Quatscherkennungspaket

Trifft man auf Aus­sa­gen, die zunächst plau­si­bel klin­gen, bei nähe­rer Betrach­tung dann aber ins Absur­de abglei­ten, steht man vor dem Pro­blem zu erklä­ren, war­um etwas nur "Quatsch" oder "Geschwätz" sein kann .... wir Hes­sen sagen dazu aller­dings 'bleed Gebab­bel'.
 

Da kommt uns ein soge­nann­tes "Quat­scher­ken­nungs­pa­ket" zu Hil­fe, das ein US Skep­ti­ker mit Stu­den­ten ent­wickelt hat.
 Ich schrei­be hier nur die Über­set­zung auf, wenn Sie Inter­es­se haben emp­feh­le ich die Ursprungs­sei­te anzu­klicken und dort den Ori­gi­nal­text (Eng­lisch) mit Abbil­dung anzu­se­hen.
 

Hier also nun die Über­set­zung:
 
Das Quat­scher­ken­nungs­pa­ket wird ver­wen­det, um Aus­sa­gen zu ana­ly­sie­ren und die Wahr­schein­lich­keit zu bestim­men, ob sie Geschwätz oder gül­tig sind. Schau­en wir uns die­se Menue­vor­schlä­ge an, als wür­den wir ein Quatsch­sand­wich berei­ten. Lecker!
 

  1. 1. Wie zuver­läs­sig ist die Quel­le der Aussage?
  2. 2. Macht die Quel­le ähn­li­che Angaben?
  3. 3. Wur­den die Behaup­tun­gen von jemand ande­rem überprüft?
  4. 4. Pas­sen die The­sen zur Funk­ti­ons­wei­se der Welt?
  5. 5. Hat jemand ver­sucht, die­se Behaup­tung zu widerlegen?
  6. 6. Wohin deu­ten die über­wie­gen­den Beweise?
  7. 7. Hält sich die Beweis­füh­rung an die Regeln der Wissenschaft?
  8. 8. Wer­den posi­ti­ve Bewei­se für den Anspruch geliefert?
  9. 9. Erklärt die neue Theo­rie so vie­le Phä­no­me­ne wie die alte Theorie?
  10. 10. Trei­ben per­sön­li­che Über­zeu­gun­gen den Anspruch an?

 

Wenn der­je­ni­ge, der eine Behaup­tung auf­stellt, nicht all die­se Fra­gen beant­wor­ten kann, ist es wahr­schein­lich Quatsch!
 

 

Kommentare

  1. Klingt ein wenig wie der Satz an Punk­ten wie man Quel­len behan­delt, den einem damals der Geschichts­leh­rer gegeben/eingetrichtert hat...
    Das war in etwa das­sel­be, nur auf 4 Punk­te verkürzt.
    Mal sehen, ob ich das noch zusammenkriege...

    1.) Was sagt eine Quel­le aus?

    2.) Wer sagt es aus? (von wem kommt es)

    3.) Ein­ord­nung in den grö­ße­ren Kon­text: Wer ist das? Zu wel­che Grup­pie­rung oder Inter­es­sen­ge­mein­schaft gehört der Ver­fas­ser? (*Ich glau­be, so in etwa ging der Punkt.)

    und 4.) Ein­ord­nung in das Zeit­ge­sche­hen. Was war in der Zeit, aus der die Quel­le stammt, all­ge­mein für eine Stim­mung? Was war der Zeit­geist? Was war der all­ge­mei­ne Brauch, die all­ge­mei­ne Kultur?
    Was hat dies jeweils für eine even­tu­el­le Vor­ge­schich­te? (*Ich glau­be, so ging die­ser Punkt.)

    War jeden­falls taug­lich, um so ziem­lich alles aus­ein­an­der zu neh­men, und sich in der Regel dar­über inner­lich einig zu wer­den, ob dort jemand eine per­sön­li­che oder eine Äuße­rung im Rah­men sei­ner Grup­pie­rung tätigt und ob die­se Objek­ti­vi­tät und Fach­lich­keit genü­gen kann.

    1. Dan­ke für die Alter­na­ti­ve - noch dazu kür­zer .... es kommt ja schluss­end­lich nicht dar­auf an wie lang die Liste der Fra­gen ist, die man zur Erken­nung von sol­chen ver­rück­ten The­sen verwendet.
      Wich­tig ist, über­haupt stets die Fra­ge nach der Plau­si­bi­li­tät zu stellen:
      Ist das nach all­ge­mei­ner Lebens­er­fah­rung irgend­wie ver­gleich­bar und möglich?
      Da schei­det es sich doch meist schon mit dem einen Schritt.

      [Ich habe das hier auf­ge­nom­men weil das Ori­gi­nal didak­tisch blen­dend auf­be­rei­tet ist - die Ana­lo­gie zur Sand­wich­zu­be­rei­tung 'haf­tet' im Gedächt­nis, bes­ser jeden­falls, als eine rei­ne Textaufzählung.]

      PS
      Mein Geschichts­leh­rer hat uns Text im Geschichts­buch lesen las­sen und der­weil selbst Maga­zi­ne wie Spie­gel gele­sen, neben sich eine Fla­sche Wod­ka (im Klas­sen­zim­mer!), aus der er ab und an einen Schluck nahm .... da feh­le zu sei­nem Glück wohl nur noch (s)eine Gau­loi­se im Mundwinkel .... 

