Elitär ....

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Als ich 1970 an der Hannover'schen ('klei­nen') Men­sa einer Kom­mi­li­to­nin die Türe öff­ne­te um sie zuerst rein­ge­hen zu las­sen zisch­te sie mich an: "Eli­tä­rer Scheißer!"
Mir wur­de da bewußt, dass sich durch die '68er Stu­den­ten­be­we­gung - noch in vol­lem Gan­ge - etwas ver­än­dert hat­te und wei­ter ver­än­der­te. Nicht in allen Aspek­ten zum Bes­se­ren, soviel steht heu­te im Rück­blick fest. 

Glück­li­cher­wei­se und gut für mich, der ich mich an die neu­en, 'repres­si­ons­frei­en' Umgangs­for­men nicht so recht gewöh­nen konn­te, war der Umstand, dass es unter den Kom­mi­li­to­nin­nen und den ande­ren Frau­en glei­chen Alters noch genug 'Anders­den­ken­de' gab. Sol­che, die eine höf­li­che Geste nicht sofort mit revo­lu­tio­nä­rer Inbrunst zu mei­nen Ungun­sten als Unter­drückungs­ver­such dem weib­li­chen Geschlecht gegen­über beur­teil­ten - ich war nicht völ­lig "out" wie es heu­te hei­ßen wür­de, nicht sozi­al iso­liert & geäch­tet, nicht kom­plett ver­lo­ren und zu ewi­gem Allein­sein verdammt .... 

Heu­te sind die vor­ma­li­gen Revo­lu­tio­nä­re - mit weni­gen Aus­nah­men und egal ob Männ­lein oder Weib­lein - nach ihrem Marsch durch die Insti­tu­tio­nen sozi­al ange­paßt und als Pen­sio­nä­re wohl bestallt:

Sie haben irgend­wann ihre Idea­le ver­lo­ren, ver­ra­ten und ver­kauft gegen das, was hier­zu­lan­de als "bür­ger­li­ches Leben" und nor­mal ange­prie­sen wird. Zurück­ge­blie­ben ist aus der Zeit eine Hor­de Kin­der denen in den frü­hen Jah­ren eine ordent­li­che Erzie­hung ver­wei­gert wur­de und die des­we­gen zu Men­schen­fein­den wur­den - stets dar­auf bedacht sich selbst den größt­mög­li­chen Vor­teil zu ver­schaf­fen und sich mit Ellen­bo­gen und dem Mot­to "Ich, ich und noch­mal ich!" durch die Zeit bewegen.

Die Iro­nie liegt dar­in, dass es genau die­se Kin­der der sich eman­zi­pie­ren­den 68er Gene­ra­ti­on sind, die nun die dama­li­gen Idea­le ins Gegen­teil ver­kehrt haben. Eine Gene­ra­ti­on von Ego­isten, die sich ob der Abwen­dung von dem, wor­an ihre Eltern glaub­ten, zu eli­tä­ren Tyran­nen ent­wickelt haben die dem Geld nach­lau­fen und sich dar­über definieren:
Nicht die Revo­lu­ti­on frißt ihre Kin­der, son­dern die Kin­der der Revo­lu­tio­nä­re ver­än­der­ten bereits und ver­än­dern immer noch die Revo­lu­ti­on zu einem neo­li­be­ra­len Moloch, der die ver­schlingt, die nicht als "Éli­te" gebo­ren sind. Geist zählt nicht mehr, Bil­dung ist über­flüs­sig, gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment wird ver­lacht, dem Mit­tel­maß gehört die Stunde.

Als neue Éli­te ver­ste­hen sich Jene, die ein Com­pu­ter­pro­gramm zu schrei­ben ver­ste­hen - in Mas­se nicht die Besten im Lan­de, denn sowas ist 'Hand­werk', es besteht aus Wie­der­ho­lung und Rou­ti­nen. Mecha­ni­stisch, ohne nach Trans­fer oder Asso­zia­ti­ons­ver­mö­gen, schon erst Recht nicht nach Phan­ta­sie oder Intui­ti­on ver­lan­gend. OK, es gibt auch da Aus­nah­men, aller­dings hält sich deren Zahl in Grenzen.

