Man nennt es heute "Frue*er"™

"Frue*er"™ gab es Kin­der, die ohne jede elter­li­che Auf­sicht auf Trüm­mer­grund­stücken her­um tur­nen konn­ten. In ver­wil­der­ten Gär­ten mit ver­fal­le­nen Gar­ten­häu­sern Ver­steck spiel­ten. Deren Knie, Arme und alles sonst was aus der kur­zen Hose her­aus­schau­te, Krat­zer, Ris­se, Schrun­den auf­wie­sen, ohne dass man sie sofort in die Not­auf­nah­me schlepp­te. Wir muss­ten uns nicht Wochen vor unse­ren gemein­sa­men Streif­zü­gen durch die Umge­bung ver­ab­re­den, wir hat­ten kei­nen "Kin­der-Ter­min­ka­len­der".

Unse­re ein­zi­ge feste Regel war: "Wenn es dun­kel wird bist du zu Hause!"

Wir sind groß gewor­den. Wir haben ohne Auf­sicht über­lebt. Wir haben selbst aus­pro­biert, Phan­ta­sie wal­ten las­sen, uns etwas zuge­traut und es gemei­stert - und wenn nicht, unse­re Gren­zen erlebt und dar­aus gelernt. Waren das näch­ste Mal vor­sich­ti­ger. Unse­re Nase wur­de oft trotz obli­ga­to­risch mit­ge­führ­tem Taschen­tuch mit dem Ärmel abge­wischt. Na ja, nicht immer, aber meistens.

Wir haben Erwach­se­ne - egal wie wir ver­wandt­schaft­lich zu ihnen stan­den oder ob es Frem­de waren - als Auto­ri­tä­ten gese­hen. Was bestimmt nicht immer zutref­fend war, ja meist sogar falsch. Und trotz­dem ist weni­ger pas­siert, weil wir ein Gespür dafür ent­wickeln konn­ten wel­chen Frem­den gegen­über man lie­ber vor­sich­tig ist. Es wur­de uns nicht 'erklärt', wir haben es selbst gelernt.

Zur Schu­le wur­de man nicht mit dem Auto 'gebracht', man lief. Zu Fuß. Wenn man alt genug war durf­te man mit dem Fahr­rad zur Schu­le fah­ren. Ein Auto hat­ten die wenig­sten Fami­li­en. Ein­ge­kauft wur­de bei 'Tan­te Emma', im Vier­tel, neben­an, im Läd­chen. Mit Ein­kaufs­netz aus Baum­woll­schnur für den Trans­port. Pla­stik und all die Pro­ble­me damit waren noch völ­lig unbekannt.
Milch wur­de in einer gro­ßen Kan­ne selbst vom Bau­ern­hof geholt - und wenn man ganz über­mü­tig war pro­bier­te man als Kind die Kan­ne so her­um­zu­schleu­dern, dass kei­ne Milch her­aus­lau­fen konnte.

Wir haben gelernt höf­lich zu sein. "Dan­ke" und "Bit­te" zu sagen. Wer schon gebeugt lief, wei­ße Haa­re hat­te oder einen Geh­stock brauch­te war - wie Oma und Opa - mit beson­de­rer Auf­merk­sam­keit zu behan­deln. In öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln, Bahn, Stra­ßen­bahn oder Bus stan­den wir Kin­der auf und lie­ßen die Alten sit­zen. Wir mach­ten ihnen auf dem Geh­weg Platz und frag­ten, ob wir das schwe­re Ein­kaufs­netz für sie tra­gen soll­ten, sogar dann, wenn es uns selbst ganz schön schwer wur­de. Die Alten hat­ten kei­ne Angst, dass wir mit ihren Sachen weg­lau­fen wür­den - und wir erwar­te­ten nicht jedes Mal eine Beloh­nung fürs Helfen.

Geges­sen wur­de min­de­stens ein­mal am Tag zusam­men - alle saßen zusam­men am Tisch. Mit vol­lem Mund wur­de nicht gespro­chen. Nicht geschlürft oder im Essen her­um­ge­matscht. Man nahm nur so viel auf den Tel­ler wie man essen konn­te - und ach­te­te dar­auf, dass Alle etwas abbe­kom­men wür­den. Es wur­de Sit­zen geblie­ben bis es hieß "Kin­der kön­nen jetzt auf­ste­hen!".

