Wie unwichtig und doch überheblich ....

Wie unwich­tig - und doch über­heb­lich wir Men­schen sind - wird mir immer wie­der ein­mal klar. Beson­ders dann, wenn ich Berich­te über die neue­sten Erkennt­nis­se der bereits vor Jahr­zehn­ten gestar­te­ten Satel­li­ten lese und die zuge­hö­ri­gen Bil­der anse­he. Wir leben auf die­sem win­zi­gen Him­mels­kör­per "Erde", der im Ver­gleich noch sehr jung ist. Aus den Erklä­run­gen wird deut­lich wel­che erstaun­li­chen Erkennt­nis­se wir durch die­se For­schung gewinnen: 

Das Licht, das wir heu­te emp­fan­gen, ist teil­wei­se von Anbe­ginn des Uni­ver­sums. Der Zeit, als es mit einem gro­ßen Knall [big bang] anfing sich zum heu­ti­gen Bild aus­zu­deh­nen. Das geht wei­ter so. Wir sind die­sen Vor­gän­gen hoff­nungs­los aus­ge­lie­fert. Was da an Mas­sen bewegt wird ist für uns unvor­stell­bar. Nicht greif­bar ohne dass wir Hilfs­mo­del­le bemü­hen, die uns das ver­ständ­lich machen.

Die Sum­me der Zufäl­le, die das All in sei­ner jet­zi­gen Form ent­ste­hen ließ, ist schier unglaub­lich. Kein Wun­der also, wenn Men­schen seit eh und je danach trach­ten her­aus­zu­fin­den, ob es ein "WER" hin­ter der Exi­stenz des Welt­alls und allem, was dar­in her­um­fliegt, zu fin­den gibt. Die Ant­wort ist hin­ge­gen ganz einfach:

Ob nun ein Zufall allei­ne oder vie­le Zufäl­le neben­ein­an­der oder gar gleich­zei­tig ist völ­lig egal, es sind und blei­ben Zufäl­le, die sich aus den Grund­la­gen von Che­mie und Phy­sik erge­ben. Sor­ry, lie­be Gläu­bi­ge, aber da wird euch ein rie­sen­gro­ßer Bär auf­ge­bun­den wenn es Men­schen gibt die behaup­ten euch das mit einer "höhe­ren Macht" erklä­ren zu kön­nen. Fragt euch doch ein­mal wer den Nut­zen davon hat wenn ihr das so glaubt. Sind es nicht Jene, die dann von euren 'mil­den Gaben' pro­fi­tie­ren und seit Anbe­ginn ihrer Reli­gi­on den größ­ten Gewinn davontragen? 

DAS ist hin­ge­gen kein Zufall, das ist Methode!

 
 

Kommentare

  1. Wenn ich nach mei­nem Glau­ben gefragt wer­de (zum Glück immer weni­ger), ant­wor­te ich immer, dass es für mich nur zwei legi­ti­me Herr­scher im Uni­ver­sum gibt. Näm­lich der Zufall und die Veränderung. 

    Mir hat da noch nie irgend­wer wider­spro­chen oder wei­te­re Mis­sio­nie­rungs­ver­su­che unter­nom­men. Aller­dings erle­be ich dann immer drei mög­li­che Reak­tio­nen beim Fra­ge­stel­ler. Nicht­ver­ste­hen, ein drü­ber Stol­pern mit Denk­an­stoß und bei Reli­giö­sen eine gewis­se Akzep­tanz, die mei­ne Aus­sa­ge (wahr­schein­lich) als Syn­onym für "Gott" interpretieren. 

    Wich­tig für mich ist aber, dass eine mög­li­cher­wei­se bevor­ste­hen­de Dis­kus­si­on damit immer ver­hin­dert ist und das The­ma schnell gewech­selt wird. 

    Zufall und Ver­än­de­rung eben... ;o)

    1. Da sind wir wie­der ein­mal der glei­chen Mei­nung. Mit der klei­nen Vari­an­te, dass ich Zufall und Evo­lu­ti­on sage, denn die Ver­än­de­run­gen der beleb­ten Sei­te des Uni­ver­sums wer­den - aus mei­ner Über­zeu­gung, da allent­hal­ben die glei­che wis­sen­schaft­lich erforsch­ten Grund­la­gen gel­ten - nach glei­chem Muster ablaufen.
      Jaques Monod hat ein Buch mit dem Titel "Zufall und Not­wen­dig­keit" geschrie­ben, in dem das "Ide­al der objek­ti­ven Erkennt­nis" zen­tra­ler Gedan­ke ist. Dar­an ori­en­tie­re ich mich, denn das habe ich vor mehr als 40 Jah­ren gele­sen und mein Leben lang hat es sich als rich­tig erwie­sen. "Objek­tiv" ist dabei das Schlüs­sel­wort. Es könn­te hin­ge­gen eben­so "Wis­sen­schat­li­ches Den­ken" genannt wer­den, da dies eine Fol­ge von beweis­ba­ren Annah­men bedeu­tet, die den aktu­el­len Stand der Erkennt­nis beschreiben.

      PS
      Dazu habe ich eine sehr tref­fen­de Rezen­si­on gefunden:
      ".. Im Wesent­li­ches ist die­ser Klas­si­ker der moder­nen Wis­sen­schafts­phi­lo­so­phie eine- trotz des Alters bis heu­te aktu­el­le und lesens­wer­te- Streit­schrift gegen jeg­li­che teleo­no­mi­sche, also auf ein Ziel hin aus­ge­rich­te­te, Ideo­lo­gie. Der Titel spie­gelt dabei das Grund­the­ma des Buches wie­der: das Zusam­men­spiel von Zufall und Not­wen­dig­keit als Antrieb der Evo­lu­ti­on. Zufäl­lig sind dabei die immer wie­der regel­mä­ßig auf­tre­ten­den Muta­tio­nen in der DNA, not­wen­dig ist die Ver­viel­fäl­ti­gung und Wei­ter­ga­be die­ser Muta­tio­nen im Zuge der Repli­ka­ti­on und Ver­er­bung. Aus die­sem Zusam­men­spiel zufäl­li­ger Muta­ti­on und not­wen­di­ger Ver­er­bung ergibt sich so als Resul­tat ein ergeb­nis­of­fe­ner, nicht deter­mi­ni­sti­scher und letzt­lich ziel­lo­ser Ent­wick­lungs­pro­zess des­sen näch­ste Stu­fen für uns nie vor­her­seh­bar sein wer­den. Als Kon­se­quenz aus die­ser Ein­sicht soll­ten wir Men­schen uns von jeg­li­cher alt­her­ge­brach­ter Meta­phy­sik und teleo­no­mi­scher Ideo­lo­gie und Ethik lösen und die kal­te, wert­ur­teils­lo­se Objek­ti­vi­tät zur ober­sten Norm und Richt­schnur unse­res Han­delns erheben .."
      [Quel­le]

  2. In die­sem Punkt kann ich immer wie­der nur die Vor­zü­ge des Nihi­lis­mus bewerben.
    Weil es, je nach eige­ner Inter­pre­ta­ti­on, regel­recht wie eine "Reli­gi­on" des Zufalls wer­den kann.
    Und der Glau­be an das Nichts, ohne das Nichts aber als bedroh­lich zu erleben.

