Lassen Sie uns mal über große, böse Wölfe reden ....

Neu­lich las ich es habe wie­der mehr geris­se­ne Scha­fe gegeben. 

Zuvor hat­te ich gele­sen man sei erfreut, dass die Bemü­hun­gen zur Wie­der­ein­füh­rung von Wöl­fen gelun­gen sei: Man zäh­le mehr Rudel mit mehr Tie­ren und es gäbe (hier gebo­re­nen) Nach­wuchs. Mensch und Wolf kön­nen ohne Pro­ble­me neben­ein­an­der leben, Wöl­fe mei­den die Nähe der Menschen.

Klar: Mehr Wöl­fe, mehr geris­se­ne Scha­fe. Die Wöl­fe sind ja nicht doof, sie jagen das *Fut­ter*, was mit dem gering­sten Auf­wand ver­füg­bar ist. Da sind nun mal Scha­fe die Beu­te der Wahl. Sie tre­ten in gro­ßer Zahl auf, sind selbst nicht wehr­haft, nicht beson­ders schnell im Ver­gleich mit ande­rer (mög­li­cher) Beu­te und daher leicht zu jagen.

Wie sieht es mit den Bestän­den an Scha­fen aus? Wer­den sie vom Vor­han­den­sein der Wöl­fe gefähr­det? Wir haben in Deutsch­land ein sehr genau­es System für die Zäh­lung von Haus­tie­ren, man könn­te auch sagen: Kein Tier bleibt ungezählt!

Scha­fe. ".. Im Jahr 2018 belief sich der Bestand in Deutsch­land auf ins­ge­samt rund 1,57 Mil­lio­nen Tie­re .." Dabei hat die Zahl der Betrie­be über die Jah­re abge­nom­men, die Zahl der gehal­te­nen Tie­re zuge­nom­men - ins­ge­samt führ­te es dazu, dass der Bestand in etwa gleich blieb. Die mei­sten Scha­fe größ­ten Betrie­be fin­den sich lt. Mini­ste­ri­um (Land­wirt­schaft & For­sten) in Bay­ern und Baden-Württemberg.

Je nach­dem wohin man schaut gibt es sehr ver­schie­de­ne Zahlen:
(1) Der "NABU" stellt für die BRD (Abbil­dung unten) 70 Rudel, 30 Ein­zel­paa­re und 3 Ein­zel­tie­re dar.
(2) "agrar­heu­te" berich­tet 67 Rudel in 6 Bundesländern.
(3) Der Deutsch­land­funk stellt fest ".. dass mit sehr unter­schied­li­chen Zah­len argu­men­tiert wird. Mal sind es über 1000 leben­de Wöl­fe in Deutsch­land - mal sind es zwi­schen 150 und 400 .."
(4) Der deut­sche Jagd­ver­band [DJV] sagt ".... dass in Deutsch­land bereits mehr als 1000 Wöl­fe leben. Bin­nen neun Jah­ren habe sich die Zahl der von Wöl­fen ver­letz­ten oder getö­te­ten Tie­re mehr als ver­zehn­facht .. Des­halb wach­se nun der Druck, den Schutz der Wöl­fe zu lockern .."

Es hilft immer, wen man sich die Dimen­sio­nen in bild­li­cher Form bewusst macht, hilfs­wei­se setzt man die Zah­len zu bekann­ten, all­täg­li­chen Ereig­nis­sen ins Verhältnis.

Für Sach­sen (2016) lagen die genaue­sten Zah­len vor, des­we­gen neh­me ich die hier als Grundlage:
Es wur­den 160 in Gat­tern gehal­te­ne Tie­re in 50 Ereig­nis­sen geris­sen, pro Fall also unge­fähr drei Tie­re. Die­se Zahl ist gerin­ger als die bei ande­ren Gege­ben­hei­ten (Unfäl­le, Stür­ze, Krank­heits­aus­brü­che) getö­tet wer­den - und zudem wer­den die Schä­den auf Antrag der Tier­hal­ter ersetzt ["agrar­heu­te" (10)]:
".. Laut Bun­des­amt für Natur­schutz wur­den im Jahr 2015 von den Bun­des­län­dern mit Wolfs­vor­kom­men zusam­men 107.783 Euro an Aus­gleichs­zah­lun­gen für Scha­dens­fäl­le gelei­stet, bei denen ein Wolf als Ver­ur­sa­cher nach­ge­wie­sen oder nicht ganz aus­ge­schlos­sen wer­den konnte. .."
Legt man die oben genann­ten Zah­len von Wöl­fen zugrun­de wären das ca. 270,- € pro Wolf - ein Abend­essen für zehn Per­so­nen kostet mehr ....

Struwelpeter

Die auf­schluß­rei­che Zusam­men­fas­sung des Wolfs­exper­ten Lars Wester­mann beim Deutsch­land­funk lautet:
".. Man kann auf jeden Fall sagen, dass der deut­sche Jagd­ver­band seit Jah­ren ver­sucht, den Wolf aus dem Natur­schutz­recht ins Jagd­recht zu bekommen .."

Soll­te das näm­lich gelin­gen, dann machen sich Hor­den von wil­den Jägers­leu­ten auf um den Wolf in Deutsch­land als lästi­ge Kon­kur­renz um Dam-, Rot- und ande­res Wild im Revier los zu wer­den indem sie ihn ausrotten. 