Wir hat­ten ein paar San­da­len im Som­mer und ein Paar geschlos­se­ne Schu­he im Win­ter - mit Schuh­band, zum Schnü­ren, und wir waren stolz wie Oskar, wenn wir gelernt hat­ten, end­lich ver­stan­den hat­ten wie der Kno­ten und die Schlei­fe gebun­den wer­den. Zwei oder drei Hem­den und Hosen, davon min­de­stens eine (kur­ze) Leder­ho­se waren unse­re kom­plet­te 'Gar­de­ro­be'. Nie­mand nann­te das *Mini­ma­lis­mus*, es war eine Not­wen­dig­keit, weil es nur wenig gab. Viel­leicht noch ein Turn­hemd, eine Turn­ho­se und Turn­schläpp­chen im Turn­beu­tel, wenn man bereits zur Schu­le ging, das war schon 'Luxus'.

Wenn man sich zu Hau­se über (den) Leh­rer beschwer­te wur­de nicht gleich ein Eltern­abend ver­langt. Man wur­de gefragt was man denn getan hät­te, um den Leh­rer zu ver­är­gern. Eltern rede­ten noch mit den Leh­rern, nicht abschät­zig über sie.

Unse­re Mut­ter war zu Hau­se. Oder arbei­te­te. Nie­mand mach­te aus dem einen oder ande­ren eine Welt­an­schau­ung. Kin­der, die einen Schlüs­sel zur Woh­nung an einer Schnur um den Hals tru­gen waren "Schlüs­sel­kin­der", was bedeu­te­te, dass bei­de Eltern arbei­te­ten weil es sonst knapp gewor­den wäre. Das unser Vater tags­über zur Arbeit weg war stör­te nicht. Er nahm sich abends und am Wochen­en­de Zeit mit uns etwas zu unter­neh­men, zu spie­len, zu toben. Er brauch­te dafür kei­ne Anlei­tung "Qua­li­ty time with your kid!" oder so ....

"Frue*er"™ waren die Men­schen noch soli­da­risch, man half dem Nach­barn anstatt ihn geflis­sent­lich im Haus­flur zu mei­den. Bis zu dem Tag an dem das Fern­se­hen ein­ge­führt wur­de rede­te man noch mit­ein­an­der wenn man Nach­barn und Fami­lie traf. Medi­en­kon­sum bestand aus *Radio hören*, man konn­te da so neben­bei noch Din­ge mit den Hän­den erle­di­gen und es hieß noch nicht "mul­ti-tas­king". Es gab kei­ne Aus­flüch­te wie "Da gibt es doch *ABC*, das will ich sehen, da kann ich nicht!"

"Frue*er"™ war bestimmt nicht "Alles" besser.
Aber schlech­ter war es auch nicht, nur "anders".
Einfacher.
Für Vie­le, die heu­te *über­for­dert*, vom *burn­out* über­wäl­tigt sind, wäre es damals bes­ser gewesen ....


Redi­gier­te Fas­sung; aus gege­be­nem Anlass!


Kommentare

  1. An den eige­nen Enkeln sieht man sehr gut wie es Kin­der heu­te erle­ben - des­we­gen bin ich nicht sicher, ob es noch mit "Frue*er"™ ver­gleich­bar ist .... nicht wegen der Eltern, son­dern wegen der Gesamtumstände.

  2. In mei­ner frü­hen Kin­der­zeit waren unse­re Stra­ße und der Schul­hof noch nicht geteert - da konn­te man in und über Pfüt­zen sprin­gen; als sie dann geteert waren, dien­ten sie als Roll­schuh­bahn sowie zum Ball- und Feder­ball­spie­len! Es gab ein ein­zi­ges Auto in der Nach­bar­schaft, das jeden Mit­tag um halb vier um die Ecke kam ... außer­dem ein paar Trak­to­ren von Bau­ern, die sich laut­stark ankün­dig­ten, so dass man recht­zei­tig Platz machen konn­te. Die Pfer­de- und Kuh­fuhr­wer­ke waren eine Attrak­ti­on für sich, die stör­ten uns gar nicht, die Rad­fah­rer ver­schwan­den so schnell wie­der wie sie kamen. Man sel­ber stör­te auch nie­man­den, wenn man nicht so unklug war, die Erwach­se­nen bei der Arbeit zu stö­ren ... damit waren die näm­lich unun­ter­bro­chen beschäf­tigt. So konn­te man sich auch als Kind im gan­zen Dorf (das damals schon mehr als 4500 Ein­woh­ner hat­te) und drum­her­um frei bewegen.
    Womit wird das für heu­ti­ge KiTa- und Ganz­tags­schul­kin­der ausgeglichen?
    Das kann man nicht aus­glei­chen, das fehlt einfach!

