Von *Normalzustand* und *Schieflage*

Poli­tik hat sich ver­än­dert, anstatt von Inhal­ten bekom­men wir Wort­hül­sen, anstatt Taten bekom­men wir Durch­hal­te­pa­ro­len, anstatt Akti­on ste­hen die Zei­chen auf Stillstand:

Nicht das Erreich­te zählt, son­dern das Erzähl­te reicht.
[Unbe­kann­ter Autor]

Ganz im Gegen­teil: Die Poli­ti­ker set­zen auf das Ver­ges­sen der Men­schen - und oft behal­ten sie mit die­ser Masche ihre Posten und Diäten ....

 

Die Lage des Con­tai­ner­schif­fes im lin­ken Bild ist sta­bil, so soll­te das Schiff im Was­ser lie­gen - dage­gen sieht selbst ein Laie sofort: Mit dem Schiff rechts stimmt etwas nicht. Man braucht kein Kli­no­me­ter um die pre­kä­re Lage die­ses Trans­port­schif­fes zu erkennen.

Sie wer­den sich schon den­ken, dass ich hier kei­ne Geschich­te eines nau­ti­schen Not­falls erzäh­len will. Die Abbil­dung soll ledig­lich verdeutlichen: 

Eine gering­fü­gi­ge Ein­wir­kung von Außen - und schon kommt ein schein­bar siche­res System ins Ungleich­ge­wicht und eine Kata­stro­phe nimmt ihren Lauf. Anders gesagt: Das Schiff hat sei­ne "Mit­te" ver­lo­ren, es hat sich zu weit von der Nor­mal­la­ge ent­fernt, und das hat das Gleich­ge­wicht so gestört, dass sich die inne­ren Kräf­te ver­la­gert haben und nicht wie­der selbst nor­ma­li­sie­ren konnten.

Der baye­ri­sche Poli­ti­ker F.J.Strauß hat in der ihm eige­nen abso­lut-bestimm­ten Art behaup­tet: ".. Es gibt nur eine Mit­te - und das ist die Posi­ti­on der Mitte! .."
Dabei war er - nach all­ge­mei­nem Dafür­hal­ten - das Para­de­bei­spiel eines kon­ser­va­tiv-rech­ten Poli­ti­kers. Der aller­dings für sich bean­spruch­te die "Mit­te" zu reprä­sen­tie­ren und zwar bis zum äußer­sten rech­ten Rand des Gesin­nungs- bzw. Parteienspektrums.

O-Ton Strauß:

Stimmt denn die Aus­sa­ge? Ist es kor­rekt zu behaupten:
Es gibt nur eine gesell­schaft­li­che *Mit­te* ...?
Oder:
Wo ist die gesell­schaft­li­che Mit­te wenn alle nach rechts gerückt sind? Abso­lut und/oder gefühlt ist es doch sicher rich­tig, wenn man seit Auf­tre­ten der AfD von einem "Rechts­ruck" in der poli­ti­schen Land­schaft redet.

Was wir beob­ach­ten ist eine all­mäh­lich-schlei­chen­de Ent­wick­lung weg von dem, was noch in den sech­zi­ger und sieb­zi­ger Jah­ren als "Mit­te" bezeich­net wurde.

Zitat


Ursprüng­lich ist als „Neue Rech­te“ die kon­ser­va­ti­ve Gegen­be­we­gung zur 68er-Gene­ra­ti­on bezeich­net wor­den. Heu­te kommt dem Begriff eine neue Bedeu­tung zu. Man ver­steht dar­un­ter das Vor­drin­gen völ­kisch-natio­na­li­sti­scher Ansich­ten in die gesell­schaft­li­che Mit­te. Stu­di­en bele­gen schon seit Jah­ren, dass etwa 20 Pro­zent der deut­schen Bevöl­ke­rung über ein geschlos­se­nes rech­tes Welt­bild ver­fü­gen. Als Teil die­ses Welt­bil­des gel­ten auch Ver­schwö­rungs­theo­rien und eine Abnei­gung gegen den Islam. [detek­tor]

Hei­ner Geiß­ler, CDU, hat die so genann­te "Lager­theo­rie" for­mu­liert, da gab es
- das „bür­ger­li­che“ Lager aus CDU/CSU und FDP und
- das lin­ke Lager aus SPD und Grünen

Wohin, fragt man sich, ist plötz­lich die "Mit­te" ver­schwun­den? Ist sie tat­säch­lich nicht mehr da oder ver­steckt sie sich mög­li­cher­wei­se in den bei­den Lagern? Und wenn das so ist, ist sie dann noch das, was als "Mit­te" zu bezeich­nen wäre oder hat sie eine ande­re Form angenommen?

