Homöopathie: Forschung für *Das große Nichts*

In Baden-Würt­tem­berg will man die Zusatz­be­zeich­nung "Homöo­pa­thie" aus der Wei­ter­bil­dungs­ord­nung strei­chen - aber an der Zusatz­be­zeich­nung "Homöo­pa­thie" wol­len man­che Ärz­te und ins­be­son­de­re Poli­ti­ker(!) fest­hal­ten
Die­se Infor­ma­ti­on kann nicht weit genug gestreut werden:

Kei­ne Ahnung von irgend­et­was, das als "Fort­schritt" oder "Ent­wick­lung" in 200 Jah­ren statt­ge­fun­den hät­te! Die erstaun­li­che Sprach­lo­sig­keit, das Man­tra-arti­ge Wie­der­ho­len von lee­ren Phra­sen 'man müs­se wei­ter for­schen' weil ja die Nach­fra­ge da sei (!). 

Wel­cher Mensch nimmt so eine Ahnungs­lo­sig­keit als "Pro­fes­sio­na­li­tät" wahr?

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Kommentare

  1. Ich fin­de, beim Gebiet "Homöo­pa­thie" hat man schon ein klei­nes Pro­blem, dass heut­zu­ta­ge Objekte/Wirkstoffe in die­se Ecke gescho­ben wer­den, nur weil sie einen pflanz­li­chen Ursprung haben, ins­ge­samt aber trotz­des­sen wirk­sam sind. Dar­aus sam­melt einer­seits Homöo­pa­thie ihre Legi­ti­ma­ti­on, dass sie doch als Alter­na­ti­ve zur klas­si­chen Schul­me­di­zin ihre Berech­ti­gung hat und funk­tio­niert, obwohl die betref­fen­den Objek­te (z. B. lang bekann­te Heil­pflan­zen) gar nichts mit die­sem Gebiet zu tun haben, zum ande­ren wird damit Blöd­sinn mit funk­ti­ons­fä­hi­gen Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­teln ver­mengt, die durch­aus bei bestimm­ten Beschwer­den ein­ge­nom­men wer­den kön­nen und wo die Effek­te sogar wis­sen­schafl­ti­che bestä­tigt sind. (Ähn­lich wie man unge­süß­te Kräu­ter­tees oder Honig bei Erkäl­tun­gen ver­zeh­ren kann und davon eine posi­ti­ve Wir­kung auf den Infekt erhält.)

    Habe inzwi­schen mit einer Sache näm­lich auch Erfah­run­gen gesam­melt, die in die­se Ecke gesteckt wird, und ich muss sagen, "Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel mit medi­zi­ni­scher Wir­kung" trifft es inhalt­lich wesent­lich bes­ser. Mit Homöo­pa­thie hat das nichts zu tun. (Und erwar­tet hät­te ich das sel­ber nicht, dass der Kram etwas bewirkt!)

    1. Es gilt eine stren­ge Tren­nung vor­zu­neh­men und sie strin­gent durch­zu­hal­ten wenn es um die­sen Bereich geht:
      1. Natur­heil­mit­tel mit nach­ge­wie­se­ner Wir­kung / wis­sen­schaft­lich kor­rekt und auf uner­wünsch­te Wir­kun­gen untersucht;
      2. Natür­lich vor­kom­men­de Sub­stan­zen denen eine angeb­li­che Wir­kung zuge­ord­net wir, deren tat­säch­li­che Wir­kung aber weder in der so genann­ten 'Volks­er­fah­rung' bekannt, noch in Stu­di­en belegt wurde;
      3. Homöo­pa­thi­sche Pro­duk­te, die schon wegen ihrer unhalt­ba­ren Grund­an­nah­me dass 'weni­ger mehr sei' zu ver­wer­fen sind. Es han­delt sich dabei um völ­lig unbe­wie­se­ne, noch nie als mehr als Pla­ze­bo­wir­kung erzie­len­de Scharlatanerie.

