[Bezug]
Nachdem ich ein paar Kommentare zum Thema ".. Weniger Religion, mehr Lebenspraxis – Kretschmann hält Schüleridee für „wenig durchdacht .." gelesen hatte war mir klar, dass es schon an der Zeit ist einmal eine neue Seite häufiger zu besuchen und mich dort umzusehen. Es ist jedenfalls deutlich zu erkennen, dass manche jungen Leute viel genauer informiert und sehr viel kritischer mit den derzeit handelnden Politikern sind als ich bisher dachte. Hier ein Beispiel (Das untere Bildzitat ist von mir)
War bei "mir" noch im Sozialkunde-Unterricht in Sekundarstufe 1 enthalten, und weiteres gab es noch mal in der Oberstufe zu hören, wenn man das Fach "Wirtschaft" mit belegt hat (zumindest hieß es hier so - "Wirtschaft" wie aus dem Teil, was das "W" in "AWT" bedeutet; kann sein, anderswo findet sich ähnlicher Inhalt unter einer anderen Bezeichnung).
Nun gut - minus der Sachen, die erst im Laufe der Zeit gewonnen haben, wie z. B. Datenschutz.
Und ich würde es jetzt nicht glauben, dass es allein an der Lehrerin lag; gewisse Dinge standen einfach so im Lehrplan drin.
In Niedersachsen Hieß das Fach ['74 ff.] "Arbeitslehre-Werken-Technik", das hatte allerdings mehr den praktischen Teil als Inhalt, so nach dem Motto "Wie mache ich was und warum?"
Ob es das noch gibt ist mir nicht bekannt. Meine Frau hatte das angefangen (für Lehramt) aber dann wieder getauscht gegen Biologie.
Wenn es nicht im Lehrplan aufgetaucht ist kann es die Lehrerin nicht zu verantworten haben - die muss doch das abarbeiten was vorgegeben ist.
Hier wurde die Abkürzung immer aufgeschlüsselt als "Arbeit-Wirtschaft-Technik" - lautet also ähnlich.
Bei AWT, muss ich sagen, war immer ein merklicher Unterschied vorhanden zwischen dem, was in der Realschule gelehrt wurde und was im Gymnasium.
Realschule war mehr auf praktische Dinge ausgelegt, während im Gymnasium eher... wie soll ich sagen... "akademische" (?) Dinge gelehrt wurden.
Dinge, die mehr mit dem "Überbau" von Arbeit und Leben zu tun hatten. Dem Hintergrund dazu.
In der Oberstufe wäre es in "Wirtschaft" auch dran gewesen, die Sache "Unternehmen" einmal in der Praxis durchzuspielen durch Gründung einer Schüler-AG.
Aber irgendwie wurde da einst nichts draus, hatte scheinbar keiner eine vielversprechende Geschäftsidee (darüber war "ich" irgendwie froh, weil es noch mehr Stress bedeutet hätte), so blieb es bloß bei der Vermittlung des Theoriewissens dazu.
Die basische Vorgehensweise wie man mit einem Unternehmen anfängt, wenn man es erst aus der Taufe heben muss, daran erinnert sich mein Hirn aber noch.
Irgendwo in dem Rahmen wurden dann z. B. auch die basischen Rechtsformen von Unternehmen, die deutsches Recht kennt, gelehrt. Einzelunternehmen, GmbH, Genossenschaft, KG, Aktiengesellschaft - alles das...
(Daher die Ansicht, ein VEB wäre auch mit den Möglichkeiten der BRD realisierbar, dafür müsste der Gesetzgeber eigentlich nur einen gesetzlichen Rahmen erarbeiten und vorgeben, wie diese Geschäftsform im Recht definiert würde und was man dafür erfüllen muss, das wäre alles kein Problem, wenn man denn nur wollte. - Und dann lass die Leute machen, lass sie sich als so eine geschäftliche Rechtsform eintragen - die, die es wollen.)
Es gab aber auch noch anderes in der Oberstufe in dem Fach - ich würde es zusammensummieren als "du hast alles erzählt bekommen (nach damaligem Stand der Dinge), was rechtlich irgendwie mit Geld zu tun hat".