Die 'Freaks', die frü­her in abge­dun­kel­ten Räu­men saßen und Piz­za als Haupt­nah­rung ansa­hen, sind den tech­ni­sier­ten Mobil­te­le­fon­trä­gern gewi­chen, die sich RFID-Chips implan­tie­ren las­sen weil man dann die Haus­tü­re elek­tro­nisch öff­nen kann. Ein zwei­fel­haf­ter Nut­zen, wenn man die Fol­gen für die Gesell­schaft bedenkt. Die mei­nen durch ihre Akti­vi­tä­ten die Welt ändern zu müs­sen - eine Welt, vor der sie nicht mehr stau­nend wie klei­ne Kin­der ste­hen, son­dern die sie sich um jeden Preis per "App" ver­füg­bar machen wol­len. Koste es was es wolle.

Da lob' ich mit die frü­he­ren Eli­ten, bei all den Män­geln die es gab. Die wuß­ten wenig­stens noch eine Oper von einem Musi­cal zu unter­schei­den und hiel­ten Neo für eine Vor­sil­be und nicht den Namen einer Per­son oder eines Fisches ....

[Erst­ver­öf­fent­li­chung: 05. Aug 2014 um 11:00]

Kommentare

  1. Unterm Strich: Die 68er woll­ten nicht die Regeln des Spiels ändern, son­dern nur auf der ande­ren Sei­te ste­hen. Auf der Sei­te der­je­ni­gen, die Macht haben, die etwas zu sagen haben, und die im Wohl­stand leben.

    1. Die Schluß­fol­ge­rung ist . .. ... falsch. Die 68er hat­ten im Sinn die umfang­rei­chen Reste von Nazis in öffent­li­chen Posi­tio­nen zu kenn­zeich­nen und die unter­schwel­li­ge Rechts­la­stig­keit der damals akti­ven Poli­tik und ihrer Anhän­ger­schaft in der Bevöl­ke­rung öffent­lich zu machen. Die Staats­macht, durch­setzt vor allem in Ver­wal­tung und Justiz mit "Ehe­ma­li­gen" aus der Zeit vor '45, die sich 'her­über geret­tet' hat­ten, schlug daher mit Gewalt um sich, um die Pro­te­ste, und die Infor­ma­ti­on einer brei­ten Öffent­lich­keit zu dros­seln, und dann ganz zu unterbinden.
      Die Geset­ze wur­den - im Schnell­ver­fah­ren - so ver­än­dert, dass vor­he­ri­ge Ord­nungs­wid­rig­kei­ten zu Straf­ta­ten und min­der bestraf­te Tat­be­stän­de schwer­wie­gen­de Ver­bre­chen wur­den. Das ver­schärf­te die Gegen­po­si­ti­on und trieb Akti­vi­sten in den Unter­grund. Des­we­gen ent­stand bei­spiels­wei­se die RAF.

    2. Letzt­end­lich bleibt es aber dasselbe.
      Weg mit denen? Nein, die Öffent­lich­keit soll es nur wis­sen und über­all nach­le­sen können...

      Man kann es auch so her­um­ver­ste­hen: Die 68er sind irgend­wann genau­so gewor­den wie die Leu­te, die einst hass­ten, weil sie an irgend­ei­nem Punkt ver­stan­den haben wie aus­sichts­los die­ser Kampf ist. Kurz­um: Sie haben auf­ge­ge­ben. Sich an das unter­schwel­lig immer noch faschi­sti­sche System ange­passt, und heu­te arbei­ten sie in des­sen Namen wei­ter, so wie die­ses es von ihnen verlangt.

    3. @ matrix­mann

      Sieht man das heu­ti­ge Polit­spek­trum, so ist es in der Tat so, als ob es ein nutz­lo­ser Kampf gewe­sen ist - als *Zeit­zeu­ge*, der das ja *live* erlebt hat sage ich "Nein".

      Weil es das Den­ken auch bei denen ver­än­dert hat, die nicht unbe­dingt mit den lin­ken Kräf­ten ver­bun­den waren: Das Abrücken von radi­ka­len rech­ten Posi­tio­nen, die Auf­ar­bei­tung der NS Zeit, die Ent­fer­nung der (schlimm­sten, lei­der nur der) Nazi-Ver­bre­cher aus öffent­li­chen Insti­tu­tio­nen war ein Teilergebnis.