Horst See­ho­fer ver­or­tet gar im März 2018 sei­ne Par­tei, die CSU so:


"Die Geo­gra­fie der CSU ... ist eine Mit­te Rechts-Volks­par­tei, ein Sam­mel­becken für Kon­ser­va­ti­ve, Libe­ra­le, Natio­nal­kon­ser­va­ti­ve, für Men­schen, die auf dem demo­kra­ti­schen Boden unse­res Lan­des stehen." 


" .. Der in Deutsch­land von kon­ser­va­ti­ven Poli­ti­kern pro­pa­gier­te Begriff der Leit­kul­tur ist dies­be­züg­lich höchst miss­ver­ständ­lich, weil er den Anschein erweckt, fak­ti­sche Dif­fe­ren­zie­run­gen in viel­fäl­ti­ge huma­ne Welt­an­schau­un­gen und Kul­tu­ren auf natio­na­ler Ebe­ne rück­gän­gig machen zu wol­len .. " [Wertkonservative_Ethik.pdf]

Die­se Aus­sa­ge beruht auf der eben­so fal­schen Annah­me es habe sich an der Par­tei­en­land­schaft nichts geän­dert. Schau­en wir doch ein­mal bei unse­ren Nach­barn genau­er hin, viel­leicht ler­nen wir für unse­re Ver­hält­nis­se etwas daraus:

In Öster­reich wird die Par­tei­en­land­schaft lt. Wiki­pe­dia vor dem II. Welt­krieg so beschrie­ben:
- Das christ­lich-sozi­al-kon­ser­va­ti­ve Lager mit der Christ­lich-Sozia­len Par­tei (CSP) samt Heim­wehr (Haupt­teils) und Bau­ern­ver­bän­den mit enger Bin­dung zur katho­li­schen Kirche
- das sozia­li­sti­sche Lager bestehend aus der Sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Par­tei (SDAPDÖ) und den Orga­ni­sa­tio­nen der Arbeiterbewegung
- das natio­na­le Lager mit der Groß­deut­schen Volks­par­tei (GDVP), Land­bund und Natio­nal­so­zia­li­sti­sche Deut­sche Arbei­ter­par­tei (NSDAP).

Zur der­zei­ti­gen Situa­ti­on heisst es am glei­chen Orte:
".. Im heu­ti­gen Par­tei­en­sy­stem Öster­reichs mit den drei Tra­di­ti­ons­par­tei­en ÖVP, SPÖ und FPÖ und ihrem immer noch gro­ßen Geflecht von Vor­feld­or­ga­ni­sa­tio­nen sind die histo­ri­schen Lager noch immer erkennbar .." 

Was ist - in der Gesamt­schau der poli­ti­schen Land­schaft - denn nun mit der "Mit­te" passiert?

Es gibt sie nicht mehr!

Wir müs­sen feststellen:
Was frü­her ein­mal "Mit­te" war ist ver­scho­ben in eine kon­ser­va­tiv-rech­te Grund­stim­mung, die libe­ra­len Ele­men­te der Mit­te sind eben­falls nach rechts gedrif­tet, die SPD hat sich über­wie­gend den frü­he­ren Stand­punk­ten der CDU genä­hert und steht nun rechts der "Mit­te". Die von den frü­her als "Lin­ke" bezeich­ne­ten Par­tei­en "Die Grü­nen" und "Die Lin­ke" ste­hen mit ihren Über­zeu­gun­gen als neue "Mit­te" der Gesell­schaft da - eine ech­te Lin­ke fehlt mitt­ler­wei­le völlig.