Diese Idee eine fiktive Gesellschaft zu gründen und an dem Beispiel Wirtschaft verständlich zu machen spielt in den US Universitäten eine große Rolle. Man geht davon aus, dass 'hands-on' immer die beste Art der Ausbildung ist anstatt nur Theorie als Vorlesung zu präsentieren. Ich hatte mir für die Vorlesung "Internationaler Verkauf und Marketing" eine Gesellschaft ausgedacht die Bürostühle herstellt und die Teile dafür aus aller Welt bezieht, sie im Land assembliert. Die Studenten mussten die passenden Produzenten (via Internet) heraussuchen und Preise, Versandkosten etc. vergleichen und zum Schluß die Ergebnisse der einzelnen Gruppen (Semesterarbeit!) präsentieren. Natürlich habe ich zwischendurch immer mal geschaut wie weit die waren, es sollte zum Ende ja etwas Substantielles rauskommen.
Der Enthusiasmus war erstaunlich, genauso die Lösungen.
Möglicherweise hätte es dir in der Schule mit dem AG Modell ebenfalls mehr Spaß gemacht?
Nein, das wäre schon so ausgelegt gewesen, dass da auch wirklich gearbeitet worden wäre. Eben die Sache vollkommen in der Praxis "durchspielen" wie so etwas läuft, nur in kleinerem Rahmen als einem schon für die Wirtschaft recht relevanten Unternehmen. (So war das jedenfalls zu verstehen.)
Mein Hirn weiß noch, das wäre z. B. mit dem Startkapital so gelaufen, dass man sich des Modells "Aktiengesellschaft" im Kleinen bedient hätte. Es werden gleich viele Anteile/Anleihen einer bestimmten vorher festgelegten Zahl an z. B. Eltern (und Schüler?) zu einem festen Wert verkauft, bis ein Startkapital von , glaube ich 1000 €, erreicht worden wäre.
Das wäre dann das Startkapital der Schüler-Firma gewesen, womit sie hätten arbeiten müssen.
Nach dem Jahr, glaube ich, hätte dann die Möglichkeit bestanden, das vorher geliehene Startkapital mittels der Firmenauflösung und seines erwirtschafteten Kapitals an die einzelnen Gläubiger zurückzuzahlen - oder, wenn die Schüler-Filrma entsprechend lief, sie danach weiterzuführen.
Wenn du, sage ich mal, vorher 10 Euro über Anteile in die Schülerfirma gegeben hättest, und bei ihrer Auflösung hätte sie ein Gesamtkapital erwirtschaftet, wodurch jeder Gläubige 11 Euro hätte ausgezahlt gekriegt hätte, dann hätte jeder Anleihen-/Anteilskäufer auch die 11 Euro am Ende ausgezahlt bekommen. - Dann wäre die Schüler-Firma über seine Zeit bezeichnenderweise "profitabel" gelaufen, oder wenigstens "sich selbst erhaltend".
Das hatte definitiv Züge wie in der großen Wirtschaft wie es hätte laufen sollen... Deswegen auch "froh, dass das nicht realisiert wurde, weil das noch mehr Stress bedeutet hätte". Ich hätte nicht gewusst, wo die Zeit und Energie im Leben dafür noch herkommen sollte für solche Unterfangen. So chronisch übermüdet wie "ich" in der Zeit nämlich in der Zeit war...
(Keine Ahnung, ob das heute noch so im Lehrplan vom Fach steht, denn in der Zwischenzeit ist denen ja mal eingefallen, wenn man den Schülern 1 Jahr zum Lernen wegnimmt, dann sollte man auch die Inhalte weniger machen, sonst kann man alles nur im Schnelldurchlauf thematisieren, oder man macht die Schüler dementsprechend kaputt. - Und danach wurden die Schüler von selbst immer schlechter, sodass man die Anforderungen an die Gewinnung der Abschlüsse heruntersetzen musste...
Heute würde die Sache ohnehin auch eine etwas andere Interpretation bekommen, da es in der Zwischenzeit die Startups dazu gekommen sind und selbst manche Schüler schon mit YouTube oder Twitch Geld verdienen können.
Das Thema "eigene Firma" ist also deutlich näher gerückt und es haben sich die Rahmenbedingungen geändert wie schnell sich schon eine eigene kleine Firma gründen lässt.)