    1. Hal­lo Frau iGing,

      in mei­ner Kindheit/Jugend war es (bei­spiels­wei­se) im Geburts­ort mei­ner Mut­ter noch genau so - aber schon als mei­ne Schwe­stern (acht und zehn Jah­re jün­ger als ich) klei­ne Kin­der waren begann es sich zu ändern. Nicht zum Bes­se­ren, die Ein­ge­mein­dun­gen soll­ten 'spa­ren', sie haben aber den dörf­li­chen Cha­rak­ter zer­stört, weil die neu­en Rege­lun­gen bei­spiels­wei­se Mist­hau­fen im Innen­be­reich ver­bo­ten haben - und wenn die weg muss­ten war es auch mit der Land­wirt­schaft vorbei ....

      Zwar gab es dann weni­ger Stu­ben­flie­gen - aber auch kei­ne Schlach­te­fe­ste mehr (wir hat­ten das schon frü­her in ande­rem Zusam­men­hang dis­ku­tiert, Sie wer­den sich erinnern).

      Bei uns in der Gegend hat­te man Och­sen­fuhr­wer­ke, die Kastra­ti­on ließ sie 'stark' blei­ben, aber 'sanft­mü­ti­ger' ....

      Wie Andre­as schon neu­lich hier schrieb:
      Wir frö­nen der Reli­gi­on "Wachs­tum", des­we­gen muss sich dem alles unter­ord­nen. Auch Kin­der wer­den zur *Pro­duk­ti­vi­tät* erzogen.

      Ich hof­fe dar­auf, dass wir durch die Ener­gie­wen­de (?) wie­der zu einer Rück­be­sin­nung kommen.

  3. Man­ches war frü­her bes­ser, man­ches schlech­ter. Zum Bei­spiel war die Bevöl­ke­rungs­zahl auf der Erde frü­her gerin­ger. Dies ist posi­tiv. Ande­rer­seits gab es frü­her noch kei­ne 3D-Druck-Häu­ser. Die­se wird es bald auch in Deutsch­land geben. So kann sehr viel Geld gespart wer­den.

    1. Hal­lo Herr Täufer,

      vie­len Dank für ihren Kom­men­tar und den Ver­weis auf 3D-Druck-Häu­ser. Eine inter­es­san­te Ver­bin­dung, ins­be­son­de­re, da Sie auf ihrer Web­sei­te genau gegen sol­che *Erfin­dun­gen* doch Sturm laufen ..?!

      Sie sind hier stets will­kom­men - aller­dings nicht mit *plat­ter* Eigen­wer­bung, die machen Sie bit­te andernorts.

  4. "Aber die Zukunft Ita­li­ens und der Welt war gestern viel bes­ser als heute:

    Gestern gab es etwas Bana­les aber Rich­ti­ges, das man erhof­fen konnte.

    Heu­te hat man den Ein­druck, als wür­de alles noch ein­mal von vorn begin­nen müssen."

    Pier Pao­lo Pasolini

    1. Ein tref­fen­des Zitat - wor­aus unter ande­rem erkenn­bar wird: Nicht nur hier­zu­lan­de leben Men­schen die sich gern an ihre Ver­gan­gen­heit erin­nern und die Ein­fach­heit des All­tags von damals vermissen.

  5. Paso­li­ni, der Groß­mei­ster der Melancholie …

    Das Ori­gi­nal ist in friu­la­ni­schem Dia­lekt, der Spra­che von Paso­li­nis Mutter,

    danach die Über­tra­gung ins Italienische,

    und zuletzt eine Schnell­über­set­zung von mir … ohne Gewähr und „ohne Poesie“:

