mem Gesang der tra­di­tio­nel­len deut­schen Volks­mu­sik "Wenn alle Brünn­lein flie-hi-s-sen". Undenk­bar. Ich müss­te mein Leben, und was viel schlim­mer wäre, mein Den­ken & Ver­hal­ten völ­lig auf den Kopf stellen.

        1. So, wie es für man­che schon immer bes­ser war wenn man ihnen 'ange­schafft' hat was zu tun ist ver­brin­gen sie dann ihre letz­ten Jah­re .... ich kann Sie ver­ste­hen, und es wäre wahr­schein­lich für eher selbst­be­stimm­te Natu­ren ein vor­zei­ti­ger, beschleu­nig­ter Abgang.

      1. Muss ich zuge­ben, das sind für mich die Hor­ror­vor­stel­lun­gen jeg­li­cher Art von Betreuuungs­ein­rich­tun­gen - ob nun z. B. Tages­kli­nik (für psy­chisch Ange­schla­ge­ne), Kuren oder anderes.
        Man darf dann nur noch deren Tages­rhyth­mus mit­le­ben, sonst kriegt man gehö­rig den Marsch gebla­sen, und dann darf man auch noch ihre geist­lo­sen Grup­pen­tä­tig­kei­ten mit­ma­chen, was für mich in etwa so ist wie eine intel­lek­tu­el­le Belei­di­gung. (Und wenn es um Musik geht, wird man am besten noch deut­schem Schla­ger aus­ge­ge­setzt - entsetzlich!)

        1. Bei der ersten und ein­zi­gen Kur die ich jemals ange­fan­gen habe bin ich ins­ge­samt nur sechs Tage von den sechs Wochen gewe­sen und habe mich dann 'selbst' ent­las­sen. Eine irri­tier­te Ärz­tin zurück­las­send, die das noch nie erlebt hat­te, weil die mei­sten Pati­en­ten eher nach Grün­den such­ten län­ger als die sechs Wochen blei­ben zu können.
          Gefrüh­stückt habe ich da nie, und Mit­tags aß ich wie ein Vögel­chen. Abends gab es dann nicht genug für mich, der ich doch gewohnt bin abends die war­me Haupt­mahl­zeit zu essen.

      2. @ wvs

        Essen wäre auch so eine Sache, bei der ich nicht wüss­te wie das nach jet­zi­gen Kri­te­ri­en lau­fen wür­de... Seit Jah­ren esse ich nur noch äußerst sel­ten Brot, ein Stan­dard von mir als gro­ße Mahl­zeit ist "Salat" (und heißt bei mir in der Regel: Bun­te Blät­ter, Fisch, Mais­kör­ner und Öl ver­mengt) und wenn ich mal beim Kochen auf etwas eige­nes Appe­tit habe, dann wird es ent­we­der "habe mir fest etwas in den Kopf gesetzt, das will ich unbe­dingt jetzt mal wie­der essen!", irgend­wel­ches Fleisch in die Pfan­ne hau­en oder DIY-Expe­ri­men­te, wo ich mir irgend­was aus­ge­dacht habe, von dem ich den­ke, dass es schmecken könnte.
        Gera­de die Salat-Zusam­men­stel­lung wür­de ich bestimmt nir­gends krie­gen, weil die eine Eigen­krea­ti­on von mir ist, weil ich kein Dres­sing mag...

        Sol­che Leu­te, die ihre Kuren oder Kli­nik­auf­ent­hal­te am lieb­sten noch ver­län­gern wol­len, ver­ste­he ich gar nicht.
        Kei­ne Ahnung, viel­leicht habe ich auch zu vie­le Mecha­nis­men in mir, um mich selbst zu beschäf­ti­gen... Die Art von Beschäf­ti­gungs­the­ra­pie, die dort jeden­falls oft gemacht wird, eher wirkt die stö­rend oder krank­ma­chend, weil ich dann auch ein­mal sol­chen tri­via­len Unsinn mit­ma­chen müss­te oder mit viel zu vie­len Men­schen einen auf pseu­do­glück­lich machen müss­te, was ich unter den Bedin­gun­gen nicht bin.