      1. Oh, so war mei­ner gar nicht drauf... Der hat­te als Fächer­kom­bi­na­ti­on, die er unter­rich­ten durf­te, Geschichte/Philo/Geografie (ich glau­be, letz­te­res hat­te der auch noch dazu), und in sei­nen Fächern war er schon, was man im Neu­deut­schen als "Nerd" bezeich­nen wür­de. Wuss­te viel und ist auch bei Wan­der­ta­gen nicht ganz so sehr damit zufrie­den gewe­sen, wenn nur eine rei­ne Ver­gnü­gungs­fahrt dabei gemacht wurde.
        Mensch­lich aber durch­aus auch zugänglich.
        Ich wür­de sogar sagen, auch der war (und ist auch bestimmt heu­te noch) nicht mit allem so ein­ver­stan­den, was hier und in der Welt so vor sich geht.
        Ihm schien das näm­lich wich­tig zu sein, dass man bei ihm 'raus­geht und sich der Gewiss­heit gewahr ist, dass man nicht blind alles glau­ben soll, was einem erzählt wird, und dass man sein eige­nes Gehirn ein­schal­ten sollte.
        (Zur Erklä­rung: Ich hat­te das Glück, den Mann von etwa der 9ten Klas­se durch­gän­gig bis dann zuletzt in der 12ten als Geschichts­leh­rer zu haben)
        Zum Bei­spiel war dem das in der 10ten wich­tig, dass man von der deutsch-deut­schen Nach­kriegs­ge­schich­te mal was gehört hat - ander­er­orts ist teil­wei­se bei WWII Schluss und dann war's das.
        Ich glau­be, das war in der Ober­stu­fe, da hat der auch mit uns mal das Expe­ri­ment gemacht, dass er mit uns mal einen Blick ins Stan­dard-DDR-Geschichts­buch gewor­fen hat, um so zu anschau­lich zu machen wie unter­schied­lich doch Inter­pre­ta­tio­nen von geschicht­li­chen Ereig­nis­sen daher­kom­men kön­nen. (Mir ist das so hän­gen geblie­ben als "Schaut mal, wie's gehen kann. Das kann auch mit heu­ti­gen Ereig­nis­sen irgend­wann ein­mal so sein! Nichts ist davor gefeit!".)
        Mensch­lich, aus mei­ner Sicht, muss ich sagen, in der Ober­stu­fe hät­te es mich wahr­schein­lich nicht bes­ser tref­fen kön­nen als ihn als Ver­trau­ens­leh­rer zu haben. Denn der war so ein Typ Mensch, dem du auch was an sich har­tes oder schwer­wie­gen­des sagen konn­test, ohne dass der gleich hyper­ven­ti­liert hat oder ver­sucht hat, es dir mit jeder Men­ge Posi­ti­vis­mus auszureden.
        Ich glau­be, dass der in den spä­ten Jah­ren mal "einen Spa­zier­gang" mit mir gemacht hat, das hät­te er nicht gemusst, aber er woll­te selbst aus erster Hand wis­sen, was los ist.
        Dem konn­te man auch so was offen sagen wie "Es ist wie in Ramm­steins Song "Spring" - da steht einer auf der Brücke und unten johlt die Men­ge, dass der Scheiß­typ doch end­lich sprin­gen soll; sie wol­len was zu sehen krie­gen. Und (bizar­rer­wei­se) kommt kei­nem von denen in den Sinn, auch nie­mand Außen­ste­hen­dem, was das für eine kran­ke Num­mer ist, die sie da eigent­lich abziehen.".

        Bin ihm nur lei­der schon diver­se Jah­re nicht mehr begeg­net (weil wir nicht in der sel­ben Stadt leben); wäre manch­mal even­tu­ell inter­es­sant, was er zu jet­zi­gen Ereig­nis­sen mei­nen wür­de. (Ja, der Mann ist noch aktiv im Lehrdienst.)

        Sein Stan­dard-Spruch war immer in etwa so: "Wir leben in span­nen­den Zeiten."

        1. Da haben Sie aber mäch­tig Glück gehabt! Wenn ich mich an man­che mei­ner Leh­rer erin­ne­re kommt ein ande­res Bild heraus .... 

          Bei­spiels­wei­se ein Eng­lisch­leh­rer, der es nicht ertra­gen konn­te, dass ich nach mei­nem Aus­tausch­jahr in USA bes­ser Eng­lisch sprach als er - und der mir des­we­gen nur Gram­ma­tik­fra­gen im münd­li­chen Abitur stell­te, weil er wuss­te, dass ich da natür­lich schwä­cher war .... die Bei­sit­zer haben mir schließ­lich die Note geret­tet, weil sie die Absicht erkann­ten und offen­bar eben­so absto­ßend fan­den wie ich die­sen Lumpen. 

          Oder der Deutsch- und Latein­leh­rer, der mir, weil ich beim Über­gang in die Ober­stu­fe Latein abwäh­len konn­te, als letz­te Note noch ein 'aus­rei­chend' rein­würg­te, und zwar wegen 'man­geln­der Betei­li­gung im Unter­richt' (soge­nann­te "münd­li­che Note") weil er es über die Noten der Klas­sen­ar­bei­ten nicht geschafft hät­te. Spä­ter hat­te ich ihn noch ein Jahr in Deutsch .... und raten Sie mal, wel­che Note ich da bekam. Bis mein Vater ein Gespräch mit dem Direk­tor hat­te. Da war ich schon zwei Jah­re Chef bei unse­rer Schü­ler­zei­tung und all­ge­mein wur­den mei­ne Arti­kel gelobt ....

      2. Es gab auch wel­che zwi­schen­durch, da hat man 3 Kreu­ze im Kalen­der gemacht, als man die los wur­de oder schließ­lich in der Ober­stu­fe dann die Fächer abwäh­len konn­te, wo einem die mit nicht gerin­ger Wahr­schein­lich­keit begeg­nen konnten...
        Bei mir war das zum Bei­spiel die Frau, bei der ich ab der 8ten (? glau­be ich) Deutsch hat­te und die ich auch bis zur 10ten nicht in Musik los­ge­wor­den bin. Der Frau konn­te man es irgend­wie nicht recht machen... Die hat es auch nicht hin­ge­kriegt, dass man all in den Jah­ren Noten lesen gelernt hat. (Ab ca. der 8ten in Deutsch, weil die alte Leh­re­rin zur 7ten etwa in Ren­te ging. - Mit der hät­te es sich bestimmt gut leben las­sen, auch nach fach­li­chen Kriterien.)
        Ab der 11ten waren eini­ge Din­ge sowie­so ein Rou­lette, wen man zuge­teilt bekommt, weil ja zwei Schu­len in dem Jahr ent­gül­tig fusio­nier­ten, und weil wegen G12 - wie das System hier gestal­tet war - noch mal rich­ti­ge Klas­sen­ver­bän­de gebil­det wer­den muss­ten. Jeden­falls für die Haupt­fä­cher Mathe, Deutsch, Geschich­te (u. polit. Bil­dung) - 1ste Fremd­spra­che waren dann schon wie­der die­se typi­schen Kurs­un­ter­tei­lun­gen, und bei den Natur­wis­schaf­ten auch, weil da ja nicht mehr ein­heit­lich jeder zwin­gend das Glei­che beleg­te oder zur glei­chen Zeit im indi­vi­du­el­len Stun­den­plan Zeit hatte.
        Ach ja - die gan­zen oben genann­ten Fächer mit 4 Wochen­stun­den; in etwa so wie mit den frü­he­ren Lei­stungs­kur­sen im alten System mit jeweils 5 Wochenstunden.

