Kommunikationspsychologie:..eine Nachricht..(hat) vier Aspekte..: Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell. Diese Ebenen werden auch als „vier Seiten einer Nachricht“ bezeichnet. Das Modell dient zur Beschreibung von Kommunikation, die durch Missverständnisse gestört ist.
[Quelle: Vier-Seiten-Modell; auch Nachrichtenquadrat, Kommunikationsquadrat oder Vier-Ohren-Modell. Friedemann Schulz von Thun]
Wenn ich einen Text lese und verstehe, was der Autor damit ausdrücken wollte ist meine Reaktion (→ reactio) positiv. Ich bin zufrieden mit mir und dem Urheber. Zuerst weil ich in der Lage war den Text aufzunehmen, ihn mit meinem gespeicherten Wissen über Sprache zu verarbeiten. Weiterhin mit dem Verfasser, weil er mir einen Text präsentiert, dessen Gehalt sich in den Worten wiederfindet (→ actio). Dabei kommt es nicht darauf an, ob ich mit dem Inhalt übereinstimme oder nicht, es geht vorrangig um die Wahrscheinlichkeit des Verstehens eines Textes.
Bei manchen Texten stellt sich bei mir Unbehagen ein. Das liegt oft weniger am Inhalt, sondern an der Art der Darstellung. Zwar ist, wie im unten verlinkten Text der Dissertation sehr überzeugend dargelegt, der Austausch von Sprache in Form von Schrift ein Austausch von Metaphern, die nicht immer und von jedem synchron verwandt werden. Deren vereinfachte, landläugfig-saloppe Qualität allerdings macht erst die Möglichkeit aus, das Geschriebene in Information zu übertragen, die für den Lesenden einen Sinn ergibt.
Bei einem Text wie diesem stelle ich als Kontrast zu dieser Notwendigkeit allerdings fest, dass die verwendeten Metaphern offenbar nur den Schreiber befriedigen können, weil ihnen eine wesentliche Eigenschaft, nämlich eine eingängige "Allgemeinverständlichkeit" fehlt.
Dies liegt nicht an der Nutzung von Emoticons - die könnte man ja im Zweifelsfalle jederzeit nachsehen und sich so Klarheit verschaffen - sondern im Gebrauch autorenspezifischer Floskeln, lautverkürzten Wortfetzen und einer ¹ Sprachebene, die offensichtlich gekünstelten Selbstbezug auf eine Gesellschaftsklasse mit spezifischem Gedankengebäude darstellen sollen. Genau diese Absicht, nämlich eine als "Ungerecht" empfundene Auffassung einer schwammig beschriebenen "Allgemeinheit" ins Gegenteil zu verkehren, ist zwar erkennbar, allerdings nicht belegt. Erkennbare Absicht ist nicht gleich ² gelungener Überzeugung
[actio ≠ reactio!]
- der Inhalt bleibt fragmentarisch, nicht greifbar und daher für das allgemeine Publikum unverständlich.
Das Resultat daraus ist (→ reactio) Verärgerung, wo doch zu vermuten ist, dass es dem Schreibenden um Gewinnung der Achtung, Änderung eines Vorurteils (aus seiner Sicht), möglicherweise sogar Zuneigung und Wiederkehr der Lesenden ging als er den Text verfasste.
So verkehrt sich der Aufwand (→ actio) anstatt zum Positiven zu einem Desaster. Was ich als Fazit mitnehme ist der Aufschrei des Autors:
"Fake news!" ....
Diese Darstellung passt wie Schloß und Schlüssel zur Haltung und zum Verständnis des abgewählten Präsidentendarstellers Trump, der ja mehrere Schritte in Richtung Belobigung der israelischen Politik und gleichzeitige Herabwürdigung des palästinensischen Standpunktes für richtig und angebracht hielt.
Was dabei völlig außer Acht bleibt ist das historische Faktum, dass der Staat Israel eine Gründung auf großmachtpolitischer Annektion des palästinensischen Territoriums darstellt, das unter betrügerischer Absicht und Vorspiegelung hehrer Absichten zustande kam. Es liegt hier ein Fall von "Neusprech" vor:
Wahrheit ist Lüge - Lüge ist Wahrheit!
Der gesamte hier nachfolgende Text ist ein Zitat!