        (Klei­ne Off­topic-Über­le­gung: Die ersten Com­pu­ter­ent­wick­ler und -pro­gram­mie­rer wer­den ja auch lang­sam alt... Wol­len se die auch mit Sing­sang vom Holz­mi­chl beschäf­ti­gen? Die wer­den doch davon regel­recht krank - schlim­mer als wenn man denen noch 'nen alten funk­tio­nie­ren­den Brot­ka­sten auf­treibt und sie täg­lich damit arbei­ten oder spie­len lässt... Genau­so wie wenn Opa ein Tech­no-Pio­nier war und der ger­ne täg­lich sei­ne Samm­lung von alten Club-Schall­plat­ten auflegt.)

        1. Rich­tig, es sind ja so vie­le Lebens­be­rei­che, die man im Lau­fe sei­nes Lebens ord­net und in bestimm­ter Art aus­zu­füh­ren gewohnt ist. Das fällt in einer Gemein­schafts­un­ter­kunft weg - und wer dort sein Leben lang leb­te wür­de es bestimmt nicht anders wol­len. Wer aber ein­mal anders gelebt hat wird es als Ein­schrän­kung sehen.

          Bei dem oben beschrie­be­nen Kur­auf­ent­halt kam noch dazu, dass es jeweils am Vor- und Nach­mit­tag eine ein­zi­ge "Anwen­dung" (Mas­sa­ge, Was­ser­gym­na­stik, phy­sio­the­ra­peu­tisch beglei­te­te Gym­na­stik, etc.) gab - anson­sten war der Tag öd und leer! Ich habe in den paar Tagen die ich dort war mehr als zehn Bücher gekauft & gele­sen. Wenn man es von daher betrach­tet war es erträg­lich, ledig­lich finan­zi­ell aufwändig.

      3. Und man stel­le sich vor, man müss­te die­se Alten­heim­jah­re, die einem mög­li­cher­wei­se bevor­ste­hen, auch noch in einem Dop­pel­zim­mer mit einem wild­frem­den Men­schen ver­brin­gen! (Ich bin nicht sicher, ob alle Alten­hei­me in den letz­ten Jah­ren auf Ein­zel­zim­mer umge­stellt haben.) Also, da wür­de ich ja sogar "Rose­stock, Hol­der­blüh" in Kauf neh­men, wenn mir dadurch das Dop­pel­zim­mer erspart bliebe!

      4. @ iGing

        In dem Alten- und Pfle­ge­heim, in dem mei­ne Schwie­ger­mut­ter zuletzt war (da wo mein Schwie­ger­va­ter im 'betreu­ten Woh­nen' leb­te) gab es zwei Kate­go­rien, die preis­lich ver­schie­den waren: Ein­zel­zim­mer und Doppelzimmer.

        Das Pro­blem bei Dop­pel­zim­mern ist, dass sich bei bestimm­ten Dia­gno­sen (bspw. Demenz) eine - unbe­grün­de­te - Furcht vor Dieb­stahl ein­stellt und dass das zu erheb­li­chen Pro­ble­men füh­ren kann. 

        Ich hal­te Dop­pel­zim­mer für eine unzu­mut­ba­re Form der Unterbringung.

      5. Genau, Dop­pel­zim­mer ist abso­lut inak­zep­ta­bel! Sol­che Dieb­stahl­vor­wür­fe wur­den mei­ner Tan­te gegen­über auch erho­ben, als sie das Zim­mer mit einer demen­ten Mit­be­woh­ne­rin teilte.

        1. Mei­ne Infos waren also kor­rekt, das ist gut zu wis­sen, denn sie stam­men von den Teil­neh­mern aus Kur­sen für Pfle­ge­kräf­te (Alten­pfle­ge­schu­le), die ich als ich noch arbei­te­te unter­rich­tet habe [Ana­to­mie, Phy­sio­lo­gie, Patho­phy­sio­lo­gie, Phar­ma­ko­lo­gie, etc.]. Da berich­te­ten die Teilnehmer:innen aus ihren Prak­ti­ka und der Situa­ti­on in ver­schie­de­nen Pfle­ge­hei­men. Das ist natür­lich nicht so ohne wei­te­res als tat­säch­lich anzu­neh­men, wenn man es nicht selbst gese­hen hat - da es aller­dings bei mei­ner Schwie­ger­mut­ter und der Frau des Onkels mei­ner Frau eben­so ver­mit­telt wur­de, muss es wohl so stim­men (ich hat­te es für sym­pto­ma­tisch bei Demenz auch gelesen).