    Jo i mi vuàr­di inda­vòur, e i plans
    i paìs puòrs, li nulis e il furmìnt;
    la cia­sa scu­ra, il fun, li bisic­le­tis, i reoplàns

    ch’a pas­sin coma tons: e i frus ju vuàrdin;
    la manie­ra di ridi ch’a ve dal còur;
    i vuj che vuar­dàn­si intòr a àrdin
    di curio­si­tàt sen­sa ver­go­gna, di rispièt

    sen­sa pòu­ra. I plans un mond muàrt.
    ma i no soj muàrt jo ch’i lu plans.
    Si vulìn zì avant bisug­na ch’i planzìni
    il timp ch’a no’l pòs pì tornà, ch’i dizì­ni di no

    a chi­sta real­tàt ch’a ni à sieràt
    ta la so preson…

    Io mi guar­do indie­tro, e piango
    i paesi poveri, le nuvo­le e il frumento;
    la casa scu­ra, il fumo, le bici­c­lette, gli aeroplani 

    che pass­a­no come tuo­ni: e i bam­bi­ni li guardano;
    il modo di ride­re che vie­ne dal cuore;
    gli occhi che guar­dan­do­si intor­no ardono
    di curio­si­tà sen­za ver­go­gna, di rispetto 

    sen­za pau­ra. Pian­go un mon­do morto.
    Ma non son mor­to io che lo piango.
    Se voglia­mo anda­re avan­ti, biso­gna che piangiamo
    il tem­po che non può più tornare, che dicia­mo di no 

    a que­sta real­tà che ci ha chiusi
    nella sua prigione…“

    Ich schaue zurück, und (be-)weine
    die armen Dör­fer, die Wol­ken und das Getreide,
    das dunk­le Haus, den Rauch, die Fahr­rä­der, die Flugzeuge

    die wie Don­ner vor­bei­kom­men: und die Kin­der schau­en sie an;
    die Art des Lachens, das aus dem Her­zen kommt;
    die Augen, die sich umschau­end glühen
    vor Neu­gier ohne Scham, vor Respekt 

    ohne Angst. Ich bewei­ne eine tote Welt.
    Aber ich, der sie beweint, bin nicht tot.
    Wenn wir vor­wärts gehen wol­len, dann müs­sen wir beweinen,
    die Zeit, die nicht zurück kom­men kann, dann müs­sen wir Nein sagen

    zu die­ser Rea­li­tät, die uns ein­ge­schlos­sen hat
    in ihrem Gefängnis ...

    1. Da haben Sie sich aber wirk­lich sehr viel Mühe gemacht gleich noch die Über­set­zung bei­zu­steu­ern - und die Trau­er um das Ver­lo­re­ne wird von ver­schie­de­ner Per­spek­ti­ve auf­ge­nom­men und verstärkt. 

      Sobald der Kurs auf "Wachs­tum" und *pro­fit* stand sind alle ande­ren Über­le­gun­gen in den Hin­ter­grund getre­ten .... und nun 'haben wir den Salat'! Die Kon­stel­la­ti­on in der Nach­kriegs­welt 1945 hat es zwin­gend erge­ben wie geplant und auf­ge­teilt wur­de. So hat die Kata­stro­phe "Welt­krieg" zur Kata­stro­phe "Krieg gegen die Umwelt" geführt. 

      Wel­ches Ereig­nis könn­te nun noch gesche­hen um die Natio­nen zum Umden­ken zu bringen?

      Mei­ne Frau erzähl­te mir, sie habe kürz­lich im Vor­abend­pro­gramm Hes­sen eine Repor­ta­ge von einem Bau­ern­hof gese­hen, der wie­der mit Pfer­den sei­ne Äcker bestellt - ist das das "Nein", was im Gedicht ver­langt wird?

  6. @ wvs

    sicher kei­ne schlech­te Idee, Äcker mit Pfer­den zu bestellen ...

    aber so ein "ein­fa­ches Zurück" meint Paso­li­ni mit sei­nem "Nein" wohl nicht.

    Soweit mir bekannt, macht Paso­li­ni kei­ne Lösungs­vor­schlä­ge, er beschreibt. Beschreibt den Ver­lust der kul­tu­rel­len Iden­ti­tät des Ein­zel­nen, sein Auf­ge­hen in einer gleich­för­mi­gen Masse. 