    Nihi­lis­mus ver­hält sich näm­lich so, dass nicht nur die Exi­stenz eines Got­tes oder einer gött­li­chung Ord­nung ver­neint wird, son­dern dass es auch einen Blick 'raus aus dem gän­gi­gen anthro­po­zen­tri­schen Welt­bild wagt, und dabei ent­deckt "Mensch, es geht nicht nur um dich im Uni­ver­sum" - was für mich dann wie­der­um den Schluss bedeu­tet: Es lau­fen auch Din­ge im Uni­ver­sum ab, die völ­lig unab­hän­gig vom Men­schen statt­fin­den und ohne, dass der Mensch einen Ein­fluss dar­auf hat oder es nach sei­nen Wün­schen geht.
    Der Mensch ist nur ein Lebe­we­sen in die­sem unschein­bar gro­ßen Raum.

    Und wenn Din­ge unab­hän­gig vom Men­schen ablau­fen kön­nen, es offen­sicht­lich kei­ne Bevor­zu­gung irgend­ei­ner Lebens­form gibt - war­um soll da über­haupt irgend­ei­ne "schöp­fe­ri­sche Intel­li­genz" invol­viert sein?
    Eigent­lich liegt es auf der Hand: Der Zufall selbst ist der König.
    Und die­ser lässt sich auch nicht wider­le­gen - nicht wider­le­gen, dass er nicht mit dabei war.

    1. Ein sehr gerad­li­ni­ger Schritt sich auf den Nihi­lis­mus ein­zu­las­sen. DAS etwas im Uni­ver­sum pas­siert ist doch nicht zu leug­nen, und das müss­te man als Nihi­list doch tun? Wel­che Begrün­dung auch immer gewählt würde.
      Letzt­lich las ich: wenn wir eine Zahl von Par­al­lel­uni­ver­sen in ver­schie­de­nen Dimen­sio­nen annäh­men sei unse­re Wirk­lich­keit nur eine von Vie­len und daher nicht abso­lut son­dern nur für das Indi­vi­du­um wahr. Das grenzt an den nihi­li­sti­schen Ansatz Alles sei Nichts.

      Ich blei­be da auf mei­ner nied­ri­ge­ren Stu­fe und sehe die Beschrei­bung der Welt als Tat­sa­che an. Wobei das Wir­ken von Natur­kräf­ten völ­lig ziel­los abläuft und dem Zufall geschul­det ist - wor­aus sich immer wie­der neue Vari­an­ten des Lebens erge­ben haben und wei­ter erge­ben wer­den. Bis ans Ende der Zeit.

      1. Es kommt wahr­schein­lich dar­auf an, wie man es inter­pre­tiert... Über Nihi­lis­mus gibt es aller­dings auch sehr vie­le nega­ti­ve Vor­be­hal­te und Vor­ur­tei­le - Annah­men wie die Denk­wei­se ist und wie sie funk­tio­niert, aber einem über­zeug­ten Nihi­li­sten gar nicht ein­fal­len würde.
        Das Bei­spiel mit den Par­al­lel­uni­ver­sen, das du dort auf­zählst, wäre so eines für mich. Auf so etwas wür­de ich nicht kom­men, weil es mir zu viel des Zer­re­dens ist und wo Nihi­lis­mus eher schon wie­der zu einer Aus­re­de wird, war­um es kei­ne objek­ti­ve Wahr­heit geben kann. (Was in mei­nen Augen fak­ti­scher Unsinn ist. - Phy­si­ka­li­sche Geset­ze und erwie­se­ne Kon­stan­ten z. B. sind kei­ne ver­han­del­ba­re Rea­li­tät oder etwas, was nur in der eige­nen Sicht­wei­se exi­stiert. Ledig­lich sind sie immer abhän­gig davon, dass bestimm­te äuße­re Umstän­de vor­han­den sind, damit sie so gel­ten kön­nen bzw. funk­tio­nie­ren wie sie auf­ge­stellt sind.)
        Selbst die fak­ti­sche Exi­stenz von Par­al­lel­uni­ver­sen ist noch nicht mal bis heu­te bewie­sen, son­dern sie beruht bis­her nur rein auf einer theo­re­ti­schen Annah­me mensch­li­chen Ver­stands (was, den Fak­ten geschul­det, genau­so auf einer Stu­fe steht wie die Annah­me des­sen, dass ein Gott oder gött­li­che Kräf­te und Fabel­we­sen existieren).

        1. Selbst­re­dend sind men­schen­ge­mach­te Model­le zur Erklä­rung von Mathe­ma­tik, Phy­sik, Che­mie und den dar­aus fol­gen­den Gege­ben­hei­ten kei­ne Kon­stan­ten im Sin­ne von "unab­än­der­lich", denn wir wis­sen schon von eini­gen die­ser Grö­ßen, dass sie sich in der zeit­li­chen Betrach­tung als falsch erwie­sen haben und durch neue­re Erkennt­nis­se revi­diert wer­den mussten.
          Eine objek­ti­ve Wahr­heit besteht wohl schon:
          Es ist die Sum­me aller For­schungs­er­geb­nis­se. Nur den Über­blick zu haben gelingt wohl fast nie­man­dem mehr, denn wir haben ja kei­ne Köp­fe so groß wie Gas­uh­ren 😉. Gene­ra­li­sten, die wenig­stens die wich­tig­sten Erkennt­nis­se über­blicken sind rar - vie­le glau­ben da fit zu sein, das erweist sich nach mei­ner Erfah­rung eher als Selbstüberschätzung.
          Das bestehen von Par­al­lel­uni­ver­sen ist eher ein Gedan­ken­mo­dell, basie­rend auf mathe­ma­ti­schen Annah­men. Annah­men rei­chen mir per­sön­lich aller­dings nicht, daher war­te ich damit sowas zu glau­ben bis hand­fe­ste Bewei­se vorliegen.

        2. Das ist es, was ich dar­an mei­ne - für mich hat Nihi­lis­mus nichts mit der Leug­nung von defi­ni­tiv vor­han­de­nen Tat­sa­chen zu tun.
          Mensch­li­che Wahr­neh­mung und sei­ne Beschränkt­heit - über deren Rela­ti­vi­tät kann man sich unter­hal­ten, denn die ist in allen Leben­be­rei­chen gegeben.
          Es gibt aber mehr im Uni­ver­sum als nur die mensch­li­che Wahr­neh­mung und Nicht-Wahr­neh­mung und mensch­li­che Befindlichkeiten.