Wenn es um 'richtiges' Geld geht werden die Fronten sehr schnell aufgebaut und das bedeutet Stress. Insoweit sind Gedankenspiele, selbst wenn dafür ernsthafte Arbeit aufgewendet wird, doch weit davon entfernt so etwas mit tatsächlicher Währung durchzuziehen.
So ein realistisches Szenario kann ich mir zwar vorstellen - aus 1 1⁄2 Jahren in einem Gymnasium als Teil des "Lehrkörpers" und dadurch Kenntnis der Mentalität der Anwesenden - halte ich es für nicht praktisch durchführbar: Risiko wird gemieden wie grüne Seife. Nur keine Experimente die die später zu erwartenden Ruhestandsbezüge gefährden könnten.
Modelle, die es vor Jahren noch nicht gab und die erst durch die Entwicklung von Internet und abhängigen Programmen möglich wurden, sind so vielfältig, dass ich mir nur zu ganz wenigen eine zukünftige Fortführung denken kann:
Welcher (heute gehypte) 'Influenzer' wird noch in höherem Lebensalter für die nachwachsenden Generationen angesagt sein?
Irgendwann sind die Beratungskanäle zu Lebensfragen, Heimwerken, Weltenbummel so zahlreich, dass das gesamte Spektrum vorliegt und nichts Neues mehr dazu kommen kann - was machen dann die Menschen die davon ihren Lebensunterhalt bestreiten?
Man sieht es bereits in der Musikbranche:
Streaming -Dienste schöpfen einen großen Teil der Gelder ab ohne selbst viel dafür zu tun, mindestens sind sie ja von den Kreativen abhängig. Die im Hintergrund Beschäftigten wie Texter, Notenschreiber, Studios, werden so schäbig bezahlt, dass sie von ihrem Anteil nicht mehr leben können.
Deswegen bin ich überzeugt, dass wir da noch wesentliche Verschiebungen über die Zeit werden beobachten können.
Ich weiß auch nicht ganz wie das in der Praxis dann gelaufen wäre... Wie gesagt, "mir" ging davor eher der Horror, weil das nach so viel Mehrarbeit in der Freizeit klang (und es wäre ja kein Spiel und Spaß gewesen, sondern wäre um echtes Geld gegangen) - und es war ja nicht so, als wenn nicht die Lehrer in anderen Fächern nicht auch dachten, dass ihre Schüler zu viel Freizeit haben...
In der Vergangenheit müssen solche Schüler-Firmen im Rahmen des Unterrichts aber trotzdem vorher existiert haben, denn sonst wäre es ja nicht möglich, dass ein Lehrer von früheren Erfahrungen damit reden kann. (Gab da wohl auch Firmen, die nach der Schulzeit weiter geführt wurden...)
Naja - wolltest du darüber schlauer werden, müssteste dich zum Lehr- und Rahmenplan des Landes MV für die Sekundarstufe 2 im Fach "Wirtschaft" (od. AWT) informieren. - Kann schließlich auch sein, dass das in anderen Bundesländern so nicht im Lehrplan vorkam...
Da Bildung und die Lehrpläne ja Ländersache sind.
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Hm... Mir fällt da eine Branche ein, wo man auch länger in dieser Tätigkeit übers Netz aktiv sein kann.
Errätst du's, an welche ich denke? ;-)
Die Erotik-Branche. - Es hängt zwar ein bisschen davon ab, wie man sich körperlich und äußerlich hält, aber inzwischen werden da ja so viele verschiedene Dinge beim Zuschauer nachgefragt, da kann man auch mit 40 noch dabei sein, das Alter ist keine zwingende Hürde.
Und wenn nicht vor der Kamera/Webcam - es sind auch in der Vergangenheit mit zunehmendem Alter Leute aus der Branche auch schon in den Business-Teil dessen gewechselt. Marketing, Vertrieb, Management - alles, was mit um die Personen, die sich ausziehen, herum zu tun hat.
Zwar ändert sich mit den zu den jeweiligen Zeiten verfügbaren Technologien das Arbeitsfeld etwas, aber - gebraucht wird es in irgendeiner Art und Weise ja doch immer wieder.
