Was uns - jetzt (noch) - und was spätere Generationen wahrscheinlich 'ausmacht' ....

Wie bekannt ist die Welt voll von Vor­ur­tei­len. Nun, nicht 'die Welt' abso­lut, son­dern die Men­schen auf der Welt. Vor­ge­ge­ben sind bei Men­schen nur eini­ge grund­sätz­li­che Bedürf­nis­se, die man so bei allen Tie­ren auf dem Pla­ne­ten fin­det: Nah­rungs­auf­nah­me, Fort­pflan­zung, Selbsterhaltung.

Was dar­über hin­aus geht ist aner­zo­gen und dazu­ge­lernt. Durch die Eltern, die erwei­ter­te Fami­lie, das Wohn­um­feld und die regio­na­len Bedin­gun­gen kom­men all die Erfah­run­gen zustan­de, die letzt­lich die Per­sön­lich­keit eines jeden Men­schen formen.

Wie­so sich mit die­sem The­ma befassen?
Weil es wesent­li­che Unter­schie­de gibt, wie das heu­te pas­siert - im Ver­gleich zu dem, wie es noch vor 50 Jah­ren ablief. Men­schen sind vom Grund­mu­ster her gleich geblie­ben, aber die Per­sön­lich­keits­bil­dung hat enor­men Wan­del durch­ge­macht. Das will ich ein­mal mit einer Gra­fik darstellen:

Obe­re Abbildung
Der Erzie­hungs­pro­zess war frü­her eine wesent­li­che Ein­fluss­nah­me der Eltern (hell­grün), die mit Her­an­wach­sen vom Umfeld­ler­nen und vom Erfah­rungs­ler­nen modi­fi­ziert wur­den. Men­schen wur­den dem­nach durch Eltern, erwei­ter­te Fami­lie und unmit­tel­ba­res sozia­les Umfeld geprägt.

Unte­re Abbildung
Der 'moder­ne' Mensch wächst bereits unter immer umfang­rei­cher und schrei­en­der wer­den­den Fremd­ein­flüs­sen auf. Eltern~ und Fami­li­en­ein­fluss sind stark redu­ziert, weil schon in frü­he­stem Kin­des­al­ter der erdrücken­de Medi­en­ein­fluss die­se vom Umfang her ein­schränkt und so indi­rekt zurück­drängt. Bestes Bei­spiel sind hier die Sechs­jäh­ri­gen, die auf dem Mobil­te­le­fon herumdaddeln!

Die sozia­le Bin­dung wird mit den Jahr­zehn­ten des Ein­flus­ses moder­ner Medi­en auf­ge­löst. Gleich­zei­tig wird die Tie­fe von Infor­ma­ti­on redu­ziert: Vie­le wis­sen immer mehr Ober­fläch­li­ches, spe­zi­el­les Wis­sen geht der Mas­se ver­lo­ren. Anstatt aus rea­len Ein­wir­kun­gen und Vor­komm­nis­sen Erfah­run­gen zu sam­meln wer­den unkri­tisch 'tal­king points' auf­ge­nom­men. Was dazu führt, dass schon Kin­der, und vor allem Jugend­li­che, welt­um­span­nen­den Trends aus­ge­lie­fert sind. Sie haben das kri­ti­sche Den­ken und Hin­ter­fra­gen von Mei­nun­gen - frü­her von Eltern und Umfeld mit­ge­teilt und ein­ge­ord­net - noch nicht gelernt, und gehen so den Ein­flüs­sen von Wer­bung und so genann­ten 'trend­set­tern' (influen­cern) auf den Leim.


Die­se Ent­wick­lung ist oben nicht im Zeit­ver­lauf, son­dern als Gegen­satz dar­ge­stellt. Man muss sie sich jedoch als lang­sam schlei­chen­den Pro­zess vor­stel­len, der im wesent­li­chen dafür ver­ant­wort­lich ist, dass heu­te nicht Fak­ten abge­wo­gen wer­den um zu einer kor­rek­ten Betrach­tung der Welt zu kom­men, son­dern Abzieh­bil­der über­nom­men wer­den, geschaf­fen von einer über­mäch­ti­gen Medi­en­welt, in der Mei­nun­gen als Wahr­hei­ten ver­brei­tet wer­den.
 

