Im Internet findet sich so manches .... mich überrascht fast nichts mehr.
Doch ab und an stolpere ich über besondere Einfalt bei den Schreibern - so wie in den nachfolgenden Beispielen.
Es ist das anerzogene Muster von:
Natur gut - Pharma böse; Meinung statt Fakten; Stilschwäche und Fehler beim Satzbau.
"Verstand im Herzen"
- das muß einen neue Art 'Homo anima' oder so ähnlich sein ....
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Ich finde... vieles von dem "Natur"-Hype stemmt sich dadurch, dass die Ärzte hier lediglich qualitativ oft genug nicht die hellsten Kerzen am Kronleuchter sind. Bei Problemen, die nicht so häufig vorkommen, oftmals ratlos sind, bzw. Störungsbilder nicht in sich vernetzt verstehen.
D. h. dass ihnen nicht einfällt - primitives Beispiel: Kopfschmerzen können ja viele Ursachen haben.
Für gewöhnlich, kriegst du schnell deine Ibuprofen-Tabletten. Kopfschmerzen können einfach mal auftauchen ohne Grund (einfache Überlastung), durch Übermüdung (Hirn schnell an seinen Leistungsgrenzen), Erschöpfung (mehr wie einfache Müdigkeit), kann aber auch von zu hohem Blutdruck kommen, völlig verspanntem Nacken und verkrampfter Nackenmuskulatur, und Dingen, die so was wie beim Alkohol verursachen, einen "Kater" (Gefäße waren eine längere Zeit mal erweitert und ziehen sich nun auf Normalniveau zurück.
Und sie können auch als Untersymptom von größeren Störungsbildern auftreten (z. B. Migräne)).
Je nach dem, worin die Ursache liegt, helfen dir deine Ibu-Tabletten, aber auch nicht.
Ibus dürften vor allen Dingen bei Kopfschmerzen mit einem leichten nervlichen Ursprung helfen.
Hast du einen "Kater" bringen sie dir dagege z. B. gar nichts. Bei "Kater"kopfschmerzen macht sich seltsamerweise Schokolade lindernd bemerkbar (je mehr Kakaoanteil, desto besser) - muss man zwar ein bisschen mehr von essen, aber es macht sich irgendwann bemerkbar.
Wohlgemerkt, das hilft nur, wo die Kopfschmerzen auf eine zeitlich begrenzte Erweiterung der Gefäße zurückzuführen ist.
Gegen Erschöpfungskopfschmerzen und Übermüdung (sodass die mentalen Batterien einfach schneller alle sind und die Nervenzellen leicht überreizbar) ist wiederum die beste Empfehlung: Ausruhen, am besten Schlafen. Gar keine Medikamente.
Wenn das öfter vorkommt - hat man zu viel Stress, schläft man zu wenig und zu schlecht?
Blutdruck als Ursache - ja, da braucht man keine Ibuprofen-Tabletten, sondern ganz andere, die etwas gegen den Blutdruck bewirken...
Bei verspanntem Nacken muss man die Muskulatur mit äußeren mechanischen Mitteln zunächst entkrampfen und danach dafür sorgen, dass sie nicht wieder in diesen Zustand gerät.
Wenn z. B. eine monotone Haltung am Arbeitsplatz dafür verantwortlich ist, muss man demjenigen Übungen beibringen, die er dann regelmäßig macht, damit diese Verkrampfung nicht mehr zustande kommt. (Einfach ausgedrückt: Physiotherapie.)
Bei größeren Störungsbildern (siehe Migräne) kann man evtl. wenig bis gar nichts tun, weil die Grundursache dafür, inklusive dem Wirkmechanismus, generell möglicherweise bis heute nicht ganz so klar ist.
Oder weil die Ursache einen wesentlich schwerwiegendeeren nervlichen, immunbasierten Grund hat und die Ibus nicht nur diese Ursache gar nicht ausreichend adressieren, sondern auch nicht ansatzweise stark genug sind.
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Allein das nur an einer solche kleinen Sache erläutert.
Und selbst daran scheitern manche Ärzte schon.
