Kleine Freuden
Aus der Serie “Liebes Tagebuch”

Die­se Situa­ti­on mit den Coro­na Ein­schrän­kun­gen, lie­bes Tage­buch, die hat ganz schön 'was im Lan­de ver­än­dert! In der Schlan­ge vor der Bäcker­the­ke in unse­rem Super­markt der Wahl haben wir es gewagt zu zweit - mei­ne Frau und ich - einen Schritt über der Mar­kie­rung auf dem Boden zu ste­hen, was die Distanz von 1,5m auf 1,35m ver­rin­ger­te, lie­bes Tage­buch, eine wirk­lich welt­be­we­gen­de Über­schrei­tung! Und so löste unse­re Mis­se­tat einen Empö­rungs­sturm der *Dame* vor uns aus. 

Etwa fol­gen­den Inhalts war ihre schier end­lo­se Tirade:
Sie sei gera­de aus dem Kran­ken­haus ent­las­sen und wol­le nicht unse­ret­we­gen gleich wie­der mit Coro­na da hin, hät­ten wir den gar kei­nen Anstand frem­de Men­schen so in Gefahr zu brin­gen indem wir ihnen 'auf die Pel­le' rück­ten .... so und schlim­mer, noch schlim­mer, lie­bes Tage­buch, dass ich es hier nicht wie­der­ho­len kann, war ihre Schimpf­ka­no­na­de. Das alles wegen ca. einer Fuß­län­ge über der Mar­kie­rung für den Abstand auf dem Supermarktboden .... 

Sie hat des­we­gen nicht auf­ge­passt und so hat sich von der ande­ren Sei­te ein 'War­te­schlan­ge­nigno­rant' an ihr hin­ten­rum vor­bei gedrückt und sei­ne Bestel­lung auf­ge­ge­ben, das heißt er w o l l t e gera­de eine Bestel­lung auf­ge­ben, da hat die *Dame* ihn mit einer noch kräf­ti­ge­ren Schimpf­or­gie über­zo­gen, lie­bes Tage­buch, das waren noch ein paar mehr als "Tau­send Wor­te Hes­sisch"¹ und ich war wirk­lich beein­druckt, denn es waren ein paar sehr sel­te­ne und wirk­lich aus­ge­fal­le­ne Begrif­fe dabei. Hane­bam­bel, zum Bei­spiel, sehr sel­ten und wirk­lich beleidigend.

Glück­li­cher­wei­se hat­te sich also der Zorn von uns weg ver­la­gert, die zwei­te Bäcke­rei­ver­käu­fe­rin bedien­te uns freund­lich und wir beka­men sogar noch ein paar von den gezucker­ten, den "ori­gi­na­len" Krep­peln zum Son­der­preis von 5 Stück zu 4,75 € .... dafür hät­te man zu DM Zei­ten ein gan­zes Dut­zend bekommen.

Wir haben ein paar davon zum Nach­mit­tags­kaf­fee geges­sen, lecker waren sie - und prall voll von wohl­schmecken­dem Himbeermus ....

Und weißt du, Tage­buch was ich jetzt gleich mache, wo man doch nir­gend­wo mehr hin­ge­hen darf?

Ja-woll!

Ich lade mei­ne Frau ein mit mir in den Kel­ler zu gehen ....
....
und dann ....
....
....
....
....
....
.... ver­frach­ten wir die Wäsche aus der Wasch­ma­schi­ne in den Wäschetrockner!
Ein biss­chen Spaß muss schließ­lich trotz Coro­na sein.

¹ 

Kommentare

  1. Hier und da habe ich auch schon von sol­chen sehr mili­tan­ten Abstands­ver­tei­di­gern gehört. Eben­so von dem Gegen­teil davon - dass Leu­te aus­ra­sten, wenn man von ihnen das Stück Stoff im Gesicht ver­langt oder sie dar­auf nur hinweist.
    Selbst ist mir das aber zum Glück noch nicht begeg­net. ("Klopf auf Holz", wie es so heißt.)