Ich kann in die­sem Fall aus mei­nem Her­zen kei­ne Mör­der­gru­be machen - ich mag die Jäger aus meh­re­ren Grün­den nicht, das wer­de ich mög­li­cher­wei­se spä­ter mal dis­ku­tie­ren. Sie behaup­ten immer in Sachen "Natur­schutz" im Wald zu sein - ich behaup­te ganz dreist, dass sie dort sind um zu den *bes­se­ren Krei­sen* zu gehö­ren, die sich das unnüt­ze Töten von künst­lich hoch­ge­züch­te­ten Popu­la­tio­nen von wald­zer­stö­ren­den Tie­ren als Aus­gleich für ihr anson­sten ereig­nis­lo­ses und lust­lo­ses Leben gewählt haben.

NABU

Kommentare

  1. Ich hät­te mir ver­mut­lich eine Ansie­de­lung einer wie­der­erstan­de­nen Popu­la­ti­on vol­ler von Dodos auch lie­ber gewünscht als den Mei­ster Ise­grimm, aber das hat noch nicht stattgefunden. ;-)
    Nun also der Wolf und in Kür­ze die Lex Wolf...bin kein Latei­ner und des­we­gen auch noch nicht tot- aber ich hät­te es wohl wenig­stens Lex Lupus oder so genannt...Politiker...pfff.
    Schön wie immer, sobald Umwelt mit Wirt­schaft kol­li­diert gibt es kei­ne zwei Mei­nun­gen bei den füh­ren­den Ver­tre­tern in com­mand. Egal ob es um men­schen­ge­mach­ten Kli­ma­wan­del oder eben Pro­blem­wöl­fe oder Hartz IV Ver­bre­cher
    geht.
    Dabei löst sich das Pro­blem mit den mei­sten Wöl­fen doch sowie­so auf den Lebens­adern des Führers…welch ein Weit­blick des GröFaZ aus dem stin­king­en Brau­n­arsch am Inn...Autobahnen um der Wolfs­pla­ge im Land Herr zu wer­den. Grandios!

    Was nun die Jagd und die Jäger angeht ken­ne ich das ein wenig aus Erzäh­lun­gen aus mei­nem Freundeskreis...da ist viel auf­wän­di­ge Hege dabei, ob das dann letzt­lich rein für die Abschuss­quo­ten ist, oder wie bei denen, die Vögel durch den Win­ter pep­peln, mag ich mir nicht anma­ßen zu wis­sen. Mein Gefühl sagt mir, der Auf­wand ist deut­lich über dem poten­ti­el­len Ertrag...ob das über­all so ist, weiß ich nicht. Pau­schal mag ich da aber kein Urteil spre­chen, auch weil ich ger­ne Wild esse und es defi­ni­tiv gut fin­de, wenn ande­re Men­schen als ich dem Hand­werk des Tötens nachgehen.
    Hier in unse­ren Wäl­dern in der Rhein-Main Po-Ebene(also dem Arsch der Gegend!) ste­hen noch Wald­denk­mä­ler für den letz­ten getö­te­ten Wolf aus der Zeit von anno Tobak... mal sehen wann wie­der wel­che da sind, die dann mit Ziel­fern­rohr und vom siche­ren Hoch­stand aus erlegt werden.
    Mir wür­den fürs erste ja schon Abschüs­se von frei­lau­fen­den Hun­de rei­chen, die das Jung­wild wildern...aber das sind nur mei­ne kat­zen­mensch­ar­ti­gen Vorstellungen(ja, ja denkt wie­der kei­ner an die Vögel?)...ich den­ke an die­ser Front ist deut­lich mehr Ruhm und Ehre für den Natur­schutz zu erringen(nicht zu erwar­ten), als bei der Jagd auf freie Wolfsrudel.

    1. War­um haben nur so vie­le Men­schen vor Wöl­fen Angst? Wenn wir die deut­schen Mär­chen anse­hen fin­den wir die Ant­wort, auch in den Hel­den­sa­gen sind sie stets mit dem Bösen ver­ge­sell­schaf­tet, kla­rer Fall von Ruf­mord .... dem nun der tat­säch­li­che Mord fol­gen soll.

      Der poten­ti­el­le *Ertrag*, ist bestimmt nicht in Geld zu benen­nen, denn es geht um Pre­sti­ge (vor­ran­gig) und um Kün­gel­ge­schäf­te (das heißt heu­te ja *net­wor­king*) zwi­schen Fir­men und öffent­li­cher Hand. Ein frü­he­rer Kom­mi­li­to­ne - der dann Pro­fes­sor wur­de - hat (selbst Jäger und tat­säch­lich Tier­freund!) mir davon berich­tet WAS da so unter dem all­ge­mei­nen Radar der Öffent­lich­keit abläuft. Die­se neben­bei ver­ab­re­de­ten *Geschäf­te* sind für die mei­sten Jäger der tat­säch­li­che Reiz - wenn man so stun­den­lang zusam­men auf dem Hoch­sitz hockt ist das The­ma Neben­frau in steu­er­lich abschreib­ba­rer Immo­bi­lie irgend­wann aus­ge­mol­ken und dann geht es ins Eingemachte.

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