 

Kommentare

  1. Ich glau­be, die­ses The­ma lässt sich sehr gut mit vie­len, vie­len Bei­spie­len untermauern...

    Ich neh­me mal die Reiz­the­men "Femi­nis­mus" und den dif­fa­mie­ren­den Begriff "Gen­der­ideo­lo­gie" (auch genannt "Gen­de­ris­mus").

    War­um wer­den die in den jün­ge­ren Jah­ren hier­zu­lan­de auch ein The­ma, wäh­rend sich das zuvor mehr im eng­lisch­spra­chi­gen Raum, spe­zi­ell aber noch in den USA begrenzt hat?

    Es hat zum einen mit einer ver­netz­ten Welt zu tun.

    Zum ande­ren steht aber auch das Prin­zip wie sich dadurch ein "Trend" ver­brei­tet ("goes viral"): Es braucht manch­mal nur eini­ge weni­ge, aber gut ver­netz­te You­Tube-Kanä­le, die von Erwach­se­nen (!) betrie­ben wer­den, die irgend­ei­ne Sache toll fin­den oder sich mit ihr iden­ti­fi­zie­ren, dar­über in ihren Vide­os spre­chen, und das schnap­pen dann Men­schen auf, die noch nicht so gefe­stigt sind in ihrer Iden­ti­tät und in ihrem Welt­bild. Auch wie sie die­ses Welt­bild erklä­ren bzw. rechtfertigen.
    Vor­zugs­wei­se sind das Jugend­li­che, die sich allein schon tech­nisch eini­ger­ma­ßen durch das WWW navi­gie­ren kön­nen und sowohl Zeit als auch weni­ger begrenz­te Mög­lich­kei­ten haben als jün­ge­re Kin­der um zu Surfen.
    (Wohl ange­merkt: Das mit der "noch nicht so festig­ten Iden­ti­ät" kann auch auf Erwach­se­ne zutreffen!)

    Sol­che Per­so­nen sehen dann die­se Vide­os und las­sen die­sen Ein­fluss auf sich ein­wir­ken. - Ist da Blöd­sinn dar­un­ter, der aber in ihrer Art zu den­ken die Welt schein­bar erklärt, oder ihnen ein Stück "Auf­klä­rung" über sich selbst bringt, dann glau­ben sie, was sie da hören.
    Auch wenn die Inhal­te wohl­mög­lich noch gar nicht für ihre Ohren bestimmt sind, son­dern für Erwach­se­ne (die wesent­lich kom­ple­xer den­ken können).

    Dadurch hat man jetzt Pro­ble­ma­ti­ken auch hier­zu­lan­de im Umlauf, die man vor eini­gen Jah­ren noch nicht kann­te oder wirk­lich ein gro­ßes Rand­phä­no­men waren.
    Es liegt an Medi­en, die Leu­ten eine Platt­form geben, um über ihre Gedan­ken zu spre­chen, aber die­se Gedan­ken müs­sen sich nicht an Fak­ten ori­en­tie­ren bzw. die Per­so­nen, die spre­chen, müs­sen nicht einem gesell­schaft­li­chen Main­stream ent­spre­chen - was ihre Zuhö­rer­schaft aber durch­aus kann.

    Gera­de wenn das viral geht unter Men­schen­grup­pen, die noch nicht so festigt sind in ihrem Selbst- und in ihrem Welt­bild, kann das zu ernst­haf­ten Kon­se­quen­zen führen.
    Von (unnö­ti­ger) Iden­ti­täts­dif­fu­si­on hin zu über­mä­ßi­gen Selbst­zwei­feln, über­mä­ßi­ger Extro­ver­tiert­heit ("seht her, ich bin was beson­de­res!"), einer gestör­ten Wahr­neh­mung ihres Kör­pers (man den­ke an die vie­len pro-Ana-Grup­pen, die einst gab), Glau­be an ein­fäl­ti­ge Ideo­lo­gien, bis hin zur Beein­flus­sung von auch poli­ti­schem Extremismus.

    Mit die­sen Metho­den haben es eben­falls schon der IS, die Rech­ten und ande­re extre­mi­sti­sche Grup­pen erfolg­reich geschafft, unter jun­gen Men­schen Anhän­ger zu rekrutieren.