      Was unter 1. fällt sind bei­spiels­wei­se Son­nen­hut, Johan­nis­kraut oder Knob­lauch - es lie­gen Stu­di­en vor, die eine Wir­kung bewie­sen haben und die mit festen Dosie­run­gen von extra­hier­ten Wirk­stof­fen aus natür­li­chen Quel­len (meist Pflan­zen oder pflan­zen­tei­le) her­ge­stellt wer­den. Die­se Pro­duk­te wer­den als Arz­nei­mit­tel beh­na­delt und vertrieben. 

      Was unter 2. und 3. fällt - und nicht ver­schrei­bungs­pflich­tig / apo­the­ken­pflich­tig ist - ledig­lich in Apo­the­ken ver­kauft wird, um den Anschein zu erwecken, es sei­en Wir­kun­gen zu erwar­ten, ist abzu­leh­nen, da unwirk­sam für den ange­ge­be­nen Zweck, und oft mit unvor­her­seh­ba­ren Neben­wir­kun­gen behaf­tet, die mehr scha­den als nüt­zen. Ins­be­son­de­re die Aus­sa­ge "Ohne Neben­wir­kun­gen" soll­te stut­zig machen:
      Was kei­ne Neben­wir­kun­gen hat hat in den mei­sten Fäl­len auch kei­ne Haupt­wir­kung (erwünsch­te Wirkung).

      Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel kön­nen - in beson­de­ren Lebens­la­gen und bei vor­lie­gen bestimm­ter Vor­er­kran­kun­gen - durch­aus vor­über­ge­hend (!) als sinn­voll ein­ge­stuft wer­den, nie jedoch, mit ganz weni­gen Aus­nah­men, als Langzeittheapie.


      Die­se Aus­nah­me ist das fort­schrei­ten­de Lebens­al­ter, in dem die Resorp­ti­ons­fä­hig­keit der Darm­wand abnimmt, und daher pro Zeit­ein­heit weni­ger in den Kör­per trans­por­tiert. Ins­be­son­de­re sol­che Sub­stan­zen, die nicht per Dif­fu­si­on aus dem Darm ins Blut über­ge­hen, son­dern sol­che Stof­fe, die mit­tels akti­ver Trans­port­pro­zes­se in den Kör­per gelan­gen müs­sen. Das ist bei­spiels­wei­se die Grup­pe der Vit­ami­ne und Spu­ren­ele­men­te.
       

       

      Da braucht man aber kei­ne 'Ortho­mol'- oder ähn­li­che über­teu­er­te Pro­duk­te in Luxus­ver­packun­gen, son­dern es reicht eine 100-er-Packung vom Dis­coun­ter, die eine Tages­men­ge um 25-30% der erwünsch­ten Dosie­rung (=täg­li­cher Gesamt­be­darf) hat und so um 3-4€ kostet. Mehr ist nicht bes­ser, son­dern raus­ge­wor­fe­nes Geld. Sol­che Pro­duk­te gibt es z.B. bei Doc­Mor­ris zu bestel­len wenn man die teu­ren Apo­the­ken­an­ge­bo­te unter­lau­fen will (→ 08018608 Doc­Mor­ris A-Z Depot; 3,49€).

      1. Unter "Nah­rungs­gän­zungs­mit­tel" wer­den, for­mal im Ver­kauf, noch vie­le wei­te­re Din­ge mit ein­be­zo­gen, ver­mut­lich weil sie sich aus irgend­wel­chen Grün­den nicht "Arz­nei­mit­tel" nen­nen dür­fen oder man sie gera­de für den frei­en Ver­trieb frei hal­ten will, nicht bloß Vitaminpräparate.

        Ach, ich muss es wohl mal kon­kret benen­nen, womit ich Erfah­rung gemacht habe, damit man ver­steht, was ich sagen will: Mönchspfeffer.

        Gera­de, weil so ziem­lich alle FAQs und Wir­kungs­er­klä­run­gen im Netz dazu irgend­ei­nen Punkt zu homöo­pa­thi­scher Anwen­dung ent­hal­ten, war ich zunächst äußerst skep­tisch, ob das über­haupt funktioniert.
        In der Pra­xis stel­le ich fest "Schei­ße, das Zeug hat einen Effekt auf das, was mir kör­per­lich Pro­ble­me berei­tet!" - was nun im sach­li­chen Ver­ständ­nis nichts mehr mit Homöo­pa­thie zu tun hat.