      Ein wei­te­res Ergeb­nis war die Öff­nung der Moral, die bis dahin ver­staub­te, vic­to­ria­ni­sche Prü­de­rie auf ihr Ban­ner geschrie­ben hat­te. Im Zusam­men­spiel mit der Erfin­dung und Ver­brei­tung der Geburts­kon­trol­le wur­de eine neue Sicht eta­bliert, die letzt­lich auch die Abschaf­fung des Abtrei­bungs­ver­bo­tes, das Ende der Kri­mi­na­li­sie­rung der gleich­ge­schlecht­li­chen Lie­be & die Ehe die­ser Part­ner ermöglichte.

    4. Hm... Sub­ti­le Ver­än­de­run­gen, aber bei den Alt-Nazis sind doch viel mehr aus Alters­grün­den gestor­ben als dass man sie offi­zi­ell aus ihren Posi­tio­nen ent­fernt hät­te mit dem Beweg­grund "frü­he­rer Gauleiter".
      Und das mit der Prü­de­rie - ja, die wur­de "über­wun­den" (heu­te kehrt sie ja wie­der) nur um im ande­ren Extrem zu enden. Sie­he die Anfän­ge der Grü­nen, wo auch die Pädo­phi­lie-Befür­wor­ter noch dabei waren. Oder alles, was mit der "anti-aut­ho­ri­tä­ren Erzie­hung" zu tun hat.

      Der Homo­se­xu­el­len-Para­graph wur­de erst 1994 ent­gül­tig abge­schafft - sehr fort­schritt­lich (DDR mach­te das schon 1968)...

      Dass Abtrei­bung hier mög­lich ist liegt auch nur dar­an, dass sie mit der "Wie­der­ver­ei­ni­gung" gezwun­gen waren, sich um das The­ma einen Kopf zu machen, weil die DDR dazu eine Rege­lung hat­te - und schluss­end­lich ist auch die­se im BRD-Staat über­nom­men wor­den. Hät­ten sie das nicht gemacht, hät­te es wohl viel böses Blut gege­ben und ihre Ver­ei­ni­gung wäre nichts geworden.
      Bis heu­te gilt eine Ent­schei­dung des Bun­des­ge­richts­hofs von sonst­wann zu dem The­ma, der bis­her die Lega­li­tät von Abtrei­bung anzwei­felt.
      D. h. nur dank der DDR hat die BRD über­haupt eine Rege­lung zur Abtrei­bung bekom­men und tech­nisch ist es ledig­lich so, dass man über die­se Kinds­tö­tung juri­stisch hin­weg sieht, wenn es inner­halb der ersten 3 Mona­te der Schwan­ger­schaft erfolgt - mit den son­sti­gen Bedin­gun­gen, die dar­an geknüpft sind, dass das fach­ärzt­lich gemacht wer­den darf.
      Sehr fort­schritt­lich und nicht konservativ...

      Anfang der 2000er hat noch ein Stoi­ber mit Sod­dom und Gomor­ra argu­men­tiert als die eige­tra­ge­ne Lebens­part­ner­schaft für gleich­ge­schlecht­li­che Paa­re ein­ge­führt wurde.
      Lang ist das nicht her... (Die (jetzt offi­zi­el­le) Homo-Ehe hat man der CDU zuletzt nur aus dem Kreuz gelei­ert bekom­men, damit irgend­was posi­ti­ves und nicht nur halb ange­fan­ge­nes in der letz­ten Legis­la­tur­pe­ri­ode mal beschlos­sen wurde.)

      Unterm Strich: Es gab viel Getö­se in der BRD um The­men, bei denen im Drit­ten Reich gleich die Todes­stra­fe ver­hängt wur­de, aber bei der Dis­kus­si­on blieb es letzt­end­lich auch. In der Poli­tik hat man zwar ver­sucht, auch die recht­li­chen Ände­run­gen für die­sen Umschwung des Zeit­gei­stes anzu­schie­ben, aber ein Teil davon hat es - immer­hin, her­vor­heb­bar: erfolg­reich - geschafft, die­se Ver­su­che zu sabotieren.
      So weit ist man dann vom Nazi-Staat doch nicht weg­ge­kom­men. Und wenn, dann in ganz klei­nen Tippel-Schritten.

      Den gro­ßen Erfolg der 68er, außer dass sie das System heu­te selbst mit manch einer kapi­ta­li­sti­schen Här­te eines Gau­lei­ters ver­tei­di­gen, sucht man also vergeblich.
      Die sind ziem­lich über­schätzt, was ihren Ein­fluss angeht.