    War­um das? Gezielt durch gute Ver­brei­tung von "Infor­ma­tio­nen" und Inhal­ten, die dann von mög­lichst vie­len Leu­ten inner­halb einer bestimm­ten Ziel­grup­pe gele­sen werden.
    Und die­se ist noch nicht dif­fe­ren­ziert genug, um hier Fakt von per­sön­li­cher Mei­nung und ledig­lich Gefüh­len zu unterscheiden.
    Auch hin­ter­fra­gen sie noch nicht genug, oder erfas­sen jeden­falls noch nicht auf eine kom­ple­xe Art, ihre Gegen­wart, die um sie her­um exi­stiert, und sind daher auch noch nicht in der Lage, eini­ger­ma­ßen rei­fe Schlüs­se und Beur­tei­lun­gen über sie zu machen.

    Dadurch ent­steht am Ende der Glau­be an ein­fa­che Ant­wor­ten und Paro­len - so wie z. B. dem ste­tig wie­der­hol­ten Gespenst des "Patri­ar­chats"; der Fokus auf etwa­ige, ste­tig statt­fin­den­den Dis­kri­mi­nie­run­gen (als ein ver­meint­lich grö­ße­res gesell­schaft­li­ches Pro­blem als z. B. Armut), die aus­schließ­lich zu Ungun­sten von Frau­en, sexu­el­len und geschlecht­li­chen Min­der­hei­ten sowie dun­kel­häu­ti­gen Men­schen aus­fal­len; die Fehl­lei­tung, dass, wenn ein Mäd­chen nicht auf Tus­si macht, dann muss sie wohl ein Jun­ge sein und braucht eine Geschlechts­an­glei­chung (ana­log: wenn ein Jun­ge nicht rau­fen mag, nah am Was­ser gebaut ist und bes­er mit Mäd­chen zurecht kommt, dann muss er wohl ein Mäd­chen sein, oder zumin­dest schwul); dass man mit mehr Tech­no­lo­gie und "kli­ma­freund­li­chem" Kon­sum die Umwelt ret­ten kann (was auch immer dabei "kli­ma­freund­lich" sein soll); oder dass auf gar schwer­sten anti­se­mi­ti­schen Unsinn 'rein­ge­fal­len wird, der schon seit Jahr­zehn­ten als Fik­ti­on und Hetz­schrift bekannt ist.

    1. Sie spre­chen die Fül­le der Ein­zel­the­men exem­pla­risch an - dafür ein "Dan­ke!", denn es erwei­tert die Grund­idee und macht sie bes­ser sicht­bar. Dass man­che Erschei­nun­gen nicht nur auf Kin­der und Her­an­wach­sen­de beschränkt sind ist eine tref­fen­de Beob­ach­tung, die ich hier des­we­gen weg­ge­las­sen habe, weil mein Fokus auf den frü­hen Jah­ren der Iden­ti­täts­bil­dung lag.

      Wie sehr sich 'trends' mitt­ler­wei­le - ohne jede Rele­vanz in bestimm­ten Gegen­den der Welt zu haben, weil dort die Lebens­ver­hält­nis­se völ­lig ver­schie­den sind - ver­brei­ten ist nur eine Kom­po­nen­te für den Wan­del auf dem Pla­ne­ten durch die Informationstechnologie.
      Sie trifft man­che Gesell­schaf­ten wie ein Tsu­na­mi, weil man dort weder tech­nisch, noch sozi­al oder gar poli­tisch auf sol­che Wel­len vor­be­rei­tet ist. Konn­ten sich frü­her Ent­wick­lun­gen lang­sam und ver­träg­lich mit loka­len Struk­tu­ren ent­wickeln, so geschieht das nun mit Macht und unauf­halt­sam. Der Scha­den ist nicht ein­zu­schät­zen - wird aber hin­ter irgend­wel­chen Ver­tei­lungs­zah­len ver­steckt, die (fast) nie­mand hin­ter­fragt. Die Über­heb­lich­keit der ein­sti­gen Kolo­ni­al­struk­tu­ren wird nun auf elek­tro­ni­schem Wege als umfas­sen­de Domi­nie­rung durch die ver­meint­lich fort­schritt­li­chen gesell­schaft­li­chen Vor­ga­ben im Inter­net auf­ge­drückt und so fortgesetzt.

