Automatisch

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Wie bekannt wer­den vie­le Funk­tio­nen des Betriebs­sy­stems "Win­dows" seit vie­len Jah­ren vom Unter­neh­men 'vor­ge­ge­ben', d.h. sie sind so pro­gram­miert, dass der Benut­zer nur weni­ge Ände­run­gen vor­neh­men kann. Selbst der Zugriff auf ein­fach­ste Ein­stel­lun­gen ist müh­sam und oft sogar unmög­lich, weil sie nur mit "Super-user-Rech­ten" zu ver­än­dern sind.

Das mag für vie­le Nut­zer sogar sinn­voll sein - sie wol­len sich nicht mit Ein­stel­lun­gen abpla­gen, son­dern 'los­le­gen' und bestimm­te Funk­tio­nen ohne viel Nach­den­ken nutzen.

Mir war das schon lan­ge zu wenig, denn ich habe seit '88 mit Com­pu­tern gear­bei­tet, zu Anfang noch mit zwei Flop­pies, dann irgend­wann mit der ersten Fest­plat­te - die zudem nur mit gerin­ger Kapa­zi­tät aus­ge­stat­tet war. Zu einer Zeit also, als man noch Befeh­le ein­tipp­te um das Betriebs­sy­stem zu bestimm­ten Arbeits­schrit­ten zu veranlassen.

All­mäh­lich wan­del­te sich die Art der Ober­flä­che und statt in "x-tree" die Inhal­te auf der Plat­te als Struk­tur dar­ge­stellt zu sehen gab es die Ord­ner und Datei­en als bun­te Bild­chen auf dem Moni­tor zu verschieben.

So bin ich also vor gut acht Jah­ren auf ein Linux-basier­tes Betriebs­sy­stem umge­stie­gen. Etwas umständ­lich, zuge­ge­ben, und sicher gewöh­nungs­be­dürf­tig nach vie­len Jah­ren Win­dows. Aber mit dem wesent­li­chen Vor­teil selbst zu bestim­men und nicht vom Betriebs­sy­stem bestimmt zu werden.

Nun stel­le ich fest, dass zuneh­mend auch unter Linux lau­fen­den Pro­gram­me eine Ten­denz haben sich dem anzu­glei­chen was Win­dows an Aus­füh­rung, Gra­fik und Gestal­tung vor­ge­ge­ben hat:
Die Syste­me glei­chen sich immer schnel­ler an. Und ich kann nicht sagen, dass mir das gefällt. Was an Bequem­lich­keit hin­zu­kommt ist mit einem Ver­lust an Ände­rungs­mög­lich­kei­ten ver­bun­den. Damit geht ein gro­ßer Teil der Frei­heit ver­lo­ren sich auf dem eige­nen Com­pu­ter die Arbeit so ein­zu­rich­ten wie man es gern haben will.

Über­haupt über­neh­men vie­le Pro­gram­me syn­chron die­se Tendenz:
Kürz­lich teil­te mir "word­press" mit mei­ne 'alte' Ver­si­on sei "auto­ma­tisch" auf eine 'neue' Ver­si­on up-ge-dated wor­den, im Hin­ter­grund, ohne dass ich es hät­te ver­hin­dern können:
Ich wur­de nicht mal gefragt ob ich das will! 

Ähn­lich sieht es mit "fire­fox" aus - auch da wird up-ge-dated ohne den Nut­zer zu fra­gen ob er es über­haupt will. Bei mir hat das dazu geführt, dass plötz­lich Java­script nicht mehr funk­tio­nier­te und ich erst­mal rät­seln muß­te was es ver­ur­sacht hat­te - bis ich die neue Ver­si­ons­num­mer bei "fire­fox" entdeckte.

Hier tut sich also eine aus mei­ner Sicht nut­zer­feind­li­che Ten­denz (auch) bei den nicht-kom­mer­zi­el­len Pro­gram­men & Betriebs­sy­ste­men auf. War­um das so ist kann ich nur ver­mu­ten - ich stel­le mir vor, es ist der mobi­len Nut­zung geschul­det, denn dort ist die Bedie­nungs­än­de­rung nicht vor­ge­se­hen und der Benut­zer wird gezwun­gen bestimm­te Pro­gramm­schrit­te so wie vor­ge­ge­ben zu nut­zen - oder dar­auf ganz zu verzichten.

Frü­her gab es für die Com­pu­te­rei einen Sinn­spruch den ich ganz rich­tig fand, weil ich selbst schmerz­lich erfah­ren hat­te was so pas­sie­ren kann wenn man Ände­run­gen vor­nimmt, der hieß:

"Never chan­ge a run­ning System"

Bedau­er­li­cher­wei­se scheint es der größ­te Ehr­geiz der neu­en Gene­ra­ti­on von Pro­gramm­schöp­fern zu sein stets etwas neu, anders, bun­ter zu machen als die Vor-Ver­si­on. Ein Irr­weg, denn der Mensch ist von sei­ner Struk­tur her so pro­gram­miert, dass er bes­ser mit Ver­trau­tem als mit Neu­em umge­hen kann.