          Ich fin­de - gera­de, weil man im Nihi­lis­mus her­aus­kommt aus die­ser mensch­li­chen Ego­zen­trik, sich nur um sich selbst zu dre­hen, wird man frei und akzep­tie­rend dafür, dass es Din­ge gibt, die in der Wahr­neh­mung, im Den­ken und im Ein­fluss­be­reich von Men­schen nicht exi­stie­ren, die aber objek­tiv trotz­dem da sind.
          Gera­de dabei man­gelt es sehr an Vor­stel­lungs­kraft bei vie­len - ins­be­son­de­re auch, dass es ihnen kei­ne Angst macht.
          Men­schen wer­den selt­sa­mer­wei­se panisch, wenn sie etwas nicht beein­flus­sen kön­nen, oder wenn etwas abläuft, was grö­ßer ist als sie, und das nach sei­nen eige­nen Abläu­fen statt­fin­det, unbe­ein­druckt von ihnen.
          Da müs­sen schnell irgend­wel­che eso­te­ri­schen, leicht ver­ständ­li­chen und emo­tio­nal bekömm­li­chen Erklä­run­gen her, damit sie wie­der beru­higt sind und wei­ter­le­ben können.

          Für mich ist das dage­gen umge­kehrt - das pas­siert eben, oder es ist da, und es ist okay.
          Ich bin nicht das Zen­trum allen Seins - es gibt eben noch ande­re Din­ge außer mir, und auch sol­che, die grö­ßer sind als ich.

        3. Die Erläu­te­run­gen zu dei­ner Sicht der Inhal­te des Nihi­lis­mus neh­me ich so auf wie sie da ste­hen - und set­ze hin­zu, dass ich da ande­rer Mei­nung bin. Es gehö­ren zu dem Welt­all was um uns her­um ist schon Struk­tu­ren, die - obwohl nie end­gül­tig zu kon­kre­ti­sie­ren - doch tem­po­rär als Arbeits­hy­po­the­se die­nen kön­nen. Und müs­sen, denn etwas Bes­se­res haben wir nicht. Das in Fra­ge zu stel­len hie­ße doch glei­cher­ma­ßen die Basis zu ent­zie­hen wei­ter zu den­ken als nur zu beschrei­ben was gera­de ist. 

          Angst zu haben ist zunächst kei­ne üble Sache, sie hat den Men­schen seit Ent­wick­lungs­be­ginn 'gewarnt' Din­ge zu tun deren Aus­gang poten­ti­ell töd­lich sein konn­te. Sich vor dem Leben selbst zu fürch­ten, die Unge­wiss­heit unse­rer Exi­stenz zu fürch­ten, ist aller­dings weit über das natür­li­che Maß an Beden­ken hin­aus gehend. Unser Leben soll­te von einer gewis­sen Unbe­schwert­heit beherrscht wer­den, etwa so wie bei Tie­ren, die nicht besorgt in die Zukunft sehen, son­dern die Zukunft neh­men wie sie kommt .... natür­lich mit der Ein­schrän­kung ab und zu den *Kom­pass* zu justie­ren und sich nicht ins Blaue zu ver­ab­schie­den. Bedro­hun­gen zu erken­nen und sich davor (vor­beu­gend) zu schüt­zen scheint mir nor­ma­les Ver­hal­ten zu sein - nichts mehr zu wagen und sich zu ver­gra­ben um Unheil abzu­wen­den ist dage­gen schon krankhaft.

  3. Ich bezie­he mich dabei nicht auf Arbeits­hy­po­the­sen, die auf einem gewis­sen wis­sen­schaft­li­chen Fun­da­ment fußen, son­dern um den übli­chen pri­mi­ti­ven emo­tio­na­len Scheiß, den sich Men­schen ein­fal­len las­sen, wo Zusam­men­hän­ge zwi­schen Din­gen her­bei­ge­re­det wer­den, wo ein­fach kei­ner vor­han­den sein kann.
    Also das Niveau "AstroTV", "magi­sches Den­ken", reli­giö­ser Glau­be, Aber­glau­be, Para­noia, psy­cho­ti­sches Denken.
    Alles, wo die kon­kre­te Ursa­che und Wir­kung aus­ge­blen­det wer­den bzw. einer Ursa­che einer Wir­kung ange­dich­tet wird, wo, gemäß phy­si­ka­li­schen, bio­lo­gi­schen und che­mi­schen Geset­zen kei­ne pas­sie­ren kann.

    Ich bezie­he mich bei der Angst auch nicht auf die all­ge­mei­ne Angst, son­dern eine sehr spezifische.
    - Die inne­re Panik, die auf­kommt, wenn etwas para­do­xes pas­siert, und der Mensch dafür mit sei­nen indi­vi­du­el­len Mit­teln, kei­ne Erklä­rung her­lei­ten kann.
    Panik, die aus Kon­troll­ver­lust resultiert.
    Men­schen kön­nen äußerst schlecht damit umge­hen, oder nur weni­ge kom­men damit zurecht, wenn sich etwas ihrer Kon­trol­le ent­zieht und gera­ten nicht per­ma­nent dazu, es als eine Bedro­hung gegen sich anzu­se­hen. Nur weni­ge kön­nen der­art los­las­sen.

    Ich neh­me mal ein Bei­spiel, um es zu ver­an­schau­li­chen Die mei­sten Men­schen sind bezüg­lich irgend­wel­cher höhe­ren Vor­gän­ge, die sie nicht ver­ste­hen, so gestrickt, dass sie reagie­ren wie ein Kind, was ver­meint­lich Angst
    vor "bösen Mon­stern unter dem Bett hat".
    Dabei ist der rea­le Hin­ter­grund wohl­mög­lich "nur" Angst vor der Dun­kel­heit, Angst beim Ein­schla­fen allein im Zim­mer (Schla­fen ver­bun­den mit Allein­sein) und/oder all­ge­mei­ne Ein­schlaf­pro­ble­me oder Angst vor dem Allein­sein allgemein.

    Ein Erwach­se­ner weiß irgend­wann, dass da kei­ne Mon­ster unter dem Bett sein kön­nen... Dass es eine rei­ne Ein­bil­dung ist, ein kind­li­cher Glau­be.