      Was ich damit zusam­men­fas­send sagen will ist: Weder Kin­der noch sich ent­wickeln­de Gesell­schaf­ten kön­nen sich gegen die Ent­wick­lun­gen weh­ren, die von eini­gen Staa­ten - bar jeder Ver­ant­wor­tung und nur aus kom­mer­zi­el­lem Inter­es­se - als das "Heil" in die Welt getra­gen werden.

      1. Da wür­de mir eben­so wie­der ein Bei­spiel einfallen...

        Es wird ja gemein­hin im Westen unter­stellt, dass in Russ­land eine Anti-LGBT-Poli­tik und- Stim­mung herrscht, nicht?
        Zum Teil ist das tat­säch­lich so, hat sehr viel mit den kon­ser­va­ti­ven Denk­struk­tu­ren und mit dem Wie­der­erstar­ken der rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che zu tun - zum ande­ren aber auch mit der Brech­stan­gen-Metho­dik des Westens, der, wenn er kei­ne Regen­bo­gen­fah­nen sieht oder man die nicht schwin­gen darf, gleich syste­ma­ti­sche Dis­kri­mi­nie­rung wittert.

        Was an der Sache aber ein radi­ka­ler Denk­feh­ler ist: In Russ­land will man zunächst ein­fach nur nicht die LGBT-Kul­tur des Westens.
        Man will kei­ne expres­si­ve dau­er­prä­sen­te In-Your-Face-Kul­tur, die alle ohne Wider­spruch hin­zu­neh­men haben, die selbst kein Teil davon sind.
        Was umge­kehrt genau­so auch nicht bedeu­tet, dass es kei­ne LGBT-Kul­tur in Russ­land gibt. Sie ist nur mehr im Erwach­se­nen-Sek­tor und in aus­schließ­lich den gro­ßen Städ­ten zu fin­den, so wie sie es bis vor ca. 15-20 Jah­ren hier auch noch der Fall war (Das wird sehr gern ver­ges­sen...). Und es ist eine, die wie­der­um lan­des­spe­zi­fi­sche Eigen­hei­ten ausbildet.

        Bei genaue­rer Betrach­tung, muss man als Beob­ach­ter die Fra­ge hier stel­len: Wie ist es denn wirk­lich damit hier­zu­lan­de? Wer­den nicht Schwu­le und Les­ben genau­so nach wie vor noch Ziel von Gewalt, wenn ihnen die fal­schen Per­so­nen über den Weg lau­fen? Auch in der Groß­stadt? Oder wenn sie in der fal­schen Gegend woh­nen, wo beson­de­res Ein­fluss­ge­biet der mili­tan­ten Rech­ten ist?
        Sind nicht auch eine Men­ge Kli­schees nach wie vor im Umlauf, die immer wie­der von Medi­en befeu­ert wer­den, wie "sol­che Leu­te" wohl gestrickt sind? Und ekeln sich nicht auch eini­ge Leu­te hier davor, nach wie vor?
        Tole­ranz und Akzep­tanz ist auch hier­zu­lan­de zum Teil sehr ober­fläch­li­cher Natur, wenn man mit den Men­schen mal wei­ter in die Tie­fe geht.

        Und über Trans­se­xu­el­le braucht man gar nicht erst zu begin­nen... Das ist eine nahe­zu über­all eine unge­woll­te Grup­pe von Men­schen, wenn das Land mal chri­stia­ni­siert wurde.
        In den USA selbst exi­stiert nach wie vor Gewalt gegen sol­che Men­schen, gera­de in sehr kirch­lich domi­nier­ten Gegen­den, weil man­che mei­nen, sie belei­di­gen Gott oder grei­fen sie durch ihr schie­res Sein, so wie sie sind, an.

        Wo ist da also der erheb­li­che Unter­schied zum kon­ser­va­ti­ven Russ­land, sodass man den erho­be­nen Zei­ge­fin­ger schwin­gen kann?
        Eigent­lich kann man das doch nur, wenn bei einem selbst in einem Punkt alles vor­bild­lich ist...
        Und in die­ser Hin­sicht, fin­de ich, tut sich die LGBT-Kul­tur aus Über­see mit ihrer neon­bun­ten Rhe­to­rik zuneh­mend kei­nen Gefal­len auch in den eige­nen Gefil­den, weil es auch im Westen Leu­te gibt, die damit ihr Pro­blem krie­gen - auch Betrof­fe­ne selbst, die sich mit die­ser Art Kul­tur und Rhe­to­rik nicht iden­ti­fi­zie­ren können.
        Zudem - es möch­te auch nicht jeder um jeden Preis auffallen.