[Sprachwissenschaftliche Abhandlung mit Bezug zum Internet und dort verwendeter Darstellung, insbesondere der Bezug auf Emoticons; der Umfang ist deswegen so groß, weil einzelne Sätze hieraus als 'Auszug' nicht den Sinnzusammenhang verdeutlichen könnten.]
Die Erkenntnis, dass es bei der Sprache und der Schrift um lediglich vergängliche nichtige menschliche Konstrukte handelt, muss jeder Mensch selbst machen, um sich von ihnen zu befreien.
[PDF; Dissertation-Li-Fan.pdf]
Nach Jaspers hat die Sprache drei grundlegende Bedeutungen. Erstens bezieht sich die Sprache auf das Sprechen als eine biologische Fähigkeit des Menschen. Zweitens kennzeichnet die Sprache den geschichtlichen empirischen Tatbestand, die jeweiligen Sprachen auf der Welt. Zuallerletzt charakterisiert Sprache das Sprechvermögen des Menschen, die Eigenart des Menschseins.
»Alle Wörter sind Lautbilder und sind in Bezug auf ihre Bedeutung an sich und von Anfang an Tropen... › Eigentliche Worte‹ gibt es in der Sprache nicht« (Gerber 1, 309). Nietzsche nennt die Sprache daher ein bewegliches Heer von Metaphern. In ursprünglichen Metaphern erwächst ein bedeutungstragendes Wortmaterial, das dann weiter verwendet wird zu neuen Metaphern. So steckt in den Worten jeweils eine eigentliche oder direkte Bedeutung nur durch Vergessen des Ursprungs. Diese eigentliche Bedeutung wird bewußt als Metapher verwendet. In der Geschichte der Worte »sehen wir sich allmählich Bild an Bild fügen, eines das andere fortsetzend, erläuternd, modifizierend, korrigierend, verwischend« (Gerber 1, 266)
¹ Wenn alle Wörter am Anfang Metaphern sind und der Bildcharakter der Sprache unausweichlich ist, so kann man davon ausgehen, dass die Metapherbildung zu dem wichtigen Verständnis der Sprache: dem „Sprechvermögen überhaupt“ gehört. Unterschiedlich wie die verschiedene Sprachen auf der Welt und so unterschiedlich wie die verschiedenen Metaphern in den jeweiligen Sprachen angewendet werden, besitzen alle Menschen jedoch die grundlegende Fähigkeit, Metaphern zu bilden und nachvollzuziehen. Jaspers unterscheidet Wort von Zeichen 230. Zeichen (wie die mathematische Zeichen und Zeichen in den Naturwissenschaften) sind willkürlich und erfunden. Sie haben einen festgelegten Sinn und endliche Bedeutungen, die unabhängig vom Hintergrund sind.
Sprache ist hingegen vieldeutig und durchzieht eine geschichtliche Entwicklung. Sie ist getragen von den Umgreifenden. 231 Das Bild und die Abbildung von Sachen sind eine Art Wasserdampf oder Nebel. Sie sind natürlich und mit den Sinnen erlebbar, erfahrbar und begreifbar. Es ist zwar da, aber unbemerkbar, nicht durchschaubar bzw wird unbewusst wahrgenommen. Erst als Sprache werden sie zu Wasser, entsteht eine fließende Konsistenz. Die Sprache ist jedoch formbar und wandelbar. Und schließlich werden die Zeichensprache und Fachsprache zum Begriff, zum Eis, das zwar feste Form und festgelegte konventionelle Bedeutung hat und wunderbar zur Denkoperation dient, aber leblos ist. Bild, Sprache und Begriffe sind ineinander durchdrungen, verwachsen und bis zu einem gewissen Grad miteinander austauschbar.
² ".. Wissen muß sich aussprechen. Ohne Sprache ist es nicht da. Das Minimum aber an Sprache ist das Zeichen. Die Befestigung der Bedeutung in der Sprache verlangt die sinnliche Grundlage des Lautbildes, des Schriftbildes (dieses letztere vor allem in den Zeichensprachen der Wissenschaften und in der chinesischen Literatursprache). Diese sinnliche Grundlage ist im Laut, im musikalischen Klang, in der Lautgestalt und der Satzmelodie, im Schriftbild.239 .."