    "Con­su­mis­mo", wie heißt das auf Deutsch? Gefunden:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Konsumismus

    "(...) Pier Pao­lo Paso­li­ni ver­trat 1975 die The­se, der Kon­su­mis­mus sei eine neue Form des Tota­li­ta­ris­mus, weil er mit dem Anspruch ein­her gehe, die Kon­sum­ideo­lo­gie auf die gesam­te Welt aus­zu­deh­nen. Eine sei­ner Fol­gen sei die Zer­stö­rung der Viel­falt sozia­ler Lebens­for­men und die Ein­eb­nung der Kul­tu­ren in einer glo­ba­len kon­su­mi­sti­schen Mas­sen­kul­tur, wel­che die Frei­heits­vor­stel­lun­gen mit einer „Pflicht“ zum Kon­su­mie­ren auf­la­de und die Men­schen ver­an­las­se, mit dem „Gefühl von Frei­heit“ die Kon­sum­im­pe­ra­ti­ve zu erfüllen.[12] (...)"

    1. Die­se welt­wei­te Aus­brei­tung der 'Seu­che Kon­su­mis­mus' ist schon zu beob­ach­ten wenn man durch eine Fuß­gän­ger­zo­ne läuft - egal wo auf der Welt - es sind stets die glei­chen Ketten/Konzerne, die sich da auf­rei­hen .... und auf der Suche nach stets neu­en Kon­su­men­ten wer­den sie wie ein Netz über den Glo­bus gespannt.
      Unter dem von Ihnen ange­ge­be­nen Link zu Wiki­pe­dia ist dann fol­ge­rich­tig ver­merkt " .. Durch die­sen neu­en „Mate­ria­lis­mus“ wur­den tra­di­tio­nel­le Wer­te und Nor­men klei­ne­rer Stadt­ge­mein­schaf­ten aus­ge­höhlt, wie die Sozio­lo­gen Robert Staugh­ton Lynd und Helen M. Lynd in ihren 1929 und 1937 erschie­ne­nen stadt­so­zio­lo­gi­schen Midd­le­town-Stu­di­en nach­wie­sen .. ".
      Inter­es­san­ter­wei­se wird dort genau­so auf die Ten­denz zum Mini­ma­lis­mus hin­ge­wie­sen, die in den Kon­sum­ge­sell­schaf­ten an Momen­tum gewinnt: " .. Sie spre­chen von „Afflu­en­za“, der Über­fluss­krank­heit oder der „Zeit­krank­heit Kon­sum“; die­ses Kunst­wort ver­bin­det „Influ­en­za“ und „Affluence“ (Wohl­stand, Reich­tum, Über­fluss). Als Sym­pto­me die­ser Krank­heit nen­nen die Autoren Schul­den, eine Über­pro­duk­ti­on von Waren, Unmen­gen an Müll sowie Angst­zu­stän­de, Gefüh­le der Ent­frem­dung und Ver­zweif­lung. Her­vor­ge­ru­fen sei die Krank­heit durch die Gier nach immer mehr mate­ri­el­len Gütern. Als Weg der Gesun­dung bie­te sich der kon­se­quen­te Abschied vom kon­su­mi­sti­schen Lebens­stil – im Sin­ne „frei­wil­li­ger Ein­fach­heit“ – an .. "

      Es kann aller­dings nicht im Inter­es­se der Ban­ken, Ver­si­che­run­gen, und Groß­kon­zer­ne sein, dass so etwas um sich greift - weil es ihre Geschäf­te stört! Wir sehen gera­de in den USA - das uns in Euro­pa jetzt nur noch ein paar Mona­te und nicht mehr Jah­re vor­aus­eilt - wie mit mas­si­vem Lob­by­ein­satz das Rad zurück gedreht wer­den soll. Wider bes­se­re Ein­sicht, die dort einem Teil der Demo­kra­ten gedäm­mert ist. Trump ist nur der Pau­sen­clown, der von den im Hin­ter­grund gespann­ten Fäden ablen­ken darf.

      So bleibt zum Schluss nur die Mög­lich­keit: Zurück zu einer ein­fa­che­ren Lebens­wei­se ohne den 'ver­ord­ne­ten' Kon­sum - und da kommt dann doch das Pfer­de­fuhr­werk ins Spiel ....

  7. @ wvs

    Paso­li­ni: "1975"

    Robert Staugh­ton Lynd und Helen M. Lynd: "1929 und 1937"

    ... heu­te ver­brei­tet sich die "Seu­che Kon­su­mis­mus" nur noch schnel­ler, wird zur Pan­de­mie, mit töd­li­chen Fol­gen: der glo­ba­len öko­lo­gi­schen Krise ...

    aber für eine Kri­tik man braucht man kei­nen "Kli­ma­wan­del", kein "Arten­ster­ben", kein "..." 