        Was mir dazwi­schen irgend­wann immer wie­der begeg­net ist, ist die­se Beto­nung auf "pflanz­li­ches Mit­tel". D. h. also es wird in die­se Ecke gescho­ben, oder wur­den sol­cher­lei Expe­ri­men­te damit in frü­he­ren Zei­ten gemacht, nur weil der Mönchs­pfef­fer einen kom­plett natür­li­chen Ursprung hat und kein syn­the­tisch her­ge­stell­tes Medi­ka­ment ist. Inhalt­lich hat die­se Ein­ord­nung also gar nichts mit der Wir­kung vom Mönchs­pfef­fer zu tun (die ja der Ein­ord­nung bei der Homöo­pa­thie wider­spricht), noch damit wie die Homöo­pa­thie sach­lich zu defi­nie­ren ist.

        Man ver­sucht ledig­lich "pflanz­lich" (wegen dem ver­brei­te­ten Glau­ben, es sei bekömm­li­cher und gin­ge mit weni­ger Neben­wir­kun­gen ein­her) fest mit dem Begriff der Homöo­pa­thie zu ver­knüp­fen, um eine feste Mar­ke­ting­stra­te­gie zu zemen­tie­ren, und auf Basis des­sen sein Kli­en­tel zu umwer­ben. - Ob eine Sache nun mit ihr wirk­lich etwas zu tun hat oder nicht.
        Auf wei­te­rer Sicht haben sol­che Bei­spie­le, die durch­aus wirk­sam sind, und die fälsch­li­cher­wei­se oder mit Absicht in die­se Ecke gescho­ben wer­den, aber das Poten­zi­al, der Homöo­pa­thie medi­zi­ni­sche Legi­ti­mi­tät zu ver­lei­hen, die sie nicht hat.

        Des­we­gen fän­de ich den Begriff "Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel", unter wel­chem es ver­trie­ben wird, dann doch inhalt­lich besser.
        Man braucht es nicht zum Leben, es ist aber voll­stän­dig ess- und ver­dau­bar (also nicht gif­tig oder der­glei­chen), und in beson­de­ren Lebens­la­ge kann es sein, dass man es zusätz­lich neh­men muss oder soll­te. Wohl­ge­merkt, zusätz­lich - sich nor­mal ernäh­ren dazu muss man nach wie vor trotz­dem noch und kann nicht von Luft und Lie­be und nur die­sem Zeug existieren.
        Das alles ist der Inbe­griff von "Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel", wäre dem­zu­fol­ge also kei­ne Lüge und auch nicht irreführend.

        1. Die Bezeich­nun­gen sind im all­ge­mei­nen Umgang nicht ohne Pro­ble­me ver­än­der­bar, da ihre Defi­ni­ti­on fest­liegt. Das, was homöo­pa­thi­sche Fir­men machen, ist im enge­ren Sin­ne Betrug, weil sie ein Eti­kett auf­kle­ben, das nicht nur nicht pas­send, son­dern irre­füh­rend ist. Nur schert sich da kaum jemand dar­um - wie auch bei der Fül­le von Über­tre­tun­gen? Oft wird erst ein­ge­schrit­ten, wenn es schwer­wie­gen­de Pro­ble­me gibt und das öffent­lich wird.

          Der Mönchs­pfef­fer hat nach­ge­wie­se­ne Wir­kun­gen und fällt daher nicht unter "Nah­rungs­er­gän­zung", weil das Pro­duk­ten vor­be­hal­ten ist die für den Erhalt der Grund­funk­tio­nen des mensch­li­chen Org­nis­mus in einer bestimm­ten Men­ge zuge­führt wer­den müs­sen. Das fällt beim Mönchs­pfef­fer schon des­we­gen aus, weil die Wir­kung geschlechts­spe­zi­fisch ist.
          Wich­tig erscheint der Satz " .. Ein­ge­setzt wird indu­stri­ell her­ge­stell­ter und stan­dar­di­sier­ter Extrakt .. ", ein Hin­weis auf Sta­bi­li­tät der Men­gen, und dadurch wird gewähr­lei­stet, dass es weder zu Über- noch zu Unter­do­sie­run­gen kommt.