Wenn ich das noch­mal bild­lich beschrei­be sieht es so aus:


Im Aus­gangs­zu­stand ist die "Mit­te" - der Pfeil des Kli­no­me­ters - senk­recht. Rech­te Poli­tik und Lin­ke Poli­tik sind jeweils seit­lich von der Mit­te aus­ge­hend. Durch die Dre­hung wird die fort­schrei­ten­de Zeit dar­ge­stellt. Der Pfeil wan­dert nicht mit, die "Mit­te" bleibt also, die Denk­rich­tun­gen (Par­tei-Ideo­lo­gien) ver­schie­ben sich nach rechts.

 
 

Wir den­ken noch in den übli­chen Kate­go­rien - dabei haben sich die Schwer­punk­te und die Grund­sät­ze der Par­tei­en ver­scho­ben, so weit ver­scho­ben, dass lin­ke Poli­tik die Mit­te dar­stellt, wäh­rend sich am rech­ten Rand des Spek­trums immer mehr Par­tei­en tum­meln, sich die rech­ten Ideo­lo­gen gera­de­zu über­schla­gen im Wett­be­werb
"Wer ist der rech­te­re Rechte?" 

John Rawls:
"Ein Poli­ti­ker schaut auf die näch­ste Wahl, ein Staats­mann auf die näch­ste Generation."
[Rawls, J.: The Law of Peo­p­les, The Idea of Public Rea­son Revi­si­ted, Lon­don 1999, S. 97] 

 
Sie­he auch
Der grö­ße­re Schaden
„Das Netz­werk der Neu­en Rech­ten“ im Rowohlt Ver­lag. [via "kraut­re­por­ter"]

 

Kommentare

  1. Wenn man es genau nimmt, kann man eine Ver­schie­bung von lin­ken Inhal­ten direkt nach dem Krieg bis zur Gegen­wart bestimmen...sofern man Par­tei­pro­gram­me da als Maß­stab hernimmt...aber auch das Grunz­ge­setz war ja mal deut­lich frei­er und somit auf der eman­zi­pa­to­ri­schen Sei­te ange­sie­delt, als es nach den Kor­rek­tu­ren der letz­ten 70 Jah­re noch der Fall ist.