        In die­ser Hin­sicht schon zu bemer­ken, dass mit der LGBT-Kul­tur aus Über­see ver­sucht wird, Kul­tur­po­li­tik in frem­den Län­dern zu betrei­ben. Und lei­der sind Ver­tre­ter von Ver­ei­nen und Bewe­gun­gen in dem Seg­ment auch noch so dumm und naiv, dass sie sich von die­sen Kar­ren span­nen las­sen - geblen­det von der eige­nen Fil­ter­bla­se und dem Wunsch, mehr Akzep­tanz zu erhalten.

        1. Wenn ich über den Umgang der rus­si­schen Behör­den mit Men­schen mit abwei­chen­der Sexu­al­i­den­ti­tät lese oder Bil­der davon sehe [zuge­ge­ben: da wird bestimmt nicht immer die 'gan­ze Wahr­heit' gezeigt, son­dern ein Bild pro­du­ziert das die Seher­schaft haben soll], so stel­le ich mir eine ganz ande­re Moti­va­ti­on bei den Betrof­fe­nen vor, wenn sie die grel­le und über­bor­den­de US-Dar­stel­lung nicht 1:1 über­neh­men. Die sla­wi­sche See­le neigt zudem eher zur Unter- als zur Über­trei­bung. Es wird wohl so sein, dass man weni­ger auf­fäl­lig und 'bür­ger­lich' beklei­det auch den 'Behör­den', der 'Staats­macht', weni­ger ins Auge sticht, also qua­si in der Men­ge verschwindet ....

          Grund­sätz­lich steckt hier­in die Fra­ge, ob eine Grup­pen­zu­ge­hö­rig­keit demon­striert wer­den soll­te wenn es um die sexu­el­le Ori­en­tie­rung geht: Ist das nicht eine sehr per­sön­li­che Ange­le­gen­heit, die die Umge­bung nichts angeht und die des­we­gen nicht durch Äußer­lich­kei­ten dar­ge­stellt gehört?

          Zurück­ge­führt zum Aus­gangs­the­ma ist hier zusätz­lich eine Ent­schei­dung zu tref­fen, wie damit - sofern aggres­si­ve Außen­dar­stel­lung erfolgt - argu­men­ta­tiv im Gespräch mit Her­an­wach­sen­den umge­gan­gen wer­den soll­te. Ich plä­die­re dafür, die pla­ka­ti­ve (Eigen-) Kenn­zeich­nung als unpas­send abzu­leh­nen und dies auch so zu kommunizieren.

      2. Ich wür­de da gene­rell die Fra­ge stel­len, ob es über­haupt eine wirk­li­che Grup­pen­iden­ti­tät in dem Sin­ne ist.
        Aus Ame­ri­ka kam einst die­se Idee, aller­dings im Zusam­men­hang mit einem "sie gegen uns".
        "Sie gegen uns" dient aber nicht wirk­lich zur For­mung einer Grup­pen­iden­ti­ät, son­dern zum For­mie­ren einer Kriegs­front.

        Und, mal näher betrach­tet: Will sich wirk­lich jeder Homo­se­xu­el­le mit jedem ande­ren Homsexu­el­len gemein machen?
        Ob man LGBT ist, davon ver­schwin­det doch der son­sti­ge Cha­rak­ter des jewei­li­gen Men­schen nicht.
        Auch LGBT-Leu­te kön­nen into­le­rant, Arsch­lö­cher oder Trump-Wäh­ler sein.
        Wo nimmt denn da also die ver­meint­li­che Grup­pen­iden­ti­tät Ein­fluss auf deren Entscheidungen?
        Eben - schein­bar ist die doch nicht so vor­han­den... Also, wozu dar­um so viel öffent­li­chen Wir­bel machen? Oder ande­ren Homo­ge­ni­tät weis machen?