      1. Was mehr Effekt hat­te die 68er oder der Tod der Alt­na­zis, das ist schwer zu sagen, zumal ja nicht Alle bekannt waren. Viel­leicht so: Durch die erhöh­te Auf­merk­sam­keit muss­ten sich die ver­blie­be­nen Alt­na­zis bedeckt hal­ten und mög­lichst nicht auf­fal­len, was ihre Ein­fluß­mög­lich­kei­ten reduzierte.

        Sexu­el­le Revo­lu­ti­on sieht anders aus, das ist mir wohl bekannt. Aber im Ver­gleich zu Kup­pe­lei­pa­ra­graph, Homo­ver­fol­gung und Ver­bot der Abtrei­bung haben die 58er Bewe­gung in Gang gebracht, die sich (erwar­tungs­ge­mäß) nach und nach wie­der ver­flach­te - wie immer, wenn das 'Neue' eine Wei­le andau­ert, dann ist es halt nicht mehr neu ....

        Ich wäre der Letz­te, der nicht sehen wür­de, dass wir eini­ge posi­ti­ve Impul­se aus der Ver­ei­ni­gung aus dem Osten bekom­men haben. Das ist in den tur­bu­len­ten Jah­ren danach ein­fach igno­riert wor­den (par­tei­po­li­tisch begrün­det, weil es ein schlech­tes Bild auf die C-Par­tei­en gewor­fen hätte).

        Doch ich blei­be als *Zeit­zeu­ge* dabei: Die Lebens­um­stän­de haben sich durch den 68er Ein­fluß gegen­über dem vor­he­ri­gen Muff und extrem-bür­ger­li­chen Unter­ta­nen­ducken doch sehr geän­dert. Ich war damals 23 Jah­re alt, Stu­dent, und sehr poli­tisch inter­es­siert. Zei­tun­gen die ich mir nicht hät­te lei­sten kön­nen gab es an der Uni im Lese­saaal aktu­ell & kosten­frei - und weil das Stu­di­um noch nicht so ver­schult war hat­te man auch Zeit etwas zu lesen ....

    5. Bezüg­lich der Sache "Abtrei­bung" war, als der Wer­be­ver­bots­pa­ra­graph von einer Wei­le zur Debat­te stand, noch mal ein biss­chen aus­führ­li­cher dar­auf ein­ge­gan­gen wor­den wie die Situa­ti­on dazu eigent­lich im Detail aussieht.
      Ernst­haft: Amü­sant wie man mit­an­hö­ren muss, dass selbst ein Bericht in den Öffent­lich-Recht­li­chen zuge­ben muss, die gel­ten­de Rege­lung ist eigent­lich mal nur von der DDR über­nom­men wor­den, sonst hät­te es, von Sei­ten der west­deut­schen par­la­men­ta­ri­schen Kräf­te aus, wahr­schein­lich bis heu­te dazu noch kei­ne Rege­lung gege­ben. (Eben, weil auch das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt dabei bleibt, eigent­lich hält es Abtrei­bung für ver­fas­sungs­wid­rig und illegal.)
      Erzäh­le das mal ande­ren im Aus­land, die sind wie vor den Kopf gesto­ßen, wie nicht fort­schritt­lich das welt­of­fen und sonst so bunt tuen­de Deutsch­land in Wirk­lich­keit im Detail doch ist...
      Das mal nur so am Rande.

      Wenn ich das mal so aus­drücken darf: Inzwi­schen bräuch­te man da eigent­lich schon wie­der ein paar neue 68er. Aller­dings sehe ich nicht, wo die vom Him­mel fal­len sol­len. Das Men­schen­ma­te­ri­al dafür ist so untaug­lich wie es nur geht.

    6. Erstens ist es sehr sel­ten, dass irgend­je­mand zugibt etwas aus der vor­ma­li­gen DDR sei bes­ser gewe­sen als in der BRD.

      Zwei­tens haben die Kir­chen über ihre Betei­li­gung als "inter­es­sier­te Bür­ger" oder "sach­kun­di­ge Bür­ger" in vie­len Gre­mi­en ihre treu­en Spe­zis unter­grbracht und regie­ren so viel­fach mit - da ist nicht Ver­nunft vor­ran­gig, son­dern *Glau­be*.

