Von Obsessionen ....

Eine Zeit lang, das muss ich zuge­ben, hat­te ich eine Pha­se, in der ich stän­dig Wet­ter­be­rich­te ansah. Mor­gens, Mit­tags und Abends - immer auf der Suche nach dem best dar­ge­stell­ten und akku­ra­te­sten Wet­ter­be­richt. Zu der Zeit zeich­ne­te ich das Euro­pa­wet­ter, das loka­le Wet­ter und die 14-Tage-Wet­ter­pro­gno­se auf. Screen­shot auf Screen­shot füll­te den Com­pu­ter­spei­cher. Als die­ser knapp wur­de, trans­fe­rier­te ich die Daten­flu­ten auf eine exter­ne "Wetter"-Festplatte. Die­se Obses­si­on mit dem Wet­ter dau­er­te etwa so um 16 bis 18 Mona­te, so genau lässt es sich im Rück­blick nicht mehr nach­voll­zie­hen, jeden­falls waren es knapp ein­ein­halb Jahre.

So, wie sie gekom­men war, die­se Beses­sen­heit mit dem Wet­ter, so ver­ging sie ganz plötz­lich und die Erkennt­nis mach­te sich breit "Wozu das Alles?" .... fast schlag­ar­tig war es vor­bei. Wie eine schlim­me Infek­ti­on, von der man, gene­sen, nun wider die Wirk­lich­keit wahr­nimmt und sich über sich selbst wun­dert. Wie konn­te es nur so weit kommen?

Vor­sich­ti­ge Nach­fra­gen bei Freu­den und Bekann­ten, in der Fami­lie und beim Small­talk zu Anläs­sen erga­ben die fast schon erstaun­li­che Tatsache:
Fast jeder Mensch hat sol­che Obses­sio­nen, mal mehr, mal weni­ger aus­ge­prägt. Der Gegen­stand die­ser nicht immer ganz offen­sicht­li­chen Abwei­chung von der Norm, von ange­mes­se­ner Ein­schät­zung der Bedeu­tung von Ereig­nis­sen, von Ein­ord­nung zufäl­li­ger Ereig­nis­se in ein absur­des Gedan­ken­ge­rüst ist kei­ne Sel­ten­heit, son­dern ganz offen­sicht­lich eine Erschei­nung, die zu uns Men­schen gehört. Es fängt bei 'selek­ti­ver Wahr­neh­mung' an und hört bei einer ver­zeh­ren­den Beses­sen­heit auf. 

So erklä­re ich mir die unsin­ni­gen Paro­len und Ver­mu­tun­gen derer, die wenig Kennt­nis­se zu Infek­ti­ons­krank­hei­ten und den ver­schie­den­sten Aus­lö­sern haben, und - unter­stützt durch die sozia­le Iso­la­ti­on wegen Covid - jede noch so absur­de Infor­ma­ti­on auf­neh­men und sie zu einer Welt­ver­schwö­rung hoch­sti­li­sie­ren. Die Wirk­lich­keit ist wenig spek­ta­ku­lär - da machen sich Vie­le eben ein neu­es Bild der Wirk­lich­keit in der sie die 'Wis­sen­den' sind, die lächelnd auf die Ahnungs­lo­sen um sie her­um her­ab sehen kön­nen und mit süf­fi­san­tem Unter­ton erklä­ren was sich wirk­lich abspielt, wer davon pro­fi­tiert und wes­we­gen das immer noch nur einem klei­nen Kreis - zu dem sie selbst­re­dend gehö­ren - als Insi­der­wis­sen zur Ver­fü­gung steht.

Die Imp­fung mit Impf­stoff A ist unwirk­sam, die mit Impf­stoff B macht Dau­er­schä­den, und wenn wer Impf­stoff C bekommt ist die­se Per­son spä­te­stens in sechs Wochen tot. 

Bewei­se? Keine!

Da kommt mir die anfangs geschil­der­te Beschäf­ti­gung mit dem Wet­ter schon wie­der weni­ger aus­ge­flippt, fast schon akzep­ta­bel, ja sogar ziem­lich nor­mal vor. Viel­leicht soll­te ich 'mal den Hin­wei­sen nach­ge­hen, dass bestimm­te Hoch­druck­la­gen die Infek­ti­ons­wahr­schein­lich­keit erhöhen ...?