        Deutsch in der Ober­stu­fe bin ich damals auch irgend­wie abge­sackt - in der Prü­fung bin ich eigent­lich nur um eine münd­li­che Nach­prü­fung her­um­ge­kom­men, weil die Note vom 4ten Seme­ster gleich schlecht war wie die Prüfungsnote.
        Ich muss sagen, ich glau­be, ich kam damals mit dem Stil mei­ner Deutsch­leh­re­rin nicht zurecht, die ich in den zwei Jah­ren hat­te - und mit die­sem stän­di­gen "schaff dir eine USB-Schnitt­stel­le im Genick an, da hast du dein Wis­sen wenig­stens griff­be­reit anstatt es noch zu ver­su­chen, es mühe­voll zu ler­nen und dann bleibt doch nichts hän­gen". Ich wür­de jeden­falls sagen, G12 hat sich in Deutsch, mei­ner Auf­fas­sung nach, sehr bemerk­bar gemacht - Din­ge wur­den und muss­ten viel zu schnell abge­han­delt wer­den, da kam man irgend­wann ein­fach nicht mehr hinterher...
        Der Frau mache ich des­we­gen auch kei­ne Vor­wür­fe. Ich glau­be, es pass­te ein­fach nicht, und dann halt eben die Art wie die Lehr­plä­ne umge­stal­tet wur­den - 1 Jahr zum ler­nen weg­ge­nom­men, das war's, das war die gan­ze "Umstruk­tu­rie­rung"...

        Einen Fak­tor wür­de ich da auch noch sehen, und der ist, dass da schon das Krank­sein in mei­nem Kör­per her­um­ru­mort hat. Denn es war ja kein hal­bes Jahr nach dem Ende der Schu­le, dass es den ersten unmiss­ver­ständ­li­chen Gruß davon gab... Das stän­di­ge Müde­s­ein und stän­dig Schla­fen oder Dösen, wenn man mal 5 Minu­ten Frei­zeit hat, das war ja da so ziem­lich min­de­stens im gan­zen letz­ten Schul­jahr schon "on".

        Denn, dass ich sprach­lich nicht dumm war, konn­te man an der Eng­lisch-Note erken­nen - die war in der Vor­no­te gut als auch in der Prü­fung, auch auf Lei­stungs­kurs­ni­veau abgelegt.

        (Ich musss auch sagen, ich glau­be, ich habe mir damals mei­ne Prü­fun­gen sehr stra­te­gisch zusam­men­ge­stellt, was ich auf wel­chem Anfor­de­rungs­ni­veau able­ge. Zum Bei­spiel als münd­li­che Prü­fung habe ich lie­ber so ein Fach wie Phi­lo genom­men, weil man dar­in mit einer guten Wahr­schein­lich­keit ein The­ma erwi­schen kann, wel­ches aktu­el­len Bezug hat und wo man aus dem Steh­greif etwas zusam­men­ar­gu­men­tie­ren kann. Wenn man dabei mit offe­nen Augen und Ohren her­um­läuft, ist das eine Auf­ga­be, die so in der Form gut zu schaf­fen ist. Anders als bei Fächern, wo man höchst­wahr­schein­lich aus dem Steh­greif einen Vor­trag über ein The­ma ablie­fern muss, wofür man das Wis­sen von 4 Seme­stern aus­wen­dig kön­nen soll­te - und wel­ches dann genau eines ist, wo man plötz­lich auf dem Schlauch steht und sich dort einen abstammelt.
        Eng­lisch pack­te ich zu den 2 Fächern, die man auf Lei­stungs­kurs­ni­veau able­gen muss­te, weil das ein sehr star­kes Fach war; da konn­te nicht viel schief gehen, mei­ner Mei­nung nach. - War ja dann auch prak­tisch, weil Deutsch dann auf dem sel­ben Niveau nicht so gut aus­fiel, aber man nicht in die Gefahr geriet, sei­ne Min­dest­punkt­zahl zum Bestehen nicht zu erreichen.
        Bei den ande­ren bei­den dann, die man schrift­lich auf Grund­kurs able­gen muss­te, hat­te ich mir von den Muss-Fächern, die unbe­dingt auf irgend­ei­nem Schwie­rig­keits­ni­veau abge­legt wer­den muss­ten, die­je­ni­gen oder sol­che aus­ge­sucht, wo ich wuss­te, das dürf­te so zu schaf­fen sein ohne Pro­ble­me, und für die ist die schrift­li­che Form die bes­se­re Form. - Lustig war bei mei­ner münd­li­chen Prü­fung dann, weil die Leh­re­rin, bei der ich in der Ober­stu­fe Unter­richt hat­te, nicht prü­fen durf­te, weil ihr eige­nes Kind im Abschluss­jahr­gang war, dass es dann ein Wie­der­se­hen mit mei­nem genann­ten Geschichts­leh­rer als Ersatz gab, weil der ja auch Phi­lo unter­rich­ten durf­te... Das war aber nicht unan­ge­nehm, viel­leicht sogar bes­ser so, und ich den­ke, ich muss auch die ande­ren 3 Leh­rer, die da saßen und einen bewer­ten soll­ten, gut über­zeugt haben, weil wenn am Ende 'ne rela­tiv hohe Punkt­zahl - also eine rech­te gute Note - dabei her­aus­kommt, dann müs­sen die ja alle eine recht ähn­li­che Mei­nung gehabt haben. Der Plan ging in dem Punkt also voll auf, bes­ser sogar als kalkuliert...)