        Viel bes­ser wäre es doch den dif­fe­ren­zier­ten Blick zu pro­pa­gie­ren: Ent­lang von bestimm­ten gemein­sa­men Inter­es­sen haben alle, die sich mit einem bestimm­ten Attri­but schmücken, die glei­chen Ziele.
        Links und rechts dane­ben aller­dings sind es alles Indi­vi­du­en mit unter­schied­li­chen Augangs­po­si­tio­nen, unter­schied­li­chen Hin­ter­grün­den und unter­schied­li­chen Bestre­bun­gen. Jeder lebt und muss sein Leben für sich allein leben.

        (Ich habe das jetzt mal bewusst sehr all­ge­mein gehal­ten, weil das auf alle Grup­pen­iden­ti­tä­ten zutrifft.)

        1. Ger­ne fol­ge ich ihrem Argu­ment der Diver­si­vi­tät der Men­schen die in einer auf ihre Sexua­li­tät abge­stell­ten Schub­la­de gelan­det sind - und doch als Cha­rak­te­re so sehr ver­schie­den sein kön­nen. Dies stellt noch­mals dar, dass man Indi­vi­du­en sehen muss und sich vor pau­scha­len Zuge­hö­rig­keits­zu­ord­nun­gen hüten sollte.

          "Grup­pen­iden­ti­tät" gibt es nach dem was Sie aus­füh­ren des­we­gen immer nur für begrenz­te Attribute.

      3. Es ist zwar eine sehr per­sön­li­che Sicht, aber, ich fin­de, die Sicht auf ein bestimm­tes Spek­trum sieht immer etwas anders aus, wenn man eigent­lich im Ziel­pu­bli­kum wäre, aber fest­stellt "Das ist nicht mei­ne Kultur!".
        Das sagt dann hin­ter­her doch vie­les aus... Zum Bei­spiel, dass es inner­halb des­sen doch nicht "Platz für alle gibt", und dass es irgend­wo eine gewis­se erzwun­ge­ne Homo­ge­ni­tät gibt, und weni­ger "ech­te Gefühle".
        Es ist das typi­sche "dir wird etwas vor­ge­setzt - und weil du nichts ande­res fin­dest, um Anschluss zu erhal­ten, unter­wirfst du dich des­sen Regeln, Maß­stä­be, Idea­le usw. - im Glau­ben, das wäre der ein­zi­ge Weg".

        1. Sich - not­wen­di­ger­wei­se? - als zuge­hö­rig zu einer Grup­pe zu sehen hat etwas von Zwang .... min­de­stens schwingt da der Gedan­ke mit, das sei eine Sache, die ent­schie­den wer­den müs­se. Das wider­spricht mei­ner per­sön­li­chen Auf­fas­sung von Individualität:
          Es muss doch das eige­ne 'Glück', das Emp­fin­den einen Wert zu haben, etwas lei­sten zu kön­nen, und mit ande­ren Men­schen in Kon­takt tre­ten zu kön­nen am Anfang ste­hen. Wer sich sei­ner Selbst nicht sicher ist läuft Gefahr einer Fremd­be­stim­mung zu unter­lie­gen. Sich also an frem­den Kri­te­ri­en zu mes­sen, die der eige­nen Per­sön­lich­keit im äußer­sten Fall widersprechen.

          In einer 'frei­en' Gesell­schaft soll­te es mög­lich sein zuerst zu sich selbst, und dann erst zu einer Grup­pe zu gehö­ren - nicht umge­kehrt. Zudem darf die­se Zuge­hö­rig­keit dann kein 'Weg ohne Rück­kehr' sein. Es muss jeder­zeit die Ent­fer­nung, das Ver­las­sen ohne Pro­ble­me gewähr­lei­stet sein. Alle ande­ren Model­le hal­te ich für "Gewalt" und daher auto­ri­tär. Und abzulehnen.

      4. Ich wür­de die Sache etwa mit der Geschich­te vom häss­li­chen Ent­lein ver­glei­chen: Ver­sucht es eine Ente zu sein - was es nicht ist - bleibt es für immer ein Ali­en und fin­det kei­nen Anschluss an irgend­ei­ne Form von "sei­nes­glei­chen".
        Indem es aber rea­li­siert, es ist kei­ne Ente, son­dern ein Schwan, und es schließt sich die­ser Sor­te von Vögeln an, dann ent­wickelt es sich so wie ein Fisch im Was­ser schwimmt.