    1. Dan­ke für die Erwei­te­rung - nun ver­ste­he ich es schon bes­ser was gemeint war.
      Magi­sches Den­ken ist weit ver­brei­tet, und Äng­ste kön­nen dar­aus bestimmt erwach­sen - was wie­der­um zu unan­ge­mes­se­nem Ver­hal­ten und Den­ken führt. Ich habe mal ein Horo­skop erfun­den (kom­plet­tes Jah­res­ho­ro­skop mit Spar­ten Über­blick, Bezie­hung Beruf, Gesund­heit) und das nur, weil ich einer Per­son bewei­sen woll­te, dass man dar­aus ALLES inter­pre­tie­ren kann weil die For­mu­lie­run­gen so vage und viel­sa­gend sind, hin­ge­gen bei ersten Ein­druck Kom­pe­tenz suggerieren. 

      Dass nie­mand davor gefeit ist sol­che Äng­ste zu ent­wickeln habe ich selbst schon erlebt und mich hin­ter­her gefragt wie­so ich da aus dem Ratio­na­len aus­ge­klinkt war:
      Es ist tat­säch­lich die auf meh­re­ren Ebe­nen unge­wohn­te und unbe­kann­te Umge­bung gewesen.

      [Eine Kopie des Horo­skops fin­det man auch dort → LINK]

      1. Zitat:
        "Es ist tat­säch­lich die auf meh­re­ren Ebe­nen unge­wohn­te und unbe­kann­te Umge­bung gewesen."

        Das, den­ke ich, dürf­te bei sol­chen irra­tio­na­len Ursa­che-Wir­kung-Her­lei­tun­gen eine gro­ße Rol­le spielen.
        Je mehr man all­ge­mein gut gebil­det ist, dürf­te die­se Angst weni­ger werden.
        Und eben - für Din­ge, die man nicht ver­steht -, wenn man eine gelas­se­ne Grund­ein­stel­lung zu den Din­gen hat.

        Men­schen sind in die­sem Punkt in ihrer eige­nen Kul­tur gefan­gen, die ihre Spe­zi­es und ihr sozia­les Gewu­sel stets und stän­dig im Mit­tel­punkt hat.
        Des­we­gen wer­den dann Zusam­men­hän­ge daher­ge­lei­tet, die gar nicht vor­han­den sind - da greift dann der Effekt "Are you tal­king to me?!".
        Sie füh­len sich von Din­gen, die vor sich gehen, ohne ihr Zutun und ihre Kon­trol­le, schnell ange­spro­chen, obwohl die­se Din­ge über­haupt nichts mit ihnen zu tun haben und auch nicht da sind, um "ihnen (bewusst) zu schaden".
        Heißt: Die Vor­gän­ge, die sie nicht ver­ste­hen, und des­we­gen fürch­ten, die sind kei­ne leben­de Per­son mit festen Absich­ten, die etwas von ihnen wollen.
        Die sind ein­fach nur da, sie sind auch da, und der Mensch ist nicht das ein­zi­ge Lebe­we­sen bzw. sich bewe­gen­de "Teil" im Raum. Auch ande­res "Leben" (wie auch immer man es defi­nie­ren mag) ist vor­han­den. Wel­ches nach sei­nen eige­nen Rou­ti­nen und Geset­zen funktioniert.

        Nihi­lis­mus füllt für mich dort die Stel­le in der Ein­stel­lung, das akzep­tie­ren zu kön­nen und sich dem bewusst zu sein "nicht alles, was pas­siert, ist eine Reak­ti­on auf oder per­sön­li­che Bot­schaft an mich - defac­to ist äußerst weni­ges das; dem Uni­ver­sum bin ich egal".

        1. Da habe ich kürz­lich einen sehr tref­fen­den Spruch in Eng­lisch gele­sen der etwa über­setzt lautet:
          "Die Leu­te um dich her­um küm­mern sich viel weni­ger dar­um wer du bist als du denkst, dass Leu­te über dich denken"
          Dar­un­ter fällt nicht das, was tat­säch­lich scha­den könn­te - aber wer hat schon die Mög­lich­keit zwi­schen dem was gewollt 'ange­tan' wird und dem was rein zufäl­lig pas­siert zu unterscheiden?
          Über ein sol­ches, unsicht­ba­res Etwas las ich neu­lich in einer Dis­ser­ta­ti­on [Prof. Dr. Regi­ne Kather: Von der ‚Ket­te der Wesen' zur Evo­lu­ti­on der Lebens­for­men; *.pdf] ein gegen­tei­li­ges (zu dei­nem) Resümee:

          ".. Berück­sich­tigt man nicht nur die bio­lo­gi­sche Anpas­sung an die Umwelt, die ohne Zwei­fel eine not­wen­di­ge Bedin­gung des Über­le­bens ist, son­dern auch die Inten­si­vie­rung des Bewusst­seins, dann ste­hen sich die Evo­lu­ti­ons­theo­rie und das Motiv der Ket­te der Wesen nicht mehr völ­lig unver­mit­telt gegen­über .. dann ist das Ver­hal­ten nicht nur durch über­le­bens­dien­li­che Aspek­te und damit rein funk­tio­nal bestimmt, son­dern beinhal­tet auch die Mög­lich­keit der Selbst­über­schrei­tung hin zu einer Evo­lu­ti­on der Ethik und des Geistes .."

          Hier wird wohl die all­sei­ti­ge *Ver­bun­den­heit* des phy­si­schen Lei­bes mit dem meta­phy­si­schen Raum (was auch immer man dar­un­ter ver­ste­hen mag!) hergeleitet.
          Das bedeu­tet dann wohl: Um uns her­um gehen Din­ge vor die wir nicht geanu erfas­sen und die trotz­dem da sind und Ein­fluß aus­üben. Mir geht das ein wenig zu weit in Rich­tung 'Über­sinn­li­ches' .... denn dass 'Etwas' um uns her­um ist leug­ne ich nicht, doch die Tat­sa­che, dass es auf uns Ein­fluß (auf der gei­sti­gen Ebe­ne) hat schon. 

        2. Unter­schei­den ler­nen zwi­schen fester Absicht und Zufall muss man in der Regel, wenn es um den Umstand geht, ob man nicht zu viel gegen ande­re aus­teilt und zwi­schen­mensch­li­che Bezie­hun­gen mas­siv dar­un­ter leiden...

          Genau die­se meta­phy­si­sche Ebe­ne ist das, was ich mei­ne, was der Nihi­lis­mus ver­neint. Wovon es dir "den Kopf wäscht".
          "Ver­bun­den­heit" exi­stiert ledig­lich in Form der Ket­te von in sich ver­strick­ter Infor­ma­ti­on. Ent­wick­lung, eines baut auf dem ande­ren auf.