      3. Ist es nicht irgend­wie span­nend, wenn man so hört liest wie es andern­orts genau sol­che *Ori­gi­na­le*, schlech­te Päd­ago­gen und unin­ter­es­sier­te, abge­stumpf­te Lehr­kräf­te gab & wohl immer noch gibt?

        Was mich dabei wun­dert ist die Tat­sa­che, dass trotz all der Schwä­chen des Schul­sy­stems immer noch ganz pas­sa­ble Ergeb­nis­se am Ende der Schul­zeit erreicht werden. 

        Wahr­schein­lich sagen sich vie­le Schü­ler: "So will ich nicht enden" und stren­gen sich umso mehr an, je schlech­ter die *Vor­bil­der* sind!

      4. Ich ver­mu­te, das soll­te man wohl unter "indi­vi­du­el­le Reserven/Ressourcen" verbuchen.
        Wenn noch eine eini­ger­ma­ßen gute und/oder poten­te Basis vor­han­den ist, dann lässt sich dar­aus trotz­dem was machen, auch wenn die Leh­rer in der Schu­le mehr Hin­der­nis als Hil­fe sind.

        Ein biss­chen hat man es näm­lich in der Ober­stu­fe erlebt, als man mit einem oder ande­ren Leh­rer nun zu tun hat­te, den man von vor­her gar nicht kann­te, und da stell­te sich die Per­son als "nicht durch­set­zungs­fä­hig" her­aus, das Ler­nen lief trotz­dem irgend­wie - aller­dings, erst sobald sich die Stö­re­nie­de aus dem Kurs ver­ab­schie­de­ten und ein­fach regel­mä­ßig blau machten.
        Wenn man es näm­lich gewohnt ist, zu sei­nen Unter­richts­stun­den auf­tau­chen zu müs­sen, sonst setzt es was, und dann plötz­lich hat man einen Leh­rer, bei dem das scheiß­egal ist, aber man ist dar­an inter­es­siert, sein Abitur zu schaf­fen, dann bleibt man trotz­dem und ver­sucht, zuzu­hö­ren. Weil einem das zuvor ande­re so ange­wöhnt haben. (Natür­lich geht das Ler­nen in der Situa­ti­on nur, wenn die Krach­ma­cher nicht im Raum sind, son­dern wirk­lich nur noch die Inter­es­sier­ten da sind.)
        Fand ich zumin­dest, dass man die­se Ange­wohn­hei­ten aus den vor­he­ri­gen Jah­ren in 2 Jah­ren Ober­stu­fe mit teil­wei­se ande­ren Per­so­nen als Leh­rer nicht mehr los wur­de, egal wie schlecht die im jewei­li­gen Fall dann auch waren...

        Ins­ge­samt, wenn ich aber was übers Gym­na­si­um heu­te sagen soll, muss ich zuge­ben, in der Regel wer­den die Kin­der der loka­len Mit­tel­schicht dort hin­ge­schickt. Wel­che aus den unte­ren Ein­kom­mens­schich­ten oder gar aus Hartz sind sehr wenig ver­tre­ten. Das merkt man näm­lich, wenn man selbst aus die­ser Schicht kommt und in gesetz­te­rem Alter rea­li­siert, war­um die ande­ren sol­che Son­nen­schein­kin­der sind.
        In deren Leben kamen vie­le Sor­gen und per­sön­li­che Pro­ble­me ein­fach nicht vor, die so ein Unter­schich­ten­kind wahr­schein­li­cher haben kann.
        Des­we­gen wird aus denen aller­dings auch mehr als aus einem selbst - haben mit weni­ger Bal­last jeg­li­cher Art zu tun und haben immer wie­der diver­se Hel­fer und Zulie­fe­rer oder Geld, um sich im Leben die Lei­ter mun­ter auf­wärts zu bewegen...

        Ich kann bei mir näm­lich auf meh­re­re Bei­spie­le als Ver­gleich blicken (nicht zwin­gend gleich­alt, aber ent­we­der kann­te man die vom Sehen und beim Namen und hat das unwei­ger­lich mit­be­kom­men, wel­chen Kar­rie­re­weg die gin­gen, oder im Nach­hin­ein bin ich in den Jahr­buch­aus­ga­ben, die sich in mei­nem Besitz befin­den, fün­dig geworden.)
        Da sind schon mal zwei dabei, die in die Poli­tik gegan­gen sind, und einer, des­sen Namen ich mal vor eini­ger Zeit beim Stö­bern im Stadt­an­zei­ger unter den Not­ver­tre­tun­gen der Zahn­ärz­te gefun­den habe (der Vor­na­me bei der betref­fen­den Per­so­nen ist sehr signi­fi­kant und sel­ten, daher kann da kein Zwei­fel bestehen, dass es sich um die Per­son han­delt, die ich damit assoziiere).

        So was ist alles mög­lich, wenn man durch die offe­ne Tür nur 'rein­spa­zie­ren muss, und nicht noch dafür kämp­fen muss, dass sie einem offen steht oder man selbst gar erst lau­fen kann, um einzutreten...