        Von einer gewis­sen Not­wen­dig­keit ist solch eine Grup­pen­zu­ge­hö­rig­keit also ab einem gewis­sen Punkt schon.
        Nur - und das ist dann wie­der mei­ne Posi­ti­on und mei­ne Erfah­rung -: Wenn es dabei wie­der­um zu etwas wie "einer eige­nen Kul­tur" kommt, die bestimm­te Regeln und Maß­stä­be setzt, und die sind dann auch noch eher kein loses Kon­zept, son­dern jeder, der zu die­ser Grup­pe hin­zu­kommt, über­nimmt mit der Zeit ein Den­ken und Ver­hal­tens­wei­sen, die wie nach einem Kata­log von 3-4 Kli­schee-Scha­blo­nen aus­se­hen, dann läuft doch irgend­et­was in die ver­kehr­te Rich­tung. Außen sagt man zwar "Alle sind will­kom­men!", aber im inne­ren fin­dest du, es sind die mei­sten doch ziem­lich gleich gleich.

        Um es viel­leicht mal mit einem Bei­spiel zu illu­strie­ren: Nur weil man schwul ist, muss man nicht auto­ma­tisch YMCA von den Vil­la­ge Peo­p­le toll fin­den. - Oder, wenn das so sein soll, als eine Art von Zwang, als eine Art von "das ist unser Lied, des­we­gen muss du das schön fin­den!", dann hat das nicht viel mehr mit "so bin ich" zu tun, son­dern mit "ich über­neh­me was, um dazu­zu­ge­hö­ren, und rede mir das noch schön".
        War­um ist nicht z. B. auch "Master of Pup­pets" (Metal­li­ca) ein Bestand­teil der Sze­ne­dis­co, weil das even­tu­ell auch wel­che schön fin­den? (Das es ein Klas­si­ker ist, wäre das nicht so unwahr­schein­lich, dass auch das sei­nen Zuspruch findet.)

        Ich glau­be, über sol­che Ein­heits­brei-Gepflo­gen­hei­ten hat sich sei­ner­zeit auch schon Rio Rei­ser beschwert...

  2. Soso, das „Gespenst des ,Patri­ar­chats’”. Also nur gehyp­te Ein­bil­dung? Dass es nach wie vor auch in unse­rer Gesell­schaft patri­ar­cha­li­sche Struk­tu­ren gibt, lässt sich ganz gewiss nicht leugnen.
    Und LGBT-Feind­lich­keit in Russ­land gibt es eigent­lich nicht? Oder die ist ja eigent­lich nicht viel schlim­mer als im „Westen”? Fuck off.
    Sicher kann man an „west­li­cher” Rhe­to­rik eini­ges kri­ti­sie­ren, aber des­we­gen ist das staat­li­che Vor­ge­hen in Russ­land alles ande­re als legitim.

    1. In der Form wie es gepre­digt wird wie eine abso­lu­te Erklä­rung, war­um X und Y nicht funk­tio­niert, ist es das. Es ist nicht bes­ser als irgend­ein Sün­den­bock aus einer Spuk­ki­ste, mit dem man Kin­dern Angst ein­jagt, um sie zu einem bestimm­ten Ver­hal­ten zu bewe­gen, oder als wenn sich die Rech­ten auf den Markt­platz stel­len und ver­kün­den, am schlech­ten Zustand der Gesell­schaft sei­en bloß die Aus­län­der Schuld und nicht etwa u. a. auch Deut­sche wie sie, die mehr beschäf­tigt sind, ihren Kin­dern natio­na­li­sti­schen Mist bei­brin­gen und am Han­dy spie­len zu las­sen oder selbst nicht bis 3 zäh­len kön­nen und sich auch nicht ver­bes­sern wollen.

      Dass es kei­ne LGBT-Feind­lich­keit in Russ­land gibt habe ich gar nicht gesagt!
      Nur das Bild, was man hier im Westen malt, dass Putin und rus­si­sche Staats­be­am­te stän­dig in Langer­wei­le unter­ge­hen und mei­nen, sie müss­ten den Volks­kör­per vor was auch immer beschüt­zen - das ist ziem­li­cher Unsinn. Die Ursa­chen dafür lie­gen wesent­lich tie­fer, ange­fan­gen bei einer tief kon­ser­va­ti­ven Gesell­schaft und ihrem frei­wil­li­gen Rück­fall zur Kirche.
      Dage­gen kön­nen auch kei­ne Regen­bo­gen­fah­nen etwas unter­neh­men. Viel­mehr - bei dem, was sich der Westen inzwi­schen ander­wei­tig in Russ­land gelei­stet hat - wer­den sie inzwi­schen als eines von vie­len Sym­bo­len gese­hen, die die west­li­che Bevor­mun­dung und ihren Impe­ria­lis­mus über die Welt ausdrücken.