Kommentare

  1. Obses­sio­nen ken­ne ich inso­fern, dass, wenn man sich z. B. einen Film ange­se­hen oder ein Spiel gespielt hat, wo man nicht alles naht­los ver­stan­den hat und dazu ein paar ande­re Mei­nun­gen oder Infor­ma­tio­nen haben will.
    Unwei­ger­lich kommt es dabei auch dazu, dass man Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen aller mög­li­chen Arten auf­schnappt, z. B. tech­ni­scher und orga­ni­sa­to­ri­scher Art, und die­se das Ver­ständ­nis des Wer­kes dann auch mit beein­flus­sen, weil z. B. etwas so ist, weil es tech­nisch nicht anders rea­li­sier­bar war (tech­no­lo­gi­sche Beschrän­kun­gen), vie­le Ände­run­gen wäh­rend der Pro­duk­ti­on des Wer­kes immer wie­der gesche­hen sind (und des­we­gen ein Werk ein wenig chao­tisch und nicht ganz schlüs­sig wirkt) oder, gera­de bei auf­ein­an­der auf­bau­en­de Film­se­ri­en, Schau­spie­ler von wie­der­keh­ren­den Rol­len zwi­schen­durch nicht ver­füg­bar waren, sodass Figu­ren des­we­gen in einem Film unter Umstän­den feh­len oder nur sehr wenig direkt zu sehen sind.

    Das kann dann mal in ein paar Stun­den oder Tage lesen aus­ar­ten, aber irgend­wann ist es damit auch wie­der gut, weil irgend­wann hat man so ziem­lich jede bekann­te Info gele­sen. Der Rest ist einem dann selbst über­las­sen, wie man das Werk ver­steht oder was man aus ihm interpretiert.

    1. Eine ganz ande­re Art der Obses­si­on - gut nach­voll­zieh­bar die­ser Drang danach, es noch genau­er wis­sen zu wol­len. Das ken­ne ich so ähn­lich auch, es läßt einem kei­ne Ruhe, füllt die Gedan­ken. Im Moment geht es mir so mit vie­len Din­gen, die sich rund um das Bau­en auftun:
      Das ver­folgt mich sogar soweit, dass ich lan­ge wach lie­ge (habe ich sonst vor­her nie erlebt) und über Mög­lich­kei­ten und Gren­zen nach­den­ke. Das wird sich bestimmt erst legen, wenn wir end­lich ein­ge­zo­gen sind!

  2. Ich hab mir jetzt mal den Peer Eif­ler ange­hört, den kann­te ich bis­her nicht, und da hab ich mich auch gefragt, wie kommt es, dass ihm geglaubt wird? Ich mei­ne, der Grund ist der:
    Für jemand, der sich gei­stig schlicht mit nichts noch so rich­tig beschäf­tigt hat in sei­nem Leben, klingt das alles gleich, was ihm zu Viren, Imp­fun­gen, Coro­na etc. erzählt wird ... er weiß schlicht nicht, wem oder was er glau­ben soll. Also nimmt er ent­we­der den, der sym­pa­thisch rüber­kommt, oder den, der sei­nen Unmut auf eine Wei­se äußert, die ihm selbst zusagt - sei es aggres­siv, bemit­lei­dens­wert oder schein­hei­lig -, und da er kei­ne Kri­te­ri­en für Sach­ver­stand hat, greift er blind zu, wenn einer sol­chen für sich rekla­miert. Was inner­halb einer gewis­sen Band­brei­te von 'Nor­ma­li­tät' nicht wei­ter tra­gisch wäre und im poli­ti­schen Leben sowie­so all­täg­lich ist.
    Nur ist die­se Coro­na-Ange­le­gen­heit in Wirk­lich­keit eine Aus­ein­an­der­set­zung in der Natur und kei­ne poli­ti­sche Mei­nungs­fra­ge und schon gar kei­ne Glau­bens­fra­ge, wird aber stän­dig und fast aus­schließ­lich auf der poli­ti­schen Ebe­ne abge­han­delt (das ist schon für sich genom­men eine Her­aus­for­de­rung zum Wider­spruch) und im Fal­le des Herrn Eif­ler auch noch in einen reli­giö­sen Kon­text gebracht.
    Mein Fazit: Letzt­lich - spä­te­stens wenn er selbst betrof­fen ist - ist der Ein­zel­ne her­aus­ge­for­dert, sich bewusst zu machen, wel­chen Grund­sät­zen er in sei­nem Leben fol­gen will. Wenn es da mög­li­cher­wei­se kein Rich­tig oder Falsch gibt, wer­den wir uns noch sehr lan­ge um irgend­wel­che Coro­na­maß­nah­men strei­ten müs­sen. Oder Rich­tig und Falsch ent­schei­det sich ganz ein­fach durch die Ster­be­ra­te. Wer über­lebt, hat Recht!