    Der gute Herr Rawls...ich wür­de mich freu­en, wenn wir tat­säch­lich LINKE POLITIK als Mit­te defi­nie­ren oder sogar kon­sta­tie­ren könn­ten. Ins­ge­samt ist es doch wohl eher so, dass lin­ke Poli­tik inzwi­schen so weit nach rechts abge­rutscht ist, auch weil man in Befind­lich­kei­ten statt in Öko­no­mie macht...dass die gesam­te Gesell­schaft da ein Abbild von ist oder vice ver­sa.
    Anders for­mu­liert haben wir es mit zwei Strö­mun­gen zu tun, die zum Teil gegen­läu­fig sind. Wäh­rend wir auf der Sei­te der Men­schen­rech­te, Fra­gen von Gleich­stel­lung der Geschlech­ter etc. glo­bal einen dra­ma­ti­schen Fort­schritt in den letz­ten 80 Jah­ren ver­zeich­net haben(nicht über­all gleich viel, nicht über­all gleich weit), ste­hen dem gesell­schaft­li­che Gegen­be­we­gun­gen gegen­über, die zum Teil restau­ra­tiv -wenn nicht gar reak­tio­när- sind, scheint es, als räch­te sich das Aus­blen­den von kapi­ta­li­sti­schen (Verwertungs-)Strukturen und der Kri­tik an den herr­schen­den Ver­hält­nis­sen. Ato­mi­sie­ren­de Iden­ti­täts­po­li­tik gegen die Mas­se derer zu fah­ren, die das Land bevöl­kern endet frü­her oder spä­ter in einem Back­lash, per­ma­nen­tes denun­zie­ren und der Ver­such Geschlech­ter- statt Kapi­ta­lis­mus­fra­gen auf der Agen­da zu plat­zie­ren, enden im Desa­ster. Abwehr­be­we­gun­gen des soge­nann­ten "alten, wei­ßen Man­nes", der nach dümm­li­cher Les­art für alles die Schuld zu tra­gen, ger­ne zah­len darf, aber anson­sten die Schnau­ze zu hal­ten hat, sind da vor­pro­gram­miert. Jeder noch so gerin­gen Befind­lich­keit für die es zum Teil nur im Pro­mil­le­be­reich eine kör­per­li­che Ent­spre­chung, also einen dazu pas­sen­den Men­schen, gibt irgend­wel­che Opfer­rol­len zu sub­ven­tio­nie­ren sorgt für Unmut bei denen, die selbst Opfer im Umge­stal­tungs­pro­zess des kapi­ta­li­sti­schen Akku­mu­la­ti­ons­pro­zes­ses sind, die aber eben nicht als Opfer, son­dern als Täter, gese­hen werden.
    Was hat das nun mit der Lin­ken und einer Ver­schie­bung des poli­ti­schen Spek­trums zu tun?
    Nun, wir kön­nen sehen, wie in der guten, alten Zeit ( :-D ) des For­dis­mus ein all­ge­mei­ner Wohl­stands­an­stieg, Mas­sen­kon­sum und Voll­be­schäf­ti­gung wich­ti­ge tra­gen­de Säu­len der deut­schen Nach­kriegs­ent­wick­lung sind.
    Star­ke Gewerk­schaf­ten sichern in die­ser Zeit über Tarif­ver­trä­ge eine Betei­li­gung derer, die den Mehr­wert erwirt­schaf­ten und Wirt­schafts­wachs­tum in Form von Pro­duk­ti­vi­täts­stei­ge­run­gen generieren.
    In die­se Zeit fällt -als es lang­sam mit dem Akku­mu­la­ti­ons­mo­dell zu kri­seln beginnt- das, was gemein­hin als Post­for­dis­mus bezeich­net wird.
    Wir sehen die Ten­denz hin zu qua­li­fi­zier­te­rer Arbeit, weni­ger Arbei­ter wer­den benö­tigt, Pro­duk­ti­on weg von einer eher exten­si­ve­ren zu einer inten­si­ven Form der Produktion.
    Mit der Mög­lich­keit von Kapi­tal­sei­te eine Schwä­chung der Gewerk­schaf­ten zu erzielen(in sei­ner aus­ge­präg­ten Form heu­te als Home-Office zu beob­ach­ten) als Neben­ef­fekt-oder auch als Haupt­schlag­rich­tung- je nach­dem, wie man es sehen möchte.
    Mit der ein­set­zen­den Neo­li­be­ra­li­sie­rung als hege­mo­nia­ler Ideo­lo­gie, fin­det dann eine immer stär­ke­re Ent­so­li­da­ri­sie­rung und Indi­vi­dua­li­sie­rung statt, bei gleich­zei­ti­ger stär­ke­rer Durch­ka­pi­ta­li­sie­rung wei­ter Lebens­be­rei­che des Einzelnen.
    Pro­duk­ti­vi­täts­zu­wäch­se wer­den nun von nahe­zu gelähm­ten und dra­ma­tisch geschwäch­ten Gewerk­schaf­ten nicht mehr an die Arbei­ter wei­ter­ge­ge­ben, son­dern in Form von Divi­den­den als Gewin­ne an die Share­hol­der wei­ter­ge­reicht. Die Sprei­zung erhöht sich.
    Alte Indu­strien und die dort noch täti­gen Mit­ar­bei­ter wer­den als Bal­last wahr­ge­nom­men, geschlos­sen oder ins Aus­land ver­la­gert, die 'schmut­zi­ge' Indu­strie wird vom sau­be­ren Finanz­ka­pi­tal abge­löst als Kapi­tal­frak­ti­on an der Macht abgelöst.
