Bezug:
"krautreporter"; Esther Göbel; Schönheitsideale beim Mann; 18. Oktober 2018;
"Oh Boy! Es ist auf einmal sehr stressig, ein schöner Mann zu sein".
Zitat aus dem oben genannten Beitrag
[Über diesen Link kann man den gesamten Artikel lesen]:
» .. Und „Maleblogger“ wie der Amerikaner Adam Gallagher, der mit Mode- und Lifestyle-Tipps 1,2 Millionen Follower versorgt , macht auf Instagram vor, wie man(n) auszusehen hat. Das deutsche Pendant zu Gallagher heißt zum Beispiel Daniel Fox, der ebenfalls über Instagram nicht nur Mode präsentiert, sondern auch Inspiration zum eigenen Fitnessverhalten und zum Reisen verspricht und 1,7 Follower um sich schart. Mit seinen zwei Kumpels Kosta und Sandro betreibt Daniel zusätzlich einen Blog, the modern man, in dem die drei ihr Lebensmotto in einem Satz so zusammenfassen: „…Gents, it's your time! We would like to take you on a journey ... the way of life in the 21st century and it's based on fashion, fitness and the lifestyle of a modern man“ .. Und auf Youtube erteilen Männer wie Sami Slimani anderen Männern in Schmink-Tutorials Tipps , wie sich zum Beispiel Augenringe wegpinseln lassen. In einem dieser Videos sagt Slimani: „Ich hoffe, dieses Video wird auch ein Zeichen setzen für die Männer da draußen, dass Make-up nichts ist, wovor ihr euch scheuen müsst. Weil Make-up ist sowas Universelles; Männer, Frauen, jeder kann das nutzen. Ihr wisst nicht, wie wichtig so ein Ersteindruck ist!“ .. «
Dazu habe ich folgende Anmerkung:
Es schadet bestimmt nicht, wenn auch Männer endlich lernen sich regelmäßig zu pflegen und auf ein adrettes Äußeres zu achten - dann auf Schminke & Studio als "Heilslehre" zu vertrauen spielt nur denen in die Hände, die solche trends gestalten um den Profit zu optimieren.
Früher™ lernten Männer (bei denen das zu Hause versäumt oder nicht möglich war) in Zivil- oder Militärdienst die Grundlagen der Körperpflege. Man mag über Militär denken wie man will:
Der Gebrauch von Wasser, Seife, Bürste & Kamm
hat aus so manchem Stinker einen
passabel aussehenden & wohlriechenden Kerl gemacht.
Der wahre Hintergrund der männlichen "Schönheitswelle" ist doch:
Nachdem sich die Umsätze bei den Frauen in vielen Bereichen nicht mehr steigern lassen weil man ihnen schon allen Schrott angedreht hat - unter der vermeintlichen Notwendigkeit nur so einen Partner finden zu können - geht man jetzt auf die andere Hälfte der Bevölkerung über.
Nachdem den Männern eingetrichtert wurde sie hätten "Softies" zu sein kommen jetzt die nötigen Acessoirs, d.h. sie werden als unabdingbar propagiert. Bei Männern werden proportional zu wenige Klamotten verkauft, sie benutzen nicht genug Kosmetik ... da geht doch noch was!
Ich finde es bedrückend, wenn hier [bei "krautreporter"] dieses hohe Lied der neuen Männlichkeit mit Beispielen wie "Sami Slimani"* gesungen wird, ohne dabei auf die ganz offensichtliche Absicht der Umsatzvermehrung in bestimmten Teilsegmenten des Marktes hinzuweisen.
* [klingt ein wenig wie die Marke(-n) "Angelo Littrico" oder "Bruno Banani", jedenfalls total gekünstelt, und dann noch dieser halb-verschlafene Gesichtsausdruck - sollen das die heutigen Frauen etwa attraktiv finden? Der sieht für mich wie eine schlankere, jüngere Version von Glööckler aus!]
Sicher spielen hierbei Umsatzfragen eine Rolle, sondern auch als Aspekt im Sozialen. Das Modell „Softie” ist mehr 80er. Inzwischen ist Männlichkeit nicht mehr so einfach zu klassifizieren (Softie hier, Macho dort) – irgendwo ist es eine Mischung, die schwer zu definieren ist und den meisten Männern, die vor allem nicht mit klaren (und überholten) Rollenzuweisungen sozialisiert wurden, schwer fällt. Weil es eben keine klare Definition gibt (was ja schon in den 80ern erkennbar war > Grönemeyer). Frauen, also auch jüngere Frauen haben da weniger Probleme – wobei das auch seine Tücken hat, wenn davon ausgegangen wird, dass ein gestärktes Selbstbewusstsein, Emanzipation etc. eine reale Gleichstellung bedeuten. Aber das Selbstverständnis von Frauen ist auf jeden Fall weitaus homogener. Interessant finde ich in Bezug dessen, wie sich das bei jüngeren Generationen im äußeren Erscheinungsbild auswirkt. Frisuren waren beispielsweise früher vornehmlich ein Frauenthema. Heutzutage tragen die meisten jungen Frauen einfach lange Haare (die zwar auch einen gewissen Pflege- und Stylingaufwand haben), junge Männer haben jedoch inzwischen einen weitaus höheren Anspruch, wenn es um Frisuren geht. So etwas würde ich weniger als Zeichen von Umsatzvermehrung sehen, sondern eben mehr als Ausdruck der Suche nach sozialer Selbstfindung.