        1. Es ist sehr bedau­er­lich, wenn immer noch sol­che Unter­schie­de im Zugang zu höhe­rer Bil­dung vor­han­den sind - das soll­te doch schon seit Jahr­zehn­ten vor­bei sein! Zu mei­ner Zeit war das so: Kin­der konn­ten sich zu einer Prü­fung mel­den, um ins Gym­na­si­um auf­ge­nom­men zu wer­den. Das ging eine Woche lang, fünf Tage, und es wur­de nicht nur aka­de­misch beur­teilt, son­dern auch Sport und all­ge­mei­ner Ent­wick­lungs­stand - Psy­cho­lo­ge & Team waren ver­füg­bar - war mit in die Auf­nah­me­kri­te­ri­en ein­be­zo­gen. Das Ver­fah­ren wur­de offen kom­mu­ni­ziert, sodass kei­ne Mau­sche­lei statt­fin­den konn­te [das pas­sier­te manch­mal, wenn nach der Auf­nah­me erste Schwä­chen zum Vor­schein kamen]. Es wur­den zwei Klas­sen ("Sex­ta") mir ca. 30 Schü­lern gebil­det. Waren weni­ger Schü­ler im Stadt­ge­biet (= Ein­zugs­ge­biet des Gym­na­si­ums) durch­ge­kom­men blieb es dabei. Durch­ge­fal­le­ne hat­ten erst im Fol­ge­jahr wie­der eine Chan­ce. Aus mei­ner Grund­schul­klas­se von 28 Schü­lern waren acht in der Prü­fung, drei kamen 'durch'.

          Lei­der hat man spä­ter in Hes­sen (zumin­dest, ich weiß nicht wie es andern­orts gehand­habt wur­de) das System ver­wor­fen und zuge­las­sen wer eine "Emp­feh­lung" der Grund­schu­le hat­te .... schlecht, ganz schlecht, weil das zwar den so genann­ten 'unte­ren Klas­sen' den Zugang erleich­tern soll­te, aber häu­fig dazu führ­te, dass Unter­neh­mer-, Arzt- und Anwalts­kin­der rein gescho­ben wur­den, die bei Prü­fungs­sy­stem kei­ne Chan­ce gehabt hätten. 

          Was die SPD damals im Sinn hat­te schlug also genau ins Gegen­teil um.
          So wie es auch heu­te noch pas­siert, wenn man bei denen anfängt 'zu denken'.
          Meist kommt dann Murks raus, oder etwas, was die CDU & Kon­sor­ten freut ....

      5. An der Stel­le allein greift ja schon, dass jedes Bun­des­land das für sich anders gere­gelt hat.
        Wie das hier war, das weiß ich selbst gar nicht.
        Ich wüss­te jeden­falls nicht, dass ich irgend­ei­ne Prü­fung oder "Check" able­gen muss­te. Es gab eine (unver­bind­li­che) Emp­feh­lung des Klas­sen­leh­rers in der Grund­schu­le, mehr auch nicht. Zum Glück aller­dings nicht ver­bind­lich, man konn­te sich auch drü­ber hin­weg­set­zen, wenn man mein­te, das sei Murks.
        Die Schu­len selbst haben auch immer wie­der mit sowas wie "Tag der offe­nen Tür" gear­bei­tet, sodass sich Eltern und Kind die Schu­le mal von innen angucken konnten.
        Ach, es ist etwas schwie­rig, dar­über etwas zu sagen, weil inzwi­schen hat sich ja recht­lich so eini­ges verändert...
        Zum Bei­spiel, dass heu­te nach der 6ten Klas­se (also zur 7ten) auf die wei­ter­füh­ren­de Schu­le gewech­selt wird.
        Bei "mir" war es noch "klas­sisch" nach der 4ten. Ich glau­be, zu 2005/2006 war hier das letz­te Schul­jahr, wel­ches noch zur 5ten auf die wei­ter­füh­ren­de Schu­le wech­sel­te (Jahr­bü­cher sind hier hilf­reich, um das so genau bestim­men zu können...).
        Das ist inzwi­schen auch schon lan­ge her.

        Ich wür­de nicht sagen, dass die unte­ren sozia­len Klas­sen behin­dert wer­den, höhe­re Bil­dung zu besu­chen. Es ist viel­mehr ein­fach so, dass die Eltern aus bestimm­ten sozia­len Schich­ten ihre Kin­der ein­fach nicht dort­hin schicken. War­um auch immer.
        Bei "mir" war es letzt­end­lich auch so, dass ich auf dem Gym­na­si­um gewe­sen bin, weil sich die (gleicht­weit ent­fern­te) Real­schu­le als qua­li­ta­tiv Schei­ße her­aus­ge­stellt hat. Das hat in der Sip­pe einer schon vor mir gete­stet (ich drücke es mal so aus). Und der Ein­blick beim Tag der offe­nen Tür beim Gym­na­si­um war wesent­lich vielversprechender.
        Hät­te genau­so­gut auch sein kön­nen, dass ich's auch nur bis zur 10ten geschafft hät­te - aber dem war nicht so.

        Ich muss dazu sagen: Ver­füg­bar­keit der Schul­for­men spielt auch eine gewis­se Rolle.
        Im Alt­kreis (also vor der künst­li­chen Schaf­fung der Groß­krei­se hier) gab es ursprüng­lich 3 Gym­na­si­en. Eines davon wur­de dicht gemacht, mit einem ande­ren über Jah­re fusio­niert (das war mei­nes); es gab dann also nur noch 2. Gesamt­schu­len gibt es noch ein paar mehr.
        Ist also in die­ser Hin­sicht schon ein Unterschied.
        Finan­zi­ell ent­steht einem durch das Pen­deln zwar kein "Scha­den", da bis zur 10ten alle Fahr­schü­ler eine Jah­res­kar­te für ihre Strecke krie­gen, die vom - glau­be ich - Land­kreis finan­ziert wird, wenn sie mehr als 2km vom Schul­ort ent­fernt wohnen.
        Aber - ich weiß ja nicht, ob dar­an noch etwas geän­dert wur­de, oder ob umge­kehrt das ein­fach auch zum Teil die Leu­te nicht wis­sen. (Obwohl es bei den hie­si­gen Gesamt­schu­len inzwi­schen auch genü­gend Fahr­schü­ler gibt...)
        In der Ober­stu­fe konn­te man als Hart­zer eine sol­che Kar­te auch noch bekom­men - zumin­dest kam es in mei­ner Zeit damals hin­ein, dass das mög­lich wur­de. Zuerst war das auch noch nicht so der Fall. (Dar­an konn­te man dann spä­ter auch die­je­ni­gen aus der eher unte­ren Ein­kom­mens­schicht erken­nen - wenn man selbst die­se mar­kan­te rote Kar­te in der Ober­stu­fe hat­te, wuss­te man, was das bei ande­ren aus dem eige­nen Jahr­gang bedeutete.)
        Also, in die­ser Hin­sicht ist man eigent­lich etwas abge­si­chert; dar­an kann es nicht wirk­lich lie­gen - und wenn, dann eher, weil die Eltern nicht die Kri­te­ri­en für die­se Hil­fen erfül­len (man Den­ke nur an Gering­ver­die­ner, die nicht rei­cher als Hartz sind, aber nicht zwin­gend mit dem Amt zu tun haben müs­sen), oder wenn sie dar­über nichts wis­sen. Oder es ihnen schlicht­weg scheiß­egal ist.