Wesentlich schlimmer wird es mit komplexeren Dingen, wo entweder das Störungsbild umfangreicher ist, oder 2-3 Komponenten ineinander wirken, ohne dabei Bestandteil eines größeren Störungsbildes zu sein.
Und gerade dort, wenn die oftmals verächtlich genannte "Schulmedizin" nicht weiter kommt, greifen die Leute auf Hokus-Pokus-"Medizin" zurück, bzw. lassen sich schnell etwas von irgendwelchen Gurus erzählen, deren "Mittel", wenn nicht wirkungslos, aber sehr weit überschätzt werden.
...Also, jedenfalls ist das nur meine Meinung: Die Medizin weiß eigentlich schon recht viel (auch wenn nicht alles), es gibt nur leider zu viele schlechte Ärzte, die zu wenig außerhalb des Standards auf dem Radar haben.
Dann kommt noch der äußere kommerzielle Druck hinzu... Dinge verkaufen, die dem Patienten nicht helfen, aber dafür freut sich die Pharmalobby bzw. die Krankenkasse ist zufrieden.
Wie schon beim Doping - Medizin kann man nur mit Medizin schlagen. Das funktioniert nicht mit Honig und Milch.
Deine Erörterung zu den Wechselfällen bei Schmerzen durch sehr unterschiedliche Ursachen, die nicht immer Krankheit sondern schlichtweg Erschöpfung und Verschleiß sein können legt ja schon die Grundlage für den nachfolgenden Gedanken, daß nicht alle, wahrscheinlich sogar die wenigsten der Mediziner auch gute Diagnostiker sind - und davon wieder nur ein Bruchteil es versteht die richtige Medikamentenwahl zu treffen bzw. einmal ganz auf Medikamente zu verzichten und andere Therapieformen in Erwägung zu ziehen.
Ich schwöre grundsätzlich auf Ibuprofen - allerdings mit der Einschränkung nur kurzfristig einzunehmen und dann mehrere Wochen auszusetzen, also ohne auszukommen. Zwischenlösung - und lästig wegen der häufigeren Notwendigkeit 'nachzulegen' um den Wirkspiegel zu halten - ist Paracetamol angezeigt. Noch besser allerdings ein paar Tage ganz (!) auszusetzen.
Inwieweit "Natur" in das Behandlungsspektrum paßt sei dahingestellt! Jedenfalls sind gut erforschte und als wirksam bewiesene Medikamente auf dem Markt. Bei milden Verläufen und in jüngerem Lebensalter kann so 'härtere' Gangart vermieden werden ... allerdings ist es keine gute Idee selbst zu sammeln und sich so zu behandeln:
Die Schwankungen der Wirksubstanzen sind teilweise enorm, abhängig von Witterung, Jahreszeit und Wachstumszustand.
Deswegen halte ich gar nichts von den Aussagen wie der von Oxa frümmel.
Ich bin nun durch den Bereich "Leute, die psychisch angefriffen sind" mit ein bisschen mehr konfrontiert, und beleibe haben die Betroffenen nicht nur rein psychische Leiden, sondern oft genug auch irgendwelche körperlichen (sei es unabhängig von oder durch die Psyche verursacht). Und dort, finde ich, treffe ich es öfter an, dass die gewöhnliche medizinische Versorgung durchaus besser sein könnte.
Und soweit ich es heraushöre, und es in meine Weise interpretieren kann, stelle ich fest, es liegt oftmals nicht daran, dass es keine Linderung, Therapien oder Heilmittel gibt, sondern das Krankheiten oder Misszustände im Körper einfach nicht adäquat erkannt werden. Obwohl es sich dabei noch gar nicht mal um irgendwelche exotischen Zustände handelt, sondern um welche, die Ärzte durch ihre Ausbildung durchaus fähig sein dürften, zu erkennen.
Durch so etwas aber, finde ich auch dort, speist sich diese ganze Anhänglichkeit zur "Alternative zur Schulmedizin".
Es ist letztlich eine Zuflucht von Leuten, die darin Hoffnungen setzen, weil die Schulmedizin sie nicht adäquat behandelt - sie nicht nach bestem Wissen und Gewissen behandelt, was eigentlich möglich wäre.