In die­sem Sin­ne wäre dem­nach eine Rück­be­sin­nung auf Bestän­dig­keit und Wie­der­erkenn­bar­keit bes­ser als stän­di­ge, noch dazu "auto­ma­ti­sier­te" (Ver-) Änderung.

Kommentare

  1. Hal­lo wer­ter Herr wvs,
    mei­ne Zeit mit Rech­nern geht auf die des schnucke­li­gen ZX81 zurück, den ersten PC gabs dann so um 1991.
    Ich schrau­be Comp­ter unge­fähr seit die­ser Zeit zusam­men, für mich und damals ver­stärkt für den Freundeskreis.
    Mein aktu­el­les Win­dows sieht unge­fähr so aus, wie zu den Zei­ten des seli­gen Win95, nur nicht ganz so bunt. Dem Trend nach immer stär­ke­rer Ent­mün­di­gung wider­set­ze ich mich auch wei­test­ge­hend; auto­up­dates sind bei mir default mäßig auf off, der Zugriff auf Datei­en auf "Zeig mir alles! Lass mich ran!" eingestellt.
    Aber ich sit­ze auch jeden Tag davor und lese am Tag sicher­lich unge­fähr 2 Stun­den aktu­el­le IT News sodass mir eigent­lich kein Update durch die Lap­pen rutscht. Das kann man vom Feld-Wald-und-Wie­sen-DAU lei­der nicht behaup­ten, von daher ist es -ähn­lich dem Imp­fen im RL- eine sinn­vol­le Sache, das Gefah­ren­po­ten­ti­al für alle zu ver­rin­gern, indem eben die Men­ge der ver­wund­ba­ren Rech­ner glo­bal mög­lichst gering gehal­ten wird, durch auto­up­dating.
    Bei von mir betreu­ten DAU-PCs stel­le ich immer die Pro­gram­me auf "Hols‘ sobalds was Neu­es gibt" ein.
    Das bei Ihhen das Java­script nicht mehr woll­te, wäre doch eher ein Grund zur Freu­de gewe­sen, die­se Spra­che mit der böse Men­schen leicht böse Din­ge tun kön­nen, ist bei mir dank NoScript sowie­so erst ein­mal auf tot gestellt.
    Mein Fire­fox bie­tet die Mög­lich­keit der Ein­stel­lung, ob ich Updates haben will, sie sel­ber instal­lie­ren möch­te oder eben mein System offen gefähr­det las­sen will. Bei den Win­dows-Ver­sio­nen gibts das unter Extras Ein­stel­lun­gen Update, bei den Linux­fas­sun­gen unter Edit Pre­fe­ren­ces Update oder so ähnlich.
    Der Trend zu mehr bunt und idio­ten­si­che­rer scheint unauf­halt­sam, Neu­an­fän­ger fin­den das auch meist intui­tiv und wol­len sich nicht auf Byte Ebe­ne mit ihren Datei­en her­um­är­gern; ich habe auch lan­ge -weil ich die Rib­bons nicht moch­te- bei Office 2003 Halt gemacht, heu­te geht mir das arbei­ten mit den aktu­el­len Fas­sun­gen auch leicht von der Hand, obwohl ich -immer noch- mei­ne das ich das mit zwei bis drei Klicks mehr erkaufe.
    Never chan­ge a run­ning system
    Tjo, das galt in Zei­ten als der PC auti­stisch im (Home)Office stand, in Zei­ten in denen er -und mit zwangs­läu­fig feh­ler­be­haf­te­ten Pro­gram­mie­rung ver­se­hen- ein Teil einer welt­wei­ten Gemein­schaft ist, so ein­fach eben nicht mehr.
    Zumin­dest nicht in Bezug auf Sicherheitsupdates.
    Auch und gera­de word­press hat­te ja in letz­ter Zeit eine Men­ge Klöp­se die zum Ein­bruch ein­lu­den, da sie offen­bar lang­sa­mer waren als ihr System ist damit ein wahr­schein­li­ches Opfer -näm­lich ihr blog- keins gewor­den, dank der auto­ma­ti­schen Aktua­li­sie­rung. Aus mei­ner Sicht ein ähn­li­cher Tri­umph, wie ein Kind das nicht an Masern erkrankt, weil sei­ne Kon­takt­per­so­nen alle geimpft wurden.
    Den Teil mit der Ent­mün­di­gung, um die es Ihnen dabei ver­mut­lich haupt­säch­lich geht, ver­ste­he ich, wie sich aus mei­nem Ver­hal­ten -wie oben ange­spro­chen- able­sen lässt.

