Seit Jahren, liebes Tagebuch, bekomme ich von meiner heimlichen Freundin, Christiane H., fast regelmäßig Post. Bisher habe ich mich immer darüber gefreut, weil ich so am 'Puls der Zeit' bleiben konnte. Doch nun hat unsere Freundschaft einen Riß, einen Knacks, mindestens aber einen noch nie dagewesenen Tiefpunkt.
Früher hatte ich ein Verhältnis mit *Brigitte*, die mir Alles bot was ich brauchte um informiert zu sein was Frauen wünschen. Aber, liebes Tagebuch, da war ich ja noch unverheiratet und unbedarft. Irgendwann war es dann mit *Brigitte* vorbei, sie hat einen Weg eingeschlagen der mir ü b e r h a u p t nicht mehr gefiel - immer so betulich und puppig und Blümchen und Laura-Ashley-Stil und .... na ja, nicht mehr zeitgemäß. Wir paßten einfach nicht mehr zusammen.
Doch dann kam Christiane, die *Freundin*! Sie hat mir so überzeugend erklärt warum sie ausgerechnet mich haben will, so lieb geschrieben, mich so sehr umgarnt, dass ich schließlich schwach wurde .... niemand weiss davon, liebes Tagebuch, nur Du.
Tja, und dann kam der 11.07.19 - und Alles, ja wirklich Alles brach zusammen und es war vorbei mit unserer ungetrübten Beziehung!
Da hat sie versucht mich zu übertölpeln, liebes Tagebuch. Mir etwas anzutun, was mir gar nicht gefallen hat. Mich vom rechten Weg der Erkenntnis abzubringen und mich auf eine abschüssige Bahn zu schieben, an deren Ende es kein 'zurück' mehr geben konnte - wenn ich es denn überhaupt würde erreichen können .... sie hat mir zuvor immer ihre 'highlights des Monats' geschickt, Tagebuch, das war eine nette Geste. Was dann kam war das Ende der Unschuld.
Üblicherweise sind die Hauptthemen "Gesundheit", "Frisuren", "Liebe & Sex" - weder "Frisuren", noch "Liebe & Sex" sind dabei die Themen, die mich interessieren. Für "Frisuren" habe ich mittlerweile zu wenig Haare und ein Toupet kommt nicht in Frage (man schaue sich nur diese Witzfigur Trump an!), und bei "Liebe & Sex" ist für "Liebe" noch Raum, denn, liebes Tagebuch, es fehlt mir für "Sex" an Ausdauer .... so blieb denn in unserer Beziehung das gemeinsame Interesse für "Gesundheit" .... und das war schlagartig mit dem Brief von letzter Woche vorbei:
Sie wollte mir weismachen, dass ich mich auf Naturheilmittel (!) einlassen soll.
Liebes Tagebuch, das war ein Satz zuviel, ein grundfalscher Satz, den sie mir nicht hätte sagen dürfen, wenn ihr an unserer Beziehung etwas gelegen hätte.
Da hilft auch kein "Bleiben Sie bitte gesund!"
Schau' nur, Tagebuch, ich zeige dir das Machwerk das den Untergang bedeutet:
Da steht doch aber gar nichts von, dass Sie sich "auf Naturheilmittel einlassen" sollen - es heißt lediglich, dass "Hausmittel" aus verschiedenen Ländern vorgestellt werden und dass Sie "gesund bleiben" sollen --- vielleicht damit Sie gar nicht erst in die Lage kommen, zu diesen Mitteln greifen zu wollen?
Ihre generelle Verdammung alles Naturheilkundlichen ist wie immer ein wenig übertrieben - was ist zum Beispiel dagegen einzuwenden, Johannisbeersaft zu trinken, wenn man Schnupfen hat? Der dürfte zumindest Vitamin-C-haltig sein und insofern könnte er ja sogar helfen.
Hallo Frau iGing,
was ich da geschrieben habe sollte nicht 'bierernst' genommen werden, die Reihe "Liebes Tagebuch" ist eher launisch-heiter .... wahrscheinlich sind Sie es nicht alleine, die davon hier überrascht wird.
Allerdings antworte ich gern (ernsthaft) auf ihren Einwand mit den Früchten und der *Heilwirkung*:
Ich verdamme nicht, ich will allerdings auch nicht überbewerten. Sicher ist es gesund Obst zu essen und dadurch benötigte Vitamine aufzunehmen, aber es gibt keine direkte Beziehung zwischen der kurzfristigen Aufnahme und einer gesundheitlichen Wirkung. Schnupfen ist eine Viruserkrankung, die nicht mit Vitamingabe behandelt werden kann, hier wäre ein Virostatikum angezeigt - das es allerdings (für Schnupfen) noch nicht gibt.
Alles was dafür vertrieben wird hilft nur den Verkäufern.
Die langfristige Wirkung der Vitaminaufnahme ist unbestritten positiv, allerdings kommt es zu einer Auffüllung von Speichern (fettlösliche V.), die nicht übertrieben werden sollte (Stichwort: Überdosierung), weil es dann gegenteilig eine pathologische Wirkung haben kann.
Bei den wasserlöslichen Vitaminen ist eine stetige Zufuhr mit der Nahrung angezeigt, weil sie sehr schnell ins Defizit gehen können.
Nun verrate ich Ihnen noch etwas, was Sie bestimmt erstaunen wird:
Ich selbst nehme seit mehr als 20 Jahren täglich eine gering dosierte Menge von Vitaminen und (ausgesuchten) Mineralstoffen zu mir, um die im Alter sich vermindernde Aufnahmekapazität des Darmes so auszugleichen ....
PS
Da fällt mir noch ein: Wenn ein Mensch 'glaubt' durch Johannisbeersaft gesünder zu werden könnte es an dem sicher möglichen Placeboeffekt liegen. Das allerdings fällt unter die Überschrift '..der Glaube versetzt Berge..'