Mich geht das Alles nichts mehr an ..!?

.
Tag­täg­lich sehen wir um uns her­um Anzei­chen von Ver­fall der Moral, der Grund­sät­ze wirt­schaft­li­chen Han­delns, des Mit­ge­fühls und der gerech­ten Behand­lung von Arbei­ten­den. Wir hören von ertrin­ken­den Flücht­lin­gen, zusam­men­bre­chen­den Fabri­ken in armen Pro­duk­ti­ons­län­dern. Über die Ent­las­sung von Mit­ar­bei­tern gro­ßer Kauf­häu­ser oder Ket­ten­be­trie­ben wird eben­so berich­tet - obwohl die Beschäf­tig­ten Kom­pro­mis­sen zuge­stimmt hat­ten und ihnen dafür Sicher­heit ver­spro­chen wor­den war. Wer noch Arbeit hat schaut auf die her­ab die kei­ne haben - und wir ler­nen aus den Medi­en, dass die Arbeits­lo­sen Schma­rot­zer sind, auf unse­re Kosten, die wahr­schein­lich doch irgend­wie mit­schul­dig für ihre Lage sind.

Der naï­ve Glau­be mit tech­ni­schem Fort­schritt gehe stets auch mora­li­scher Fort­schritt ein­her ist ungebrochen:
Dabei wer­den die Zei­chen aus der Gesell­schaft schlicht­weg über­se­hen, geleug­net oder wegdiskutiert. 

Wir wis­sen davon und glau­ben, es wer­de an uns vorübergehen.
Wir unter­neh­men nichts, weil es uns nicht unmit­tel­bar betrifft.
Wir sehen die Fol­gen und hof­fen es gehe vor­über ohne uns zu beeinträchtigen.

Unse­re Fähig­keit die Rea­li­tät zu beur­tei­len ist gestört, es wer­den von "offi­zi­el­ler Sei­te", den Medi­en und den Poli­ti­kern, aber vor allem von gro­ßen Kon­zer­nen, mehr Maß­nah­men unter­nom­men uns ein­zu­lul­len als sol­che uns auf­zu­klä­ren. Der Fort­schritts­glau­be wird ver­stärkt, Skep­ti­ker wer­den als "rück­wärts­ge­wandt" verteufelt.

Dabei zeigt doch die Geschich­te unum­stöß­lich das Gegen­teil von dem was man uns glau­ben machen will. Die Mensch­heit wird von Macht zusam­men­ge­hal­ten, die­se Macht wird in Kas­ka­den heruntergebrochen:
Von poli­ti­scher und wirt­schaft­li­cher Macht an der Spit­ze, über meh­re­re Stu­fen, bis hin zum Klein­gärt­ner- und Schüt­zen­ver­ein, deren "Vor­sit­zen­de" Gewicht haben - weil es ihnen von den Mit­glie­dern zuge­bil­ligt wird.

Gier, Gewalt, Aus­schwei­fung, sport­li­che Groß­ereig­nis­se und Ver­dum­mung, Trick­se­rei und Betrug - das sind die Bau­stei­ne des Macht­er­halts mit dem Gesell­schaft gekit­tet wird. Das treibt uns dem Ver­fall entgegen.

 ・  ⚫  ・ 

Aber zum Glück kann ich mich zurück­leh­nen und mein Leben genie­ßen ohne mich um der­lei Pro­ble­me zu kümmern.
Ich bin Rentner.
Mich geht das Alles nichts mehr an.

Kommentare

  1. "Ich bin Rent­ner. Mich geht das Alles nichts mehr an."

    Das klingt furcht­bar ego­istisch. Und nach­voll­zieh­bar. Ich, mit dem Alter irgend­wo in der Mit­te der heu­te durch­schnitt­li­chen Lebens­span­ne ange­kom­men (also für Dich noch ein Jung­spund ;o) ), den­ke oft, dass ich froh sein kann, es bis hier­her eini­ger­ma­ßen unver­sehrt geschafft zu haben. Hät­te ich vor­her gewusst wie sich die Mensch­heit ent­wickelt, hät­te ich kei­nen Pfen­nig auf mich gewettet.

    Was mich wun­dert ist, dass so vie­le Leu­te genau wie Du und ich wis­sen, was war, was ist und was sein wird. Und den­noch pas­siert nichts. Ja es gärt im Volk, aber die Stim­mun­gen kip­pen nicht. Das könn­te auch mit dar­an lie­gen, dass die mei­sten Men­schen in unse­rem System bis zur Lei­stungs­gren­ze und dar­über hin­aus beschäf­tigt sind. Auf fast allen gesell­schaft­li­chen Ebe­nen, die paar weni­gen Pro­fi­teu­re des real exi­stie­ren­den Kapi­ta­lis­mus aus­ge­nom­men, kämp­fen die Men­schen um den Sta­tus quo, mehr und mehr aber auch nur noch um das nack­te Über­le­ben. Auch bei uns.

    Und irgend­wann wer­den die Men­schen die­ser Erde ein Volk sein, ohne Waf­fen und Krieg, aber mit der Gewiss­heit, dass es dem Ein­zel­nen nur dann gut gehen kann, wenn es allen Ande­ren auch gut geht...