    Auf der Strecke blei­ben mas­siv Ein­zel­schick­sa­le zurück, die dann bei der Hin­wen­dung der Poli­tik zur Befind­lich­keit und Iden­ti­tät als pri­mä­rer Richt­li­nie gesell­schaft­li­chen Auf­trags nicht nur nicht mit­ge­nom­men werden/wurden, son­dern statt­des­sen noch qua­si als Abfall dar­ge­stellt werden/wurden.
    Ver­ein­zel­te, ver­är­ger­te Menschen(der Kuchen wur­de grö­ßer, aber die Antei­le für die Arbei­ten­den deut­lich klei­ner) grei­fen oft­mals, wie auch ande­re kran­ke Men­schen zu nahe­zu jedem Stroh­halm, sei­en es die ver­spro­che­ne frü­he­re Größe(MAGA), der dar­ge­bo­te­ne Sün­den­bock oder eben die Homöopathie.
    In eini­gen Län­dern, die noch Reste einer ech­ten, meist anar­chi­sti­schen oder kader­kom­mu­ni­sti­schen Arbei­ter­be­we­gung haben(Frankreich, Grie­chen­land) kann sich das Gan­ze als lin­ker Pro­test äußern(wobei auch in bei­den die extre­me Rech­te star­ker Pro­fi­teur der herr­schen­den Ver­hält­nis­se ist) in Län­der wie Deutsch­land endet das Gan­ze dann frü­her oder spä­ter in Sta­lin­grad. Mei­ne Mit­bür­ger sehen lie­ber 'das Frem­de' als den Grund für ihre Mise­re, als die, die dar­an den weit größ­ten Anteil haben.
    Da sind sicher­lich die Medi­en in unse­rem Land nicht unschul­dig dran, wenn man sich anguckt, was aus dem Spie­gel der 7ß/80er Jah­re gewor­den ist, kann man den Rechts­ruck dar­an fast exem­pla­risch und gut nachzeichnen.
    Dass der Spie­gel heu­te den­noch wei­ter­hin als lin­kes Blatt wahr­ge­nom­men wird, ist iden­tisch zu der von ihnen oben skiz­zier­ten Wahnvorstellung.
    So ist es übri­gens auch nicht ver­wun­der­lich, dass man eine Sozi­al­de­mo­kra­ti­sie­rung der CDU beklagt, weil man dort in wei­ten Tei­len Schluss gemacht hat mit unhalt­ba­ren, auf reli­giö­sem Irr­sinn fun­die­ren­den Brü­chen im Men­schen­recht, die durch eine Wei­ter­ent­wick­lung gesell­schaft­li­cher Rea­li­tä­ten längst über­holt waren.
    Man räumt unter Mur­ren und wider­li­chen Rück­zugs­ge­fech­ten unhalt­ba­re Stel­lun­gen, auch weil in der Par­tei selbst bspw. Homo­se­xu­el­le ihr Recht auf Teil­ha­be artikulieren.
    Wie man am Unsym­path Spahn sehen kann, aber auch bei den Grü­nen an Vol­ker Beck, for­dert man strikt Rech­te für die eige­ne Kli­en­tel ein, bei ande­ren Posi­tio­nen, sol­che die ver­meint­lich das eige­ne Leben (noch) nicht zu tan­gie­ren schei­nen, wei­gert man sich aber ande­ren Grup­pen sel­bi­ge zuzugestehen(Jungen und Beschnei­dung, Schwerst­kran­ke und Ster­be­hil­fe bspw.).
    Die CDU hat sich also nicht sozi­al­de­mo­kra­ti­siert, son­dern hat in wei­ten Tei­len eine Anpas­sung an gesell­schaft­li­che Rea­li­tä­ten vor­ge­nom­men. Jene, die das kri­ti­sie­ren, sind tat­säch­lich nicht kon­ser­va­tiv, son­dern schlicht reak­tio­när. Der Kon­ser­va­ti­ve führt Tra­di­tio­nen im Abgleich mit Rea­li­tä­ten als Wert ein, der Reak­tio­nä­re möch­te zurück zu einem gestern, wo all das was gegen­wär­tig ist, noch nicht war.
    Momen­tan -auch mit Auf­kom­men der AfD- wer­den die reak­tio­nä­ren Kräf­te in der CDU wie­der lau­ter, rückt die CDU eben­falls wei­ter nach rechts.
    Und die Lin­ken sind, nach­dem sie sich Frau Wagen­knechts ent­le­digt haben, sicher­lich auch auf dem wei­te­ren Weg einer Ver­grü­ni­sie­rung; offe­nen Gren­zen, statt offe­ner Kri­tik am Kapi­ta­lis­mus wer­den ziel­si­cher dazu füh­ren, dass die­se Sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Par­tei namens DIE LINKE nicht über 10% hin­aus­kommt, ohne Frau Wagen­knecht wohl noch ein paar Pro­zent­punk­te weniger.
    Es bleibt also ver­mut­lich wei­ter­hin zu beob­ach­ten: Der Feind steht rechts und wird mehr, auch, weil alles nach rechts rückt. ;-)