        Was wohl sonst even­tu­ell noch eher der Fall sein könn­te, ist, dass die Kin­der außer­halb der Mit­tel­schicht zu viel mit den Pro­ble­men ihrer Eltern auf­wach­sen daher gar nicht zu dem kogni­ti­ven Ver­mö­gen kom­men, wel­ches es benö­tigt, um lang­fri­stig auf dem Gym­na­si­um zu überleben.
        Über die Aus­wir­kun­gen von früh­kind­li­chem Stress ist ja inzwi­schen viel bekannt, dass das lang­fri­stig das kogn­ti­ve Lei­stungs­ver­mö­gen beein­träch­tigt - in der Form, dass das Gehirn in sei­ner Ent­wick­lung, in sei­ner grund­le­gen­den Auf­bau­zeit, dadurch behin­dert wird.
        Das ist in etwa, als wenn ein Baum an einer Stel­le wach­sen muss, die sei­ner Ent­wick­lung total unför­der­lich ist - der Baum wird zwar even­tu­ell groß, aber ist klei­ner als die ande­ren sei­ner Art und sieht ziem­lich ver­krüp­pelt aus.
        Bei mir ist das zwar auch zu einem Teil der Fall, aber schein­bar an ganz ande­ren Stel­len bzw. mei­ne Basis­in­tel­li­genz hat dar­un­ter nicht so sehr gelit­ten. An man­chen Stel­len hat es sogar eher zum Gegen­teil geführt (z. B. habe ich "kei­nen Bock" auf frei­wil­li­ge gei­sti­ge Degra­die­rung und "Ste­hen­blei­ben").

        Ein biss­chen wird es viel­leicht auch noch dar­an gele­gen haben, dass ich bis zur 10ten groß­teils rich­ti­ge Leh­rer hat­te (und danach auch zum gro­ßen Teil) und es noch nicht so ver­seucht war mit Quer­ein­stei­gern, die gar kei­nen Päd­ago­gik­ab­schluss haben und folg­lich gar nicht wis­sen wie man mit Kin­dern u. Jugend­li­chen umgeht oder ihnen was näher bringt - das, womit sich das Bil­dungs­sy­stem heut­zu­ta­ge durchschlaucht.
        So was dürf­te auch sei­nen Bei­trag leisten.

        1. - Gym­na­si­al­emp­feh­lung
          - spä­te­rer Übergang

          - finan­zi­el­le Hilfen

          - Desinteresse
          - gebrochene/gestörte Familienverhältnisse
          - Entwicklungsverzögerung

          - Selbstmotivation

          Ich habe die behan­del­ten Ebe­nen ein­mal auf­ge­drö­selt und hin­ge­schrie­ben. Zuerst sehe ich dieG ymna­si­al­emp­feh­lung in man­chen Bun­des­län­dern als ein Hin­der­nis für Kin­der aus Fami­li­en die kei­ne "Geburts"-Deutschen sind. Da herr­schen in der Leh­rer­schaft die übel­sten bür­ger­lich-kon­ser­va­ti­ven Vor­ur­tei­le, die es oft Kin­dern aus sol­chen Fami­li­en schwer machen den Fuß in die Tür zu bekommen. 

          Der spä­te­re Über­gang - anstatt Klas­se 4 → 5 erst 6 → 7 ist schon ein­mal des­we­gen wich­tig, weil die Rei­fung bei allen abge­schlos­sen ist und damit glei­che Basis­be­din­gun­gen her­ge­stellt sind. Das war bestimmt eine rich­ti­ge Umstellung.

          Finan­zi­el­le Hil­fen wie Fahr­schei­ne, Schü­ler-Bafög und ande­re Mit­tel in den ver­schie­de­nen Län­dern und bun­des­weit sind wich­ti­ge Hil­fen um die unter­schied­li­che Lei­stungs­fä­hig­keit der Eltern aus­zu­glei­chen - sie soll­ten aller­dings mei­ner Mei­nung nach bes­ser unab­hän­gig von den Eltern gezahlt wer­den und an Lei­stung in den Fächern, nicht an Eltern­ein­künf­te gebun­den sein.

          Lei­der - das schließt an den vori­gen Absatz an - gibt es Eltern, die vor allem Mäd­chen immer noch zurück hal­ten und sich nicht ent­wickeln las­sen. da ist drin­gen­der Hand­lungs­be­darf! Wenn das wegen der gestör­ten Fami­li­en­ver­hält­nis­se pas­siert ist es zwar trau­rig aber noch ent­schuld­bar, denn "shit hap­pens!", ganz mies ist es aber wenn Kin­der noch klei­ner sind und unter der zer­bro­che­nen Fami­li­en­si­tua­ti­on lei­den, sie stel­len sich ja viel zu oft vor selbst die Ursa­che zu sein und das hat schwer­wie­gen­de Fol­gen. Wie bei­spiels­wei­se Ent­wick­lungs­ver­zö­ge­run­gen - die manch­mal spä­ter nicht mehr wett zu machen sind.