230
Zeichen ist bei Jaspers nicht wie in dem normalen Sprachgebrauch der Oberbegriff für Sprache, sondern kennzeichnet lediglich die konventionellen Sprachbegriffen, die besonders in der Fachsprache auftreten und deren Gegenstände quantitativ eindeutig erfasst werden und allgemeingültig sind. Die Erkenntnis durch die Sprache, als vieldimensionale Träger der Ideen, ist hingegen nicht identisch wiederholbar und muss stets neu erzeugt werden. Die Sprache ist nicht ein fertiges Gebilde, sondern immer in ständiger unwillkürlicher Verwandlung.
231
Ich erinnere mich an einen Englischunterricht, in dem wir das Wort „brown-nose“ gelernt haben. In dem Unterricht saßen insgesamt fünf Studierende. Zwei kamen aus Deutschland, zwei aus Russland und ich aus China. Nach kurzer Andeutung und Erklärung des Dozenten brach ein lautes Lachen unter den Kursteilnehmern aus und sie verstanden, dass das Wort „jemandem würdelos schmeicheln“ bedeutet. Nur ich wusste nicht, warum alle lachten und stellte die „dumme“ Frage: Warum ist die Nase braun? Ein deutscher Kursteilnehmer erklärte mit einer Gegenfrage: Kennst du die deutsche Redewendung „jemandem in den Arsch / Hintern kriechen“? So wurde das Wort auch von mir verstanden. Das Wort „brown-nose“ hat im Vergleich zu der deutschen Redewendung mehr Zeichencharakter, ist abstrakter. Nichtdestotrotz kann es anhand etymologischer Erklärungen nachvollzogen werden. Es ist vermutlich für Personen, die in ihrer Sprachen mit der gleichen Metapher arbeiten leichter zu verstehen, ist jedoch prinzipiell auch für Personen aus anderen Kulturkreisen ohne diese Metapher erklärbar und verständlich.
239
Die Camera obscura Trägt zu der Entwicklung der Fotographie und Film bei, die ebenfalls eine scheinbar wirklichkeitsgetreue Darstellung vermittelt.
[Quelle → S. 69ff. aus: Emoticons – Funktionen und Verwendung bei chinesischen und deutschen Studenten.
Eine interkulturelle Vergleichsstudie.
Dissertation zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Philosophie (Dr. Phil.), angenommen vom Senat der Universität Vechta.
Erstgutachter: Prof. Dr. Fauser, Markus
Zweitgutachter: Prof. Dr. Wen, Renbai
Vorgelegt von Li, Fan 2016]
PS / Nur zur Klarstellung:
Der Herr bloedbabbler hat mit Sicherheit eine breitere Allgemeinbildung und einen ausgewogeneren Charakter als der noch-Präsidentendarsteller Trump. Umso verwunderlicher ist, was da bei ihm zu lesen ist ....
Der Herr bloedbabbler hat in dem von Ihnen kritisierten Beitrag doch klar gesagt und auch belegt, wie er verstanden werden will. Auch wenn Sie mit ihm nicht übereinstimmen, haben Sie, finde ich, hier das falsche Beispiel gewählt; um ihm nur in der Sache zu widersprechen, hätte es solcher extensiver Ausführungen nicht bedurft.
Hallo Frau iGing,
Sie schreiben ".. hat in dem von Ihnen kritisierten Beitrag doch klar gesagt und auch belegt, wie er verstanden werden will .." - genau da ist mein Problem, das ich umfassend ausgeführt habe: Ich verstehe den Text trotz aller Bemühung wegen aufgeführter Gründe nicht.
Was ich verstanden habe ist (hier nochmal zussammengefasst) folgendes:
Es wird die Darstellung der überwiegenden Teile von Presse und Fernsehen als einseitig und unzutreffend dargestellt - daraus habe ich vereinfachend mit dem derzeit gängigen Schlagwort "fake news" formuliert, was heißen soll, der Autor stehe da mit seiner Meinung auf einer Stufe mit dem glücklicherweise bald scheidenden Präsidentendarsteller Trump.
Das verwundert mich unter Einbeziehung der früheren Einlassungen des Autors zu politischen Themen sehr. Steht doch Trump eher für rechte Verschwörungstheorien als für Faktenakzeptanz und Wahrheitsliebe.