    1. Genau - die gegen­tei­li­gen Wüte­ri­che sind min­de­stens genau­so schlimm .... da setzt bedau­er­li­cher­wei­se, wir hat­ten das ja schon, jeg­li­che Über­le­gung aus.

      Bei sol­chen Ereig­nis­sen merkt man wie dünn die soge­nann­te 'Zivi­li­sa­ti­ons­decke' ist, die uns von unse­rer tie­ri­schen Ver­gan­gen­heit trennt.

        1. Der schlimm­ste Stress ist der, den man sich selbst macht! - das ist eine wah­re Aus­sa­ge, die hier genannt wer­den kann:
          Wenn man sich über­wie­gend in nega­ti­ven Gedan­ken ergeht, dann wer­den Klei­nig­kei­ten zu einer Rie­sen­af­fä­re .... die Abwärts­spi­ra­le kommt in Gang und es ist kein Ende abzu­se­hen. Das ist es, was man bei vie­len Men­schen beob­ach­ten kann, die aus einer Mischung von Angst und Unwis­sen­heit alles glau­ben und wie­der­käu­en, was ihnen von den 'Ein­peit­schern' ser­viert wird.

  2. Hm... Nun ja, ich muss zuge­ben, des­we­gen spie­le ich auch nicht mehr sehr den Zaun­gast bei der ande­ren Sei­te. Letzt­lich führt es dazu, dass man sich den Kopf heiß macht mit Din­gen, die aus mehr oder weni­ger dubio­sen Quel­len stam­men - und ändern tut es an der der­zei­ti­gen Situa­ti­on trotz­dem nichts. Selbst wenn der Scheiß sogar wahr wäre.
    Also ist es am besten, sich um die All­tags­pro­ble­me zu küm­mern, die durch Coro­na eh schon kom­pli­zier­ter gewor­den sind, und dann sich mög­lichst mit ganz ande­ren Din­gen zu beschäf­ti­gen. Damit der Kopf auch mal etwas ande­res sieht als nur "Kro­ne hier, Kro­ne da".
    Wenn man das sei­nem Ver­stand dau­ernd zumu­tet, ist es kein Wun­der das man irgend­wann durchdreht...

    1. Kor­rekt, ich fra­ge mich ob ich an den Din­gen etwas ändern kann - wenn nicht mache ich mir mög­li­cher­wei­se zwar Gedan­ken wie es ins­ge­samt erreicht wer­den könn­te, hal­te mich aber in prak­ti­scher Hin­sicht völ­lig heraus.

      1. Letzt­lich ist so ziem­lich jeder Hob­by-Kri­ti­ker von -Medi­zi­ner mit der Tat­sa­che kon­fron­tiert, dass er kein Ent­schei­dungs­trä­ger ist - damit also auch nicht direk­ten Ein­fluss neh­men kann.
        Man sieht schließ­lich, selbst die Par­la­men­te wer­den ja nicht mal mehr mit gefragt (was als Tat­sa­che selbst juri­stisch als auch sonst ein Skan­dal ist, aber man sieht - ob Skan­dal oder nicht, geän­dert wird dar­an auch nichts; wahr­schein­lich zwar mit einer gewis­sen Absicht (es wür­de zu wahr­schein­lich öfter mal ein "Nein" her­aus­kom­men zu dem, wor­auf die sich in Ber­lin im Hin­ter­zim­mer ver­stän­digt haben)).
        Die erfah­ren die "Beschlüs­se" inzwi­schen mehr nur noch aus der Zei­tung oder mit der Post.
        Was soll das also werden?

        Zudem, und das soll­te man auch mal bemer­ken: Selbst bei Quer­hu­sten herrscht kein gemein­sa­mer Kon­text außer "dage­gen!" und "für Abschaf­fung!". Jen­seits davon gibt es auch nur die klei­nen Grüpp­chen, wo jeder etwas ande­res will...

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