    1. Im Gro­ßen und Gan­zen d'accord. Aber wie mei­nen Sie das mit „in Län­der wie Deutsch­land endet das Gan­ze dann frü­her oder spä­ter in Sta­lin­grad”? Als sehr über­spitz­te Schluss­fol­ge­rung, also auch als Meta­pher, kann ich da nicht folgen.

    2. Hal­lo Frau Ara­xe, dies war ein schwa­cher Ver­such des ver­ehr­ten Herrn Wiglaf Dro­stes Weis­heit in mein intel­lek­tu­el­les Amal­gam ein­zu­bin­den; da mir des­sen Sät­ze -damals als ich sie erst­ma­lig hör­te- in Fleisch und Blut über­ge­gan­gen sind, wur­den sel­bi­ge selbst ein Teil mei­ner (sprach­li­chen) Iden­ti­tät. :-D
      Es geht um fol­gen­des Zitat:"Schon damals wur­de mir klar, dass es kei­ne gute Idee ist, wenn Deut­sche über ihre Iden­ti­tät nach­den­ken. Ent­we­der lang­wei­len sie sich und ande­re zu Tode oder die Sache endet in Sta­lin­grad." aus den Text "Spä­te Rache oder The Köln Con­cert".
      Und so mei­ne ich es im obi­gen Zusam­men­hang dann auch.
      Des Deut­schen Suche nach einer (natio­na­len) Iden­ti­tät lan­det schein­bar immer Rechts­au­ßen, eben im Gegen­satz zu Län­dern mit repu­bli­ka­ni­scher Tra­di­ti­on wie bspw. erwähn­tes Frankreich.
      Sta­lin­grad steht hier in die­sem Zusam­men­hang für All­macht­fan­ta­sien, Her­ren­men­schen­tum, Natio­nal­chau­vi­nis­mus und ande­res widerwärtiges...und immer brau­chen wir dann im lau­fen­den Pro­zess das Aus­land um uns wie­der aufs Nor­mal­maß zurechtzustutzen.

  2. @ Frau Ara­xe & @ Herrn bloedbabbler

    Dan­ke für die Wei­ter­füh­rung der dar­ge­leg­ten Gedan­ken zum *Ruck nach Rechts* in die­sem, unse­rem Vaterlande (!).

    Was mich bei der Vor­be­rei­tung ver­stört hat ist die schlei­chen­de Schlei­fung der frü­he­ren sozia­len Errun­gen­schaf­ten. Zu Gun­sten einer men­schen­feind­li­chen Her­ren­ras­sen­ideo­lo­gie - von der wir ich glaubte(-n) sie sei mit Ende des zwei­ten Welt­krie­ges, spä­te­stens seit den Umwer­fun­gen '68 end­gül­tig über­wun­den - und die Errich­tung eines Groß­ka­pi­tal- und Gesell­schafts­staa­tes, in dem Vie­le schuf­ten um Weni­ge zu bereichern.

    Inter­es­sant fand ich, dass aus­ge­rech­net heu­te bei Rowohlt [s.o.] ein neu­es Buch vor­ge­stellt wur­de das sich genau mit die­sem The­ma befasst. Ich inter­pre­tie­re das ganz dreist als Bestä­ti­gung, dass es sich um eine 'ern­ste Bedro­hung' des Gemein­we­sens han­delt. Die durch ihre kaum merk­li­che und sel­ten ange­spro­che­ne Durch­drin­gung der öffent­li­chen Stim­mung umso gefähr­li­cher ist - so hat es der Natio­nal­so­zia­lis­mus geschafft unter­halb der Auf­merk­sam­keits­schwel­le sei­ne Struk­tu­ren vor­zu­be­rei­ten und nach der Macht­er­grei­fung umge­hend zu aktivieren.