      Das mag einem nicht gefal­len und sogar ver­dreht sein, hat sich aber lei­der dazu entwickelt...
      Und indem, dass aus den Regen­bo­gen­fah­nen und ame­ri­ka­nisch-LGBT so ein Dog­ma für Anzei­chen von Tole­ranz gemacht wird, wird es die Sache lei­der nicht bes­ser machen.

      Inklu­si­ve soll­te der Westen dabei gar nicht mal so schein­hei­lig tun - auch hier ist das, in Anbe­tracht des Auf­stre­bens eines neu­en Kon­ser­va­ti­a­mus und all­ge­mei­nen Rechts­rucks, ein recht fra­gi­les Gut.

  3. Was nun den Bei­trag an sich betrifft. Die Gra­fi­ken neh­me ich jetzt ein­fach mal als sym­bo­li­sche Dar­stel­lung hin. Also als rei­ne Ver­deut­li­chung der gedach­ten Ten­den­zen und nicht als ein­deu­ti­ges Ergeb­nis von wis­sen­schaft­lich fun­dier­ten Erkenntnissen. ;·)
    Inter­es­sant fin­de ich die Unter­schei­dung per se zwi­schen Elternhaus/Familie und Fremd­ein­fluss. Und sehr irri­tie­rend, dass Erfah­rung unter Fremd­ein­fluss ein­ge­ord­net wird. Elternhaus/Familie ist für mich eben­falls eher ein Fremd­ein­fluss, wohin­ge­gen Erfah­rung etwas wirk­lich per­sön­li­ches ist.
    Ich glau­be, ich weiß ganz genau, wor­auf Sie mit Ihren Gra­fi­ken hin­wei­sen wol­len, aber ganz so ein­fach lässt sich das nicht ver­all­ge­mei­nern. Die Ein­flüs­se sind dann doch viel­fäl­ti­ger und soll­ten dif­fe­ren­zier­ter wahr­ge­nom­men werden.

    1. Da haben Sie rich­tig ange­nom­men - da ich ja ein self-made-GNU-Gra­fi­ker und nicht pro­fes­sio­nell gebil­det bin sind mei­ne Ver­su­che der bild­li­chen Dar­stel­lung sicher vor dem kri­ti­schen Auge der Fach­frau stüm­per­haft - jedoch behaup­te ich, dass der wesent­li­che Gedan­ke, der dahin­ter steht, so wenig­stens einen bild­li­chen Aus­druck gefun­den hat.

      Sofern Sie da bes­se­re Ideen haben sind Sie herz­lich ein­ge­la­den die­se vor­zu­stel­len und als Ersatz für mei­ne Bild­chen (hono­rar­frei) zur Ver­fü­gung zu stellen.

      Was da gezeigt ist soll natür­lich kei­nem wis­sen­schaft­li­chen Anspruch genü­gen, es ist mehr als Unter­ma­lung der Gedan­ken gemeint, ins­be­son­de­re, um den abstrak­ten Gedan­ken bes­ser zuord­nen zu helfen.

      Erfah­rung ist 'Fremd­ein­fluss' - wenn ich Fami­lie als Kreis mit beson­de­rer Nähe sehe (was ich damit fest­stel­le), wodurch die­se Ein­flüs­se von den vori­gen zu unter­schei­den sind. 

      Den dicken roten Bal­ken sehe ich als das Übel der Zeit, und die sich der x-Ach­se nähern­de Kur­ve (ins­ge­samt) soll den Schwund an eigen ver­füg­ba­rem Wis­sen andeu­ten, der dadurch ent­steht, dass sich immer mehr auf elek­tro­nisch ver­füg­ba­re Infor­ma­ti­on als auf selbst Gelern­tes und ein­ge­spei­cher­tes Wis­sen ver­las­sen wird .... fällt dann ein­mal das elek­tro­ni­sche Wis­sen aus 'blank', 'blank', 'blank' ....

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