Und dazu zähle ich ebenso, dass ein ordentlich gebildeter Arzt auch über effekte Hausmittel für "Zipperlein" X Kenntnis hat, sodass der einem eine Empfehlung geben kann, was man probieren und einnehmen kann bevor man zur großen Chemiekeule greift (die Chemie kommt dann zum Einsatz, wenn Hausmittel nicht stark genug sind).
Denn die Dinge, die in der Kräuterküche auch tatsächlich funktionieren, dürften sehr wohl einem gebildeten Arzt auch bekannt sein.
Dafür bräuchte man keinen Guru.
Meine Erfahrung ist zumindest auf jeden Fall, dass pharmazeutisch hergestellte Medikamente durchaus ihre gewünschte Wirkung zeigen, und gegen den Wirkungsgrad käme kein "Naturmittel" an.
So wie ich sagte - gegen Doping kommt man nur mit Doping an. Eben weil es einfach funktioniert.
So auch dort.
Was natürlich verhindern kann, dass Medikamente so wirken, ist, wenn sie schlichtweg die falschen für die Problemlage sind, sie nicht so gut im Darm aufgenommen werden, jemand sie nicht so gut verträgt oder sogar ganz dagegen eine Resistenz hat (der Körper nicht darauf anspricht). Und all das aber nicht vom verordnenden Arzt erkannt wird, evtl. sogar bewusst ignoriert wird.
An dieser Schieflage ist dann aber nicht die Schulmedizin selbst schuld, sondern schlichtweg einfach schlechte Ärzte. Der Faktor "Mensch".
Für eine gute Therapie bedarf es zunächst einer guten Diagnostik. Diagnostik bedingt allerdings ein offenes Lernverhalten, d.h. der Arzt muß stetig weiter lernen und seine Beobachtungsgabe schärfen. Das geht im Verbund oder alleine - nur sollte es ständig geübt werden. Da ist dem bestwilligsten Arzt durch unser heutiges System eine Grenze gesetzt, denn für solche Beobachtungen und Vergleiche mit Buchwissen und bereits erfolgten praktischen Situationen bekommt er kein Geld, er legt also im schlimmsten Fall zu!.
Eine Medizin die am *profit* orientiert ist kann nicht im Sinne und zum Wohl der Patienten funktionieren - da sind Gesellschaft und Politik gefragt, die einen müssen die Richtigen wählen, diese dann das Richtige tun .... wie das funktioniert hast du ja gerade ausgeführt :-(
Eine medikamentöse Behandlung ist immer ein schmaler Grat zwischen Nutzen und Schaden. Jedes Medikament hat neben den erwünschten immer unerwünschte Wirkungen - wenn etwas keine solchen 'Nebenwirkungen' hat darf man getrost annehmen es habe auch keine Hauptwirkung. Schon wegen falscher diagnostischer Bewertung bleiben viele Medikamentengaben unwirksam, du schriebst es bereits - und wenn dann der Patient *non-compliant* ist geht es schief und nichts ändert sich ....
Jahrelang habe ich Mitarbeiter von Unternehmen geschult WAS der Arzt zur erfolgreichen Verschreibung von einem Medikament wissen muß:
Patientenzustand und Indikationsbereich, Normaldosis und Fälle in den davon abgewichen werden soll, Wechselwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen bei geringer therapeutischer Breite. Dann die Prüfung nach vier Wochen ob die erwünschten Bedingungen erreicht sind und ggf. Anpassung, eventuell Absetzen und Ersatz durch ein Medikament mit gleicher Indikation aber aus einer anderen chemischen Gruppe .... mehr wäre hier jetzt overkill, der Gedanke ist wohl ausreichend dargestellt.
Was als Fazit bleibt ist:
Wenn schon langjährig ausgebildete und erfahrene Therapeuten nicht erreichen eine optimale Therapie mit Wirkstoffen zu gewährleisten, wie soll das dann einem halbgebildeten (oder weniger gebildeten) Laien gelingen, der ein paar Kräuter deren Namen er im Internet von einem von sich selbst überzeugten Dilettanten erfahren hat, sinnvoll als Therapeutikum einzusetzen?