Arm in Deutschland - eine Replik
.... und ein Appell sich politisch zu engagieren!

Im Zuge eines Gedan­ken­aus­tauschs per Kom­men­ta­ren zum The­ma "War­um isst du Fleisch, obwohl du weißt, dass Tie­re dafür lei­den? " ergab sich eine Dis­kus­si­on mit *@ S.N.* dar­über, ob ich behaup­ten kön­ne es gäbe Aus­beu­tung (und als Fol­ge Armut) in Deutsch­land und der Grund dafür sei die Tat­sa­che, dass die Regie­rung nicht für die Bür­ger regie­re, son­dern für Kapi­tal & Großunternehmen:

Das grund­sätz­li­che Pro­blem ist aller­dings - wie in so vie­len Berei­chen unse­res Lan­des - dass in den Par­la­men­ten nicht im Sin­ne der Bür­ger gehan­delt wird, son­dern die Mini­ste­ri­en mit den regu­lier­ten Ver­bän­den und Groß­be­trie­ben eng zusam­men arbei­ten und so deren Inter­es­sen im Vor­der­grund stehen.

Sie­he → [Wohl eher Rei­chen­ver­tre­ter ] (https://www.freitag.de/autoren/zebralogs/wohl-eher-reichenvertreter) . Zusätz­lich gab es in der letz­ten 'Armuts­stu­die' von Frau Nah­les (2018; redi­giert bis zur Unkennt­lich­keit durch das Kanz­ler­amt!) bereits umfang­rei­che Hinweise.

Fazit:
Den Poli­ti­kern will hier­zu­lan­de offen­bar nie­mand auf die Füße tre­ten der noch eine Zukunft vor sich hat - die dann sehr schnell vor­bei sein kann "Der Auf­schwung kommt bei den Men­schen an!" wenn die Geschol­te­nen ihre Pres­se- und Fern­seh­freun­de mobi­li­sie­ren. Inso­weit sind wir nicht bes­ser als eine Bananenrepublik.

Des­we­gen dis­ku­tie­ren wir nicht über die Hin­ter­grün­de, son­dern über Auf­re­ger (wie "Tier­leid"), die uns beschäf­ti­gen und davon abhal­ten sol­len über die wirk­lich wich­ti­gen Fra­gen wie man­geln­de poli­ti­sche Reprä­sen­ta­ti­on durch die gewähl­ten Ver­tre­ter zu diskutieren.

Dar­auf kam fol­gen­de Ant­wort von Herrn "S. N." (Her­vor­he­bun­gen im Text von mir):
" .. Ich glau­be nicht, dass in Deutsch­land vie­le Men­schen "aus­ge­beu­tet" wer­den. Wir beu­ten alle zusam­men die Men­schen in den ärme­ren Län­dern aus. Aber das ist Poli­tik, nicht Ernäh­rung. Kön­nen sich ärme­re Men­schen in Deutsch­land nicht gesund ernäh­ren? Das hal­te ich für ein Gerücht. Ich stam­me aus einer rela­tiv armen Fami­lie. M.E. haben wir sehr gesund geges­sen. Natür­lich nichts aus dem Reform­haus oder (die gab es damals noch nicht) Bio­la­den, der Unter­schied zum sonst mög­li­chen gesun­den Essen ist mehr eso­te­risch, ich glau­be nicht, dass sich hier eine Wir­kung auf die Lebens­er­war­tung seri­ös nach­wei­sen lässt (nur der Unter­schied von fast food zu Bio­la­den ist offen­sicht­lich). Fleisch gab es nur in klei­nen Men­gen (sonn­tags z.B. ein grö­ße­res Hähn­chen für 8 Per­so­nen, das war vor der Bat­te­rie­hal­tung, da waren Hähn­chen noch teu­er) - neben­bei, ich ver­mu­te, ohne hier­zu Unter­su­chun­gen gese­hen zu haben, dass der Umstand, dass die Deut­schen immer grö­ßer (und dicker) wer­den, mit dem immer mehr anstei­gen­den Fleisch­kon­sum zu tun hat. In gerin­gem Umfang ist Fleisch­essen aber jeden­falls gesund. Gemü­se kam zum gerin­gen Teil aus dem eige­nen Gar­ten. Kar­tof­feln kamen vom Bau­ern und wur­den ein­ge­la­gert. Auf den Tisch kam anson­sten das, was sai­so­nal gera­de aus der Umge­bung gün­stig ver­füg­bar war, alles wur­de täg­lich frisch gekocht. Das bringt mich auf den Punkt "Zeit". Natür­lich kostet so eine Ernäh­rung, gera­de wenn wenig Geld da ist, sehr viel Zeit (aber wenig Geld). Mei­ne Mut­ter hat­te fast gar kei­ne "Frei­zeit". Im Zeit­al­ter des Frei­zeit­wahns, wo Men­schen soviel Frei­zeit haben, dass sie sie tot schla­gen müs­sen, kommt natür­lich nie­mand auf den Gedan­ken, dass Zeit Geld ist und man daher, feh­len­des Geld durch opfern von Frei­zeit kom­pen­sie­ren kann. Und gera­de Hartz IV Emp­fän­ger und Rent­ner haben eins mehr als genug: Zeit. Aller­dings erfor­dert dies Eigen­in­itia­ti­ve und Dis­zi­plin und wer das nicht gelernt hat, hat ein Pro­blem. Wer also von klein auf lernt, dass man sich mit Geld ganz viel Frei­zeit erkau­fen kann, die man dann tot­schlägt, aber nie gelernt hat, wie man durch Auf­wen­den von Zeit Geld spart, nun der kommt nicht zurecht .. "

Aus­zug aus mei­ner Antwort:

Es tut mir leid zu wider­spre­chen was "Aus­beu­tung" angeht. Was Sie zur Aus­beu­tung in den so genann­ten "Drit­te Welt Län­dern" schrei­ben ist wahr, aller­dings trifft es für die BRD weni­ger zu als für ande­re, wie z.B. die U.S.A. und anstatt etwas "zu glau­ben" hal­te ich es damit "Fak­ten abzu­wä­gen" um etwas zu beur­tei­len. Gefüh­le täu­schen oft.

Wenn ein Vor­stand eines Unter­neh­mens an einem Tag mehr als das Jah­res­ge­halt des am schlech­te­sten bezahl­ten Mit­ar­bei­ters ver­dient hal­te ich das für Aus­beu­tung, oder wenn ein Arbei­ter bei vol­ler Stun­den­zahl noch vom Staat (den Steu­er­zah­lern!) unter­stützt wer­den muss, damit er von sei­ner Arbeit leben kann, dann hal­te ich auch das für Aus­beu­tung und zwar nicht nur des Arbei­ters son­dern von uns Allen.

Ein Bei­spiel aus der BRD, weil anson­sten immer nur die Ame­ri­ka­ner als Kapi­ta­li­sten und damit (schlech­tes) Bei­spiel ange­dient werden:
Zitat Wie viel mehr Gehalt soll­te der Chef bekommen?

" .. Wie viel Geld steht einer Füh­rungs­kraft zu - im Ver­gleich zu den ein­fa­chen Arbeit­neh­mern? Nicht nur in Deutsch­land sor­gen Mana­ger­ge­häl­ter und hohe Boni immer wie­der für Dis­kus­sio­nen. So zum Bei­spiel im Jahr 2011, als VW-Chef Mar­tin Win­ter­korn rund 17,5 Mil­lio­nen Euro ver­dien­te. Ein Ein­kom­men, wel­ches das eines VW-Arbei­ters am Band um das 350-fache über­steigt - falls der Arbei­ter inklu­si­ve Boni auf 50.000 Euro Jah­res­ge­halt kommt. Im Fol­ge­jahr begrenz­te Kon­zern­chef Win­ter­korn sein Gehalt frei­wil­lig auf 14,5 Mil­lio­nen Euro - mit der Begrün­dung, ein höhe­res Gehalt sei „nicht ver­mit­tel­bar“, berich­tet das Mana­ger Magazin .. "

Mein Ein­wand ein Arbei­ter­ge­halt pro Tag trifft also nicht zu, es sind nur 350 anstatt 365 Tage. Das ist nicht mehr nur "zu viel", das ist unver­schämt gierig!

Es gäbe noch vie­le wei­te­re Zita­te zu nen­nen, ich wer­de die ent­spre­chen­den Quel­len wei­ter unten anhängen.

Was viel bedeut­sa­mer ist steht nicht kom­pakt in einem Satz, es steht zwi­schen den Zeilen!

Der Herr "S. N." hat sein Leben als *under­dog* treff­lich ange­nom­men, so haben es die Kapi­ta­li­sten gern, ein Armer, oder min­de­stens arm auf­ge­wach­se­ner, der sei­ne Situa­ti­on nicht denen anla­stet die dafür ver­ant­wort­lich sind - son­dern den noch ärme­ren Hartz IV-lern und Rentnern. 

Der nicht *glaubt*, dass es Aus­beu­tung gibt - hat ja nie­mand im Fern­se­hen gesagt und die Frau Kanz­le­rin hat vor ein paar Jah­ren den tol­len Spruch "Der Auf­schwung kommt bei den Men­schen an!" aus­ge­spro­chen - wie kann da irgend­je­mand auf die Idee kom­men dem zu widersprechen?

Der es als nor­mal ansieht, dass sei­ne Mut­ter für sie­ben Per­so­nen rund um die Uhr schuf­ten muss­te wäh­rend die Frau Fabri­kan­ten­gat­tin mit Haus­per­so­nal 'erle­di­gen ließ' und wahr­schein­lich dem Per­so­nal noch alle erdenk­li­chen Haus­halts­ge­rä­te zur Arbeits­er­leich­te­rung vom fürst­li­chen Gehalt des Herrn Gat­ten zur Ver­fü­gung stellte.

Der es als nor­mal und durch­aus ver­tret­bar ansieht, wenn Arme und Rent­ner eben mehr Zeit ein­set­zen müs­sen und sich abrackern - wäh­rend der Herr Vor­stand zum Gol­fen geht, sich in Sana­to­ri­en pfle­gen lässt, mehr­mals im Jahr urlaubt, im eige­nen Feri­en­do­mi­zil, ver­steht sich, das die Arbei­ter in sei­ner Fabrik durch Lohn­ver­zicht zugun­sten des Erhal­tes ihrer Arbeits­plät­ze finan­ziert haben, "Dan­ke!" denkt der Herr Vor­stand, ihr seid ja wirk­lich zum Lachen einfältig! 

Der den "Frei­zeit­wahn" beschwört - das freut die Arbeit­ge­ber, wo sie doch stän­dig dar­auf hin­wei­sen, dass die Arbei­ter lie­ber mehr arbei­ten sol­len als nach Frei­zeit zu fra­gen, am Ende gar noch gegen Bezah­lung, so wie Urlaub, das ist doch jetzt schon viel mehr als die an Frei­zeit aus­hal­ten, die wis­sen ja nicht, was sie mit soviel Frei­zeit anfan­gen sol­len usw.

Und wahr­schein­lich, nach dem was er so erklärt hat, ist sei­ne Fami­lie christ­lich geson­nen, sein Name hat christ­li­che Wur­zeln, viel­leicht sogar, nach der Kin­der­zahl zu urtei­len ent­we­der katho­lisch oder frei­kirch­lich-evan­ge­lisch ori­en­tiert, und wer christ­lich erzo­gen ist hat gelernt nie Auto­ri­tä­ten in Fra­ge zu stel­len, der ver­tei­digt die Obrig­keit, die es ja stets bes­ser weiß und ein­rich­tet als der ein­fa­che Mensch, woher soll der es auch in sei­ner Ein­fach­heit gelernt haben?

"Eigen­in­itia­ti­ve" und "Disi­plin" - da klin­gelt doch 'was? Der Herr Beck (SPD) hat das so ähn­lich zu Zei­ten der SPD-Grü­nen-Koali­ti­on einem Arbeits­lo­sen gesagt "Waschen und rasie­ren, dann krie­gen Sie auch einen Job". Die­se Abge­ho­ben­heit der Poli­tik, und es gibt Men­schen, die das für gut und rich­tig hal­ten und sich in ihr Schick­sal fügen, so wie Herr "S.N."

Was ler­nen wir aus dem, was uns der Herr "S. N." sagt?

Es ist der schma­len Schicht von "Bes­ser Ver­die­nen­den", den "füh­ren­den Poli­ti­kern", den "Wirt­schafts­ma­gna­ten", den Men­schen der "Ober­schicht" gelun­gen Men­schen wie den Herrn S. N. davon zu über­zeu­gen, dass sie, die "Obe­ren", schon für ihn den­ken und han­deln - er muss sich nur gefü­gig in alles drein schicken was sie von ihm wol­len und vor allem nicht auf­mucken und die gesell­schaft­li­che Unter­tei­lung, die Schich­tung, nicht in Fra­ge stellen!

Kon­zern­chefs ver­die­nen gut 330 Mal mehr als ihre Arbeiter
18. Mai 2016
US-Kon­zern­len­ker ver­die­nen 330 Mal mehr als ihre Ange­stell­ten. Auch deut­sche Vor­stands­vor­sit­zen­de ver­die­nen deut­lich mehr als die eige­nen Leute.
In Deutsch­land über­wacht die Deut­sche Schutz­ver­ei­ni­gung für Wert­pa­pier­be­sitz (DSW) gemein­sam mit der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Mün­chen (TUM) die Gehäl­ter der Dax-Vor­stän­de und setzt sie ins Ver­hält­nis zu den Ein­kom­men der ein­fa­chen Arbeit­neh­mer. Im ver­gan­ge­nen Jahr beka­men die Dax-Chefs im Mit­tel 54 Mal so viel wie ihre Angestellten.

Kien­baum-Stu­die: Vor­stän­de in SDAX und TecDAX ver­die­nen ein Fünf­tel der DAX-Kol­le­gen

Köln, 13. Sep­tem­ber 2017 Die Gehäl­ter von Vor­stän­den in SDAX und TecDAX lie­gen deut­lich zurück gegen­über dem, was die Chefs bei den größ­ten Unter­neh­men im DAX30 ver­die­nen. Rund ein Fünf­tel eines durch­schnitt­li­chen DAX-Vor­stands­ge­halts zah­len die SDAX- und TecDAX-Unter­neh­men im Medi­an ihren Chefs. Dabei zeich­nen sich gera­de im TecDAX gro­ße Unter­schie­de zwi­schen den ver­schie­de­nen Unter­neh­men ab. Ein­zel­ne Ver­tre­ter der im TecDAX geli­ste­ten Unter­neh­men kön­nen es bei der Ver­gü­tung sogar mit den ganz Gro­ßen in Deutsch­land auf­neh­men. Das ergibt eine aktu­el­le Stu­die der Per­so­nal- und Manage­ment­be­ra­tung Kien­baum, für die Kien­baum die Vor­stands­ver­gü­tung der SDAX- und TecDAX-Unter­neh­men für das abge­lau­fe­ne Geschäfts­jahr ana­ly­siert hat.

Mein Chef und ich – die Spann­brei­te der durch­schnitt­li­chen Jahresgehälter

10 Mil­lio­nen Euro Jah­res­ge­halt? Womit ist das gerecht­fer­tigt? Das fra­gen sich zahl­rei­che Arbeit­neh­mer, wenn sie auf die Jah­res­ein­kom­men der Vor­stän­de gro­ßer Dax-Unter­neh­men blicken. Und wenn die­se Mana­ger dann ent­las­sen wer­den, weil sie z. B. in unsau­be­re Geschäf­te ver­wickelt waren, bekom­men sie häu­fig noch eine lebens­läng­li­che Ren­te. Nicht mehr nach­voll­zieh­bar für den Otto-Nor­mal-Ver­brau­cher, der es gera­de mal so schafft, finan­zi­ell über die Run­den zu kommen.

Der Post-Chef Frank Appel ver­dient sogar sage und schrei­be das 232-fache Ein­kom­men und führt damit die Gehalts­li­ste der deut­schen Kon­zern­chefs an. 

Wie viel mehr Gehalt soll­te der Chef bekom­men?

Wie viel Geld steht einer Füh­rungs­kraft zu - im Ver­gleich zu den ein­fa­chen Arbeit­neh­mern? Nicht nur in Deutsch­land sor­gen Mana­ger­ge­häl­ter und hohe Boni immer wie­der für Dis­kus­sio­nen. So zum Bei­spiel im Jahr 2011, als VW-Chef Mar­tin Win­ter­korn rund 17,5 Mil­lio­nen Euro verdiente.
Ein Ein­kom­men, wel­ches das eines VW-Arbei­ters am Band um das 350-fache über­steigt - falls der Arbei­ter inklu­si­ve Boni auf 50.000 Euro Jah­res­ge­halt kommt. Im Fol­ge­jahr begrenz­te Kon­zern­chef Win­ter­korn sein Gehalt frei­wil­lig auf 14,5 Mil­lio­nen Euro - mit der Begrün­dung, ein höhe­res Gehalt sei „nicht ver­mit­tel­bar“, berich­tet das Mana­ger Magazin.

 

Zuerst ver­öf­fent­licht am 29. März 2019 um 00:30h.

 

Kommentare

  1. Auf den Inhalt der Debat­te möch­te ich gar nicht ein­ge­hen. Ich hal­te aber die Abwer­tung der Argu­men­ta­ti­on bezüg­lich der Ver­wen­dung der Phra­se "ich glau­be" oder ähn­lich als nicht angebracht.
    Es geht hier ja nicht um einen reli­giö­sen Glau­ben son­dern durch­aus um eine Fest­stel­lung, die durch "ich glau­be" rela­ti­viert wird. Es feh­len eben die Fak­ten. Bes­ser wäre viel­leicht die For­mu­lie­rung "ich ver­mu­te". Dass aber Fak­ten feh­len, ist lei­der ein Umstand, an dem der ein­zel­ne nichts ändern kann. Vor Jah­ren, als ein alter Schul­freund von mir und Pro­fes­sor für Sta­ti­stik und Wirt­schaft in Basel, noch leb­te, ging es um die Fra­ge, ob man Grie­chen­land aus der EU aus­schlie­ßen soll­te. Was hät­te das für Fol­gen? Ich war sehr über­rascht, als er mir sag­te, dass es für einen mög­li­chen Aus­schluss kein gül­ti­ges Wirt­schafts­mo­dell gäbe. Man kön­ne daher kei­ne Sze­na­ri­en durchspielen.
    Ich kann mir das ja schwer vor­stel­len, hat­te aber nie Schwie­rig­kei­ten, ihm bei sei­nen Über­le­gun­gen zu fol­gen. Ich kann mir genü­gend Begrün­dun­gen vor­stel­len, war­um es kein Wirt­schafts­mo­dell gab, so wie es auch heu­te für den Brexit kei­nes gibt. Da spie­len sicher poli­ti­sche Grün­de die größ­te Rol­le. In Öster­reich soll gera­de das sta­ti­sti­sche Insti­tut ent­mach­tet und mund­tot gemacht wer­den, damit kei­ne Sta­ti­sti­ken an die Öffent­lich­keit gelan­gen, die nicht im Sin­ne der gel­ten­den, bes­ser herr­schen­den Regie­rung genehm sind.
    Ich ver­wen­de nicht so oft "ich glau­be". Ich habe statt des­sen eine ande­re Phra­se. Ich lei­te jede Behaup­tung, auch wenn ich mit mir sel­ber spre­che, mit der Kon­di­tio­nie­rung "Vor­aus­ge­setzt, xxx ist yyy", dann soll­te es eigent­lich ableit­bar sein.

    Man könn­te auch zu einem ande­ren Resul­tat kom­men. Da Fak­ten nie gesi­chert wer­den kön­nen, nicht ein­mal in der Natur­wis­sen­schaft, soll­te man ganz all­ge­mein "die Gosch'n hal­ten". Das fällt uns aller­dings manch­mal schwer.
    Daher ist die "Kon­di­tio­nie­rung" "ich glau­be" ein­fach eine Abschwä­chung. Es ist eine sub­jek­ti­ve Mei­nung, die nicht apo­dik­tisch ver­stan­den wer­den sollte.

    1. Selbst­ver­ständ­lich ist es eine bestimm­te Art so etwas aus­zu­drücken, die der Herr S.N. gewählt hat, und das ist es ja nicht was ich nicht so prickelnd fin­de: Es geht viel­mehr um den Gedan­ken dahin­ter, da fehlt mir die Sub­stanz, da fehlt, wie ich wei­ter unten im Text aus­ge­führt habe auch die nöti­ge Kri­tik an den gesell­schaft­li­chen Verhältnissen.

      Nicht die Armen sind Schuld dar­an, dass sie arm sind - es ist das System, das von unten nach oben schau­felt und das Men­schen mit Geld mehr ver­die­nen läßt, als ande­re mit ihrer Arbeit ver­die­nen. Ohne ihnen einen gerech­ten Anteil an Steu­ern / für das Gemein­wohl und die Struk­tur, die ihnen das ermög­licht, abzufordern.

    2. Na ja. An dem oder den Syste­men kann man viel bemäm­geln. Ich wür­de "ver­mu­ten", dass der Mensch ein­fach das Resul­tat einer fehl­ge­lei­te­ten Muta­ti­on im Bereich der Evo­lu­ti­on ist. Die Gehirn­ver­bes­se­rung ver­läuft nur ent­lang sehr ein­sei­ti­gen Bah­nen. Wir agie­ren wie Vie­cher, die für den Win­ter­schlag sam­meln. Mög­lichst viel, noch vie­lerer muss gehor­tet werden!

    3. Hier gehe ich davon aus, dass der Mensch den bes­se­ren Teil sei­ner Evo­lu­ti­on noch vor sich hat. Vor­aus­ge­setzt dass der Zustand des Pla­ne­ten es noch zulässt.

  2. War­um soll eigent­lich jeder immer­zu die gesell­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se kri­ti­sie­ren wol­len? Dass sie zu kri­ti­sie­ren sind, ist offen­sicht­lich bis selbst­ver­ständ­lich, aber das heißt doch nicht, dass man nicht jeman­dem auch mal einen guten Rat geben soll­te, wie man auch mit wenig Geld noch halb­wegs zurecht­kom­men kann. Es stimmt doch, dass vie­le Leu­te sich da ein­fach kei­ne Mühe geben, dass sie viel­mehr in der Erwar­tungs­hal­tung leben, dass ein ande­rer das für sie rich­ten müss­te. Und wenn ich das sage, recht­fer­ti­ge ich damit kei­nes­wegs Unge­rech­tig­keit in der Ver­mö­gens­ver­tei­lung, son­dern sehe es ein­fach als Fakt an, dass jem. leben ler­nen - und kön­nen - muss, egal wem die Schuld an sei­ner Lage zuzu­schrei­ben ist. Para­de­bei­spiel 'gesun­des Essen'. Kann man nicht ein­fach auf den Schrott ver­zich­ten, mit dem Rent­ner und Hart­zIV-Emp­fän­ger ihre Ein­kaufs­wa­gen voll­zu­packen pfle­gen, und sich dafür etwas bes­se­re Qua­li­tät lei­sten? Um es gleich vor­weg­zu­neh­men: Ich ken­ne eine Hart­zIV-Emp­fän­ge­rin, die nur Bio-Gemü­se kauft.
    Aber übers Essen müs­sen wir hier nicht reden. Der von Ihnen zitier­te Blog­be­trei­ber zitiert die Lebens­wei­se sei­ner Eltern, wie ich fin­de, respekt­voll und mit einer gewis­sen Hoch­ach­tung. Das schät­ze ich sehr, wenn über die älte­re Gene­ra­ti­on so gespro­chen wird, dass sie nicht immer nur als die Dum­men hin­ge­stellt wer­den, die sich einer aus­beu­te­ri­schen Gesell­schafts­form unter­ge­ord­net und geop­fert haben, son­dern auch der ver­ant­wort­li­che Eigen­an­teil in der Bewäl­ti­gung der Lebens­auf­ga­ben gese­hen wird. Und was spe­zi­ell die Frau­en angeht: Glau­ben Sie wirk­lich, dass eine Nur-Haus­frau aus den 60ern mit einer jun­gen Mut­ter von heu­te tau­schen woll­te, die ihr Kind mor­gens in die Kita bringt, es nach­mit­tags von jem. anders abho­len lässt und es erst abends wie­der zu Gesicht bekommt, weil sie an sich selbst die Erwar­tung stellt, ihre Selbst­ver­wirk­li­chung im Beruf zu suchen?

    1. Der Herr S.N. ist kein Blog­be­trei­ber, son­dern ein Kom­men­ta­tor (unter vie­len) zu dem ganz oben ver­link­ten Arti­kel in der online Zei­tung "kraut­re­por­ter".

      Ich stim­me Ihnen zu, dass es sicher lobens­wert ist wenn die­ser Herr sei­ne Eltern ach­tet und aner­kennt, was sie für ihn und sei­ne Geschwi­ster gelei­stet haben. Das ist nicht Gegen­stand mei­ner Kritik. 

      Auch sei­ne Schel­te für man­che der Hartz IV Bezie­her und trä­ge Rent­ner ist durch­aus berech­tigt, nur nicht so pau­schal und vor allem nicht wenn man bedenkt, dass davon Vie­le nach dem Über­gang in den Ruhe­stand plötz­lich und ohne aus­rei­chen­de Vor­be­rei­tung in einer für sie völ­lig neu­en Lebens­si­tua­ti­on sind. Da ken­ne ich eini­ge Bei­spie­le, bei denen das zu einer Des­ori­en­tie­rung und depres­si­ven Ver­stim­mung geführt hat.
      Ein wesent­li­cher Grund dafür ist, dass davon Men­schen betrof­fen sind die noch mit ihrem Ein­kom­men recht gut leben konn­ten, mit den immer wei­ter abge­speck­ten Ren­ten aller­dings unter die Armuts­gren­ze fal­len und wegen der end­lo­sen Büro­kra­tie kei­ne Hil­fe in den sozia­len Ange­bo­ten suchen - es ist eine Gene­ra­ti­on in der das ver­pönt war / ist.

      Mei­ne Kri­tik rich­tet sich gegen die Hin­nah­me, ja Umkehr der Ver­ant­wor­tung für die­se Ungerechtigkeiten:
      Die Gehirn­wä­sche war in die­sem Fall erfolg­reich, der Herr S.N. rich­tet sei­ne Kri­tik nicht gegen die Ver­ur­sa­cher der Mise­re, son­dern gegen die Opfer. Genau das ist doch die Absicht der *Eli­ten*, Men­schen gegen­ein­an­der auf­zu­het­zen damit sie sich nicht gegen die erhe­ben die das instal­liert haben um sich wei­ter zu berei­chern und sicher zu fühlen.

      Des­we­gen habe ich zuvor ja in mei­nem Gegen-Kom­men­tar bei *kraut­re­por­ter* ange­merkt, dass die Sache mit dem Essen & Tier­leid ein treff­li­cher 'Auf­re­ger' ist, der sich dazu eig­net Auf­merk­sam­keit umzu­len­ken und Men­schen zu beschäftigen. 

      Qua­li­tät kau­fen, gesun­des Essen aus­wäh­len - das muss man gelernt haben, und meist fehlt es da bei der Rent­ner­ge­nera­ti­on die noch 'gute Haus­manns­kost' gewohnt ist. Und obwohl die "Tafeln" grund­sätz­lich eine sehr gute Ein­rich­tung sind um die drin­gend­ste Not zu lin­dern, ist es doch eine Schan­de, wenn Men­schen in unse­rem rei­chen Land dar­auf ange­wie­sen sind sich dort zu versorgen.

      Fazit:
      Ich 'ver­lan­ge' nichts von nie­man­dem - mein Hin­weis ist ledig­lich die eige­ne Ein­schät­zung der sozia­len Schief­la­ge zu hin­ter­fra­gen und nicht nur das als Begrün­dung hin zu neh­men, was in den gro­ßen Print- und TV-Medi­en dar­ge­stellt wird.

      Ich stel­le 'mal eine Gegen­fra­ge: Wenn nicht jen­seits des *mainstream*s dar­über gespro­chen wird - wo dann? Und wie sol­len sich die Ver­hält­nis­se bes­sern wenn nicht dar­über gespro­chen wird?

    2. Dass dar­über gespro­chen wer­den soll und muss, ist ja gar kei­ne Frage. 

      Das Beste wäre, sich selbst ver­sor­gen zu kön­nen - und auch zu wol­len! - mit den Mit­teln, die jem. der­zeit zur Ver­fü­gung ste­hen. Und das geht nur durch bewuss­ten Umgang mit den­sel­ben und kann auch ggf. Ver­zicht und Ein­schrän­kung bedeu­ten und u.U. den Besuch der Tafel not­wen­dig machen.
      War­um soll man jetzt also die­sen Leu­ten erzäh­len, die Rei­chen sind schuld? Erzäh­len Sie es den Rei­chen! Die haben kei­ne Ein­sicht. Dann wecken Sie die Einsicht!
      Ich hör­te mal jem. sagen: "Die Rei­chen zäh­len nie ihr Geld. Denn wenn sie es täten, wür­den sie mer­ken, dass es zuviel ist."
      Die Rei­chen stel­len sich naiv und unschul­dig, und auch wenn sie es nicht sind - die Kin­der der Rei­chen sind auch da hin­ein­ge­bo­ren wor­den, ohne gefragt zu wer­den, und ihnen wur­de irgend­was erzählt, was sie ver­in­ner­licht haben. Das glei­che Prin­zip auf bei­den Seiten.
      Letzt­lich geht es m.E. um die Grund­la­ge von Mensch­sein und Mensch­lich­keit, die ein Ein­zel­ner als Indi­vi­du­um erken­nen und füh­len kann und muss, egal ob reich oder arm.
      Ich glau­be, ich schrieb das schon mal: In einem der ersten Arti­kel, die ich in mei­nem Leben in einer Zeit­schrift gele­sen habe (es war im Stern), ich war etwa 10 Jah­re alt, ging es um einen Mil­li­ar­där aus dem Ruhr­ge­biet - was damals Mil­li­ar­där hieß, wäre heu­te Mul­ti­mil­li­ar­där -, er hieß etwas mit "Krupp von Boh­len und Hal­bach" oder so ähn­lich, der sich im Alter von viel­leicht 3035 Jah­ren das Leben nahm, weil er vor lau­ter Angst vor Bak­te­ri­en nicht mehr in der Lage war, ein nor­ma­les Leben zu führen. 

      Ich will jetzt nicht mit dem Spruch "Geld macht nicht glück­lich" kom­men, oder doch: Dass die­ser Spruch so exi­stiert, zeigt immer­hin, wie wich­tig Glück eigent­lich ist und dass man es gefäl­ligst da suchen soll­te, wo es auch zu fin­den ist. Von da aus ergibt sich der Rest. (Nur mein Verständnis.)

      1. Es geht (mir) hier nicht dar­um Arme zu schel­ten oder Rei­che zu maß­re­geln - es geht viel­mehr dar­um das Gefäl­le auf­zu­zei­gen und dar­zu­stel­len, WER für die­se Schief­la­ge ver­ant­wort­lich ist: Die Poli­ti­ker, die es ver­säu­men den Aus­gleich herzustellen.
        Gewählt wer­den die­se Funk­ti­ons­trä­ger der Demo­kra­tie (!) durch die Mas­se der Wäh­ler, denen durch eben die­se Poli­ti­ker ein Bild vor­ge­gau­kelt wird, das nicht der Wirk­lich­keit / Wahr­heit ent­spricht - ich bin über­zeugt, dass das damit zusam­men­hängt, dass sich die Par­tei­spit­zen von denen "Oben" mehr Pfrün­de erwar­ten als von denen "Unten".

        So ist das, was ich geschrie­ben habe zu verstehen:
        Wäh­ler, schaut euch an was euch gesagt wird, schaut euch an was bis­her getan wur­de und zieht dar­aus eure Schlüsse!
        Das Inter­es­se der Men­schen muss wie­der das Inter­es­se der Poli­tik werden.

        Noch bes­ser wäre eine Bewe­gung wie wir sie der­zeit in der Demo­kra­ti­schen Par­tei in den USA sehen:
        Jun­ge, fort­schritt­li­che Men­schen erhe­ben sich um das gesell­schaft­li­che Gleich­ge­wicht her­zu­stel­len (das dort noch unglei­cher ist als es hier jemals war, wenn sich aller­dings hier nichts tut wird es uns genau­so gehen wie es dort der­zeit aussieht).

        Arndt von Boh­len und Hal­bach war eine tra­gi­sche Figur, die die Deka­denz einer in sich geschlos­se­nen Ober­schicht sicht­bar mach­te. Er starb an einem Krebsleiden.

  3. Mit Ihrer poli­ti­schen Auf­fas­sung bin ich grund­sätz­lich ein­ver­stan­den. Bloß wie kann man den Men­schen bei­brin­gen, nicht immer 'die Fal­schen' zu wäh­len? Und was wer­den 'die Ande­ren', wenn sie denn gewählt wür­den, für eine Figur abge­ben? Wie kommt einer über­haupt an den Platz, wo er gewählt wer­den kann, sprich wie kommt einer als Kan­di­dat auf den Wahl­zet­tel? Ist da nicht schon im Vor­feld so viel Kom­pro­miss und Falsch­heit not­wen­dig, dass am Ziel von den ehe­mals heh­ren Idea­len nichts mehr übrig bleibt? Viel­leicht brau­chen wir eine ande­re Art von Demokratie.

    1. Wir brau­chen kei­ne ande­re Demo­kra­tie - wir brau­chen das grund­sätz­li­che Ver­ständ­nis der Mas­sen, dass Demo­kra­tie nur gelingt wenn alle mit­ma­chen und wenn Poli­ti­ker nicht das machen, was sie ver­spro­chen haben beim näch­sten Mal ande­re zu wäh­len .... und sich vor allem auf der kom­mu­na­len Ebe­ne schon ein­brin­gen um von der Basis her Druck aufzubauen.

      Zum "Wie kann man es bei­brin­gen?" ver­su­che ich dadurch bei­zu­tra­gen, dass ich hier schrei­be - die Reich­wei­te ist natür­lich begrenzt, sie wächst aller­dings seit dem letz­ten Jahr stetig ....

      Nie ist sicher was dabei her­aus­kommt wenn man eine bestimm­te Wahl (bei Wah­len) trifft. Ich habe in den vie­len Jah­ren schon extre­me Wen­dun­gen beob­ach­tet. Was man sieht sind bestimm­te Konstanten:
      Die SPD wählt seit der Regie­rung Schrö­der immer erst den Wider­stand - um dann in letz­ter Minu­te umzu­fal­len. Stets das glei­che Argu­ment ".. man kann in der Regierung/Koalition mehr bewir­ken als von drau­ßen ..". Ganz falsch, weil dadurch die CDU/CSU Poli­tik über Jah­re gestützt wur­de, anstatt dort zu Erneue­rung zu führen.

      Wer immer kon­se­quent war ist "Die Lin­ke", die seit der Erneue­rung um die Jahr­tau­send­wen­de ihrer Linie treu blie­ben. Sie haben über die vie­len Jah­re kei­ne Groß­spen­den ange­nom­men und stecken bei kei­ner Inter­es­sen­grup­pe 'im Sack'.

      Die Pira­ten hat­ten gute Ansät­ze, aber letzt­lich nicht die gesell­schaft­li­che Ände­rung im Visier und sie waren in man­chem zu schnell für die Auf­nah­me­fä­hig­keit der Wäh­len­den, es fehl­te an den 'Ver­mitt­lern' in ihren Rei­hen um auch tech­nik- / com­pu­ter­fer­nen Men­schen die Not­wen­dig­kei­ten der Zukunft zu erklären. 

      *edit* / Nachtrag
      Ein Grund auf kei­nen Fall
      die PIRATEN bei der Euro­pa­wahl zu wählen
      wird dort erklärt →
      https://youtu.be/q2qS56P-7kA
       
      Jetzt, für Euro­pa, sehe ich DiEM25 als eine gute Alter­na­ti­ve, der Spit­zen­kan­di­dat Varou­fa­kis hat die Men­schen und deren Wohl­erge­hen im Auge, ist Wirt­schafts­po­li­tisch ver­siert und nicht (wie vie­le ande­re Poli­ti­ker in Euro­pa) abge­ho­ben, sein finan­zi­el­ler Sta­tus macht ihn immun gegen Bestechung, er hat es schlicht nicht nötig!
      Durch Koope­ra­ti­on mit einem ähn­lich aus­ge­rich­te­ten Part­ner - bei dem zudem der Frau­en­an­teil sehr hoch ist - wird die Basis erweitert.

      Es bleibt abzu­war­ten wie sich DiEM25 bei der Euro­pa­wahl *schlägt*, dann könn­te eine deut­sche Initia­ti­ve für die näch­ste Bun­des­tags­wahl zustan­de kom­men - und "Die Lin­ke" muss sich über­le­gen, ob es nicht bes­ser wäre sich da zu ver­bin­den um schlag­kräf­ti­ger zu werden.

      Die aller­wich­tig­ste Vor­aus­set­zung ist aller­dings mehr Men­schen dazu zu brin­gen zu wäh­len! Eine Wahl­be­tei­li­gung unter 50% ist - ins­be­son­de­re wegen der vie­len wich­ti­gen Wei­chen­stel­lun­gen aus Euro­pa, die uns dann hier in "D" tref­fen - ein­fach zu wenig!

  4. "sein finan­zi­el­ler Sta­tus macht ihn immun gegen Bestechung, er hat es schlicht nicht nötig!"

    Das wur­de mir schon zu Schul­zei­ten im Gemein­schafts­kun­de­un­ter­richt erzählt: Die Par­la­men­ta­ri­er müss­ten gut bezahlt wer­den, damit sie immun sei­en gegen Bestechung. Wer's glaubt - ja: g l a u b t !
    Die Fol­ge­rung müss­te ja sein, die Best­si­tu­ier­ten zu wäh­len. Also: Mil­li­ar­dä­re ins Parlament!? 

    Bestechung beinhal­tet außer Geld auch Posi­tio­nen und Pre­sti­ge, und danach lech­zen die kar­rie­re­lü­ster­nen Wis­sen­schaft­ler eben­so wie die Politiker.

    1. Wie ich schon schrieb, ist es nie aus­ge­schlos­sen, dass sich Men­schen im Amt anders ver­hal­ten als zuvor mit­ge­teilt - aber gera­de bei V. ist das eher unwahr­schein­lich, denn er hat damals bei der Abdan­kung Rück­grat bewie­sen wo ande­re um des Pre­sti­ges wil­len viel­leicht Kom­pro­mis­se gemacht hätten. 

      Bit­te kein Par­la­ment aus Mil­li­ar­dä­ren - wozu das führt kann man der­zeit in USA betrach­ten. Eine gesun­de Mischung könn­te schon dadurch erreicht wer­den, dass man nur einen Teil der Abge­ord­ne­ten über Par­tei­en zur Wahl stellt, den Rest aus Bewer­bern die über Bür­ger­be­we­gun­gen etc. ins Amt kom­men möch­ten. Das könn­te die ver­kru­ste­ten Struk­tu­ren auf­bre­chen und für fri­schen Wind in den Par­la­men­ten sorgen.

  5. Im Prin­zip haben der Herr step­pen­hund und Frau IGing schon alles gesagt, was an Kri­tik an ihrer Kri­tik anzu­brin­gen war (Stich­wort: glau­ben, Stich­wort: Eigenverantwortung).
    Den­noch ver­ste­he ich, was sie, mein lie­ber Herr wvs, mit ihrer Kri­tik beab­sich­ti­gen -und es ist inhalt­lich sicher­lich nicht ver­kehrt, glau­be ich. ;-)

    Kurz, um mei­nen Stand­punkt ein­zu­neh­men: Ich fand den Kom­men­tar des von ihnen geschol­te­nen Kom­men­ta­tors nicht kom­plett falsch, sieht er wenig­stens die hori­zon­ta­le Form der Aus­beu­tung, was ja schon mal ein Anfang ist.
    Dass er die ver­ti­ka­le hier im Land nicht sieht, sei ver­zie­hen, fast drei­ßig Jah­re neo­li­be­ra­les brain­wa­shing sol­len ja nicht umsonst gewe­sen sein.

    Er stellt zu recht die Fra­ge, wie auch Frau IGing, ob sich 'arme' Men­schen nicht anständig(gesund ist mir in die­sem Zusam­men­hang zu eso­te­risch) ernäh­ren könn­ten, bei vor­geb­lich vor­han­de­ner Zeit eine völ­lig legi­ti­me Fra­ge, wie ich glaube. ;-)

    Hier rächt sich nun -in mei­ner chau­vi­ni­sti­schen Sicht­wei­se zumin­dest- einer Rea­li­sa­ti­on eines femi­ni­sti­schen Ide­als "Der-von-der-Küche-befrei­ten-aber-dar­ob-zum-Kochen-unfä­hi­gen, aber dafür selbst­be­frei­ten Frau, Dia­lek­tik is a bitch!
    Die mei­sten Frau­en die ich ken­ne, die irgend­wann man Hartz IV bezo­gen bzw. noch bezie­hen, waren und sind allein­er­zie­hen­de Müt­ter, bei denen der Vater unfä­hig ist/war sei­ner Unter­halts­pflicht nachzukommen.
    Alle arbei­ten neben­her und stocken auf, was sie aber trotz­dem nicht dar­an hin­dert, wirk­lich nicht kochen zu kön­nen; der Brut wird nix fri­sches, son­dern TK -oder Con­ve­ni­ence Ware vor­ge­setzt -denn außer einem Spiegelei(was der Nach­wuchs nicht möch­te) ist es eher schwie­rig Nah­rung zuzu­be­rei­ten ohne Hand­werk oder den Wil­len dazu.
    War­um soll­te man die­ses selbst­ge­wähl­te Los nicht kritisieren?
    Wer sein weni­ges Geld für vor­ge­fer­ti­ge Indu­strie­nah­rung raus­haut, weil es ver­meint­lich schnell geht und weil er oder sie zu doof oder zu faul ist zu kochen, der nutzt sei­ne Res­sour­cen unzu­rei­chend und sträf­lich und soll­te des­we­gen kei­nen Opferstaus bewil­ligt bekom­men, ein Tabu schon gar nicht.
    Das dies aber nichts mit den struk­tu­rel­len, bau­art­spe­zi­fi­schen Ungleich­hei­ten der kapi­ta­li­sti­schen Pro­duk­ti­ons­wei­se zu tun hat, oder wenn, nur hart am Ran­de, macht es ja nicht ver­kehrt, son­dern eben nur anders.

    Ich hal­te nichts davon, Men­schen in ihrer Opferrolle(als Scheiß­koch, nicht als Arbei­ter) zu ver­tei­di­gen- auch die Aus­sa­gen von Sar­ra­zin, "Zieht euch halt einen Pull­over an, dann geht der Win­ter auch mit 20 Grad Cel­si­us in der Woh­nung rum!", liegt aus mei­ner Sicht nicht völ­lig daneben.

    Doch zurück zum Kapi­ta­lis­mus. Es wun­dert mich immer wie­der, wenn wir alle -als ein gerin­ger Teil der Welt­be­völ­ke­rung -zu den abso­lu­ten Top­nutz­nie­ßern des Kapi­ta­lis­mus gehö­ren und den­noch per­ma­nent glau­ben man kön­ne das irgend­wie mit Geset­zen regeln oder begrenzen.
    Nee, kann man nicht.
    Und wir in Euro­pa, spe­zi­el­ler in Deutsch­land mer­ken ja bereits, dass unse­re Macht glo­bal und im Innern sinkt, die Asia­ten lau­fen uns stünd­lich den Rang ab, der hei­ße Atem ist nicht mehr im Nacken, son­dern weht straight von vorn. Momen­tan scheint es, als wäre eine dik­ta­to­ri­sche Regie­rung dem Kapi­ta­lis­mus in einer bestimm­ten histo­ri­schen Situa­ti­on för­der­li­cher, als eine Dis­ku­tier­bu­de der unan­ge­nehm auf­ge­bläh­ten und teu­ren Art, wie bei uns.

    Wir kön­nen fest­hal­ten: es gibt sowohl einen Bereich, den man als Indi­vi­du­um tat­säch­lich mit Dis­zi­plin und der Fähig­keit Nah­rung zu Essen zu basteln mei­stern könn­te, wer dies dann nicht tut, hat das gewählt und ist einer Soli­da­ri­tät unwür­dig, als es auch einen Bereich gibt, auf den der -oder die Ein­zel­ne- eben kei­nen Ein­fluss hat; struk­tu­rell vor­ge­ben und in dem man oder frau bes­ser oder schlech­ter ver­wer­tet wer­den kann.

    Kapi­ta­lis­mus lebt davon, dass es immer einen geben muss, der nichts zu ver­kau­fen hat, außer sei­ner Arbeits­kraft. Sie lebt davon, dass man im Tausch für sel­bi­ge weni­ger bezahlt, als sie -hier greift das Kon­zept von Marx- an neu­en Wer­ten schafft. Der Mehr­wert ist dann das Sur­plus derer, die Arbeits­kraft ein­kau­fen, der Teil, der dem, der die Arbeit erbracht hat, vor­ent­hal­ten wurde.
    So funk­tio­niert unse­re Gesell­schaft. Wir haben das nur ver­ges­sen, weil in der Zeit des For­dis­mus eine Ver­bes­se­rung für die Mas­sen an der Tages­ord­nung war und sozia­le Mobi­li­tät nicht nur eine Phra­se schien; weil sozia­ler Frie­den in wei­ten Tei­len aus einer stär­ke­ren Par­ti­zi­pa­ti­on derer, die den Mehr­wert erschaf­fen, stattfand.
    Eben, weil das Akku­mu­la­ti­ons­re­gime des Kapi­ta­lis­mus in die­ser Pha­se Mas­sen­nach­fra­ge gene­rier­te und benö­tig­te. Dies ist spä­te­stens seit den 90er Jah­ren nicht mehr der Fall.

    Die Regle­men­ta­ri­en, die die kapi­ta­li­sti­sche Pro­duk­ti­ons­wei­se gezähmt hatten(gebildete Fabrik­ar­bei­ter waren von Nöten um die Akku­mu­la­ti­ons­stra­te­gie des Kapi­tals zu rea­li­sie­ren, auch und trotz der dabei pro­ble­ma­ti­schen gewerk­schaft­li­chen Stär­ke), grei­fen nicht mehr, tech­no­lo­gi­scher Vor­sprung wur­de verspielt(Umweltschutz vs. Tech­nik) und so hat der Rest der Welt inzwi­schen fast unser Niveau erreicht, ist Deutsch­land und Euro­pa im Abstieg begrif­fen - arbeits­tei­li­ge Pro­zes­se wur­den glo­ba­li­siert, bei dadurch ent­ste­hen­den Lücken im Innern(bspw. Tex­til­bran­che, Tei­le des Maschi­nen­baus, Schwerindustrie).

    Mit der Ent­fes­se­lung des Finanz­ka­pi­tals durch die Poli­tik begann der Pro­zess der 'Anglo-Ame­ri­ka­ni­sie­rung' der Gehäl­ter von Vor­stän­den und die Hin­wen­dung zum Share­hol­der-Value, bei gleich­zei­ti­ger Indi­vi­dua­li­sie­rung struk­tu­rel­ler Kri­sen des Kapi­ta­lis­mus. Bedeu­tet: Selbst schuld, wenn du kei­ne Arbeit findest...wer sucht der fin­det, ler­ne lebens­lang und hal­te das Maul, sei zufrie­den mit Arbeit, auch weit unter dei­nem Qua­li­fi­ka­ti­ons­le­vel. Die­ses Gift kri­ti­sie­ren sie ja, und zu Recht, ich bin nur nicht sicher, ob der geschol­te­ne Kom­men­ta­tor da der rech­te Adres­sat ist.

    Wäh­rend einer­seits die, die den Mehr­wert erschaf­fen -auch nach dem Zusam­men­bruch der U.d.S.S.R und der weg­fal­len­den 'Gegen­ge­wichts­funk­ti­on'- immer weni­ger an Pro­duk­ti­vi­täts­zu­wäch­sen betei­ligt wur­den, stieg der Anteil der Eig­ner und der ober­sten Mana­ger in Berei­che die vor­her im angel­säch­si­schen Raum ange­sie­delt waren.
    Man glo­ba­li­sier­te sei­ne Ent­gelt­zah­lung an den ober­sten Mana­gern der Welt und ver­such­te gleich­zei­tig die Löh­ne und Gehäl­ter eben­falls zu glo­ba­li­sie­ren, hier jedoch am unter­sten des­sen, was mög­lich schien.
    Da ging er Blick an die Wall­street, dort in die Slums nach Bangladesch.
    Hier hät­te Poli­tik gegen­steu­ern kön­nen, was aber offen­sicht­lich nicht gewollt war - statt­des­sen erzeug­te man. mit der Eta­blie­rung der soge­nann­ten Ich-AG's. ein unter­neh­me­ri­sches Lum­pen­pro­le­ta­ri­at, dass spä­te­stens beim Ein­tritt in die Ren­te pauperisiert.
    All dies nun nicht zur Kennt­nis zu neh­men könn­te ein Feh­ler sein, eben­falls wenn man die Schuld ledig­lich bei ein paar Poli­ti­kern oder Par­tei­en sucht; denn der Feh­ler, wenn man davon denn als Feh­ler davon spre­chen möch­te, liegt tief im Inner­sten des­sen, was unse­re Wirt­schaft und Gesell­schaft bewegt.
    Man muss also, wenn man ehr­lich damit umge­hen will, die System­fra­ge stel­len, muss fra­gen ob die Form des Wirt­schaf­tens an sich nicht die 'Ursün­de' ist, wenn mir die­ser kle­ri­ka­le Ter­mi­nus erlaubt sei.

    Man könn­te auch -mit dem lei­der viel zu früh ver­stor­be­nen Hans Ros­ling- fra­gen, ob es wirk­lich bes­ser wäre, wenn es nicht so ist, wie es ist, oder ob das nur eine ver­eng­te, poli­ti­sche gar ideo­lo­gi­sche Sicht­wei­se ist.
    Anders gefragt: Ist Ungleich­heit immer schlecht für eine Gesell­schaft? Oder doch nur die beson­ders inten­si­ven Aus­läu­fer davon?

    Ihnen Ihr Blödbabbler

    1. Wie schön Sie wie­der ein­mal, lie­ber Herr bloed­bab­b­ler, aus­ge­drückt haben was mei­ne Absicht gewe­sen ist .... der Kri­tik der Kri­tik habe ich teil­wei­se nach­ge­ge­ben, weil es mir nicht um die Begrif­fe selbst ging, son­dern um das Gedan­ken­ge­bäu­de dahin­ter. In den Kom­men­ta­ren wei­ter oben nachzulesen.

      Der Kom­men­ta­tor S.N., auf den ich geant­wor­tet habe, ist zwar (Annah­me mei­ner­seits) nicht mehr ganz jung, aber auch nicht ganz alt, daher fehlt ihm einer­seits Erkennt­nis und ande­rer­seits Erfah­rung die dar­auf auf­bau­en könn­te. Ich bin Ihnen dank­bar, dass Sie hier noch­mal den Faden spin­nen und das Gedan­ken­ge­bäu­de dar­stel­len in dem wir uns bewe­gen - ich bin ja kein Poli­to­lo­ge son­dern Natur­wis­sen­schaft­ler und des­we­gen nicht immer ganz klar/sattelfest in der Ter­mi­no­lo­gie des­sen, was hier Dis­kus­si­ons­ge­gen­stand ist. 

      Um es also vor­weg zu sagen:
      Mir ging es hier um die ver­ti­ka­le Komponente.

      Selbst­ver­ständ­lich darf man - egal ob ein Mensch arm oder reich ist - die Fra­ge stel­len ob er sich ver­nünf­tig ernäh­ren könn­te, mit den zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­teln, selbst wenn die äußerst knapp bemes­sen sind.

      Was ich nicht für mög­lich hal­te ist, dass man es noch so wie frü­her ein­rich­ten kann, näm­lich mit eige­nem Gärt­chen und selbst gezo­ge­ner Nah­rungs­grund­la­ge - die Zei­ten sind vor­bei, selbst wenn es einen Trend zum Klein­gar­ten zu ver­mer­ken gibt, so reicht das bei­lei­be nicht zur Ver­sor­gung all derer, die wegen gerin­ger Ein­künf­te davon pro­fi­tie­ren könn­ten, mit Zeit und Arbeit feh­len­des Geld zu ersetzen.

      Da gibt es zwei Kom­po­nen­ten. Wenn man unter­stellt, dass par­al­lel zur wirt­schaft­li­chen Situa­ti­on ein Bil­dungs­ge­fäl­le besteht, ist es schon nicht mehr so zwin­gend anzu­neh­men, jeder sei in der Lage anstän­dig zu kochen und sich des­we­gen gesund(-heitserhaltend) zu ernähren.

      Dazu gehö­ren Wis­sen und Kön­nen. Wis­sen was man sai­so­nal zu wel­cher Mahl­zeit ver­ar­bei­ten könn­te, wie man es prak­tisch ver­fer­tigt und schließ­lich ob man es selbst kann. Da sind Men­schen mit mehr Geld sicher bes­ser dran, denn sie wer­den in der Lage sein sich bedie­nen zu las­sen und ande­re dafür anzu­stel­len ihre Nah­rungs­be­dürf­nis­se opti­miert zu erfül­len - wäh­rend am ande­ren Ende der Ska­la die mit man­nig­fal­ti­gen Auf­ga­ben kämp­fend, allein­er­zie­hen­de Mut­ter steht (der man die man­gel­haf­te Wahl bei der Partn­er­fin­dung vor­wer­fen könn­te), die nun auf *con­ve­ni­ence food* zurück­greift, weil sie nach viel­leicht sogar meh­re­ren Jobs weder Zeit noch Lust, und manch­mal wohl ver­ständ­li­cher­wei­se auch nicht mehr den Antrieb hat, etwas selbst zu kochen.

      Femi­nis­mus, lie­ber Herr bloed­bab­b­ler, gibt es in abge­stuf­ter Form, des­we­gen neh­me ich es Ihnen nicht ab, dass Sie tat­säch­lich nur die nega­ti­ve Sei­te des "nicht-mehr-kochen-kön­nens" sehen und die Mög­lich­kei­ten, die sich heut­zu­ta­ge den Frau­en bie­ten so ein­fach unter den Tep­pich kehren.

      Noch erstaun­ter bin ich aller­dings von Ihnen aus­ge­rech­net den Sar­ra­zin zitiert zu sehen. Und dann auch noch mit die­sem Zitat, was mei­ner Mei­nung nach schon eine zyni­sche Ver­höh­nung derer dar­stellt, die oft­mals unver­schul­det in Armut abge­rutscht sind.

      Wegen der fort­ge­schrit­te­nen Zeit muss ich an die­ser Stel­le unter­bre­chen - wei­ter geht es dann mor­gen, wenn ich wie­der aus­ge­ruht bin.

    2. Teil 2
      der Ant­wort an Herrn bloedbabbler

      Sie wei­sen im näch­sten Absatz dar­auf hin, dass es einen Unter­schied zu machen gel­te, wenn es um die Meta­ebe­ne geht: 

      System­be­ding­te Ver­wer­fun­gen sei­en, wenn ich das rich­tig gele­sen habe, von den per­sön­li­chen Gege­ben­hei­ten zu unter­schei­den und nur mit gerin­gem Ein­fluss auf das Ver­hal­ten. Da wider­spre­che ich aller­dings. Wenn die Ent­loh­nung gerech­ter wäre könn­te eine Ver­bes­se­rung schon dadurch ein­tre­ten, dass mehr / genü­gend Zeit ver­blie­be um sich 

      1. um bes­se­re Wahl bei den Nah­rungs­mit­teln und
      2. pro­dukt­ge­rech­te Zubereitungsweise 

      zu küm­mern. Der Absatz von Koch­bü­chern und die Zuschau­er­zah­len bei Koch­sen­dun­gen wei­sen auf ein Bedürf­nis zur bes­se­ren Infor­ma­ti­on hin, das aller­dings in der Pra­xis an man­nig­fal­ti­gen Grün­den (z.T. wei­ter oben erläu­tert) schei­tert. Es besteht also der Wunsch nach Ver­bes­se­rung - der sich prak­tisch nicht aus­wirkt und ich sehe dar­in nicht zuerst Faul­heit und Unver­mö­gen, son­dern system­be­ding­te Hinderung.

      Sie stel­len - völ­lig klar und nicht dis­ku­tier­bar - dar, wie wir, auf hohem Niveau lebend, ver­su­chen unser Gewis­sen zu befrei­en, indem wir ver­su­chen die Aus­wir­kun­gen andern­orts abzu­mil­dern oder gar zu ver­hin­dern. Wo wir nicht einig sind ist, ob das gelin­gen könnte.

      Gera­de die Besteue­rung ist doch ein Instru­ment - und in die­sem Bereich ver­sagt die obe­re Hälf­te der euro­päi­schen Staa­ten kläg­lich, weil sie schon gegen­über der ande­ren Hälf­te nicht soli­da­risch son­dern kapi­ta­li­stisch han­delt. Aus­pres­sen wo es nur geht, anstatt durch eine geschick­te Fis­kal­po­li­tik den Aus­gleich zu bewir­ken - kein Wun­der also, wenn sich Auf­lö­sungs­ten­den­zen zeigen.
      Da sind die von Ihnen genann­ten außer­eu­ro­päi­schen Gege­ben­hei­ten nur das Tüp­fel­chen auf dem "i", der Wind­hauch, der das Kar­ten­haus zum Ein­sturz bringt. 

      Der nach­las­sen­de Ein­fluß ist seit Jah­ren vor­be­rei­tet, und zwar durch die recht- und gesetz­lo­se Ver­hal­tens­wei­se der U.S.A. als west­li­che "Füh­rungs­macht", der wir jahr­zehn­te­lang bedin­gungs­los gefolgt sind und wo wir jetzt die Fol­gen mit­tra­gen müs­sen. Wo nichts mehr zu holen ist - und wir sind ja fast an die­sem Punkt in Sachen Roh­stof­fe und Ener­gie - gehen sich die Markt­be­tei­lig­ten gegen­sei­tig an die Kehle.

      Die ange­spro­che­ne Sät­ti­gung des Mark­tes, die selbst mit enorm zuneh­men­dem Mar­ke­ting kei­ne adäqua­ten Absät­ze mehr gene­rie­ren kann, soll­te doch schon selbst den Pro­du­zen­ten zu den­ken geben - den­noch wird an "Wachs­tum" fest­ge­hal­ten, welch ein Widersinn!

      Dass die­je­ni­gen, die die­se Ent­wick­lung nicht ange­mes­sen bei Zukunfts­pla­nun­gen berück­sich­ti­gen, noch dafür immer höhe­re Ver­gü­tun­gen ein­strei­chen ist der blan­ke Hohn. Ich den­ke da bei­spiels­wei­se an die völ­li­ge Fehl­ein­schät­zung der Auto­bau­er hin­sicht­lich des Elek­tro­au­to­be­dar­fes (wobei hier noch frag­lich ist, ob das tat­säch­lich "die Zukunft" sein wird), oder die Fehl­ent­schei­dung bei Bay­er Monsan­to aus­ge­rech­net dann zu kau­fen, wenn man­nig­fal­ti­ge Scha­den­er­satz­pro­zes­se und Ver­kaufs­ver­bo­te für *cash cow* Pro­duk­te in vie­len Län­dern der Welt abseh­bar waren.

      Inso­weit nähern wir uns gegen Ende der Betrach­tung ein­an­der an:
      ".. Man muss also, wenn man ehr­lich damit umge­hen will, die System­fra­ge stel­len, muss fra­gen ob die Form des Wirt­schaf­tens an sich nicht die 'Ursün­de' ist, wenn mir die­ser kle­ri­ka­le Ter­mi­nus erlaubt sei .."

      Genau das ist ja mein Anlie­gen - und sicher mit der von Ihnen im Fol­ge­satz gemach­ten Einschränkung: 

      Nicht alle kön­nen alles haben, es blei­ben zwi­schen Indi­vi­du­en Unter­schie­de die nicht aus­ge­gli­chen wer­den kön­nen - und auch nicht aus­ge­gli­chen wer­den soll­ten, weil sonst die Mehr­lei­ster düpiert und die Min­der­lei­ster unzu­läs­sig geför­dert wür­den. Solan­ge der Wert als Mensch nicht am finan­zi­el­len Sta­tus fest­ge­macht wird hal­te ich das für vertretbar.

      Um noch an das anzu­schlie­ßen was ich im Ver­lauf der Dis­kus­si­on schon ange­deu­tet hatte: 

      Es gilt die Span­ne zwi­schen den Extre­men zu ver­rin­gern, weil ein 350-faches Jah­res­ge­halt für Vor­stän­de nicht das wider­spie­gelt, was tat­säch­lich an Lei­stungs­un­ter­schied da ist. Zudem fehlt es an einer Besteue­rung der Groß­un­ter­neh­men, die dafür her­an­ge­zo­gen wer­den müs­sen die Infra­struk­tur zu erhal­ten, der sie ihre Pro­fi­te mit ver­dan­ken, für die sie bis­her - sehr bedau­er­lich - nichts beitragen.

  6. Selbst­ver­ständ­lich darf man - egal ob ein Mensch arm oder reich ist - die Fra­ge stel­len ob er sich ver­nünf­tig ernäh­ren könn­te, mit den zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­teln, selbst wenn die äußerst knapp bemes­sen sind.

    Der Witz dar­an ist ja gera­de, dass eben TK und Con­ve­ni­ence Ware in fast allen Fäl­len deut­lich teu­rer -in Rela­ti­on, aber auch abso­lut- ist, als selbst­zu­be­rei­te­tes fri­sches Essen. Von Inhalts­stof­fen, die die Indu­strie , aber der mensch­li­che Kör­per nicht unbe­dingt benö­tigt, um ihre Ware halt­ba­rer zu machen dabei ganz zu schwei­gen. Man braucht dafür auch kei­nen Bio-Öko-Vega­nis­mus-Trend, nor­ma­les Essen ist durch­aus in gutem Zustand. Wenn ich also mei­ne pre­kä­re Situa­ti­on ver­bes­sern will, indem ich mit mei­nem zu knap­pen Bud­get haus­hal­ten muss, wäre dies ein Weg in die rich­ti­ge Richtung.

    Wenn man unter­stellt, dass par­al­lel zur wirt­schaft­li­chen Situa­ti­on ein Bil­dungs­ge­fäl­le besteht, ist es schon nicht mehr so zwin­gend anzu­neh­men, jeder sei in der Lage anstän­dig zu kochen[...]

    Sie mei­nen nur Aka­de­mi­ker könn­ten kochen? Da kann ich ihnen sagen, gera­de die oft­mals nicht.
    Auch hier weiß ich zwar wor­auf sie hin­aus wol­len, aber ich ver­mu­te mit einem von der ARGE finan­zier­ten Kurs "Sel­ber kochen für Hartz IV Dum­mies", lie­ße sich an die­ser Front zügig eine Ver­bes­se­rung erreichen. 

    Selbst­ver­ständ­lich ist die Ver­en­gung auf die Unfä­hig­keit sel­ber kochen zu kön­nen oder es zu wol­len ein deut­li­cher Aspekt eines fehl­ge­lei­te­ten Eman­zi­pa­ti­ons­pro­zes­ses. Auch feh­len ver­mut­lich Rol­len­vor­bil­der, oder wer­den auf­grund von ideo­lo­gi­scher Ver­blen­dung als fal­sche Rol­len­bil­der denun­ziert und abgelehnt.
    Am Ende fehlt dann das, was die Oma noch wuss­te und kannte.
    Wenn ich dar­an den­ke, dass mei­ne Groß­mutter neben einer unfass­ba­ren Anzahl von Kin­dern noch zusätz­lich auf dem Feld gear­bei­tet und den Haus­halt geführt hat, zu einer Zeit, als man noch kei­ne Wasch-Spül- oder son­sti­ge Maschi­ne kann­te die den Haus­halt leich­ter und erträg­li­cher gemacht hat, muss ich immer lächeln, wenn heu­ti­ge Haus­frau­en oder Män­ner stöh­nen ob der Schwe­re der Hausarbeit.
    Sie hat­te aller­dings auch kein Smart­phone mit dem sie die Hälf­te des Tages Belang­lo­sig­kei­ten in die Welt ent­ließ. Das waren har­te Zei­ten, als in Deutsch­land tat­säch­lich noch abso­lu­te Armut herrsch­te und Men­schen hungerten.
    In wei­ten Berei­chen erscheint mir der ste­ti­ge Abstieg den wir im Land erle­ben auch Aus­druck einer ver­wöhn­ten und sat­ten Gesell­schaft zu sein, die von den mei­sten Asia­ten inzwi­schen locker ein­ge­steckt wird. Es ist ja kein Zufall, dass bspw.an den Unis in den USA für die rele­van­ten Fächer fast nur noch Asia­ten wären, wenn man nicht quo­tie­ren würde(via fefe).

    Und um sie sich nicht zu stark in Rich­tung Sar­ra­zin ver­ren­nen zu las­sen, ich fin­de den auch doof. So wie ich auch Trump doof fin­de. Aber, wie immer blei­be ich dabei, wenn eine Aus­sa­ge mir rich­tig erscheint, ist es mir egal, wer sie geäu­ßert hat. Es gibt kein Recht auf lebens­lan­ge und all­um­fäng­li­che Sub­ven­tio­nie­rung des eige­nen Lebens durch den Steu­er­zah­ler, auch wenn das natür­lich eine net­te Idee wäre.
    Was es gibt, ist ein sozia­les Siche­rungs­sy­stem, dass immer löch­ri­ger wird, weil immer mehr Men­schen dort rein­fal­len, was aus mei­ner Sicht zwei Grün­de haben kann:
    Erstens, ich habe etwas gelernt was nie­mand mehr braucht und bin unfä­hig was neu­es zu ler­nen was gebraucht wird, oder, ich bin bspw. erkrankt, ver­krüp­pelt oder behin­dert und dann dadurch arbeits­un­fä­hig. In letz­te­ren Fäl­len muss defi­ni­tiv gehol­fen wer­den, in erste­ren kann man schon genau­er hin­schau­en, war­um es so ist, wie es ist.
    Oft sind es struk­tu­rel­le Pro­ble­me, weil bspw. von Sei­ten der Indu­strie und der Poli­tik ver­schla­fen wur­de sich zukunfts­si­cher auf­zu­stel­len und recht­zei­tig umzu­struk­tu­rie­ren, weil man halt am alten Erfolgs­mo­dell zu lan­ge fest­hal­ten woll­te. Manch­mal sind es ideo­lo­gi­sche Grün­de, weil bspw. Tech­nik nicht als Umwelt­kon­form oder sau­ber oder unge­fähr­lich genug ange­se­hen wird.
    Hier soll­te man gucken Men­schen –so denn intel­lek­tu­ell mög­lich- zu qua­li­fi­zie­ren für Berei­che in denen Zukunfts­fä­hig­keit abseh­bar ist.
    Wir haben auch das Pro­blem, dass man­che Indu­strien mit unge­lern­ten Arbei­tern inzwi­schen in Ban­gla­desch oder ande­ren Level 2 Staa­ten ange­sie­delt sind, Pro­duk­ti­on in Deutsch­land damit obso­let gewor­den ist.
    Nun sind aber nicht alle inner­halb einer Gesell­schaft dazu aus­er­se­hen Rake­ten­wis­sen­schaft­ler zu wer­den, eini­ge blei­ben qua ver­min­der­ter Intel­li­genz immer zurück; diver­se Jobs, die es frü­her noch gab, wer­den dabei inzwi­schen zuneh­mend von Migran­ten erledigt.
    Zwei­tens gibt es aber tat­säch­lich auch jene, die sich ihr Leben von der Gesell­schaft finan­zie­ren las­sen, pre­kä­re Erb­hö­fe in der xten Generation.
    Das sind zuge­ge­ben deut­lich weni­ger, als uns immer ger­ne als Sün­den­bock von Pres­se und TV vor­ge­führt wer­den, aber des­we­gen so zu tun, als gäbe es die­se nicht, füt­tert im Zwei­fels­fall die AfD. Bei den Zah­len zur Arbeits­lo­sig­keit soll­te man auch berück­sich­ti­gen, dass Migran­ten über­pro­por­tio­nal ver­tre­ten sind, selbst die alten Zah­len mit 36% Anteil von 2013 (aktu­ell 46%) sind, wenn man sie in Bezug zum Anteil der Gesamt­po­pu­la­ti­on legt, deut­lich höher als bei der 'Urbe­völ­ke­rung'(SpON.
    Wenn man nun dar­auf hin­weist, ist man dann schon auto­ma­tisch Zyni­ker oder gar schon Rassist?
    Oder, um den Sprung zurück zum Sar­ra­zin zu machen, der Hinweis(auch wenn er mit der Inten­ti­on aus­ge­spro­chen wor­den ist, wie sie oben anneh­men), wenn du nicht genug Geld hast, dann musst du even­tu­ell dein Ver­hal­ten ändern, erscheint mir richtig.
    Ich sit­ze hier mit abschalt­ba­ren Steck­do­sen­lei­sten, habe strom­ver­brauchs­in­ten­si­ve Ver­brau­cher ersetzt und las­se kein Gerät aus Bequem­lich­keits­grün­den im Stand-by.
    Ich koche unser Essen in geschätzt 80+% der Fäl­le frisch und habe im Win­ter in der Woh­nung einen Pull­over an, auf der Couch lie­gen Decken die beim TV gucken kosten­gün­stig wär­men, falls es denn etwas küh­ler ist(Temperatur liegt gewöhn­lich zwi­schen 20-22 Grad Cel­si­us, ab 22.00 greift im Haus die Nacht­ab­sen­kung und die Gra­de gehen recht zügig runter).
    Wir hei­zen genau einen Raum, das Wohn­zim­mer, die Tür ist ver­schlos­sen, die Wär­me bleibt drin.
    Wenn wir nicht im Haus sind, wird das Ther­mo­stat etwas nied­ri­ger gestellt, damit die Wär­me erhal­ten bleibt und die Wän­de nicht zu sehr auskühlen.

    Wenn ich so etwas kann, obwohl ich dem Luxus­hob­by des Whis­ky­s­aufens nach­ge­he und noch nicht jeden Cent zwei­mal umdre­hen muss, ver­mu­te ich mal, auch ande­re Men­schen könn­ten damit Kosten ein­spa­ren, was dann als bares Geld an ande­rer Stel­le zur Ver­fü­gung stünde.
    Falls jemand dies alles jedoch als Zumu­tung betrach­ten soll­te, soll er oder sie halt ein­fach die Koh­le selbst erwirt­schaf­ten um sich das aktu­ell­ste Smart­phone, die Schach­tel Ziga­ret­ten oder den Flach­bild­schirm zu kau­fen - da sehe ich nicht ein, wie­so das ali­men­tiert wer­den soll­te von der Gemein­schaft. Die Ms. geht arbei­ten für 2k Brut­to im Monat, als Ein­stei­ger bei Lidl gibts schon mehr, als eben als TFA, soviel zu die Dis­coun­ter zah­len schlecht. ;-)
    Von den knapp 1.4k Net­to zahlt sie Mie­te, Ben­zin, Ver­si­che­run­gen und Strom, als Hartz IV Bezug wären es ver­mut­lich um die 900€(424 Regel­satz + Miete/Heizung). Bedeu­tet, sie arbei­tet für unge­fähr 500 Euro über dem Hartz IV Satz im Monat in Voll­zeit; Zeit, die der Bezie­her der Sozi­al­lei­stung fast größ­ten­teils für die eige­ne Lebens­pla­nung zur Ver­fü­gung hat.
    Und das ist ja auch gut und so gedacht, um Men­schen eben kurz­fri­stig in Not zu hel­fen, oder eben bei Sie­che auch dauerhaft. 

    Und ja, nur damit sie jetzt nicht mit den wirk­li­chen Aso­zia­len anfan­gen, oft­mals deckungs­gleich mit den soge­nann­ten Eli­ten, die uns alle viel mehr kosten(Subvention, Ret­tungs­schirm) auch die sind mir bekannt und auch das kri­ti­sie­re ich...ist aber den­noch unab­hän­gig von der Kri­tik an man­geln­der Befä­hi­gung zur Nah­rungs­zu­be­rei­tung oder eben poten­ti­el­ler Ein­spa­rung zu sehen. Muss es sein, denn sonst ist es nur what­a­bou­tism und das hilft kei­nem weiter.

    1. WOW - so schnell wie Sie schrei­ben kann ich nicht­mal den­ken ;c) ....

      1. Es ist unbe­strit­ten (von mir), dass TK/*convenience* teu­er und oft ernäh­rungs­phy­sio­lo­gisch unaus­ge­wo­gen ist, mit weni­gen Aus­nah­men, wo unver­ar­bei­te­te, ledig­lich gerei­nig­te Gemü­se oder Früch­te ver­kauft werden: 

      Blu­men­kohl, Brok­ko­li, Lauch. Natür­lich kann man das selbst waschen, put­zen und in klei­ne Men­gen tei­len um es ein­zu­frie­ren, weil zwei Per­so­nen eben kei­nen gan­zen Blu­men­kohl essen (kön­nen). Da stellt sich aller­dings die Fra­ge der Wirt­schaft­lich­keit, denn die TK-Her­stel­ler kau­fen frisch ein und ver­ar­bei­ten sofort, zudem kau­fen sie gro­ße Men­gen bil­li­ger als Frisch­ge­mü­se im nor­ma­len Ange­bot kostet. Daher kann es durch­aus bes­ser & bil­li­ger sein zu die­sem Ange­bot zu greifen.

      Ich koche bei uns, daher ken­ne ich Prei­se und Ver­füg­bar­keit ganz gut. Möh­ren selbst zu ver­ar­bei­ten lohnt sich, das gilt auch für Kohl­ra­bi, Weiß­kohl, Fen­chel und Sel­le­rie. Aber schon bei den oben genann­ten Gemü­sen (plus Blatt­spi­nat) habe ich die Erfah­rung gemacht, dass TK die bes­se­re Wahl ist, weil die Her­stel­ler Schock­fro­sten kön­nen, was mir mit einem -18°C Gefrier­fach nicht gelingt und zu lab­be­ri­gem Gemü­se führt.
      (Ich habe hier eine Aus­wahl getrof­fen, sonst wird am Ende noch ein Koch­kurs daraus)

      2. Zum Kochen gehö­ren in erster Linie Impro­vi­sa­ti­ons­fä­hig­keit und Phan­ta­sie, ein gewis­ses hand­werk­li­ches Geschick und bei kom­pli­zier­ten Spei­sen sicher auch Erfah­rung. Ein Lamm­kar­ree wird kei­nem Anfän­ger gelin­gen, und aus eige­nem Feh­ler weiss ich, dass auch ein Forel­len­mousse durch­aus eine Her­aus­for­de­rung dar­stellt. Aber sowas kocht man ja auch nicht alle Tage.
      Zur "Intel­li­genz" beim Kochen: Da mein­te ich ein gewis­ses Maß an Kennt­nis der Nah­rungs­mit­tel­grup­pen, dem Gar­pro­zess und der Phy­sik. Alles ande­re kann man heut­zu­ta­ge im Inter­net nach­le­sen, was natür­lich vor­aus­setzt, dass man sinn­erfas­send lesen kann ....

      Ich habe (mit einem Klas­sen­ka­me­ra­den) in der Schu­le zwei Jah­re vor dem Abi an dem Koch­kurs teil­ge­nom­men der eigent­lich den Mäd­chen aus unse­rer Klas­se vor­be­hal­ten war - das hilft mir heu­te noch. Es ging um das, was man "Haus­manns­kost" nennt, und zwar immer aus ein­zel­nen Zuta­ten, kei­ne Pul­ver oder Päck­chen .... Kraut­wickel als Haupt­ge­richt und *Grieß­flam­me­ri* als Nach­tisch bei­spiels­wei­se. Das Koch­buch von damals mit der Berech­nung von 'Feue­rung' , 'Nähr­wert' und 'Kosten' habe ich all die Jah­re aufbewahrt.

      3. Ihren Absatz zu "Groß­mutters Zei­ten" könn­te ich so unter­schrei­ben, inklu­si­ve dem Hin­weis auf die Asia­ten, ich hat­te in mei­ner (letz­ten) Vor­le­sung in USA von 16 Hörern 4 Chi­ne­sen (3 Tai­wan, 1 Main­land), 2 Ara­ber und einen Philipino.

      4. Struk­tu­rel­le Pro­ble­me und Ver­la­ge­rung der Produktion.
      Weil ich ja immer dar­auf hin­wei­se, dass nicht Jeder Alles kann pflich­te ich Ihnen bei was die­sen Teil ihrer Aus­füh­run­gen angeht.
      Dazu kommt aber noch, dass wir bei uns im Lan­de oft viel zu kom­pli­zier­te Lösun­gen för­dern - die dann natür­lich weni­ger gebil­de­te bzw. fähi­ge Men­schen über­for­dern oder gar nicht erst brauchen.
      Bei­spiels­wei­se wird die Maut andern­orts mit Men­schen vor Ort in Betrieb gehal­ten - dazu müs­sen kei­ne gro­ßen mathe­ma­ti­schen Pro­ble­me gelöst wer­den, es reicht wenn man lesen und schrei­ben kann, Geld zu zäh­len und her­aus zu geben in der Lage ist.
      Wenn man wirk­lich Men­schen sinn­voll beschäf­ti­gen will ohne sie zu über­for­dern könn­te man da Fel­der reser­vie­ren wo Maschi­nen oder Tech­nik auf­wän­dig und stör­an­fäl­lig sind.

      [Dem steht ent­ge­gen, was der baye­ri­sche Herr­mann als Neben­zweck sieht, näm­lich die Total­über­wa­chung des Ver­kehrs auf den Autobahnen].

      5. Was den Anteil an Aus­län­dern angeht haben Sie bestimmt Recht mit dem Hin­weis, welch gro­ßen Teil der Bezie­her man dort fin­det. Ich bin aller­dings aus eige­ner Anschau­ung der Mei­nung, dass das bei den Mei­sten davon eine vor­über­ge­hen­de Situa­ti­on ist.
      Bei den Aus­län­dern, die schon län­ger im Lan­de sind und ein Netz­werk an Infor­ma­ti­ons­mög­lich­kei­ten zur Aus­nut­zung des Systems besit­zen, könn­te der Staat gegen­steu­ern - wenn er woll­te! Syste­ma­ti­scher Miss­brauch ist mit den Mög­lich­kei­ten der EDV mach­bar, es fehlt offen­bar der Wil­le. War­um ist mir nicht klar - Angst vielleicht?

      6. Als Rent­ner kann ich die wirt­schaft­li­chen Über­le­gun­gen nach­voll­zie­hen, sie sind teil­wei­se iden­tisch. Aber selbst die eige­ne Situa­ti­on zu ana­ly­sie­ren erfor­dert ein Min­dest­maß an Über­sicht, um so bestehen zu kön­nen auch noch Improvisationsfähigkeit.

      Was unter dem Strich aus der Dis­kus­si­on bleibt ist eine Schief­la­ge der Ver­tei­lung, sei es aus histo­ri­schen, sei es aus fal­schen sozi­al­po­li­ti­schen Über­le­gun­gen. Oder dem Feh­len jeg­li­cher Über­le­gung bei denen, die zwar *regeln*, aber von dem was sie regeln kei­ne Ahnung haben und es auf­grund ihrer abge­ho­be­nen Stel­lung in der Gesell­schaft nie erfas­sen werden.

  7. Hopp­la, da hat­ten wir uns beim Schrei­ben wohl über­schnit­ten, ich tipp­te noch, und nach dem Abschicken war ihr zwei­ter Teil bereits eine 34 Stun­de online *seufz*.
    Des­we­gen gibts da auch kei­nen Bezug in mei­nem Bei­trag, denn ich bezog mich schlicht auf den nächt­li­chen ersten Teil.
    Um es aber, bei nahe­zu deckungs­glei­cher Ansicht nicht all­zu sehr aus­ufern zu las­sen, hier noch kurz eine Anmer­kung von mir zu die­ser Aus­sa­ge von ihnen: Der Absatz von Koch­bü­chern und die Zuschau­er­zah­len bei Koch­sen­dun­gen wei­sen auf ein Bedürf­nis zur bes­se­ren Infor­ma­ti­on hin, das aller­dings in der Pra­xis an man­nig­fal­ti­gen Grün­den (z.T. wei­ter oben erläu­tert) schei­tert. Es besteht also der Wunsch nach Ver­bes­se­rung - der sich prak­tisch nicht aus­wirkt und ich sehe dar­in nicht zuerst Faul­heit und Unver­mö­gen, son­dern system­be­ding­te Hinderung.
    Die Anzahl der Koch­sen­dun­gen und -bücher ver­hält sich rezi­prok zur Men­ge derer, die aus Nah­rung Essen tat­säch­lich in Form des Hand­werks "Kochen" zube­rei­ten kön­nen. :-D
    Wir haben dafür die kon­se­quent ess­ge­stör­ten Mit­men­schen, die jede Nah­rung unter dem Gesichts­punkt der "Gesund­heit" betrach­ten, wir haben die Alles­fres­ser und wir haben die Kotz­ge­stör­ten. Was hin­ge­gen immer weni­ger zu wer­den scheint, sind die, die ein­fach mit Spaß an der Freud' ihr Essen zu sich neh­men; gemein­sa­mes Essen im Fami­li­en­krei­se scheint auch in wei­ten Tei­len juras­sisch und aus­ge­stor­ben zu sein.
    Ich hin­ge­gen sehe in wei­ten Tei­len eher Unver­mö­gen, sowie Faul- und Dumm­heit am Wer­ke, aber bele­gen kann ich es nicht, ist also nur mein Vorurteil.

    1. Lie­ber Herr bloed­bab­b­ler, Sie schrieben:
      ".. Wir haben dafür die kon­se­quent ess­ge­stör­ten Mit­men­schen, die jede Nah­rung unter dem Gesichts­punkt der “Gesund­heit” betrach­ten, wir haben die Alles­fres­ser und wir haben die Kotz­ge­stör­ten. Was hin­ge­gen immer weni­ger zu wer­den scheint, sind die, die ein­fach mit Spaß an der Freud’ ihr Essen zu sich neh­men; gemein­sa­mes Essen im Fami­li­en­krei­se scheint auch .. aus­ge­stor­ben zu sein .."
      und das gefällt mir. Ich möch­te noch hin­zu­fü­gen: Wer sich dar­auf besinnt was die Urmen­schen geges­sen haben und sei­ne Ess­ge­wohn­hei­ten danach ein­rich­tet liegt bestimmt rich­tig. Las­sen wir als Fazit ihr Zitat von oben ste­hen, denn es beschreibt sehr dra­stisch die Band­brei­te der gesell­schaft­li­chen Aberra­tio­nen hin­sicht­lich unse­rer Nahrungsvorlieben.

  8. Wahr­schein­lich könn­te ich zu dem The­ma was recht aus­führ­li­ches schrei­ben... aber mir ist nicht danach, so per­sön­lich zu werden.

    Ganz pas­send, wegen die­sem dum­men Tag der Tage in Deutsch­land (denn der Text schnei­det das The­ma Armut signi­fi­kant an): 30 Jah­re

    1. Hier wird nie­mand zu irgend­et­was gezwun­gen - alle Äuße­run­gen sind frei­wil­lig .... und manch­mal ist es ja beson­ders kom­plex etwas zu erklä­ren, wenn die Adres­sa­ten nicht ver­ste­hen kön­nen, weil sie nicht in einer glei­chen oder ähn­li­chen Posi­ti­on waren/sind.

      Dan­ke für den Link [jetzt sichtbar].

      1. Ich weiß, hier wird kei­ner zu irgend­was gezwungen...
        Wis­sen sie, ich sit­ze nicht sel­ten in einer Posi­ti­on, wo für mich die Fra­ge gilt: Selbst­of­fen­bah­rung zum Nut­zen ande­rer vs. Selbst­wah­rung, weil ich über X nicht spre­chen will (weil ich es ein­fach nicht will). Und weil mir das even­tu­ell auch mal selbst zu lang wird.
        Dar­um sag­te ich das "aber mir ist nicht danach".

        1. Es gibt The­men, da müss­te man zu weit aus­ho­len um beim Gegen­über Ver­ständ­nis zu errei­chen - das haben wir ja schon intern dis­ku­tiert. Des­we­gen kann ich gut ver­ste­hen, wenn ihre Ent­schei­dung so fiel. Ich ver­wei­se daher noch­mal auf ihre Sei­te → 30 Jah­re

      2. Des­we­gen habe ich dann den Link auch gesetzt, weil der doch sehr pas­send zu dem The­ma ist (auch wenn hier, wie ich oben nach­voll­zie­hen kann, sich mehr an dem The­ma "Ernäh­rung" abge­ar­bei­tet wurde).

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