    1. Zum Stre­ben und der Obses­si­on des Dr. Eif­ler habe ich einen Arti­kel im "Stan­dard" [https://www.derstandard.de/story/2000120443441/berufsverbot-fuer-arzt-in-bad-aussee-wegen-online-attesten-fuer] gele­sen und was mir da auf­fiel war die Ver­mi­schung von Glau­be mit Medi­zin, von Annah­men ohne Bewei­se und schlicht­weg erfun­de­nen Behaup­tun­gen, die schon mit wenig Auf­wand als Lüge zu ent­lar­ven sind.

      Zitat " .. Dar­in erzählt Eif­ler, wie er mit "kör­per­lo­ser Ener­gie" zu arbei­ten begon­nen habe .. In Tibet sei er von einem ihm Unbe­kann­ten 'in die letz­ten acht-, neun­hun­dert Jah­re mei­nes Erden­le­bens initi­iert' wor­den und habe so den "Auf­trag" bekom­men, als 'einer von ganz weni­gen die­ses Erwa­chen unse­rer Gött­lich­keit als Gesell­schaft' mit­zu­ge­stal­ten .. Er sei 'wie eine Mischung aus Franz von Assi­si und Bud­dha gewe­sen', so der Medi­zi­ner wei­ter. Auch sonst war er viel unter­wegs: 'Ich wur­de Kahu­na in Hawaii, ich wur­de Scha­ma­ne der Red Nations.' .. "

      Weit her­um­ge­kom­men ist er, der Herr Dok­tor, und da ver­wun­dert es nicht, wenn er pro Attest 20€ ver­langt um sein Bud­get auf­zu­fül­len .... was also vor­der­grün­dig als "Obses­si­on gegen das Tra­gen von Mas­ken" erscheint, stellt sich bei genau­em Hin­se­hen als schnö­de Abzocke­rei von unter­be­mit­tel­ten Gläu­bi­gen her­aus, die ohne ent­spre­chen­de Bil­dung genau dar­auf ange­wie­sen sind.

      Sie schrei­ben " .. Wenn es da mög­li­cher­wei­se kein Rich­tig oder Falsch gibt, wer­den wir uns noch sehr lan­ge um irgend­wel­che Coro­na- Maß­nah­men strei­ten müs­sen .. "

      [Die­sen Teil der Ant­wort stel­le ich gleich­zei­tig als neu­en Arti­kel ins Blog]

      Die Lösung ist:
      Man muss sich an Fak­ten hal­ten, dann gäbe es kei­ne Zwei­fel, die ent­ste­hen, wenn Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen die poli­ti­sche Hand­lung steu­ern. Wis­sen­schaft ist nicht zu dis­ku­tie­ren, das ver­ste­hen Poli­ti­ker nicht, weil deren gan­zes Stre­ben stets auf Kom­pro­miss oder Durch­set­zung mit Mehr­hei­ten aus­ge­rich­tet ist.


      Bei einer Pan­de­mie ver­sa­gen die­se Hand­lungs­ge­wohn­hei­ten kläglich!

       

      Wer nicht der wis­sen­schaft­li­chen Aus­sa­ge fol­gen will muss mit den Kon­se­quen­zen leben - die hier­zu­lan­de geüb­te Unbe­stimmt­heit, in der orts- und ideo­lo­gie­be­dingt Unter­schie­de ent­ste­hen, sind dabei das größ­te Übel:


      Hier wäre das ange­bracht was für den Kata­stro­phen- und Kriegs­fall vor­ge­se­hen ist:
      Zen­tra­li­sie­rung aller Ent­schei­dun­gen in einer zivil-mili­tä­ri­schen Leit­grup­pe (= Kata­stro­phen­schutz), deren Ent­schei­dun­gen die Län­der ledig­lich zur Kennt­nis neh­men kön­nen und die sie ver­pflich­ten, alles bereit­zu­stel­len, was zur Aus­rollung der Maß­nah­men not­wen­dig ist.
       

       

      In einer Pan­de­mie ist Föde­ra­lis­mus unge­eig­net Pro­ble­me effi­zi­ent zu lösen. Da hilft nur kla­re Linie, an die sich alle zu hal­ten haben. Ein Virus macht kei­nen Unter­schied zwi­schen ver­schie­de­nen Auf­fas­sun­gen. Es schlägt zu wo es dazu Gele­gen­heit hat. Genau­so gebün­delt und zeit­nah müs­sen die Gegen­maß­nah­men erfol­gen - Zögern und Strei­te­rei­en trei­ben zwangs­läu­fig die Todes­ra­te hoch.

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