      "Fri­day for Future" und alle, die da zuar­bei­ten wollen/es schon tun schei­nen in die Rich­tung (68er) zu laufen.
      Wenn es mit den Mass­nah­men der Poli­tik (was zu erwar­ten ist) nicht klappt kommt die näch­ste Eskalationsstufe!

    7. Geben sie nicht gern zu, ist mir bekannt.
      Aber es ist trotz­dem amü­sant, das zu hören.

      Kann man viel­leicht in die­se Rich­tung sehen (das wird die Zeit zei­gen, ob es die­sen Fuß­stap­fen gerecht wird oder nicht).
      Nur, ich ver­spre­che mir nichts davon.
      Erstens, das jetzt ist - so weit man sich ein Bild davon machen kann - ein Auf­stand der Mit­tel­stands­kin­der; vor­ran­ging sol­chen, die ihren Lebens­stil durch Kli­ma­schä­di­gung haben, aber sich des­sen nicht ein­mal bewusst sind.
      Die glau­ben, mit ande­rem Kauf­ver­hal­ten ist wir­kich alls gere­gelt als dass sie für den Umwelt­schutz auf ihr Smart­phone verzichten.
      Und zwei­tens - etwas, das mir ein­fällt -: Glau­ben die tat­säch­lich, sie wären die Ersten der Neu­zeit, die ver­su­chen, die­ses ver­fah­re­ne System in den Arsch zu tre­ten für eine bes­se­re Zukunft?
      Vor mehr als 10 Jah­ren gab es schon ein­mal eine Wel­le, die sich auch um die­sen Kern­punkt dreh­te, dass das ver­rot­te­te System geän­dert wer­den muss, um bes­se­re Lebens­be­din­gun­gen (selbst nur für Men­schen allein) zu erreichen.
      Was ist dar­aus gewor­den? Eini­ge Jah­res­ta­ge, die all­ge­mein ver­ges­sen sind, und ein Hau­fen toter Halb­wüch­si­ger. Es ist sogar ver­ges­sen, dass dabei sogar mal Poli­tik und Fra­gen über den Men­schen all­ge­mein vor­ka­men. Heu­te geht es bei Wie­degän­gern nur noch dar­um, ein paar Ego-Pro­ble­me aus­zu­tra­gen, maxi­mal noch dar­um, sei­nen eige­nen Ras­sis­mus aus­zu­le­ben (erkenn­bar dadurch, dass sich auf sol­che Nul­pen wie Brei­vik beru­fen wird).
      Nichts­sa­gend, nichts hin­ter­las­send. Nicht mal was, wor­über man ernst­haft nach­den­ken könn­te.
      Und selbst an dem vor über 10 Jah­ren kann man berech­tigt kri­ti­sie­ren: Was habt ihr euch dabei gedacht? Dach­tet ihr, ein jeder für sich, mit einer klei­nen Kami­ka­ze­ak­ti­on wür­det ihr die Erde auch nur eine Sekun­de davon abbrin­gen, sich wei­ter zu drehen?

      Ist ein etwas beson­de­rer Blick, wenn man irgend­was als Ver­gleich zu dem jet­zi­gen Auf­stand hat.
      Dar­um glau­be ich nicht dar­an, dass sich durch die­sen Sturm im Was­ser­glas irgend­et­was lang­fri­stig ver­än­dert. Es sind nur weni­ge Men­schen so, dass sie kon­se­quent bei einem ein­mal gefass­ten Ent­schluss auch blei­ben. Ganz beson­ders die­je­ni­gen, die noch voll­ge­pumpt mit Puber­täts­hor­mo­nen sind.

      1. Das größ­te Pro­blem ist doch, dass mitt­ler­wei­le kei­ne (nen­nens­wert gro­ße) Par­tei mehr da ist, die sol­che Bewe­gun­gen auf­nimmt und sie umsetzt. Wir sind ein Volk von Oppor­tu­ni­sten und Ego­isten gewor­den - und bei­de Eigen­schaf­ten sind für Ver­nunft nicht zugänglich.