    2. Um so wich­ti­ger ist es, dass man sich recht­zei­tig infor­miert. In der Ein­rich­tung mit der ich zusam­men­ar­bei­te (ich mache die Bewoh­ner­zeit­schrift und habe dadurch auch viel Kon­takt mit den Bewoh­nern) sind alle Ver­an­stal­tun­gen oder Beschäf­ti­gungs­an­ge­bo­te fakul­ta­tiv. Trotz gro­ßer Ein­rich­tung wird auch bei den Mahl­zei­ten auf die indi­vi­du­el­len Wün­sche und Vor­lie­ben ein­ge­gan­gen. Ein war­mes Abend­essen ist da zwar nur in Aus­nah­me­fäl­len drin, aber es gab z. B. mal eine Bewoh­ne­rin, die ihre Mahl­zeit nur aß, wenn sie auf einem war­men Tuch ser­viert wur­de und so bekam sie es dann auch. Es gibt eine Salat­bar mit schät­zungs­wei­se 20 ver­schie­de­nen Zuta­ten, an der man sich selbst bedie­nen kann oder sei­ne Order gibt. Der Restau­rant­chef (und ein ander Restau­rant­an­ge­stell­ter) hat vor­her in einem 5-Ster­ne-Hotel­re­stau­rant gear­bei­tet. Mit ande­ren Wor­ten auch bei Senio­ren­hei­men geht teil­wei­se viel mehr, als man sich viel­leicht vor­stel­len kann.

      1. Dan­ke für die Erläu­te­run­gen und Dar­stel­lung der Möglichkeiten. 

        Es wird doch bestimmt eine Abstu­fung geben, die mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit finan­zi­el­ler Natur ist .... ich den­ke, man soll­te das der Ver­deut­li­chung hal­ber min­de­sten mit erwäh­nen, denn die Hei­me, die ich bis­her ken­nen gelernt habe, waren anders struk­tu­riert als die von Ihnen geschil­der­ten Einrichtungen.

  4. Die Kosten für die­se Ein­rich­tung bewe­gen sich im mitt­le­ren Bereich für hie­si­ge Ver­hält­nis­se. Grund­sätz­lich hat aber jeder hier­für Anspruch auf Sozi­al­lei­stun­gen (abzüg­lich des Anteils von Unter­halts­ver­pflich­te­ten). Das Pro­blem ist wirk­lich eher auf­grund der lan­gen War­te­zei­ten einen Platz in einem guten Pfle­ge­heim zu bekommen.

    1. Ich bin immer wie­der erstaunt bei wel­chen monat­li­chen Kosten wir ange­kom­men sind. In der Ein­rich­tung, in der mein Schwie­ger­va­ter zuletzt ca. einen Monat war (da hat­te er par­al­lel noch sei­ne "Betreu­tes-Woh­nen-Woh­nung"), koste­te das Ein­zel­zim­mer 3.200,-€ / Monat. Das sind Prei­se wie in einem Hotel der höhe­ren Mit­tel­klas­se - was sich in den Räum­lich­kei­ten nicht wider­spie­gel­te. Selbst sei­ne sehr gute Ren­te plus Zusatz­ver­sor­gung von sei­nem letz­ten Arbeit­ge­ber (NordLB), die in etwa noch­mal fast den glei­chen Betrag aus­mach­te hät­te da nicht gereicht die Kosten abzudecken.
      Da ist es noch preis­wer­ter und für die Selbst­be­stim­mung bes­ser, wenn man zu Hau­se betreut wird - immer vor­aus­ge­setzt, man ist noch 'klar im Kopf'.

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