          "Ethik" und "Geist" kann man inso­fern ledig­lich eine Ent­wick­lung zuer­ken­nen, dass sie mit der Zeit unter den Men­schen immer kom­ple­xe­re Züge annimmt.
          Das muss man aber viel­mehr einer mensch-inter­nen psy­cho­so­zia­len und kul­tu­rel­len Ent­wick­lung auf kol­lek­ti­ver Ebe­ne zurech­nen; da gibt es kein Vor­bild "von oben" oder einen Ent­wick­lungs­pfad, der wie zwangs­läu­fig vor­gram­miert ist - zu dem es irgend­wann kom­men muss.
          Letz­te­res hat ja noch nicht ein­mal die Evo­lu­ti­on der Lebens­for­men selbst - oder zumin­dest sind deren Sta­tio­nen und "Ende" nicht bekannt, weil es sich dabei um einen nach wie vor im Gang befind­li­chen Pro­zess handelt.
          Ob Evo­lu­ti­on also, nach dem Sprung von den Ein- zu den Mehr­zel­lern, über­all im Son­nen­sy­stem und im Uni­ver­sum in die glei­che Rich­tung und die glei­chen Aus­prä­gun­gen stre­ben wür­de wie man es von der Erde kennt, unab­läs­sig der äuße­ren Bedin­gun­gen, weiß man eigent­lich gar nicht. Es gibt kein äqui­va­len­tes Modell zu dem auf der Erde, mit dem man ver­glei­chen könnte.

          Sol­che Annah­men bewe­gen sich daher stets im hypo­the­ti­schen bis zu dem Raum, den man als "Wunsch­den­ken" und "zu viel guter Hoff­nung" bezeich­nen könnte.
          Eben ein mensch-gelei­te­ter Wunsch, aber nicht bewie­se­ne Tatsache.
          Für das Suchen von Begrün­dun­gen in der Natur für Vor­gän­ge und Wün­sche mensch­li­chen Den­kens gilt das Gleiche.

        3. Den ersten Absatz ver­ste­he ich so:
          Man muss sich das Bewusst­sein dafür erhal­ten zwi­schen (böser) Absicht und (rei­nem) Zufall zu unter­schei­den um dann ange­mes­sen zu reagieren.

          Alle höhe­ren und damit kom­ple­xe­ren gei­sti­gen Lei­stun­gen bedür­fen einer Ent­wick­lung, das ist sowohl Für inne­re wie äuße­re Pro­zes­se rich­tig. Die Beschrei­bung von immer tie­fer ver­zweig­ten Ent­wick­lun­gen (bei­spiels­wei­se in der Com­pu­ter­tech­nik) ist ein sol­cher Ent­wick­lungs­be­reich in dem es uns offen­bar wird. Was die inne­re Ent­wick­lung angeht beginnt sie doch mit dem Indi­vi­du­um und wird durch des­sen Kom­mu­ni­ka­ti­on mit dem Umfeld erwei­tert, so sind Tra­di­tio­nen ledig­lich vor­ge­dach­te Bah­nen. Die sind weit­ge­hend starr, min­de­stens schwer zu über­win­den (sie­he kon­ser­va­ti­ve Strömungen). 

          Was damit nicht ein­deu­tig erklärt ist wäre der Zusam­men­hang zwi­schen *Pro­gram­mie­rung* durch Gene, die zwei­fels­frei wesent­li­chen Ein­fluss auf Den­ken und Ver­hal­ten haben (abge­se­hen von den rein vege­ta­ti­ven Abläu­fen). Die Psy­cho­lo­gen behar­ren auf sehr breit ver­än­der­li­chen struk­tu­rel­len Vor­ga­ben, als Bio­lo­ge sehe ich da eher gerin­ge Antei­le die umge­polt wer­den könn­ten. Das stützt sich auf die wesent­li­chen Kennt­nis­se zum Ler­nen von kom­ple­xen Fähig­kei­ten - da sind die indi­vi­du­el­len Unter­schie­de nicht weg­zu­leug­nen. Man­che Men­schen kön­nen offen­bar nicht über bestimm­te Gren­zen hin­aus, und zwar völ­lig unab­hän­gig von Her­kunft, Ras­se oder ähn­li­che auf­ge­setz­ten Merk­ma­len. In der Evo­lu­ti­on geht es dem­ge­gen­über um stän­dig sich ver­än­dern­de For­men von klein­tei­li­gen Ereig­nis­sen, die in ihrer Gesamt­heit nicht sofort sicht­bar wer­den müs­sen und trotz­dem irgend­wann zufäl­lig(!) nach außen drin­gen und dann erst erkenn­bar werden. 

          Wie sich das andern­orts ent­wickeln könn­te ist jetzt schon Gegen­stand der For­schung. Die aller­dings hal­te ich für mehr 'Kaf­fee­satz­le­se­rei' als ernst­haf­te Wis­sen­schaft. Wenn wir bestimm­te Struk­tu­ren ken­nen wür­den sähe das anders aus, so wird da im Nebel gestochert.

        4. Nicht nur erhal­ten, son­dern auch erst ein­mal gewin­nen.
          Gera­de das ist das Schwie­ri­ge für vie­le Men­schen... Nicht alles auf sich zu bezie­hen und immer böse Absicht zu unterstellen.

          Hm... Da eröff­nest du ein ganz inter­es­san­tes Feld.

          Ich selbst habe den Ein­druck, dass viel in der nicht wei­ter tie­fer ange­leg­ten Psy­cho­lo­gie (also die, die sich noch an der Ober­flä­che bewegt) und in sozia­lem Akti­vis­mus sich nicht gern ein­ge­ste­hen will, dass wesent­lich weni­ger vom Men­schen nur nach des­sen eige­nen Wün­schen gestalt­bar ist.
          Even­tu­ell auch mit Rück­blick dar­auf, dass zu "ande­ren Zei­ten" bio­lo­gi­sche Erkennt­nis­se gleich­zei­tig auch zu Geset­zen im sozia­len Mit­ein­an­der und staat­li­chem Han­deln sowie den per­sön­li­chen Rech­ten geführt haben. (Hof­fe, du ver­stehst, auf wel­che Zeit ich damit anspiele.)

          Das Pro­blem "natu­re vs. nur­tu­re" ist in die­sen Tagen am wei­te­sten aus der Geschlech­ter­the­ma­tik bekannt - die einen leben in völ­lig über­zo­ge­nen Uto­pien, die wirk­lich ech­ten wis­sen­schaft­li­chen Stan­dards nicht stand­hal­ten wür­den, ver­brei­ten aber trotz­dem wei­ter­hin frei ihren Unsinn und neh­men sogar Ein­fluss auf die Politik.
          Den ande­ren - die die bio­lo­gi­sche Sei­te mehr betrach­ten -, nicht nur wirft man denen zu gro­ße Starr­heit vor, son­dern dass sich dar­un­ter auch wie­der die Leu­te mit ansam­meln, die nach irgend­ei­ner Begrün­dung danach suchen, war­um gesell­schaft­lich alles wie­der wie 1950 lau­fen sollte.