    8. War vor über 10 Jah­ren auch schon so.
      Dar­um ist damals so viel Gewalt pas­siert, die am Ende nichts ver­än­dert hat.
      Und das war noch vor der Akti­on mit Horst Schläm­mer und sei­ner HSP.
      War auch ein von weni­gen idea­li­stisch ange­trie­be­ner Ver­such, eine neue Frak­ti­on auf­zu­ma­chen, um dem bestehen­den System eine Ver­än­de­rung zu ver­pas­sen - und das sogar noch mit­tels der stän­di­gen Bedro­hung "wir sind über­all, es kann jeder­zeit etwas pas­sie­ren - also, SEHT ZU, dass ihr etwas ändert und wir nicht mehr so beschis­sen behan­delt werden".

      Was soll da also jetzt bei her­aus­kom­men, wenn alles, was die­se Kin­der tun, ist, auf die Stra­ße zu gehen, brav nur zu den geneh­mig­ten Zei­ten, danach gehen sie wie­der nach Hau­se, und jede Woche wie­der­holt sich die­ses Ritu­al nur? Dazwi­schen fin­det gar nichts statt, der All­tag for­dert sei­nen gewohn­ten Tri­but ein und "der Mensch ist ein Gewohn­heits­tier" schlägt zu?
      Wenn nicht ein­mal dra­sti­sche­re Wor­te und Metho­den etwas ver­än­dern, dann wird es die Tak­tik "wir blei­ben schön im Rah­men des­sen, was uns das System erlaubt, damit wir nicht in den Knast kom­men" auch nicht schaffen.
      Jeden­falls wür­de ich das so behaupten.

      1. Was bestimmt her­aus kommt ist ein Desa­ster für CDU/CSU und SPD bei den näch­sten Wah­len - weil die jetzt akti­ven Jugend­li­chen Wäh­ler sind und eher so den­ken (mit den Alters­ge­nos­sen bis Mit­te 30!) wie es bei Rezo im Video dar­ge­stellt wurde.
        Die­ses Mal, so will ich hof­fen, wird es nicht dazu kom­men, dass 'aus­sit­zen' zu Erfolg führt.

    9. Dann wäh­len die eben die Grü­nen (die tem­po­rä­ren Höhen­flü­ge, die sich bereits jetzt schon in West Ger­ma­ny haben).
      Aber auch die wer­den nichts ver­än­dern, weil sie sind schon fest eta­bliert, im Main­stream ange­kom­men. Auch dort sitzt der Ver­bund dei­ner natio­na­len Indu­strie drin­nen (sehr erkenn­bar beim The­ma Elek­tro­mo­bi­li­tät, statt die weit ver­brei­te­te Indi­vi­du­al­mo­bi­li­tät in Fra­ge zu stel­len oder die täg­li­che Pend­le­rei zur Arbeit).

      Übrig bleibt da nicht mehr viel.
      Zudem man es mit einer Repu­blik der Alten zuneh­mend zu tun haben wird, wer­den die paar Neu­wäh­ler nicht das sprich­wört­li­che "Züng­lein an der Waa­ge" werden.
      Und dann blie­be dabei auch noch nicht zu ver­ges­sen: Die poli­ti­sche Land­schafts­pfle­ge der macht- und gel­din­ne­ha­ben­den Eliten.
      Hier hat man jetzt schon den Ein­druck: Kei­ner will die CDU gewählt haben, aber selt­sa­mer­wei­se kom­men die immer noch auf ihre vie­len Prozente.

      In dem Punkt gibt es so vie­le Fak­to­ren, die eher dafür spre­chen, das Volk kann so anders den­ken wie es will, so lang es nicht grund­le­gend das Spiel­brett vom Tisch schmeißt und was ande­res anfängt, auch ent­ge­gen dem Wil­len sei­ner Eli­ten, so lang es nur an die Urnen geht und regel­mä­ßig ihre fried­li­chen Demon­stra­tio­nen abhält, so lang wird sich hier­zu­lan­de rein gar nichts tun.
      Die siche­re Schol­le ver­las­sen - das wäre es, was eine Ver­än­de­rung 'rein­brin­gen könnte.

      1. Bei all den Argu­men­ten und Vor­aus­set­zun­gen für einen Wan­del wird immer vergessen:

        Ein Öko­sy­stem ist kein Ver­hand­lungs­part­ner - ein Öko­sy­stem folgt Gesetzmäßigkeiten.
        Man nennt es Evo­lu­ti­on. Die ist seit Jahr­mil­lio­nen unveränderlich.