Der Ausgangspunkt dieser Kommentarserie war ja in wie weit es überhaupt von 'Oben' gewünscht ist wirtschaftliche Bildung zu fördern, die Schüler später in die Lage versetzt selbständige und vor allem fundierte Entscheidungen zu treffen. "Viele Wege führen nach Rom" heißt es in dem geflügelten Wort und damit halte ich es gern, weil es kein 'für Alle passend' beim Lehren und Lernen gibt.
Wie es in einzelnen Bundesländern aussieht und welche Anteile solcher Lerninhalte in welchen Fächern irgendwie mit gelehrt werden geht mir dann doch zu weit - mindestens weiter als mir die (momentan) knappe Zeit erlaubt.
Die Erotik-Branche wird es wohl immer in verschiedenster Ausprägung geben und wenn die Akteure freiwillig und selbstbestimmt in diesem Métier Geld verdienen wollen - warum nicht? Ich finde manche Darstellungen zu gekünstelt, andere wiederum zu plump, weitere zu schlecht gemacht und sonstige mit unästhetischen Personen. Etwa Nahaufnahme von schwarzen Fingernägeln oder pickeliger Hinterteile. Wer will sowas schon sehen?
Die meisten Menschen wollen nicht zugeben, dass sie anspruchsvoll hergestellte Pornos mit ansprechenden Personen und einer stilvollen Umgebung antörnen. Wer mir so etwas erzählt der lügt und ist auch in anderer Hinsicht nicht vertrauenswürdig. Weiterhin: Je religiöser desto unwahrscheinlicher ist eine tatsächliche Porno-Abstinenz.
Zuletzt noch ein Gedanke hinsichtlich der Sexualität allein lebender Menschen, vor allem wenn sie älter sind. Jüngere nicht ausdrücklich ausgeschlossen. Welche junge Frau und welcher junge Mann sehnt sich wohl nach Partnern die so alt und älter sind als die eigenen Großeltern? Doch auch die Großeltern sind Menschen mit sexuellen Bedürfnissen die sie in unserer Gesellschaft nicht einmal wagen auszusprechen, geschweige denn auszuleben. Dreht man das um so bleiben am Ende nur bezahlte Kontakte für das prickelnde Gefühl die knackige nackte Haut eines anderen Menschen zu berühren und selbst berührt zu werden.
Wenn ich diese blöden Sprüche wie "70 sind die neuen 50" höre denke ich immer daran wie diese Propagandisten wohl reagieren würden wenn ihnen jemand einen sexuellen Kontakt anbietet, und sie wissen doch genau, dass sie nicht mehr die Beweglichkeit und Ausdauer haben würden bis zum Höhepunkt zu kommen! Spätestens in diesem Bedürfnisbereich werden diese Parolen obsolet.
Der Hinweis auf den Lehrplan sollte nur darauf hinweisen: Hier, finde ich, wurde davon genug gelehrt, ganz offen und unverborgen.
Da aber Bildung Ländersache ist, kann es natürlich sein, dass man in anderen Bundesländern dazu ganz andere Erfahrungen macht (die einen auch den Kopf schütteln lassen)...
Auch kann es sein, dass heute da auch schon nicht mehr alles so im hiesigen Lehrplan ist wie "ich" das noch kennengelernt habe.
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Ich sehe, du verstehst, auf was ich anspielen wollte...
Erotik- und Pornobranche sind inzwischen nicht mehr zwingend ans Alter gebunden, je nach dem welche Zielgruppe man hat (evtl. sich auch vorher erarbeitet hat).
Wer weiß wie (und das selbst auch will), kann da glatt sein ganzes Leben drin verbringen.
Noch mehr gilt das für die Unterkategorien "SM" und "Fetisch". Da zählen nicht die Falten, sondern ob man weiterhin das glaubhaft repräsentieren kann, was man darstellen will.
So bleibt letztlich der Gedanke:
Es war eine bessere praktische Lebensvorbereitung die im DDR Lehrplan niedergelegt war.
Ein weiteres Indiz, dass es wenig erwähnte positive Effekte und Regeln gab. Wir hatten schon mal diskutiert warum das nach der Wende unter den Teppich gekehrt wurde ....