          Aller­dings, auch aus der Psy­cho­trau­ma­to­lo­gie und der Neu­ro­lo­gie (den neue­ren "Neu­ro­wis­sen­schaf­ten") sind einem aus­rei­chend und immer wei­ter anwach­sen­de Hin­wei­se dar­auf bekannt, dass gewis­se gene­ti­sche "Schal­ter" zu recht frü­her Zeit ein­ra­sten kön­nen und dann evtl. für ein gan­zes Leben lang so verbleiben.
          Also ein gewis­ser Ein­fluss durch "nur­tu­ring" zwar mög­lich ist, aber der längst nicht so rie­sig ist wie über lan­ge Zeit ange­nom­men - und schon gar nicht los­ge­löst von der orga­ni­schen Mate­rie existiert.
          Wenn näm­lich in frü­he­stem Alter Schä­di­gun­gen durch äuße­re Ereig­nis­se oder durch Man­gel­zu­fuhr von Nah­rung und den für eine gesun­de mate­ri­el­le Ent­wick­lung not­wen­di­gen Nähr­stof­fen statt­fin­det, dann ent­ste­hen dabei mit­un­ter Defi­zi­te, die sich im gan­zen Leben einer Per­son nicht mehr besei­ti­gen, son­dern nur noch gekonnt ver­wal­ten lassen.

        5. Gera­de dein letz­ter Absatz zeigt wie sehr es eine Ver­pflich­tung Aller gibt die Kin­der mit der best­mög­li­chen Ver­sor­gung aus­zu­stat­ten die es gibt, denn nur so kön­nen sie zu der ihnen vor­ge­ge­be­nen, gene­tisch fixier­ten Per­sön­lich­keit wer­den die sie sind.

          Mir kommt es immer so vor als ob zwi­schen den Prot­ago­ni­sten der deut­schen Her­ren­ras­se und den Gen­der­stern­chen­ver­fech­tern ein stil­les Über­ein­kom­men herrscht: Die Einen kom­men ohne die Ande­ren nicht aus, ohne Fein­de wären sie gezwun­gen sich mit der Rele­vanz ihres Tuns zu befas­sen .... was dann wohl geschähe?a

          Sofern du auf die Euge­nik anspielst die im Drit­ten Reich Zen­tral­idee war und wor­auf letzt­lich hin­ge­ar­bei­tet wur­de: Herrenrasse!
          Da war schon der Ansatz falsch, denn es geht in der Evo­lu­ti­on nicht um Herr­schen, son­dern um "beste Lösun­gen mit mini­ma­lem Auf­wand" zu erzie­len. Die Dumm­köp­fe haben das nie ver­stan­den und ihre heu­ti­gen Erben wer­den es ihnen gleich­tun und Postu­la­te ver­tre­ten die schon längst wider­legt wurden.

          Die Psy­cho­lo­gie ist eine Gei­stes­wis­sen­schaft die sich den Anschein einer Natur­wis­sen­schaft zu geben ver­sucht. Nicht sehr erfolg­reich ins­ge­samt. Obwohl es immer mal wie­der her­aus­ra­gen­de Per­sön­lich­kei­ten gibt die mehr zufäl­lig auf grund­sätz­li­che mensch­li­che Eigen­schaf­ten und Reak­ti­ons­mu­ster sto­ßen. Mir sind da zu vie­le sich wider­spre­chen­de Beschrei­bun­gen und The­sen im Spiel. Letzt­lich kann man Alles irgend­wie begrün­den und gera­de sol­che 'Ren­ner' wie *Fami­li­en­auf­stel­lung* haben sich als höchst gefähr­li­che Mani­pu­la­ti­ons­tech­ni­ken erwie­sen, in denen der The­ra­peut wesent­lich mehr Ein­fluss hat­te als die zugrun­de lie­gen­de zwi­schen­mensch­li­che Konstellation.

        6. Ich wür­de da nicht nur die Eug­nik im Auge haben, die die Nazis am Ende ver­folgt haben, son­dern gene­rell das zugrun­de lie­gen­de Gedan­ken­kon­strukt, was sich Sozi­al­dar­wi­nis­mus" nennt. - Denn davon gibt es, in unter­schied­li­chen Fär­bun­gen und Schwe­re­gra­den, gei­sti­ge Wie­der­gän­ger bis in die Gegen­wart. (sie­he z. B. -> hier - das ist der Sze­ne rund um die Wie­der­gän­ger die­ses Ereig­nis­ses vor 20+ Jah­ren nie wie­der abhan­den gekommen)

          Hm... Als "rei­ne" Gei­stes­wis­sen­schaft wür­de ich die Psy­cho­lo­gie nicht sehen. Es geht dabei schon dar­um, zu ver­ste­hen, wie kommt mensch­li­ches Ver­hal­ten zustan­de? Wel­che Wirk­me­cha­nis­men sind da aktiv bewusst als auch unbewusst?
          Dadurch, dass man aber schlecht ins Hirn eines Prot­ago­ni­sten direkt hin­ein­se­hen kann (also sei­ne orga­ni­sche Basis dazu kennt und dadurch wesent­lich geziel­ter vor­ge­hen könn­te), noch dazu ohne ihm dabei zu scha­den, steckt man damit fest, nur mit den Äuße­run­gen und non­ver­ba­len Ver­hal­tens­wei­sen des Pro­ban­den arbei­ten zu kön­nen - wel­che eine gewis­se Feh­ler­an­fäl­lig­keit über die wah­ren Vor­gän­ge unter der Ober­flä­che in sich ber­gen, und eine wei­te­re (ande­re) Feh­ler­an­fäl­lig­keit beim Psychologen/Psychotherapeuten als Interpretierer.

          Bei letz­te­rem liegt eine sehr gro­ße Krux, da es sehr vie­le ver­schie­de­ne Theo­rien im Umlauf gibt - gute als auch schlech­te oder rich­tig gra­vie­rend dum­me.
          Das liegt dar­an, weil jeder Theo­rien­for­mu­lie­rer nie gänz­lich frei von eige­ner Vor­ein­ge­nom­men­heit des eige­nen gei­sti­gen Kos­mos ist (sie­he Freud mit sei­ner merk­li­chen Fixie­rung auf die Sexua­li­tät), und weil prak­ti­zie­ren­de Behand­ler stark in der Qua­li­tät vari­ie­ren, gute als auch sehr schlech­te Inter­pre­tie­rer sein können.