Hallo Frau Araxe,
ich fange mal mit dem letzten Gedanken an: Da sehe ich schon einen finanziellen Aspekt, denn während Frauen schon immer die Posten "Waschen" und "Föhnen" berechnet bekamen gab es das bei Männern eher selten (es sei denn der Kunde war wirklich schmuddelig). Wenn es vor 30 Jahren um Frisuren ging gab es zwei Schnitte - "Rundschnitt" oder "Facon" - die kosteten beide das gleiche und (eine gehörige Portion) Pitralon war ebenfalls im Preis enthalten.
Alleine die Varianten "Maschine fein" oder "grob", Messer oder Schere, schlagen heutzutage mit Unterschieden zwischen 15 und 45 € zu Buche. Kürzlich machte ich den Fehler nicht vor dem Schnitt zu fragen was der Bart extra kostet .... und da war der Haarschnitt für 13 € gegenüber den 18 € für den Bart praktisch ein Schnäppchen :c(
Zusammengefaßt bin ich schon davon überzeugt, dass hier der gleiche Marketingansatz vorherrscht: Hinzwingen durch sozialen Streß (Verlust der Zugehörigkeit) & wenn es 'sicher' sein soll noch ein wenig Gruppendruck obendrauf!
Die schafsgesichtigen Jungmänner (in den VLOGs zur Herrenkosmetik etc.) machen auf mich den Eindruck von Schlaffies, die beim ersten Windstoß die Partnerin umklammern um sich daran fest zu halten, wenn es die durchtrainierten Typen sind haben die nur 'immer mehr Muskeln' im Sinn und eine Partnerin (O-Ton Fitneßstudio!, selbst gehört) ist dazu da überschüssige Hormone abzubauen .... welch ein Armutszeugnis. Mein Sohn (so um 40) sagt immer "Die Frauen heute suchen jemanden der sie schlecht behandelt, dann sind sie *kusch*, mit Umsicht, Höflichkeit, der Fähigkeit ein paar Sätze zusammenhängend zu formulieren kommt man nicht zum zweiten *date*!"
Auch hier zusammenfassend: Wer seine Dinge, sein Leben geregelt und ein vernünftiges Auskommen hat, der ist schon nicht mehr interessant, die ausgeflppten Typen, die greifen was zu holen ist (denn darauf läuft diese Schminkerei doch wohl hinaus), sind bestimmt keine guten Familienväter. Daran hat sich - trotz aller sonstigen Veränderungen - aus meiner Beobachtung nichts geändert. Das *exotische* schafft Attraktion, hat aber keinen Bestand, den liefern dann später die zuvor zu *langweiligen* Typen .... das hat mich bei der Partnerinnensuche stets begleitet und wenn ich sowas berichtet bekam war selbst der schönste bunte Schmetterling kein wünschenswertes Objekt mehr.
Stylen ist in diesem Sinne kein „Ausgeflipptsein”, kein Anderssein, sondern Norm anders zu sein (sein zu müssen) und somit dies eben nicht anders ist. Das heißt wiederum nicht, dass das Non plus ultra konturenlose Anpassung ist. Also optisch gesehen – was anderes betrifft soundso.
Style muß nicht zwangsläufig ausgeflippt sein, aber umgekehrt kommt *flippig* oft mit extremem Style daher - kehrt sozusagen das Innerste nach außen.
Sich dem *mainstream* zu verweigern ist achtenswert, braucht es doch eine starke Persönlichkeit für so ein *statement*, und teuer ist es zudem, es sei denn, man findet Gleichgesinnte die die Nachfrage erhöhen und damit eine zuvor unrentable neue *clothing linie* rentabel machen (die Kosten sind immer noch enorm, aber unter dem Preis für Einzelfertigung.
Nun gut, hier sind wir beim äußersten Ende der Spannbreite angekommen .... mehr in der Mitte ist die Masse der potentiellen Konsumenten, dahin zielen die VLOGs von Sami: Klamotten, Kosmetik, Essen .... und tatsächlich ist unter den VLOGs eines mit DETOX, das habe ich früher schon mal besprochen, es ist eine
moderneresehr viel teurere Variante von Smoothie.Umsatzmehrung und nun auch an die Männer das Signal: So wie Du bist, bist Du nicht gut genug . Wir Frauen werden schon Jahrhunderte damit unter Druck gesetzt. Nun auch die Männer. Außerdem hat es für die MachT/Finanzkaste den schönen Nebeneffekt, dass MANN ( und Frau ), der sich nun jedes einzelnen Haares am Körper mühevoll entledigen muss, keine Zeit mehr für die wesentlichen Dinge im Leben hat.
Männer, die auf diesen "Hauptsache schön-Zug " aufspringen sind mir ein Graus.
Hallo Bri vom Meer,
schon die Sache mit der Haarentfernung für Männer ist nicht so einfach wie es sich zunächst anhört, Männerhaare sind oft dicker und widerspenstiger, liegen mehr in Wirbeln und sind daher seeehr schlecht zu rasieren .... da braucht man mehr "Werkzeug" und das wird viel kosten, ein neuer, sprudelnder Quell .... und dann erst das Make-Up! Auffüllen ohne Ende in die tieferen Poren, eine tolle Geldquelle.
Was die Beschäftigung mit Wesentlichem angeht bin ich nicht so sicher:
Weil Männer die auf solche Mätzchen reinfallen bestimmt nicht die tiefgründig denkendsten sind. Überhaupt scheint die Zielgruppe eher im Alter zwischen Mitte zwanzig und dreissig zu liegen (den Bildern nach zu urteilen).