Singlemutter & "Wunschkind"
- Erörterung eines Paradoxons

wunschkind

Abbil­dung via "pin­te­rest", eBook: "Wunsch­kind" von Mag­gie Schwarz.

 
Wir sind es ja mitt­ler­wei­le gewohnt, dass, wie es so schön figu­ra­tiv heißt "jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf getrie­ben wird" .... und ich habe es mir abge­wöhnt den Kopf zu schüt­teln, weil ich dar­in wegen der täg­li­chen Absur­di­tä­ten eine Gefahr sehe viel­leicht noch einen Gehirn­scha­den zu bekommen.

Als ich den Titel des Buches sah war ich aller­dings mehr als verblüfft.

Kom­men Kin­der jetzt im Son­der­ver­kauf für Sin­gle­frau­en auf die Hit­li­ste von Amazon?
Wer­den sie in der letz­ten Aus­ga­be des OTTO-Ver­sand-Kata­lo­ges erscheinen?
Oder ver­schenkt irgend­wer Kin­der an Singlefrauen?
Bringt am Ende doch der Storch sol­che Kinder?

Vor allem aber:
Wo kom­men all die­se eltern­lo­sen Kin­der her, die die­sen Wunsch von Sin­gle­frau­en erfül­len sollen?

Sofern es sich - was ich nicht weiß, weil ich das Buch bestimmt nicht kau­fen wer­de - um einen natür­li­chen Zeu­gungs­vor­gang han­deln soll­te, ist da min­de­stens ein 'wil­li­ger' Mann von Nöten.
OK, das wird nicht schwer sein, wenn das ein­zi­ge Kri­te­ri­um ist, dass er Samen­flüs­sig­keit pro­du­ziert. Für die­sen 'Spaß' mit der Sin­gle­frau wer­den eini­ge Schlan­ge ste­hen - obwohl ich nicht glau­be, dass das so läuft. Eine Sin­gle­frau mit die­sem Wunsch hat wahr­schein­lich noch Zusatz­wün­sche was das gene­ti­sche Reper­toire des poten­ti­el­len Samen­spen­ders angeht:

  • - Hochintelligent,
  • - gut aussehend,
  • - eben­mä­ßi­ge, mus­ku­lö­se Statur,
  • - min­de­stens 190 cm groß.
  • um 'mal nur bei den wich­tig­sten Merk­ma­len zu bleiben. 

Der "Wunsch­ka­ta­log" wird bei so einer Anspruchs­hal­tung bestimmt noch län­ger sein, ich über­las­se wei­te­re Attri­bu­te ihrer Phan­ta­sie, lie­be Lesende. 

Git­te, eine Schla­ger­sän­ge­rin mit bester Zeit im letz­ten Jahr­hun­dert, sang einen Schla­ger mit dem Titel "Ich will alles, ich will alles - und zwar sofort!" - und so scheint es die Autorin des Buches ver­in­ner­licht zu haben. Und: Git­te ist Kult! Nur damit das klar ist.

In einer Welt, in der stän­dig alle Bedürf­nis­se sofort und um jeden Preis erfüllt wer­den kön­nen, kann es doch nicht schwer sein, wenn man sich als Sin­gle­frau ein Kind wünscht. 

Das neue I-Pho­ne kann man doch immer sofort kau­fen .... man­no, *fuß­auf­stampf*

Kommentare

  1. Nun, einen Kin­der­wunsch als Sin­gle­frau sehe ich genau­so legi­tim, wie einen Kin­der­wunsch als Paar. Kin­der­wunsch bleibt Kin­der­wunsch. Einen mög­li­chen Kon­flikt sehe ich dar­in, dass sie kei­nen Vater zum Kind an ihrer Sei­te haben will bzw kei­nen Mann als Part­ner, mit das Kind auf­wach­sen könn­te. Ähn­lich wie "ich möch­te Auto­fah­ren, aber nicht in einem Auto!"

    1. Ich habe nichts gegen "Kin­der­wunsch" oder Kin­der für Ein­zel­er­zie­hen­de - was mich stört ist grund­sätz­li­cher Natur:
      - Was will die Sin­gle­frau ihrem Kind spä­ter sagen wenn es nach dem Vater fragt?
      - Wie recht­fer­tigt sie, dass dem Kind die Vater­per­spek­ti­ve bei der Erzie­hung ent­zo­gen wird?
      - Ist es nicht ego­istisch ein Kind "haben zu wol­len"?
      Kin­der sind doch kei­ne Gegen­stän­de die man besitzt - Kin­der sind Per­so­nen die man respek­tie­ren muß und deren Zunei­gung nicht garan­tiert ist. Was dann?

      PS
      Wie sieht es aus bei einem Kin­der­wunsch eines männ­li­chen Singles?

    2. Das sehe ich ähn­lich wie Sie, Herr WVS. Im besten Fall kann die Frau sagen, ich will Mut­ter wer­den (sein) sein, als legi­ti­men Wunsch und ein Kind gebä­ren - oder eines adoptieren. 

      Wenns ums "Haben wol­len" geht, sehe ich es kri­tisch. Wenn sozu­sa­gen das Kind benutzt wird, um selbst etwas zu errei­chen (Rol­len­bild, Gefühl, Anse­hen, Pro­jek­ti­ons­aus­gleich, Sta­tus, sich selbst bewei­sen und ähn­li­ches. Wenns um die Rol­le der Mut­ter­schaft geht, um Schwan­ger­schaft, Gebä­ren, die Für­sor­ge und Ver­ant­wor­tung für ein her­an­wach­sen­des Wesen, nun ja, den­ken wir dar­über mal nach.