          Ich kann es nur aus mei­ner Erfah­rung mit der Dis­zi­plin her­aus sagen: Betä­tigt man sich als Ana­ly­ti­ker, arbei­tet also stets nach am Pro­ban­den und weni­ger mit festen Theo­rien als Grund­la­ge, zieht dazu fest­stell­ba­res Wis­sen aus ande­ren natur­wis­sen­schaft­li­chen Dis­zi­pli­nen her­an (z. B. Medi­zin, Bio­lo­gie, Bio­che­mie) UND ver­sucht dabei gleich­zei­tig noch sein eige­nes Biss­chen Gedan­ken dazu zu krie­gen, was ist so das mensch­li­che "Grund­be­triebs­sy­stem", was allen Men­schen in irgend­ei­ner Wei­se inne wohnt (egal wo sie her­kom­men) - dann wird dar­aus durch­aus eine Wissenschaft.

          Ich bin näm­lich sehr ein Ana­ly­ti­ker, kom­me also mehr aus der Pra­xis, und hal­te mich sehr an Din­ge, die durch­aus mess­bar bzw. nach­weis­bar sind oder das schon wur­den. Wo Kor­re­la­tio­nen bestehen und kei­ne Fra­ge des Glau­bens oder der jewei­li­gen theo­re­ti­schen Schu­le sind.
          Des­we­gen bin ich auch Ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gie und sol­chen Din­gen wie "neu­ro­na­le Ver­net­zung" anhänglich.

          (Ent­wick­lung fin­det schließ­lich bei jedem statt, ob gün­sti­ge oder ungün­sti­ge, und das Hirn ist von Anfang an ja intern noch nicht so ver­drah­tet wie bei einem Erwach­se­nen; im Baby oder Klein­kind steckt kein fer­ti­ger Erwach­se­ner drin, der sich nur einen gro­ßen Kör­per wach­sen las­sen muss. - Umge­kehrt ist das Hirn eines Erwach­se­nen nicht völ­lig in Stein gemei­ßelt, zu kei­ner seit. Es ist nur unglaub­lich schwer, mit immer wei­ter anwach­sen­dem Alter, das Hirn zu bewe­gen, noch neue Ver­knüp­fun­gen zu bil­den, weil so vie­le ande­re gut aus­ge­tram­pel­te Pfa­de vor­han­den sind, die man auch ein­fach nut­zen kann.)

        7. Sol­che Ver­ir­run­gen wie Sozi­al­dar­wi­nis­mus spre­che ich des­we­gen nicht mehr an, weil sowas nur arme ver­irr­te See­len noch ver­tre­ten ... das ist Halb­bil­dung wie aus dem Lehr­buch was da zusam­men­ge­schu­stert wur­de - und es hat mit Dar­win ledig­lich den Namen gemeinsam.

          Es ist eine Fra­ge der Defi­ni­ti­on was man unter "Gei­stes­wis­sen­schaft" bzw. "Natur­wis­sen­schaft" versteht. 

          Natur­wis­sen­schaft beruht auf repro­du­zier­ba­ren Ver­su­chen in Labor und kon­trol­lier­ter Umge­bung, und viel­leicht noch dazu­ge­hö­ri­gen Feld­un­ter­su­chun­gen. Der aktu­el­le Wis­sens­stand wird dis­ku­tiert aber grund­sätz­lich von allen Fach­gre­mi­en und ihren Mit­glie­dern als kor­rekt behan­delt. Es gibt Kon­sens, kei­ne 'Schu­len' die abwei­chen­de Vor­stel­lun­gen gegen­ein­an­der abwä­gen denn ein Ver­suchs­er­geb­nis ist ein unab­än­der­li­cher Befund - solan­ge, bis eine bewie­se­ne (!) Alter­na­ti­ve gefun­den wird.

          Bei der Psy­cho­lo­gie han­delt es sich um ein rei­nes Gedan­ken­kon­strukt, das sich den Anschein von Bewei­sen dadurch ver­schafft, dass es Test mit Pro­ban­den und Pati­en­ten durch­führt, deren Aus­gangs­si­tua­ti­on, die Ver­suchs­an­ord­nun­gen, bestimm­te Kri­te­ri­en erfül­len sollen.
          Bloß:
          Wer führt da den Beweis und trifft die Aus­wahl? Jene, die die Ver­su­che duch­füh­ren. Es gibt kei­ne Ein­heit­lich­keit der Anord­nung von Ver­su­chen und selbst die Beschrei­bun­gen bedie­nen sich ver­schie­de­ner Wer­tun­gen und Inter­pre­ta­tio­nen. Das sind zu vie­le Unsi­cher­heits­fak­to­ren um dar­aus gül­ti­ge, all­ge­mein aner­kann­te The­sen zu erar­bei­ten - des­we­gen gibt es ja so vie­le ver­schie­de­ne Denk­rich­tun­gen und Inter­pre­ta­tio­nen für die ver­schie­de­nen Feh­ler­mög­lich­kei­ten im Bereich der Psy­chi­sche. Zwar ist ein Kern an fun­dier­tem Wis­sen da, doch das ist grund­le­gen­de Empi­rie, stel­len­wei­se so gut wie Wür­feln oder Kaf­fee­satz lesen.
          Immer da wo feste Ver­bin­dun­gen zwi­schen bestimm­ten Merk­ma­len und dem Ver­hal­ten gefun­den wur­den hat man sich der ande­ren Sei­te, der Natur­wis­sen­schaf­ten bedient - und die haben wesent­lich dazu bei­getra­gen den Psy­cho­lo­gen hand­fe­ste Kri­te­ri­en zu ver­schaf­fen: Sie­he Neu­ro­lo­gie, Hirn- und Ner­ven­auf­bau, sowie Trans­mit­ter­theo­rie (so bewie­sen wie die Pla­ne­ten­kon­stel­la­ti­on, aber eben kei­ne gei­stes­wis­sen­schaft­li­che Lei­stung!). Die gesam­mel­ten Erkennt­nis­se sind 'aus­ge­borgt' und nicht Gegen­stand der Psychologie.
          Die von dir ange­spro­che­ne Ent­wick­lung des Gehirns und sei­ner Lei­stun­gen ist bei­spiels­wei­se Gegen­stand der ver­glei­chen­den Ana­to­mie & Phy­sio­lo­gie [vom Lan­zett­fisch­chen bis zum Homo sapi­ens] schon seit Jahr­hun­der­ten - und die For­scher waren alle­samt Naturwissenschaftler.

        8. Was ich durch­aus aus den aner­kann­ten Natur­wis­sen­schaf­ten ken­ne, ist, dass man über gefun­de­ne Ergeb­nis­se dis­ku­tiert wie die­se inter­pre­tiert wer­den sol­len. Wel­che kau­sa­len Zusam­men­hän­ge sich dar­aus auf der Mikro- als auch Makro-Ebe­ne zie­hen lassen.
          Obgleich man es durch "Schu­len" in der Psy­cho­lo­gie ersetzt, so wür­de dar­aus ein dem gleich kom­men­des Pen­dant werden.