    1. Der all­mäh­li­che Unter­gang unse­rer sozia­len Hoch­kul­tur, wie ich die "schlei­chen­de Schlei­fung der frü­he­ren sozia­len Errun­gen­schaf­ten" ger­ne nen­ne, wird sich nicht ver­mei­den las­sen, solan­ge ver­sucht wird, die­se Hoch­kul­tur als aus­er­le­se­ne Insel in 'unkul­ti­vier­tem Umfeld' auf­recht­zu­er­hal­ten. Wohl­stand für alle, nicht nur alle Deut­schen! Des­halb fän­de ich es gut, wenn unse­re sozia­len Errun­gen­schaf­ten auch in ande­re Län­der getra­gen wür­den, aber eben nicht nur, damit deut­sche Fir­men, Ver­si­che­run­gen z.B., sich dar­an berei­chern. Solan­ge die Bewoh­ner von Län­dern, deren eige­nes Land ihnen weg­ge­nom­men wur­de, z.B. für deut­sche Alt­kla­mot­ten auch noch Geld hin­blät­tern sol­len, sehe ich da aller­dings kei­nen Fun­ken von Ver­ständ­nis auf­leuch­ten. Ver­si­che­run­gen und alte Kla­mot­ten haben zwar nicht direkt was mit­ein­an­der zu tun, es sind nur Bei­spie­le dafür, wie man sich unter dem sozia­len Deck­män­tel­chen auch noch zum wie­der­hol­ten Mal an sol­chen Län­dern berei­chern kann, statt ihnen mit Infra­struk­tur, die nicht nur dem Abtrans­port der erbeu­te­ten Roh­stof­fe dient, und gesell­schaft­lich (z.B. Ren­ten­sy­stem) auf die Bei­ne zu hel­fen, dass sie die Ent­wick­lung schließ­lich aus eige­ner Kraft auf­recht­erhal­ten kön­nen. Dann bräuch­ten auch nicht alle ins Gelob­te Land zu strö­men, son­dern könn­ten für sich selbst sor­gen und sich gegen­sei­tig aus­tau­schen. UTOPIE?

    2. Ich könn­te jeden Satz ihres Kom­men­ta­res unter­schrei­ben, Frau iGing, das erschreckt und freut mich zugleich, hat­ten wir doch gera­de erst die Dis­kus­si­on um den Nut­zen von Kommentaren.

      Da wir der­zeit in unse­rem Land noch nicht alle bren­nen­den Fra­gen gere­gelt haben wird es wohl noch dau­ern, bis wir die­se Ideen (die Sie oben geschil­dert haben) in die Welt hin­aus tra­gen kön­nen. Erste Ansät­ze wer­den ja sicht­bar, aller­dings so offen­sicht­lich als "Abwehr der/des Frem­den" erkenn­bar, dass es zum Schä­men ist.

      Wenn wir es im Lan­de hin­be­kom­men men­schen­wür­di­ge Bedin­gun­gen für Alle zu schaf­fen, dann kön­nen wir auch in der Frem­de erfolg­reich für ein sol­ches Modell wer­ben, am Bei­spiel zu ler­nen ist die beste Methode.

      Ich schrei­be es wie­der und wieder:
      Bei der Euro­pa­wahl nicht CDU CSU [#Nie­Mehr­CDU + @CDU_CSU_EP] SPD Grü­ne FDP oder AfD wäh­len, son­dern Pira­ten oder "Die Lin­ke", dann gibt es Hoffnung

      Übri­gens:
      Schmeißt den aus dem EU Par­la­ment → @AxelVossMdEP bevor er den glei­chen Mist bei ePri­va­cy verzapft!

  3. Mit "Wählt die Lin­ke!" ist es ganz sicher nicht getan, denn die wer­den ihre Red­lich­keit in einer Macht­po­si­ti­on ganz sicher auch erst noch bewei­sen müssen.
    Red­lich­keit - ich wäh­le absicht­lich ein höchst unmo­der­nes Wort, denn es ist etwas, das ganz sicher nicht im Trend liegt, - mit­zu­brin­gen, sie sich zu erhal­ten und dafür ein­zu­ste­hen, das, fin­de ich, ist etwas, was ein Ein­zel­ner tun kann, statt Macht­po­si­tio­nen beset­zen zu wollen.

    1. Fürs Erste wäre es aber bestimmt eine bes­se­re Wahl als bei den ande­ren - und wie so oft kann ich nur fest­stel­len: Bis­her waren "Die Lin­ke" und die "Pira­ten" die Ein­zi­gen, die kei­ne Spen­den von Lob­by­isten ange­nom­men haben - und damit abhän­gig wären.

      Lang­fri­stig wird es nur bes­ser wenn Abge­ord­ne­te direkt gewählt wer­den kön­nen, schon um sol­che Luschen wie die­sen Herrn Voss in Euro­pa los zu werden.

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