  2. In mei­nen Augen ist die natür­li­che Rei­hen­fol­ge ein­fach die: Frau lernt den Mann ken­nen, den sie sich als Vater ihrer Kin­der vor­stel­len könn­te oder wünscht, und bei­de wol­len ein Kind zusam­men. Ich bin mir nicht sicher, ob über­haupt noch die Mehr­heit der Kin­der nach die­sem 'Muster' in die Welt gesetzt wird. Auch ist die Wei­ter­ent­wick­lung offen - denn kei­ner über­blickt sein zukünf­ti­ges Leben, alles kann passieren.
    Dass eine Frau allei­ne sich ein Kon­zept bastelt, wie sie gezielt ein 'Kind ohne Vater' bekommt und erzieht, ist ein sehr neu­zeit­li­ches Kon­strukt, aber ob es von vorn­her­ein dem Kind nur Leid brin­gen wird, ver­mag ich nicht zu beur­tei­len. Man wird sehen, wie sol­che Kin­der sich entwickeln.

    Im TV kam mal eine Doku über zwei gleich­ge­schlecht­li­che Paa­re - ein Män­ner­paar und ein Frau­en­paar -, die bei­de ein Kind woll­ten. Zwei Kin­der wur­den von den bei­den Frau­en zur Welt gebracht, eines kam sofort nach der Geburt zu den bei­den Män­nern. Jedes der bei­den Kin­der lebt also bei einem Eltern­teil, das eine/n gleich­ge­schlecht­li­che Partner/in hat. Das ist auch eine Vari­an­te, die bis­her nie vor­kam. Die Mut­ter des letz­ten Kin­des litt dar­un­ter, dass sie ihr Kind 'weg­ge­ben' muss­te, ihre Gefüh­le wur­den aber igno­riert, da ja die­se Rege­lung ver­trag­lich ver­ein­bart war.

    1. @ iGing

      Es gibt vie­le Model­le, die ich für gän­gig hal­ten wür­de weil sie nicht das "wol­len" son­dern das "umsor­gen" eines Kin­des beinhal­ten. Dazu gehö­ren die Bei­spie­le, die Sie im letz­ten Absatz anfüh­ren - und da steht auch gleich wo der 'Pfer­de­fuß' in sol­chen Arran­ge­ments liegt: Spä­te Reue über das eige­ne Ver­hal­ten und schon bie­tet sich ein völ­lig ande­res Bild ....

      Es ist sicher nie etwas 'sicher', und im wei­te­ren Ver­lauf ist kei­ne Ver­bin­dung davor gefeit gebro­chen zu wer­den. Men­schen ent­wickeln sich fort, da wer­den zugleich die Wer­te verschoben.

      @ rosen­herz | @ iGing
      Mich hat an die­sem Titel abge­sto­ßen, dass die­ses "Ich will" im Fokus steht, das Kind irgend­wie instru­men­ta­li­siert wird, wie eine Sache, nicht wie ein Mensch.
      Das bedeu­tet frei­lich nicht auto­ma­tisch für das Kind ein schlech­tes Leben, obwohl ich der­art ego­isti­sches Den­ken bei der Mut­ter nicht für eine gute Vor­aus­set­zung für das wei­te­re Gedei­hen des Kin­des hal­te - was wird, wenn die Mut­ter der Mut­ter­schaft über­drüs­sig wird?

  3. Ich wür­de mir die­ses Buch auch nie kau­fen, aber ich wür­de es lesen (zumin­dest quer-), wenn ich es mal in einem Bücher­schrank am Weg fin­den würde.

    1. Ja, das wür­de ich auch machen - schon um mehr über die Moti­va­ti­on der Autorin zu erfah­ren. Und um zu sehen, wel­che Argu­men­ta­ti­on sie dar­legt bzw. wie tief sie das The­ma angeht.

  4. Ich erin­ne­re mich an eine Doku über einen Mann, der sich als Samen­spen­der zur Ver­fü­gung stell­te und von dem es inzwi­schen gut 70 Kin­der gibt. 

    Er erzählt, er war mei­stens dann als Samen­spen­der aktiv, wenn er sich in einer emo­tio­nal schlech­ten Lebens­pha­se wie­der­fand und von daher mein­te, er wür­de dem Tod ent­ge­gen. Er woll­te mit dem Samen­spen­den etwas Wert­vol­les in der Welt hin­ter­las­sen, bevor er stirbt. Jah­re spä­ter fand er die­ses Ver­hal­ten nim­mer so toll und befand, es sei kei­ne gute Ein­stel­lung, dann als Samen­spen­der unter­wegs zu sein, wenns einem emo­tio­nal mies geht.

    1. Ob 'mies' oder 'top' - geän­dert hat sich die recht­li­che Situa­ti­on: Samen­spen­der blei­ben nicht mehr anonym, auf Begeh­ren des Kin­des wird die Iden­ti­tät bekannt gemacht .... des­we­gen soll­te die­se Art der Vater­schaft schon gut über­legt sein.

      [Glück­li­cher­wei­se prägt sich die augen­blick­li­che Stim­mung des Samen­spen­ders in kei­ner Form auf die Sper­mi­en aus, weil deren Pro­duk­ti­on sich über bis zu 10 Wochen hin­zieht und daher eine Zeit­ver­schie­bung zwi­schen Pro­duk­ti­on und Nut­zung vor­han­den ist.]

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