          Ja, schließ­lich noch die "Selbst­mo­ti­va­ti­on"
          Das ist ein beson­ders bedeu­ten­der Fak­tor. da gra­tu­lie­re ich Ihnen, dass Sie auf dem gera­den Pfad geblie­ben sind und sich nicht haben beir­ren las­sen. Man tut das, was in der Schu­le läuft für sich selbst, das kann nie­mand mehr weg­neh­men. Inso­weit ist es der wich­tig­ste Bau­stein für ein selbst­be­stimm­tes, selbst­be­wuss­tes und selbst­ver­ant­wort­li­ches Leben.

  2. Den ersten Punkt kann ich lei­der sehr wenig ein­schät­zen, weil ich davon nicht betrof­fen war. Glau­ben wür­de ich das aber schon.
    Zudem ist hier anzu­mer­ken: Zum Bei­spiel in Bay­ern (sehr bekann­tes Bei­spiel) ist die­se Emp­feh­lung lei­der bin­dend, nicht so wie ich das ken­ne, dass man sie auch igno­rie­ren kann, wenn man meint, der Leh­rer in der Grund­schu­le sei unob­jek­tiv gewe­sen bzw. hat­te "das Kind auf dem Kie­ker", wie man das hier so sagt.
    Solch eine for­ma­le Bin­dung macht es erst recht schwer, wenn da von Leh­rer­sei­te sol­che Vor­ur­tei­le gege­ben sind.

    Die Umstel­lung auf einen spä­te­ren Schul­wech­sel zur wei­ter­bil­den­den wird soweit ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gisch gut bewer­tet, auch weil die Kin­der zu dem Zeit­punkt schon wesent­lich ent­wickel­ter sind und sich dort bes­ser abzeich­net, wenn sie wirk­lich Pro­ble­me mit irgend­was haben. Vor­her ist das alles noch so ein "der eine kapiert eine Sache etwas schnel­ler, der ande­re eine ande­re dafür, und zum Schluss kom­men alle wie­der auf etwa dem sel­ben Stand der Fähig­kei­ten an", was eigent­lich eine völ­lig wacke­li­ge Grund­la­ge ist, um schon solch kri­ti­sche Lebens­ent­schei­dun­gen zu treffen.

    Das mit den Mäd­chen benach­tei­li­gen kann aber bei den Deut­schen nicht mehr so sehr der Fall sein. War­um ich das behaup­te? Nicht nur weil die Sta­ti­sti­ken es sagen, dass es inzwi­schen mehr weib­li­che Abitu­ri­en­ten gibt, son­dern auch basie­rend auf dem, was ich selbst erle­ben durfte.
    Da war unterm Strich ein leich­ter Über­hang schon damals zu erken­nen zugun­sten der weib­li­chen Pro­ban­den. (Und wenn ich mal Fotos von der Lokal­zei­tung zu Gesicht bekom­men habe vom jeweils aktu­el­len Jahr­gang, das setzt sich noch wesent­lich stär­ker in die gegen­wär­ti­gen Jahr­gän­ge so fort.)
    Kann aber auch sein, dass in dem Punkt eine Ost-West-Sche­re vor­liegt, dann West-Ger­ma­ny ist bis heu­te unter der Ober­flä­che ja immer noch so ein kon­ser­va­ti­ver Haufen...

    Im Punkt "Selbst­mo­ti­va­ti­on" - ich bin da wahr­schein­lich ein sehr selt­sa­mer Kerl...
    Das Ler­nen all­ge­mein konn­te mir nie jemand ver­grä­men, ob beschis­se­ne Men­schen oder Leh­rer oder Lehr­plä­ne oder was auch immer. Das hat nie einer geschafft. Des­we­gen wird das auch etwas so funk­tio­niert haben.
    Eine ande­re Sache sind ein paar prag­ma­ti­sche Din­ge: Einer­seits hat sich mir die Fra­ge nach "auf­hö­ren" nie gestellt. So etwas kann­te ich nicht.
    Zum ande­ren sind damals so ziem­lich alle 'rüber­ge­gan­gen, eher weni­ge, die nach der 10ten auf­ge­hört haben. Das hat sich eher vor­her alles schon zer­streut, wer es nicht schaf­fen würde.
    Also, da kam man sich rich­tig dumm vor, hät­te man plötz­lich ange­hal­ten; wäre sich erst recht wie ein Loser vorgekommen.
    Es war also eine Fra­ge von "sein sozia­les Umfeld bei­zu­be­hal­ten" - und selt­sa­mer­wei­se ist mein Gehirn damit zurecht­ge­kom­men, die Bedin­gun­gen für die­ses "Wei­ter­ma­chen" zu erfüllen...
    Eine wei­te­re Sache: Es gab damals nichts bes­se­res zu tun als wei­ter­zu­ma­chen. Hät­te ich nach der 10ten ange­hal­ten, hät­te einem jeder schon da dau­ernd in den Ohren gele­gen mit Leh­re, Arbei­ten & Co.. - und da hät­te schon genau­so die Erkenn­tis am Ende gestan­den, dass ich im Sin­ne von Geld nicht nütz­lich bin. War­um sich das also schon 2 Jah­re frü­her antun?
    Da kann man sich auch noch 2 wei­te­re Jah­re im Strom trei­ben las­sen und Bil­dung mitmachen.
    Näch­ste Sache, die damals so war: Mein Gehirn war per­ma­nent nur in einem Über­le­bens­mo­dus, d. h. es ging ums Durch­hal­ten, ums Ertra­gen und irgend­wann frei sein; nichts ande­res zähl­te, nichts ande­res hat­te man vor Augen. Dabei irgend­ei­nen Abschluss zu errei­chen war regel­recht neben­säch­lich (so dumm das klingt).
    Zum näch­sten hät­te Aus­schei­den auch bedeu­tet, zuhau­se auf­zu­fal­len, nicht sei­ner gewohn­ten ange­dach­ten Auf­ga­be nach­zu­kom­men. So lang man eine zivi­le Tar­nung hat, kann man schließ­lich alles mög­li­che hin­term Rücken machen, ohne dass davon jemals jemand erfährt...
    Das wäre mit so einem Abbruch dann pas­sé gewesen.
    Auf einem par­al­le­len Sei­ten­strang zu vor­letz­te­rem ver­lief noch, dass ich im dama­li­gen Leben mit eini­gen noch ein Hühn­chen zu rup­fen hat­te - und um die Opti­on, das tun zu kön­nen, wei­ter­hin offen zu haben, muss­te man natür­lich dem Tross fol­gen, wo die­se Leu­te sind...
    Und was aus "mir" wer­den wür­de, wis­send, dass bei mir aus zahl­rei­chen Grün­den kei­ne klas­si­schen Plä­ne für die Zukunft daste­hen, das war auch noch so eine Sache, wo sich eine Ent­schei­dung dar­über in die Län­ge zie­hen ließ, indem, dass man ein­fach wei­ter Schu­le gemacht hat. (Nie­mand lieb­äu­gelt schließ­lich mit dem Frei­tod ein­fach mal so und zieht das, ohne mit der Wim­per zu zucken, durch... Jeder, der mal in der Sack­gas­se steht, tut sich damit schwer, weil er auf der instink­ti­ven Ebe­ne doch am Leben hängt.)

