oder: Wie man sich vor der Erkenntnis schützt auf einen Schwindel hereingefallen zu sein.
" .. was sind wir Menschen und Tiere und Pflanzen doch so von Gott geschaffene Wunder. Das wir überhaupt leben - dazu benötigt es unter anderem auch ein gut funktionierendes Immunsystem .. " - das las ich kürzlich in einem Blog.
Diese These des Wirkens eines "Gottes" wollte ich nicht unwidersprochen stehen lassen. Man soll ja immer den Versuch unternehmen Erkenntnis zu verbreiten und Menschen davon abbringen einer Fiktion nachzulaufen. Deswegen habe ich folgenden Text als knappe Zusammenfassung der Evolutionslehre in wenigen Absätzen geschrieben. Bereit eine Diskussion, mit Fakten unterlegt, zu führen.
Lesen sie selbst was ich schrieb:
"Wir sind, da haben Sie recht, Gebilde aus vielen sehr fein aufeinander abgestimmten Prozessen - und alle sind chemischer Natur.
Wie wir mittlerweile auch wissen, sind wir einmal aus diesen bakterienähnlichen Lebewesen hervorgegangen. Einige haben sich durch Zufall zusammen geballt und so wurden die ersten Vielzeller daraus.
Das war von Vorteil, denn nun konnten sie ihre kleineren Vettern auffressen und schneller wachsen, sich teilen, und mehr werden ....
Was wir jetzt auf der Erde sehen ist das Ergebnis von Jahrmillionen von kleinsten Schritten, die völlig ohne jede Ordnung einander folgen.
Rein zufällig - und vor allem stand dahinter keine höhere Macht, sondern es entwickelte sich Alles was jetzt lebt nach den Grundsätzen von Chemie und Physik."
Als Antwort kam:
" .. Ob Chemie und Physik denken, oder fühlen kann ? Aber bitte lassen wir das - bevor es zu sich verbetonierenden Rechthabereien kommt .. " - das muß ich akzeptieren, sein Blog, seine Entscheidung das Thema nicht weiter dort zu verfolgen. Meine Antwort wäre gewesen:
"Denken" oder "fühlen" sind dem Grunde nach ebenfalls chemische Prozesse, sie finden im Gehirn statt und lassen sich mittlerweile durch die Forschungsarbeiten von Jahrezehnten sehr genau beschreiben - und sogar reproduzieren.
Die Entscheidung den Dialog abzubrechen finde ich sehr bedauerlich, denn Erkenntnis gewinnt man nur, wenn man sich darauf einläßt die eigenen Standpunkte, Ideen und Kenntnisse zu überprüfen und sie mit dem fortschreitenden Wissen abzugleichen.
Letzteres ist in Religionen nicht sehr beliebt, sie leben ja davon ihre Schäfchen vom Denken & von Zweifeln abzuhalten, denn wer denkt könnte darauf kommen, dass das Geschäftsmodell
"Ich erkläre dir eine höchst unwahrscheinliche Geschichte die du mir glauben sollst und dafür gibst du mir einen Teil deiner Einkünfte damit ich dir noch mehr absurde Geschichten erzählen kann!"
besonders denen nützt, die sich als Interpreten des Willens eines angeblich vorhandenen höheren Wesens ausgeben.
Selbstverständlich ist meine wenige Zeilen lange Geschichte der Evolution auf unserem Planeten [grün hinterlegt] nicht vollständig und sehr pauschal dargestellt - sie trifft allerdings den Kern der Erkenntnisse und ist durch viele Studien aus Paläontologie, Embryologie und - in den letzten Jahren verstärkt - auch der Genetik unterlegt. Darf daher als "bewiesen" bezeichnet werden.
Für die Aussagen der Religionen fehlen jegliche Beweise - und was ich kürzlich in einem Video als "Beweis" sah ist in Wahrheit nur wieder eine Behauptung die als "Zirkelschluß" bezeichnet wird. Der Erzähler sagte, vor einem Meeresstrand stehend "Sehen sie doch nur dieses Wunder, diesen Ozean, die Wolken, den Strand, all diese Herrlichkeit soll nur aus Zufall entstanden sein? Nein, das ist Gottes Werk!"
Ich kannte mal einen jungen Mann, der aus Liebeskummer einen Selbstmordversuch unternahm und einige Zeit später mit einem großen Kreuz um den Hals herumging und jedem erzählte, Jesus habe ihn gerettet.
Ich habe keine Erklärung dafür, warum jem. (an) etwas glaubt oder nicht glaubt. Machtausübung in Form von verpflichtenden institutionalisierten Ritualen kann auf jeden Fall kein Mittel sein, das Potenzial eines Menschen zur Entfaltung zu bringen.
Wenn ein junger Mann wegen Liebeskummers Selbstmord begehen will darf man zu Recht an seiner Urteilsfähigkeit zweifeln und eine instabile (labile) Persönlichkeitsstruktur unterstellen. Insoweit sind alle nachfolgenden Handlungen unter dieser Prämisse zu betrachten: Einmal irrational - wahrscheinlich immer irrational.
"Jesus habe ihn gerettet" sagt er - eine höchst zweifelhafte, da irrationale Aussage ohne jeden Beweis.
Eine rationale Aussage sollte das ja wohl auch nicht sein, sondern sollte eher etwas beschreiben, was sich bei ihm innerlich abgespielt hat. Das ist von außen nicht immer nachvollziehbar und deshalb auch nicht argumentierfähig. Man kann sich aber dagegen wehren, wenn man da mit einbezogen werden soll. Da hört für mich der Spaß auf.
Bei Menschen die zur Selbsttötung neigen ist Vorsicht immer angeraten, wer weiß auf was die sonst noch kommen ....
So hab ich das nicht gemeint.
Sondern eher so: Ich halte es für absolut legitim, seiner eigenen inneren Erfahrung Ausdruck zu verleihen, auch eine Einladung oder ein Angebot an jem. Andern zu richten, aber nicht für legitim, aufgrund dieser eigenen Erfahrung Regeln aufzustellen, an die Andere sich dann halten sollen/müssen, z.B. Gebetsrituale, Zwang zu Tempel-, Moschee-, Kirchenbesuch oder Beichte ...
Es ist das Wesen der Religionsgemeinschaften
1. von ihren Mitgliedern absolute 'Gefolgschaft' ohne jeden Zweifel zu verlangen und
2. alle Nicht-Gläubigen als 'Verlorene Seelen' oder gar als 'zu tötende Ungläubige' anzusehen.
Sie haben aber schon wahrgenommen, dass diese Verhaltensweise des von Ihnen beschriebenen Mannes als "Psychische Erkrankung" behandlungsbedürftig ist?
Psychisch Kranke können (müssen nicht unbedingt) eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellen - gerade deswegen, weil man sie mit 'normalen Maßstäben' nicht beurteilen kann, nicht weiß, WAS sie *triggern* kann ....
Ob behandlungsbedürftig oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Er hatte ja eine Gemeinschaft gefunden, die ihn aufgefangen hat, und vermutlich wurde ihm nach dem Selbstmordversuch auch psychologische Hilfe zuteil.