          "Gei­stes­wis­sen­schaf­ten" sind für mei­ne Begrif­fe jeden­falls die­se Dis­zi­pli­nen, wo der Mensch um sich selbst kreist und es um sei­nen eige­nen Mikro­kos­mos geht, es aber kei­ne Ver­bin­dun­gen in die Natur oder irgend­et­was gibt außer­halb des mensch­li­chen Herumgewusels.
          Für die Psy­cho­lo­gie ist das aus mei­ner Sicht nicht der Fall, auch wenn sie sich mit dem Her­um­ge­wu­sel der Men­schen beschäftigt.
          Wenn man den anthro­po­lo­gi­schen Teil nimmt, aus dem sich die­se Dis­zi­plin einst her­aus ent­wickelt hat, in der der Mensch sich selbst ergrün­det und stu­diert, um her­aus­zu­fin­den, wes­halb er ist wie er ist, dann nimmt das Züge an, die über nur den täg­li­chen Kra­wall in der mensch­li­chen Zivi­li­sa­ti­on hin­aus gehen.

          Es ist wohl wahr, dass die Psy­cho­lo­gie effek­tiv nicht ohne die Basis und die Infor­ma­tio­nen der eta­blier­ten Natur­wis­sen­schaf­ten der Bio­lo­gie, der Che­mie und der Phy­sik exi­stie­ren kann - aber, viel­leicht kann man es als eine ande­re (gesam­mel­te) "Art" der Inter­pre­ta­ti­on der Ergeb­nis­se, die man in ihnen fin­det, auffassen.

          Ich kann es nur so fest­hal­ten: Schlech­te Psy­cho­lo­gie ist es, wo irgend­wel­che Theo­rien zu festen Tat­sa­chen ernannt wer­den, ohne sie einer natur­wis­sen­schaft­li­chen Gegen­prü­fung zu unter­zie­hen - so wie es z. B. beim Wie­der­käu­en der Gen­der-Theo­rie von John Money geschieht, wo man in einem hal­ben Jahr­hun­dert nicht so viel klü­ger gewor­den ist, zu erken­nen, mehr noch: man sich dage­gen sogar wehrt, dass es neben der sozia­len Geschlech­ter­rol­le (das, was Money in sei­nen Theo­rien eigent­lich meint) auch eine neu­ro­psy­chi­sche Ver­an­ke­rung der Geschlechtsidentität/des Bewusst­seins, wel­chem Geschlecht man ange­hört, gibt, die kei­nes­falls nach belie­ben wan­del­bar ist so wie das sozia­le Gen­der und die letz­te­res bei der Lebens­ge­stal­tung einer Per­son über­wiegt.

          Alle, die sich auf die­se Sor­tie­rung der Din­ge nach wie vor bezie­hen und nicht so weit kom­men, auch nur eine Fest­le­gung des Geschlechts im Gehirn anzu­neh­men, die schon in frü­he­ster Kind­heit fest­steht (so wie sie bei der Per­son jeweils aus­ge­prägt ist), ver­hal­ten sich in die­sem Punkt unwis­sen­schaft­lich und unsach­lich. Basie­ren sich, pro­vo­kant aus­ge­drückt, "nur auf dem Gequat­sche des Men­schen, was er so dahin­sagt und -denkt, wenn er Lan­ge­wei­le hat und sein Gehirn nicht aus­ge­la­stet kriegt - oder was ihm auch ein­fällt, wenn er vom Feu­er­was­ser und vom Ger­sten­saft genascht hat".

          "Gute" Psy­cho­lo­gie wäre es, wenn man sich auf die Suche nach mate­ri­el­len Bewei­sen in die­sem Aspekt macht, zusam­men­trägt und das, was dar­aus nach aktu­el­lem Wis­sen ein­deu­tig ableit­bar ist, ver­su­chen wür­de, zur Anwen­dung zu brin­gen, wo es benö­tigt wird - gera­de bei Leu­ten, wo in die­sem Punkt eine Schief­la­ge herrscht und Hil­fe gewünscht wird.

          ...Das war jetzt nur ein Bei­spiel zur Demon­stra­ti­on, was ich mei­ne. Muss man nicht näher dar­auf ein­ge­hen, wenn man nicht will oder einem das ein "zu hei­ßes Eisen" ist, wozu man selbst wenig bei­steu­ern kann.

        9. Natur­wis­sen­schaf­ten fin­den Ergeb­nis­se nach­dem Ver­su­che mit einer bestimm­ten Fra­ge­stel­lung geplant und durch­ge­führt wur­den. An de Ergeb­nis­sen gibt es nichts zu diskutieren.
          Dis­kus­sio­nen fin­den allen­falls dar­über statt wel­che Bedeu­tung die­se Ergeb­nis­se für den aktu­el­len Wis­sens­stand haben und ob man des­we­gen eine Ände­rung vor­neh­men muss. Beste Bei­spie­le sind die Ver­wandt­schafts­be­zie­hun­gen zwi­schen ver­schie­de­nen Tier­ar­ten die mit­tels gene­ti­scher Unter­su­chun­gen gefun­den wur­den. Denn so etwas legt nahe, das es zwi­schen ande­ren Arten ähn­li­che Ver­schie­bun­gen bräch­te. Es wird also nicht das Ergeb­nis dis­ku­tiert, son­dern des­sen Rele­vanz für die Zusam­men­hän­ge die als (bis dahin) gesi­chert ange­se­hen wurden.
          Natur­wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis­se sind nie sta­tisch, sie stel­len immer nur den aktu­el­len Stand der Ver­suchs­er­geb­nis­se dar. Das bedeu­tet aller­dings nicht, dass sie falsch oder nicht ver­läss­lich wären. Anders gesagt: Das Genaue­re, das Neue, ist immer von grö­ße­rer Bedeu­tung als das was bis dahin war.

          Ob es gute und schlech­te Psy­cho­lo­gie gibt wage ich nicht zu beur­tei­len - dass es so sein muss ergibt sich aller­dings schon aus der Ver­schie­den­heit der Ergeb­nis­se: In jedem Beruf fin­det man eine Band­brei­te die sich mit der so von mir gelieb­ten Gauss'schen Ver­tei­lung dar­zu­stel­len ist; zwi­schen den Polen "schlecht - gut" auf einer gedach­ten X-Ach­se sind alle Fäl­le ange­sie­delt und sta­ti­stisch ver­teilt. Wes­we­gen es durch­aus ohne Kennt­nis des Faches an sich behaup­tet wer­den kann es gebe gute und schlech­te Psy­cho­lo­gen. Oder Biologen.
          Oder Poli­ti­ker - obwohl ich da sicher bin, dass auf der "guten Sei­te" sehr weni­ge sind und die­se Kur­ve kei­ner Glocke son­dern eher eine an der Y-Ach­se anlie­gen­den nega­ti­ven Asym­pto­te ähnelt ....

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