    Rund­her­um wür­de ich es wohl zusam­men­fas­sen als ein "ich ging immer wei­ter mit, und dazwi­schen kam mein Gehirn ein­fach nicht an sei­ne intel­lek­tu­el­len Gren­zen". Die ein­zi­gen Gren­zen, die sich dort schon schlei­chend durch die stän­di­ge Müdig­keit gezeigt haben, waren ja einer ganz ande­ren Natur...

    Und als ich wirk­lich rich­tig run­ter war, gei­stig, men­tal, mit den Ner­ven rund­um, ja, da war man schon mit­ten im 4ten Seme­ster und die Prü­fun­gen in Reich­wei­te... Da muss­te man auch nicht mehr in allem bril­lie­ren; sein Abitur konn­te man sich in dem Block mit den Seme­ster­lei­stun­gen schon zusam­men­rech­nen, was so in etwa wie die hal­be Mie­te schon ausmachte.
    (Mit ande­ren Wor­ten: Die Haben-Sei­te konn­te man sich schon aus­rech­nen, da wuss­te man, was man schon in der Tasche hat­te, und was noch oben drauf kom­men soll­te, das waren im wesent­li­chen die Prü­fun­gen - wel­che dann nicht mehr so anstren­gend sind wie von mor­gens um halb 8 bis nach­mit­tags um kurz nach halb 4, 5 Tage die Woche, auf­merk­sam zu sein und Kram aus­wen­dig zu ler­nen, der sowie­so nicht hän­gen blei­ben will.)

    1. Hier haben Sie einen sehr detail­rei­chen Ein­blick in ihre Über­le­gun­gen gege­ben - und Vie­les ver­mischt sich mit dem, was das Schul­le­ben und die Schul­be­din­gun­gen angeht. Hier ist es nach­voll­zieh­bar (in Gren­zen!) was Sie antreibt und wie Sie die Situa­ti­on ein­ge­schätzt haben. Es freut mich für Sie, wenn Sie immer noch das Bestre­ben haben sich wei­ter zu for­dern und Neu­es anzu­ge­hen. Wo Sie doch gesund­heit­lich nicht so ohne Bela­stung sind - aber mög­li­cher­wei­se ist ja genau das, was den Pro­zess ver­lang­samt. Was ihnen also zum Vor­teil gereicht.

      1. Haha... Ich muss sagen, wenn das mal für ande­re Stel­len in mei­nem Gehirn auch gel­ten würde...
        Für Kör­per­funk­tio­nen geht es lang­sam kaputt, ohne dass sich da je etwas in Rich­tung Bes­se­rung wie­der ver­schiebt - mit dem Gei­sti­gen bleibt es auch nicht ohne Spu­ren, die nicht wie­der ver­schwin­den (wür­de ich jeden­falls meinen).

        Auf der ande­ren Sei­te muss ich hin­ge­gen wie­der­um sagen, die Lern­fähgkeit mei­nes Gehirns erschreckt mich manch­mal trotz­dem noch. Lei­der ver­gisst mein Gehirn auch schnell wie­der viel (seufz), aber es ist eine durch­aus merk­li­che Begabung/Fähigkeit vor­han­den, sich neu­em anzu­neh­men, wenn es das mal muss oder will, wenn es in irgend­ei­ner Form eine "Ader" dafür hat. Selbst mit dem Älter­wer­den bleibt die­se Grund­kon­di­ti­on vorhanden.
        Wie kann man das vergleichen...?
        Wie als wenn das Gehirn ein Com­pu­ter ist, der unbe­dingt mit Daten gefüt­tert wer­den will. Mit vie­len Daten.
        In die­sem Punkt ist es nur scha­de, dass der Tag so wenig Stun­den hat, indem man sich nicht mit logi­sti­scher War­tung des eige­nen Lebens beschäf­ti­gen muss...

        (Ich muss aller­dings geste­hen, so etwas wie damals oder gar Stu­di­um wür­de ich heu­te mit der höhe­ren Ermüd­bar­keit nicht durch­ste­hen. Unter fai­ren Kon­di­tio­nen und weni­ger "zu dann und dann muss das aus­wen­dig im Kopf sit­zen!" wäre es viel­leicht etwas ande­res, aber so wäre das nur eine Wei­ter­füh­rung von dem, was ich aus der Abitur­stu­fe ken­ne. Und wozu das lang­fri­stig füh­ren wür­de, das weiß ich selbst. Ist für mich als auch alle ande­ren drum her­um ungesund.)

        1. Da wir Bei­de nicht in die Zukunft sehen kön­nen bleibt doch nur der Gedan­ke es in ein paar Jah­ren wie­der ein­mal auf­zu­neh­men und fest­zu­stel­len, was denn so pas­sier­te, und wie sich Alles ent­wickelt hat .... da habe ich einen wei­te­ren Grund (min­de­stens) 100 Jah­re alt zu werden.

Schreibe einen Kommentar zu matrixmann Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert