Schon seit längere Zeit treibt mich das Thema "Scheinheiligkeit" um .... ich verstehe darunter:
Unter dem Deckmantel der RELIGION werden eigene Interessen einer Person verfolgt, die (vorgeblich) aber dem GLAUBEN dienen sollen ....
Es gibt viele Beispiele, von denen ich aber nur ein paar herausheben will - 'zuviel' oder 'mehr' ist eher langweilig, weil ja das zugrundeliegende Muster immer gleich ist.
Da sind zunächst die frommen Spendensammler.
Sie tun etwas für sozial Schwache, Gebeutelte in der 'Dritten Welt', Hungersnot und Krankheit in Krisen- und Kriegsgebieten - sicher eine ehrenhafte Tätigkeit.
Aber:
Es wird immer viel 'Öffentlichkeit' hergestellt - vermeintlich um der guten Sache weiteren Zulauf zu sichern. Es ist das Verhalten nach dem Motto:
" .. Ich danke Dir, o HERR, dass ich nicht bin wie jener Pharisäer dort! .. " - eine selbstgefällige, selbstgerechte Sicht, die diese 'Gutmenschen' gerade deswegen auf eine Stufe mit dem Pharisäer stellt ...! Es kommt noch dazu, dass solche Tätigkeit nicht nur ehrenamtlich ausgeführt wird - macht man es 'hauptamtlich', so kann man mit einem christlich-frommen Gesichtsausdruck ein lebenslang einträgliches 'Auskommen' haben ....
Weiter gibt es die frommen Musikanten.
Sie singen mit Inbrunst, zupfen die Gitarre, blasen die Flöte oder klimpern am Klavier - natürlich im Namen Gottes und zur Erbauung der Gemeinde ....
Diese Sorte Religions-Benutzer halte ich noch für schlimmer als die erste Kategorie:
Sie nutzen die frommen Lieder und zugehörige Liederabende um näher an die Objekte ihrer (stillen?) Begierde heranzukommen - beim Musizieren wird die Individualdistanz zu Zeiten ohne Sanktionen unterschritten .... das sind die tätschelnden Wölfe im Schafspelz, die mit einem gekünstelten "Prima!" und "Toll!" näher heranrücken um wenig christlichen Begierden ihren Lauf zu lassen ....
Schließlich die Kategorie der frommen Kümmerer - das sind die Begleiter von Jugendfreizeiten, Pfadfinderlagern, Kirchentagen - die "Berufsjugendlichen" jenseits der Mitte Dreissig .... deren "Begehr" ist auch nicht besonders christlich:
Sie reflektieren auf Möglichkeiten sich kostenlos / auf Kosten Anderer die Welt anzusehen, von den mitgenommenen Vorräten etwas für den eigenen Haushalt 'abzuzwacken'. Oder, die verabscheuungswürdigste Kategorie, sich Kindern unauffällig nähern zu können ...!
Betrachtet man diese "Fälle" mit der rosig-christlichen Brille der "Nächstenliebe" so sind sie allesamt gute Christen und 'stehen in der Gemeinschaft' .... ich sage hingegen:
Die Masse der derart Engagierten sind gut getarnte Nutznießer des Religionsdeckmäntelchens, unter dem sich trefflich die 'GLÄUBIGKEIT' zu eigenen Zwecken nutzen läßt ....
Die Vorbeter, Priester, Pfarrer, Yogis und Gurus machen es doch vor:
Ein Leben ohne viel Anstrengung auf Basis der guten Gaben ( = Kirchensteuern) der Schafe - wundert es uns da, wenn Andere dies "Erfolgsmodell" für ihre Zwecke modifizieren?
Bearbeitete Fassung; Erstveröffentlichung: 30. Jul 2009 um 15:28h
Ein Leben ohne viel Anstrengung auf Basis der guten Gaben ( = Kirchensteuern) der Schafe - wundert es uns da, wenn Andere dies "Erfolgsmodell" für ihre Zwecke modifizieren?
Darum:
Man muss auch mal auf ein Opfer verzichten können! :-)
Jetzt weiß ich wieder, warum ich vor einigen Jahren, nachdem meine Oma verstorben war, auss der Kirche ausgetreten bin.............
Heidernei. Daß Ihnen, was Sie unter Religion verstehen, auf den Senkel geht, haben Sie deutlich dargelegt; Sie werden Ihre Gründe haben. Aber ist es nicht ein kleinwenig pauschal, allen Gläubigen/Religiösen/glaubensgemeinschaftlich Organisierten dieselbe Innenausstattung zu unterstellen?
Sicher gibt es sone, aber es gibt auch solche. Sind halt, wie überall auf der Welt, Menschen.
@ Lakritze
Sie haben natürlich völlig Recht mich hier auf meine pauschale Verurteilung von ganzen Bevölkerungsgruppen hinzuweisen - und selbstverständlich sind Pauschalurteile immer falsch.
Was allerdings die Absicht war ist darauf hinzuweisen, dass gerade von denen, die sich auf bestimmte Werte berufen und behaupten diese auch zu leben (während sie Zweifel daran anmelden es gelänge auch den Nicht-Gläubigen), mehr erwartet werden muß. Da sehe ich eine Riesenlücke zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung.
Es geht aber ebenso um den besonderen Anspruch der Mildtätigkeit der Christen (bei anderen Religionen kenne ich mich mit der praktischen Seite weniger aus, vermute allerdings ähnliche Verhaltensmuster), der nach meiner Beobachtung eher aus "Nehmen" als aus "Geben" besteht. Das bezieht sich auf die Organisationeinheit "Kirche" - die nutzt die 'Schäfchen' als billige Arbeitskraft und drückt deswegen oft ein Auge zu wenn es um Fehlverhalten geht um dieses Modell nicht zu gefährden.
So ist meine Philippika eher als Kirchenkritik zu verstehen, wobei ich Funktionspersonal in den sozialen Bereichen einschließe.
Ein krasses Beispiel ist doch - nur der Vollständigkeit halber hier betont - die Akzeptanz einer Regierungspolitik der "christlichen Parteien" den Schwächsten gegenüber (Flüchtende) ohne permanenten Aufschrei der ach so barmherzigen Kirchenoberen .... es sind ja keine Christen, die da im Mittelmeer ertrinken!
Nuja. Ich weiß nicht, ob Scheinheiligkeit (und Jüngerschaft) allein Religionsgemeinschaften vorbehalten ist. Mir scheint, jeder Mensch ist dazu in der Lage, der meint, recht zu haben. Autofahrer, Autogegner, Sportler, Rechte, Linke, FKKler, Tätowierte, Vegetarier und Fleischesser, unter allen gibt es welche, die denken, sie müßten missionieren.
Daß Vertreter des christlichen Abendlandes Menschen ertrinken lassen, ist genauso wahr wie daß Vertreter des christlichen Abendlandes auf Rettungsschiffen unterwegs sind. (Wie sich erstere im Spiegel anschauen können, weiß ich nicht.) Empathie ist offenbar keine Frage der Glaubenszugehörigkeit.
Kirchliche Organisationen verschiedenster Couleur kenne ich gut genug, um sie keinesfalls in einen Topf zu schmeißen. Die sind halt immer exakt so gut wie die Menschen, die sie bilden; aber das gilt auch für Parteien, Vereine etc.
Nein, ich glaube nicht, daß sich aus einer Kirchenzugehörigkeit ein einfaches Urteil über die Beweggründe und den Gewinn eines Menschen ableiten läßt. Ich fürchte aber alle Menschen, die sich allein /im Recht fühlen/.
Alle von Ihnen aufgeführten Tätigkeiten/Gruppen/Überzeugungen können "scheinheilig" sein und andere Zwecke als die etikettierten verfolgen - es ist allerdings von anderer Qualität. Der Unterschied liegt doch in der Ausgangssituation:
Christen nehmen für sich eine besondere Lebenseinstellung, orientiert an den Geboten & der Bibel, in Anspruch. Deswegen müssen sie sich daran messen lassen wie weit sie tatsächlich das befolgen und in Wort & Tat leben, was dort als Grundsatz gefordert wird.
Und ich denke man kann hier nicht die 'Guten' gegen die 'Bösen' aufrechnen, insbesondere da die Bösen einen Schaden anrichten der nicht durch Gute (wieder/jemals) aufgehoben werden kann.
Anstelle der religiösen Praxis, die sie beschrieben, lässt sich Schulmedizin, Erziehungswissenschaft oder Ernährungswissenschaft einsetzen und ähnliches beoachten, wie Sie darstellen.
Mit dem kleinen Unterschied, Frau Rosenherz, dass es sich bei den von Ihnen genannten Einheiten nicht um Glaubensorganisationen handelt, die einen besonderen moralischen Anspruch haben.
Es ist doch ein Unterschied ob der Chefarzt der Assistenzärztin den Hintern tätschelt oder ein Priester/Pfarrer dies bei Gemeindemitgliedern tut - im einen Fall ist es vorrangig eine arbeitsrechtliche Verfehlung, im zweiten Fall kommt noch eine moralisch-glaubensbedingte Verfehlung hinzu, die dem Anspruch im Namen des 'Herrn' zu handeln zuwider läuft.
Bitte nicht falsch zu verstehen: Natürlich ist die Beeinträchtigung der Betroffenen in beiden Fällen gleich schwerwiegend, wobei ich den Vertrauensbruch durch amtskirchliche & freiwillige Personen immer für weiter erschwerende Umstände halte.
Ich könnte es auch anders sehen: Was mit Religion und Glauben und so wohlmeinend im namen des Herr geschieht, trägt Zeichen des emtionalen Missbrauchs: Jemanden einreden, was er denken soll, jemanden einreden, was er fühlen soll, jemanden einreden, was er tun soll, jemand für schuldig erklären, wenn er die "Regeln" oder "Gebote" nicht entsprechend eingehalten habe und zur "Buße" aufrufen (Ihm sagen, was er tun soll: Spenden, Beten, Besserung geloben, etwas für Arme tun oder was auch immer ...).
Sie haben, liebe Frau Rosenherz, genau die Gründe genannt warum ich Religion(-en) ablehne:
Es sind Unterdrückungsorganisationen, die ihren 'Mitgliedern' das Denken verbieten und sie beherrschen wollen. Für ein Versprechen von Vorteilen, die sich erst später zeigen sollen .... die Vertreter führen derweil ein Leben in Sicherheit, denn ob ihre Versprechen später eintreffen kann niemand beweisen.
Hier geht es um den Vorwurf, dass Menschen mit hohen Ansprüchen (wie sie in der christlichen Lehre niedergelegt sind) das besondere Vertrauen, was ihnen entgegengebracht wird, auch noch zu persönlichen Zwecken nutzen. Welcher Art auch immer diese Zwecke sind - sie sind gegen die Interessen der 'Opfer' gerichtet.