        Dar­aus folgt:
        Ent­we­der wir ler­nen uns dem zu unter­wer­fen, oder wir ster­ben aus.

        Das müss­te selbst der dümm­ste Poli­ti­ker oder Lob­by­ist verstehen.
        1 + 1 ist ja schließ­lich auch nicht 3

    10. Eben die­se unkom­pro­miss­lo­se Här­te des Lebens sehe ich kei­nen wirk­lich ernst neh­men und akzeptieren.
      Es wird immer wie­der der Kern­punkt ver­leug­net, ver­sucht davor zu flie­hen und ver­zwei­felt sich schön- und anders gere­det als es wirk­lich ist.
      So wie als wenn man nicht dar­an glaubt, dass es mög­lich ist, dass der eige­ne Kopf von irgend­was abge­schla­gen wer­den könn­te. Alles wen­det sich doch noch zum Guten, Kastro­phen oder der Tod sind ein dunk­ler Schat­ten weit ent­fernt am Hori­zont, der einen nicht tref­fen wird...
      Die siche­re Bla­se kann nicht durch­bro­chen werden.

      Ich glau­be, ein guter Ver­gleich ist, wenn jemand zu der Erkennt­nis kommt "das Leben ist schei­ße!" - da stür­zen sich auch alle mög­li­chen Men­schen auf den­je­ni­gen und wol­len es nicht wahr­ha­ben, wol­len es ihm aus­re­gen und vor­be­ten wie vie­le angeb­lich schö­ne Din­ge das Leben doch zu bie­ten hat. Es ist doch nicht so hart, wie der klei­ne Schwarz­ma­ler es sieht...
      Die gefun­de­ne Ant­wort wird mit allen Mit­teln ver­neint, egal wie wahr sie even­tu­ell auch ist.

    11. Selbst wenn es zu einer all­ge­mei­nen 'Ver­leug­nung ' von Tat­sa­chen kommt - und so sieht es ja in der Mas­se der Mensch­heit aus - bleibt das natür­li­che Gesetz wirk­sam und wir drif­ten auf den Abgrund wei­ter zu, unaufhaltsam.

      Das Schlim­me dar­an ist, dass es einer Expo­nen­ti­al­kur­ve folgt und gegen Ende des Unter­gan­ges eine rasan­te Stei­ge­rung der Ver­falls­er­schei­nun­gen auftritt.

      Sie­he → Halb voll, ganz voll ....

    12. Das ist dann der Effekt, der dabei passiert.
      Nur weil man die Augen davor schließt, ver­schwin­det das Pro­blem nicht.
      Fol­ge­rich­tig: Das Pro­blem selbst arbei­tet und rumort wei­ter vor sich hin.
      Die Kata­stro­phe wird irgend­wann fol­gen, wenn der Punkt erreicht ist, dass es nicht mehr zu hal­ten ist.
      Und dann wird es vie­le, vie­le Tote geben... in die­sem Fall.

      Wenn der Zeit­punkt ein­tritt, ste­hen wie­der all die­je­ni­gen, die im Anschluss noch leben, da und heu­len laut: "Wie konn­te denn das pas­sie­ren?!" Wie die Unschuld vom Lan­de, die gar nichts kapiert hat.

    13. ".. und es hub an ein gross heu­len und zäh­ne­klap­pern .." - ja, dar­auf wird es hin­aus­lau­fen wenn nicht umge­dacht und umge­steu­ert wird!

  2. Ich sehe das nicht gar so kri­tisch. Viel­leicht auch des­we­gen, weil ich zu der Gene­ra­ti­on der 68er zäh­len könn­te. Ich habe damals aber nicht eine bestimm­te Form der Radi­ka­li­tät ver­stan­den. Heu­te ver­ste­he ich die Beweg­grün­de und bin froh, dass ich da nicht selbst bei RAF und ähn­li­chen Grup­pen dazu gekom­men bin. Die Gna­de der etwas spä­te­ren Geburt und des Umstands, dass in Öster­reich alles immer erst mit einer Ver­zö­ge­rung pas­siert. 10 Jah­re spä­ter gehör­te ich näm­lich sel­ber zum Estab­lish­ment und woll­te dazu gehö­ren. Das trifft heu­te nicht mehr zu. Kein Auto, kei­ne Schicki-Micki-Parties.
    Die Men­schen, mit denen ich am lieb­sten spre­che, könn­te man zur Éli­te zäh­len. In der Ver­gan­gen­heit waren das Nobel­preis­trä­ger, Kan­di­da­ten und "Aka­de­miks", wie in Russ­land die Ange­hö­ri­gen der Aka­de­mie der Wis­sen­schaft bezeich­net werden.
    Auch in Ser­bi­en habe ich mit den füh­ren­den Leu­ten der Ser­bi­schen Aka­de­mie für Wis­sen­schaft und Kunst gespro­chen und habe auch in ihrer Gale­rie ein Kon­zert gegeben.
    Also ich gehö­re wohl zur Éli­te :) Und ich kann Oper, Ope­ret­te ver­mut­lich fast so gut unter­schei­den, wie es ein pro­fes­sio­nel­ler Musi­ker kann. (oder Musi­ke­rin, um kor­rekt zu formulieren)