    1. 1

      Das ist alles, was ich unter die­sem Tab zu sehen bekom­me - und im brow­ser selbst ist die Ein­stel­lung - wenn denn über­haupt vor­han­den - noch bes­ser ver­steckt. Ich wei­ge­re mich, stun­den­lang nach sol­chen Sachen zu suchen, genau­so wie ich auch nicht stun­den­lang irgend­wel­che Foren oder ein­schlä­gi­ge Hand­lungs­an­wei­sun­gen durch­su­chen mag. Das hat sel­ten zum gewünsch­ten Erfolg geführt, nach Ver­geu­dung von viel Zeit war ich hin­ter­her meist genau­so klug wie zuvor. Nur in sel­te­nen Fäl­len hab' ich mal - so als Neben­pro­dukt - noch Hin­wei­se auf ganz ande­re Mög­lich­kei­ten gele­sen nach denen ich über­haupt nicht gesucht hatte.

      Office habe ich vor einem hal­ben Jahr - sozu­sa­gen 'zwangs­wei­se' - etwas genau­er anse­hen müs­sen um den Text der Magi­ster­ar­beit mei­ner Toch­ter lesen & kom­men­tie­ren zu kön­nen. Das war für eine Wei­le Frust genug.
      Da lob' ich mir das "alte" Page­Ma­ker, das ich bis Ver­si­on 6.5 in Benut­zung hat­te - was das konn­te (und wie ein­fach es zu bedie­nen war!) hat bis­her kein ande­res Pro­gramm in die­ser Form gebo­ten. Damit habe ich 650 Sei­ten Sym­po­si­ons­be­richt gesetzt, ganz ohne vor­he­ri­ge Kennt­nis­se von Satz & Schnitt, und das inner­halb eines hal­ben Jah­res! Von den Ein­zel­vor­trä­gen bis zum fer­ti­gen Berichts­text, damit zu arbei­ten war eine rei­ne Freu­de. Das konn­te schon vor 2000 mehr als die Schreib­pro­gram­me heu­te, ich sage nur: Bil­der ein­fü­gen, deren Grö­ße ändern, den Text her­um­flie­ßen las­sen, Text in eine vor­ge­ge­be­ne Form flie­ßen las­sen etc. - wo gibt es das heu­te noch?

      Des­we­gen bin ich der Mei­nung: Vie­les ver-schlimm-bes­sert, nichts in der Prä­zi­si­on und Ein­fach­heit wie zuvor schon gehabt, dafür aber Bild­chen und wisch-wusch wohin man schaut. Ein Graus.

      Was schnel­ler gewor­den ist sind die Lade­zei­ten und die Bild­qua­li­tät wur­de bes­ser, das sehe ich, wenn mei­ne Frau ihr - daten­in­ten­si­ves - Ver­grö­ße­rungs­pro­gramm benutzt. Da hat sich 'was posi­tiv bewegt. 

      Aber schau­en wir mal die Mail­pro­gram­me an:
      Nicht beson­ders viel in die­sem Bereich, außer dass es den Spam­mern nun leich­ter fällt noch mehr Opfer zugleich zu überfallen .... :(

  2. Nun ja, Page­ma­ker und Quark sind auch rich­ti­ge Pro­gram­me zum Lay­ou­ten. Das fängt schon damit an, dass die ent­spre­chen­den Text­bo­xen genau in x und y-Posi­ti­on aus­ge­rich­tet wer­den kön­nen, die Brei­te und Höhe exakt bestimmt wer­den kann. Im Gegen­satz zu Word, wel­ches sich indi­rekt über den Abstand zum Sei­ten­rand ori­en­tiert. Und (das war das Pro­blem in den Set­ze­rei­en dann) die Sei­ten­brei­te vari­iert von Drucker­trei­ber zu Drucker­trei­ber, somit fällt der Umbruch drucker­trei­ber­ab­hän­gig aus. Was habe ich damals geflucht, wenn wie­der jemand mit einem HP-Laser­drucker-erfass­ten Doku­ment ankam und das dann zum Drucken auf Lino­ty­pe aus­be­lich­ten las­sen woll­te. Meist ging irgend­wo der Umbruch flö­ten und man bekam dann eine Sei­te her­aus, auf der nur eine Zei­le stand, da nach die­ser ein auto­ma­ti­scher Sei­ten­um­bruch ein­ge­fügt war. Und die Bil­der gin­gen damals auch nicht in Vier­farb­tech­nik, da die Heimf­rick­ler die Bil­der in einer 72 DPI-Auf­lö­sung ein­ge­bun­den hat­ten und sich danach über die schlech­te Druck­qua­li­tät wun­der­ten. "Aber am Bild­schirm hat­te es doch so gut ausgesehen..."