          Homöo­pa­thie ist eine Schein­wis­sen­schaft, die sich vie­ler­lei Din­ge selbst zuschreibt, bilan­zie­rend jedoch nie Bewei­se erbringt, das die behaup­te­ten 'Erfol­ge' tat­säch­lich vor­han­den waren/sind. Min­de­stens ist es doch erstaun­lich, wenn Ver­su­che gemacht wer­den die nur dann 'posi­ti­ve' Wir­kun­gen zei­gen, wenn sie von den Homöo­pa­then selbst durch­ge­führt wur­den. Nicht aber wenn objek­tiv han­deln­de Wis­sen­schaft­ler sie zu repro­du­zie­ren (ver-)suchen.

        2. Ach­so, wür­de nicht dar­un­ter fallen?

          Obwohl, es wür­de ja noch unter­mau­ern, was ich als Grund­aus­sa­ge machen woll­te... Mönchs­pfef­fer hat nichts mit Homöo­pa­thie zu tun. Abso­lut nicht!
          Und trotz­dem will man ihn gern in die­se Ecke rücken - unge­ach­tet des­sen, obwohl der "Chef-Erfin­der" der Homöo­pa­thie einst Expe­ri­men­te mit ihm gemacht hat oder nicht.

          Ich habe so den Ein­druck, dass all­zu gern von die­ser Indu­strie ver­sucht wird, den Sach­be­stand "pflanz­lich" mit "homöo­pa­thisch" gleich­zu­set­zen, um als Ver­kaufs­ar­gu­ment zu die­nen. Weil mit "pflanz­lich" eine bes­se­re Asso­zia­ti­on als mit Medi­ka­men­ten herrscht und grund­los ange­nom­men wird, man ver­tra­ge es bes­ser als ein Medi­ka­ment und die Neben­wir­kun­gen sei­en gerin­ger wegen dem natür­li­chen Ursprung. (Ist Non­sens. Mer­ke ich z. B. durch den Mönchs­pfef­fer - es killt auch die psy­chi­sche Libi­do, nicht nur die kör­per­li­che bzw. beein­träch­tigt sie in bemerk­ba­rem Umfang. Nichts da also mit "kei­ne uner­wünsch­ten Neben­ef­fek­te". Es ist genau­so ein Kuh­han­del zwi­schen pri­mä­rer - und gewünsch­ter - Wir­kung und Neben­ef­fek­ten, die nicht gewünscht sind, die man aber in Kauf neh­men muss.)

          Wenn man das wei­test­ge­hend eta­bliert hat, kann man den Leu­ten auch sei­ne komi­schen Zucker­kü­gel­chen bes­ser andrehen...
          Weil die näm­lich die Erfah­run­gen mit bestimm­ten pflanz­li­chen Wirk­stof­fen, die wir­ken, auto­ma­tisch mit die­sem The­ma ver­bin­den und in Fol­ge des­sen homöo­pa­thi­sche Pro­duk­te kau­fen, die wie­der­um nichts bringen.

        3. Stimmt, es gibt die Ten­denz die Gren­zen absicht­lich zu ver­wir­ren um dem unbe­darf­ten Pati­en­ten zu sug­ge­rie­ren wel­che nicht pas­sen­den Pro­duk­te doch irgend­wie pas­send sind .... wenn man die Tex­te genau liest wird klar, dass aus­ge­feilt und geglät­tet wird, und zwar so, dass die Aus­sa­gen juri­stisch halt­bar wer­den. Dazu gibt es mitt­ler­wei­le schon 'For­mu­lie­rungs­hil­fen', denn aus ver­gan­ge­nen Pro­zes­sen wer­den erlaub­te und nicht erlaub­te Sprach­ele­men­te extra­hiert um juri­stisch 'sau­ber' zu gestal­ten was da als Lügen/Verfälschungen/falsche Bezü­ge pro­pa­giert wird.

          Natür­lich stimmt es zudem, dass bei guter Pati­en­ten­er­fah­rung mit einer Pro­dukt­schie­ne ver­sucht wird auf eine ande­re, mit völ­lig ver­schie­de­ner Wirk­wei­se oder völ­lig ohne jede Wir­kung zu über­tra­gen - im Mar­ke­ting wird das als 'line exten­si­on' bezeichnet.

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