    Und ich habe 20 Jah­re in der IT mei­ne Bröt­chen ver­dient und eigent­lich seit 50 Jah­ren proram­miert, auch wenn es manch­mal nur zum eige­nen Ver­gnü­gen war. Oder ich habe Pro­gram­me geschrie­ben, die mir eine ander­wer­ti­ge Arbeit erleich­tert haben. Nur das mit der Piz­za trifft nicht zu. Ich war schon eher ein Feinschmecker.

    Aber abseits der Selbst­be­weih­räu­che­rung. Bil­dung wäre extrem wich­tig. Näch­ste Woche hal­te ich einen Vor­trag in Bel­grad über e-Lear­ning, wo ich die Wich­tig­keit des mensch­li­chen Leh­rers für die Ver­mitt­lung von phi­lo­so­phi­schen und ethi­schen The­men beto­ne. Ich kann noch nicht sagen, wie die Auf­nah­me sein wird. Aber viel­leicht kann ich danach mei­ne Erfah­run­gen mit­tei­len und allen­falls auch das Paper schicken.

    Gene­rell wür­de ich aber die statt­fin­den Ver­än­de­run­gen nicht so verteufeln. 

    "Die Jugend liebt heut­zu­ta­ge den Luxus. Sie hat schlech­te Manie­ren, ver­ach­tet die Auto­ri­tät, hat kei­nen Respekt vor den älte­ren Leu­ten und schwatzt, wo sie arbei­ten soll­te. Die jun­gen Leu­te ste­hen nicht mehr auf, wenn Älte­re das Zim­mer betre­ten. Sie wider­spre­chen ihren Eltern, schwa­dro­nie­ren in der Gesell­schaft, ver­schlin­gen bei Tisch die Süß­spei­sen, legen die Bei­ne über­ein­an­der und tyran­ni­sie­ren ihre Leh­rer." [Sokra­tes ]

    Man soll­te doch nicht mit Pla­gia­ten argu­men­tie­ren, oder :)

    1. Zu einem lan­gen Arbeits­le­ben gehört meist auch eine lan­ge Liste von Erreich­tem. Da muss man sich nicht ver­stecken oder zurück nehmen.

      Was die 68er angeht hat­te ich damals genug Abstand um mich zwar zu enga­gie­ren, aller­dings in ver­tret­ba­rem Maße:
      Ich sah die Mar­xi­sten-Leni­ni­sten KPD/ML in Gewalt abglei­ten, der SDS hat­te vor gegen jed­we­de Prü­fung an Uni­ver­si­tä­ten vor­zu­ge­hen, etc. - das war mir aus Ver­nunft­über­le­gun­gen ein­fach zu suspekt um da mit­zu­tun (wie soll­te man sich ohne jeden Nach­weis bewer­ben und in einen Beruf kommen?).
      Aller­dings bewun­de­re ich heu­te noch Rudi Dutsch­ke, der sehr knapp und dabei deut­lich die Män­gel ansprach und des­we­gen ja vor allem von Sprin­ger & Kon­sor­ten zum wah­ren Teu­fel (nicht dem Kom­mu­nen-Teu­fel) erklärt wurde.

      Auch das, was ich zur Pro­gram­mie­rung aus­ge­führt habe ist natür­lich ein Pau­schal­ur­teil - ein­ge­schränkt hat­te ich es mit '..OK, es gibt auch da Aus­nah­men..' und da fal­len Sie wohl in die­se Kategorie.

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