    Dem auto­ma­ti­schen Update kann ich mich nicht ent­ge­gen­stel­len, es ist ein Fir­men­rech­ner, der mir über­ge­ben wur­de. Soll sich die IT-Abtei­lung damit her­um­schla­gen, wenn was schiefläuft.

  3. Tjo, das scheint in ihrem Linux Mint ein wenig anders gehan­delt zu wer­den, als beim Rest der Welt. ;-)
    Da küm­mert isch wohl der Paket­ma­na­ger vom OS um die Fire­fox­up­dates und ist der Schul­di­ge.

    Eine DTP Pro­gramm mit einer Text­ver­ab­rei­tung zu ver­glei­chen ist aber auch nicht ganz fair. ;-)

    Wel­chen E-Mail Cli­ent haben sie da im Blick? Den Thun­der­bird, The­Bat! oder was ganz anderes?
    Mei­ne E-Mail Kon­ten sind fast voll­stän­dig frei von Spam, erst fil­tert der Ser­ver dann fil­tert der Cli­ent und das weni­ge was durch­kommt, fil­te­re ich fürs näch­ste Mal.
    Man soll­te aber sie­ne E-Mail Addres­se auch nicht an jeder x-belei­be­gen Ecke im Netz an die Wand schrei­ben, wer es damit hält lebt rela­tiv ent­spannt und fern vom Frühst­sücks­fleisch. :-D

  4. Ich ver­ste­he, was Sie mir da sagen wol­len und sehe förm­lich ein schel­mi­sches Grin­sen in ihrem Gesicht ob mei­ner Naï­vi­tät in man­cher­lei Hin­sicht .... Dan­ke für den Link zum Forum, der Mann spricht mir aus der Seele:
    "I have a huge pro­blem with the abili­ty to cus­to­mi­ze being taken away. I don't know when pro­gramm­ers deci­ded that it is okay to try to force the users into their image but I don't like it. I spend most of my day with my hands on a key­board. A good user inter­face is one that can be cus­to­mi­zed to the indi­vi­du­al user. "

    E-Mail: Thun­der­bird; Was mich da ärgert ist, dass zwar ein back­up der mails & des Adress­bu­ches gemacht wer­den kann - die eige­nen (ver­sand­ten) Mails sind aber 'futsch' :(

    Wenn Sie die hoch­tra­ben­den Sprü­che von MS erin­nern wie toll man mit WORD arbei­ten kön­nen soll­te ist mein Ver­gleich durch­aus zulässig.

  5. @ Dr.P.
    Page­Ma­ker / DTP
    Die größ­te Schwie­rig­keit war immer den Kun­den zu erklä­ren was NICHT geht wenn sie ein­mal gese­hen hat­ten WAS das Pro­gramm konnte .... 

    Drucken
    Vor *.pdf-Zei­ten war das Drucken ein gro­ßes Pro­blem, auch finan­zi­ell, denn wenn es gute Quai­tät sein soll­te fin­gen die Drucker­prei­se bei mehr als 10.000,- DM an. Wer woll­te schon Unter­richts­un­ter­la­gen in Nadel­druck? Ich hat­te einen Drucker­ser­vice mit einem AGFA-Drucker, etwa halb so groß wie ein VW Käfer, der mach­te erha­be­ne Buch­sta­ben durch ein Schmelz­ver­fah­ren - danach ris­sen sich die Kun­den und bezahl­ten gern ein wenig mehr ....

    Fir­men­rech­ner
    Das ken­ne ich von der Uni in U.S.A. - da muß­te IT alles geneh­mi­gen bevor man ans Netz durf­te. Weil ich zugleich für eine Maschi­nen­bau­fir­ma über­setzt habe muß­te ich einen zwei­ten Lap­top mit ande­rer Struk­tur par­al­lel haben, das war eine fürch­ter­li­che Wirt­schaft mit der Syn­chro­ni­sa­ti­on von 'pri­va­ten' Sachen, die mal hier, mal dort ankamen ...

  6. E-Mail: Thun­der­bird; Was mich da ärgert ist, dass zwar ein back­up der mails & des Adress­bu­ches gemacht wer­den kann — die eige­nen (ver­sand­ten) Mails sind aber 'futsch' :(
    Hmm, ich siche­re -wenn ich das mal tun muss- den Krem­pel mit Moz­Back­up das es aber wohl nur für Win Os gibt.
    Da aber mei­ne Ord­ner sowie­so in einem True­crypt Con­tai­ner vor sich hin­ve­ge­tie­ren, siche­re ich eigent­lich immer nur den Ord­ner mit dem Con­tai­ner und hab alles im Zugriff, egal ob unter Linux oder Win.

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