  2. Hal­lo Olaf,

    ja, du kannst froh sein es schon mal bis zu dei­nem Alter 'geschafft' zu haben - das ist kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit. Ich habe vie­le ach­tens­wer­te und auf den ersten Blick gesun­de Men­schen in mei­ner Umge­bung gehen sehen, man­che unter nicht immer erfreu­li­chen Umständen.
    Des­we­gen bin ich glück­lich über jeden Tag ohne grö­ße­re Beschwer­den und neh­me die - altes­be­ding­ten - klei­nen Zip­per­lein gern hin, es könn­te schlim­mer sein.

    Dei­ne Ver­wun­de­rung über die Untä­tig­keit tei­le ich - des­we­gen ver­su­che ich ja mit mei­nen Mög­lich­kei­ten ab und an auf Unzu­läng­lich­kei­ten und Ärger­nis­se hin­zu­wei­sen. Das Han­deln kann ich nur denen über­las­sen, die noch etwas bewir­ken können:
    Sicher bemü­he ich mich an Umwelt­scho­nung zu den­ken wenn ich esse, rei­se, mich beklei­de. So etwa nach dem Mot­to: "Weni­ger kann oft mehr sein!"
    Seit ich nicht mehr arbei­te brau­che ich vie­le der Aces­soires nicht mehr die "man" zuvor für unent­behr­lich hielt - und im Rück­blick den­ke ich, dass selbst die, die noch arbei­ten man­ches davon eben­so­we­nig brauchten ....

    in der Über­schrift hat­te ich "!?" gesetzt - damit woll­te ich sagen:
    Ja, Leu­te, ich erken­ne, dass ich selbst nicht mehr viel bei­tra­gen kann, es mir aber nicht völ­lig gleich­gül­tig ist. Selbst wenn es beim ersten Lesen anders klingt. Schließ­lich den­ke ich an die näch­ste Gene­ra­ti­on, an unse­re Kin­der und deren Wohl­erge­hen liegt mir am Herzen.

    So erken­ne ich die Schwie­rig­keit neben der Arbeit - die an den Men­schen zehrt - Enga­ge­ment zu zei­gen. Oft sind es nur klei­ne Schrit­te die gro­ße Wir­kung her­vor­ru­fen. Nur ein Beispiel: 

    Nicht ein­fach so glau­ben was die Wer­be­sprü­che ver­spre­chen son­dern erst infor­mie­ren bevor man kon­su­miert - und immer einen Tag war­ten bis man sich dann ent­schließt. Es ist erstaun­lich wie wenig übrig bleibt.

  3. >Und irgend­wann wer­den die Men­schen die­ser Erde ein Volk sein, ohne Waf­fen und Krieg, aber mit der Gewiss­heit, dass es dem Ein­zel­nen nur dann gut gehen kann, wenn es allen Ande­ren auch gut geht...<

    Ja, das wäre schön! Ich fürch­te aller­dings, dass das Uto­pie ist und bleibt. Das hat frü­her nicht funk­tio­niert, es funk­tio­niert heu­te nicht und WARUM soll­te es in Zukunft funktionieren?
    Ein zen­tra­ler Hei­lungs­leit­satz in der Psy­cho­the­ra­pie heißt:
    "Es darf MIR auch gut gehen, wenn es DIR schlecht geht."
    Soll hei­ßen, ich muss mich nicht schlecht füh­len, weil ich nichts dafür tun kann, dass es dir bes­ser geht. Und ICH kann DICH nicht retten.
    Auch das ist (gesun­der?) Ego­is­mus. Was destruk­tiv wirkt, ist jedoch der Ego­is­mus, der heu­te in immer stär­ke­rem Maße um sich greift, aus den unter­schied­lich­sten Grün­den. ICH glau­be nicht dar­an, dass das Steu­er noch ein­mal her­um­ge­ris­sen wer­den kann und - ich sag­te es an ande­rer Stel­le schon ein­mal - ich bin froh, dass ich schon so alt bin!

  4. Hal­lo Ingrid,

    " .. Das hat frü­her nicht funk­tio­niert, es funk­tio­niert heu­te nicht und WARUM soll­te es in Zukunft funk­tio­nie­ren? .. " - genau, und es wird auch nicht so funktionieren.

    Dan­ke für den "Hei­lungs­satz" - da ich noch nie in einer The­ra­pie war & auch mit nie­man­dem gespro­chen habe der mir den bis­her gesagt hät­te war mir der völ­lig neu. Wie­der 'was dazu gelernt.

    An meh­re­ren Stel­len hat­te ich schon ver­sucht mich dem Grund für den Ego­is­mus & die aus­ge­fah­re­nen Ellen­bo­gen zu nähern. Die wahr­schein­lich­ste Erklä­rung scheint mir zu sein:
    Gestreß­te Eltern aus den Wachs­tums­jah­ren ('70er & '80er), kom­plet­tiert durch die "Selbst­ver­wirk­li­cher", haben den Kin­dern eine unru­hi­ge Kind­heit mit der gesam­ten Band­brei­te zwi­schen tota­ler Bezie­hungs­lo­sig­keit oder alter­na­tiv klam­mern­der Affen­lie­be der 'grü­nen Wit­wen' als Super­müt­ter berei­tet, und die­ses Hin-und-Her veträgt kei­ne Kin­der­see­le unbe­scha­det .... die Angst "abzu­stür­zen", d.h. kei­nen Job (!) mehr zu haben för­dert eben­so­we­nig eine soli­da­ri­sche Verhaltensweise.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert