Alljährlich werden bei internationalen Organisationen Daten gesammelt und Tabellen zusammen gestellt, um daraus die "glücklichen" und weniger glücklichen Nationen zu bestimmen. Ich habe selbst nicht die Möglichkeit diese Daten zu prüfen. Deswegen muss ich darauf vertrauen, dass sie korrekt sind . Ein Indiz dafür ist die Akzeptanz dessen, was da veröffentlicht wurde. Es gibt keine wesentlichen Beschwerden dagegen. Der Umkehrschluss ist daher, dass es im wesentlichen korrekte Einstufungen sind die in Folge über mehrere Jahre veröffentlicht wurden.
In Ländern mit einer starken Bindung an Religion [großer Religionseinfluss auf das Leben der Bevölkerung] ist die Zufriedenheit gering, Menschen sind eher 'unglücklich' als in den Ländern, in denen Religion eine untergeordnete Rolle spielt.
Wenn Menschen bereit sind höhere Steuern zu zahlen, ein soziales Netz zu erhalten, frei leben und Vertrauen in die Fähigkeit ihrer Regierung haben, dann sind sie glücklich.
Wo Religion ein unbedeutender Alltagsfaktor ist sind Menschen gebildeter, sie verfügen über ein höheres Bildungsniveau. Meist geht damit eine geringere Spanne zwischen arm und reich einher. Die Gesellschaft ist gerechter, die Wohlfahrtssysteme sind umfassender, die Bürger fühlen sich abgesichert und gesundheitlich besser versorgt.
Das alles steht im Gegensatz zu dem, was Religion den Menschen verspricht:
Anstatt Offenheit und Solidarität zu erzeugen führen starre religiöse Dogmen zu einer Verkrustung, Abschottung und Misstrauen zwischen den Bürgern. Die Chancen für den Einzelnen sinken, das Wohlbefinden schwindet und die Konkurrenz verschärft sich.
Ein Zitat aus einer pro-religiösen Schrift:
".. When it comes to religion and spirituality, it may not be what you believe or how you believe it that protects you from unhappiness so much as the fact that you believe at all — and that you practice those beliefs with other people. Scientists have long known that having strong social ties is one of the greatest guarantors of happiness. Religion isn’t the only social tie that binds — you can join a volunteer group or a bowling league or the parent-teacher association, and you’ll likely be better off than you would be alone .."
" .. Wenn es um Religion und Spiritualität geht, ist es vielleicht nicht das, was Sie glauben oder wie Sie es glauben, das Sie vor Unglück schützt, sondern vielmehr die Tatsache, dass Sie überhaupt glauben - und dass Sie diese Überzeugungen mit anderen Menschen praktizieren. Wissenschaftler wissen seit langem, dass starke soziale Bindungen einer der größten Garanten für Glück sind. Religion ist nicht die einzige mögliche soziale Bindung. Sie können sich einer Freiwilligengruppe, einem Bowling-Verein oder dem Eltern-Lehrer-Verein anschließen und sind wahrscheinlich besser dran als wenn Sie alleine wären .. "
Genau darum geht es:
Nicht der Inhalt der Gemeinschaft ist entscheidend, sondern die Verbindung zu anderen Menschen, völlig unabhängig von der Art der Zusammengehörigkeit. Dies ist sehr gut in kleineren Gemeinden und Städten zu beobachten, in denen man sich noch persönlich kennt. Je anonymer eine Wohnstätte wird, desto weniger glücklich sind die dort wohnenden Menschen - Ausnahmen wie stets ausgenommen.
In dieser Abbildung¹ wird der Grad der Religiosität dargestellt. Beachten Sie hier die skandinavischen Länder, die in der Skala der glücklichen Nationen ganz oben stehen.
In dieser Abbildung³ wird die Einflussnahme von Religion auf das gesellschaftliche Leben dargestellt. Ein hoher Prozentsatz bedeutet wenig Einflussnahme.
Der Zusammenhang zwischen Religionsausübung und -einfluss sowie wirtschaftlicher Stärke. Die Darstellung² ist ein Beispiel dafür, wie dort ansässige Unternehmen die Statistik "schönen", wobei das oft dadurch zustande kommt, dass schon die von der CIA gelieferten Länderdaten - na sagen wir: kreativ bearbeitet sind. Und zwar immer so, dass die USA als die Besten der Besten dastehen ....
Zusammenfassend lässt sich daher feststellen:
Glückliche Menschen wohnen in Ländern in denen es eine angemessene soziale Sicherung aus solidarischer Finanzierung gibt, in denen die Spanne zwischen arm und reich gering ist und in denen Religion keinen wesentlichen Einfluss auf den Alltag der Bevölkerung hat.
______________________ Quellen _______________________
GPI Global Peace Index
WHR World Happiness Report
sowie alle benannten Abbildungen
______________ Rechte für Abbildungen ______________
Also diese Statistiken kannte ich noch nicht. Sie erscheinen mir aber durchaus plausibel. Ich hatte ja mit meinem alten Schulfreund, der vor wenigen Jahren krebsbedingt verstorben ist, leichte Diskussionen. Er meinte nämlich, dass nur durch die katholische Kirche der wissenschaftliche Aufschwung Europas bedingt war. (Und natürlich Kunst etc.)
Und er war kein dummer Mensch: Professur in Basel für Wirtschaft und Statistik.
Jetzt sehe ich das so. Obwohl die Kirche ja alles an wissenschaftlicher Erkenntnis unterdrückt hat, was gegangen ist und solange es unterdrückt werden konnte, gab es einen anderen wesentlichen Einfluss. Die Kirche war Autorität. Und abgesehen von Schopenhauer, der ja dem Menschen ein gewisses metaphysisches Bedürfnis zugeschrieben hat, gibt es leider einen anderen Effekt. Das ist die Dominanz der "dummen" Menschen. Ich spreche da jetzt nicht einen Intelligenzquotienten an, sondern das Übermaß an Denkfaulheit, dass wir ja heute sehr leicht beobachten können. Und egal ob es sich um Hitler, oder um Trump, oder um Orban handelt, man kann auch die AfD oder die FPÖ dazu zählen. Die Menschen wollen, dass ihnen gesagt wird, was sie tun sollen und was sie denken sollen. Am besten jemand sagt ihnen, dass sie nicht selbst denken müssen. Alter Nazispruch, den mein Vater oft im Scherz zitiert hat: (schon Hitler hat gesagt ...) Das Denken sollten wir den Pferden überlassen, die haben die größeren Schädel.
Damit komme ich bereits wieder einmal in mein altes Denkschema. Die derzeitige biologische Entwicklung der Gattung Mensch ist Scheisse und ein Fehlschlag. Die Denkfähigkeit des Menschen ist nicht ausgereift und dient nur dazu Unheil zu stiften. Wir werden es nicht erleben, aber vielleicht wird es in 500.000 Jahren eine neue Version von "Mensch" geben, die sich evolutionär besser entwickelt hat.
Wenn ich an etwas Metaphysisches glauben müsste, wäre das nur eine Kategorie: die Kategorie "Leben". Und meine Lieblingsobjekte sind Flechten oder die Pantoffeltierchen.
Schade um ihren Freund, ich kenne das von meinem Freund so ähnlich, mir wurde immer gesagt "Du denkst zu kompliziert, Leute mögen das nicht!"
Diese These die katholische Kirche habe die wissenschaftliche Entwicklung Europas gefördert entbehrt jeder Grundlage - genau das Gegenteil ist der Fall: Schon die Handhabung der aktuellen Missbrauchsfälle zeigt wie die Kirche handelt - verleugnen und vertuschen so lange es geht, und dann so tun als ob man es schon immer so vertreten hätte ....
Die Rechten und das gesamte Umfeld haben wegen des von Ihnen genannten Trägheitsfaktors der Masse der Menschen leichtes Spiel - und wahrscheinlich trifft das ebenso für die Bequemlichkeit der kirchlichen Botschaft zu: Trotte du, Mensch, einfach nur in den von uns vorgegebenen Bahnen, dann kommst du in den Himmel (oder nicht in ein Umerziehungslager).
Den Spruch mit dem größeren Kopf kenne ich, der war nach dem Krieg in meiner Kindheit noch öfter zu hören ....
'Evolutionstechnisch' gäbe es bestimmt genug Reste von Leben wenn wir uns einmal selbst ausgerottet haben, und wer weiß, am Ende kommt tatsächlich gar etwas Besseres heraus als wir es nun haben.
Glückliche Menschen wohnen in Ländern in denen es eine angemessene soziale Sicherung aus solidarischer Finanzierung gibt, in denen die Spanne zwischen arm und reich gering ist und in denen Religion keinen wesentlichen Einfluss auf den Alltag der Bevölkerung hat... und in denen man Knäckebrot ist.
Sobald man sich von den Top Ten löst, stellt sich mir schon die Frage, inwieweit bspw. Israel oder Irland als von Religion weitgehend frei anzusehen sind, auch bei den V.A.E. habe ich meine Bedenken und sogar bei den U.S.A. oder Saudi Arabien. Ich fürchte, man kann zwar eine Menge korrelieren, aber ich bin mir nicht wirklich sicher ob das auch immer sinnhaft ist.
Auch interessant, dass Bhutan(84) und Ecuador(48) -Ländern in denen das Bruttonationalglück in der Verfassung verankert ist- trotzdem kein besserer Rang im Glücklichseinherausspringt.
Wo Religion ein unbedeutender Alltagsfaktor ist sind Menschen gebildeter, sie verfügen über ein höheres Bildungsniveau.
Henne oder Ei?
Die grundsätzliche Tendenz, die in den Darstellungen steckt, muss mit kritischer Distanz aufgenommen werden - wie prinzipiell bei allen solchen Darstellungen. Sie bilden erstens nur einen Ausschnitt ab (örtliche/zeitliche/studientechnische Begrenzung) und sind zweitens exemplarische Studien, d.h. sie nehmen die Angaben aus öffentlich zugänglichen Registern als 'wahr' an. Bei beiden Grundlagen bestehen Möglichkeiten zur Verzerrung der Objektivität ....
Ein Beispiel:
Saudi Arabien wird sich selbst als 'fortschrittlich' bezeichnen, weil jüngst Lockerungen für Frauen in der Öffentlichkeit vorgenommen wurden - jeder Betrachter aus entwickelten Staaten wird das Land für eine erzkonservative Monarchie mit mittelalterlichem Rechtsverständnis und ebensolcher religionsbedingter Verhaltensregeln für den Alltag ansehen.
Kein Wunder also, wenn diese Verschiedenheit der Sichtweise die Ergebnisse in den Darstellungen verzerren.
Allerdings ist es nun mal das, was ich dazu finden konnte, was öffentlich und allgemein zugänglich war. Ich fand im Zuge der Recherche noch ein Blog aus USA (von einem dort auf einen Doktorgrad hin arbeitenden Russen) das ganz vielversprechend aussieht. Möglich, dass ich darauf nächstens noch zurück komme.
Eben noch über einen Beitrag zum Thema "World Happiness Report" bei heise gestolpert, der sich bereits 2018 mit der Frage "Warum Finnland" beschäftigte.
Mir gefällt die Korrelation zur Anzahl der Heavy Metal Bands pro Kopf am besten...vielleicht auch ein Ausdruck von weniger Religiosität? Oder zufällig?
Ich kannte Finnland bisher nur als Land mit Salmiak/Lakritz an ungefähr jedem Nahrungsmittel und hohen Selbsttötungsraten. Beides nicht unbedingt Indikatoren für mich, besonders glücklich zu sein.
Sie sehen, worauf ich hinaus will. Ich halte solch lapidare Rankings für in den meisten Fällen Humbug, etwas um den Boulevard zu belustigen und die hiesige Presse zu beschäftigen, damit sie nicht stattdessen auf die dumme Idee kommen und gar etwas über den größten Streik der Menschheitsgeschichte oder deren Forderungen zu schreiben.
Ich kritisiere auch nicht ihre Arbeit, vielmehr wundere ich mich wie sie die hohe Qualität und die Schlagfrequenz aufrecht erhalten; was ich hingegen bemäkele ist die Fixierung auf ein dubioses Ranking(jene Gallup Umfrage zum Thema „Glücklich sein“, bei dem die Systematik mir nicht wirklich klar ist, sowie die Verknüpfung mit einem eher monokausalen Erklärungsansatz „Religion“.
Spannend finde ich die Fragestellung trotzdem. :-D
Sobald ich eine bessere Basis für den claim finde - ganz toll wäre natürlich etwas mit charts - werde ich das Thema nochmal aufnehmen und versuchen es noch besser zu untermauern.
Das Problem ist, dass es selbst bei intensiver Suche nur begrenzte Informationen gibt (solche die verlässlich erscheinen). Es stellt sich zusätzlich heraus, dass teilweise voneinander kopiert wird, was das noch unübersichtlicher macht.
Religion ist Privatsache. Das scheint mir besonders wichtig. Ich als einzelner kann meine Religion als sinnstiftend und bereichernd erleben. Zur Belastung wird sie, sobald sie allen ihre Regeln und Überzeugungen aufzwingt. In dem Sinne wünsche ich mir auch bei uns eine ganz klare Trennung zwischen Staat und Kirche.
Es freut mich das zu lesen - weil ich bestimmt nichts dagegen habe, wenn ein Mensch eine religiöse Überzeugung pflegen möchte / pflegt. Sofern ich darauf angesprochen werde sage ich ganz unverblümt was ich davon halte (und wer hier liest weiß das schon zur Genüge).
Es ist mit Religion wie mit jeder anderen Überzeugung:
Wer etwas für richtig hält soll das gern tun, aber weder auf Kosten anderer, noch zur zwangsweisen Einstimmung anderer Menschen auf das jeweilige Gedankenkonstrukt. Und nur so, dass es Andere nicht in ihren Rechten einschränkt oder zu einem bestimmten Verhalten zwingt.
Noch schlimmer finde ich, wenn ein Staat - der ja nichts anderes ist als der Beauftragte ALL SEINER BÜRGER - sich auf die Seite einer Weltanschauung schlägt und diese propagiert.