    Quiz­fra­ge (ohne glo­ba­les goog­le?) ... wer for­mu­lier­te vor lan­ger Zeit, ganz "fun­da­men­tal":

    Die Aner­ken­nung des Pri­vat­ei­gen­tums hat den Indi­vi­dua­lis­mus nach­hal­tig geschä­digt und getrübt, indem sie den Men­schen mit sei­nem Besitz verwechselte.“

    1. Da muss ich pas­sen und kann kei­ne Ant­wort geben.
      Denn das ist jen­seits mei­ner Kenntnisse.
      So tief bin ich in die­sen Wis­sens­be­reich nie eingedrungen.

      Sie wer­den uns hier eine Auf­lö­sung schreiben?

  8. @ wvs

    es gibt ja hier auch noch ande­re, die mal raten können ...

    das Zitat kommt nicht von einem "übli­chen Ver­däch­ti­gen", son­dern von einem "Schön­geist", bekannt für so etwas: "die Suche nach Schön­heit ist das wah­re Geheim­nis des Lebens ..."

    1. Selbst­ver­ständ­lich - ich fürch­te nur die Reso­nanz wird eher schwach sein, es ist doch so, dass von 100 Titel-Lesern 10 tat­säch­lich lesen und höch­stens 1 Per­son kommentiert.
      Aber war­ten Sie gern mit der Auf­klä­rung, ich wapp­ne mich mit Geduld, auch wenn es schwer fällt.

  9. @ iGing @ wvs 

    kommt Zeit, kommt iGing ... Dan­ke für die Auflösung!

    "... the search for beau­ty being the real secret of life ..." in "The pic­tu­re of Dori­an Gray", Oscar Wilde

    Die Aner­ken­nung des Pri­vat­ei­gen­tums hat den Indi­vi­dua­lis­mus nach­hal­tig geschä­digt und getrübt, indem sie den Men­schen mit sei­nem Besitz verwechselte.“

    Oscar Wil­de, "Die See­le des Men­schen unter dem Sozialismus"

  10. Könn­te sein, dass es für vie­le ent­spann­ter wäre, wenn die Din­ge auch nur ein biss­chen wie­der so lau­fen wür­den wie früher.
    Für Leu­te, für die Sozi­al­kon­tak­te gei­sti­ge Arbeit sind, nicht so gesel­lig sind, wür­de sich hin­ge­gen nichts ver­än­dern. Eher wür­de einem vie­les all­täg­li­ches lästi­ger wer­den, was es nicht sein müsste.

    Ein ande­rer Fak­tor heut­zu­ta­ge ist: Men­schen sind gene­rell so unaus­steh­lich gewor­den. Und das erstreckt sich über alle Altersspannen.
    Will man da z. B. einen "Block­par­ty" mit dem grim­mi­gen (Alten von neben­an machen, der sich dau­ernd in sei­ner Toten­ru­he gestört fühlt, wenn die Kin­der nur drau­ßen spie­len? Oder mit der Par­ty-WG, die es mit der Nacht­ru­he nicht so genau nimmt? Oder mit dem Fut­zi, der wie ein Sta­si-Block­wart jedes Ereig­nis notiert und bei jedem Krü­mel, der ihn stört, zum Ver­mie­ter geht, nur weil ihn spe­zi­ell Par­tei XYZ per­sön­lich ankotzt, weil er mit denen ein per­sön­li­ches Hühn­chen zu rup­fen hat? Oder mit dem Nazi/Hooligan von neben­an, der einen anpö­belt, wenn er mit dem fal­schen Fuß auf­ge­stan­den ist oder wenn er am Wochen­en­de beim Fuß­ball mit sei­nen Kum­pels wie­der mal zu viel gebe­chert hat?
    Ich glau­be, an sol­cher Stel­le ist man ganz froh, von sei­nen Nach­barn nicht viel hören und sehen zu müs­sen, geschwei­ge­denn z. B. noch eine Wasch­kü­che mit denen tei­len zu müs­sen (huarg!)...

    1. Mir ging es weni­ger um die ein­zel­nen Schrit­te als um das Gesamt­bild, was sich dar­aus erken­nen lässt:
      Sehr viel mehr sozia­le Inter­ak­ti­on¹, weni­ger Äng­ste, weni­ger gesell­schaft­li­cher Zwang .... nicht "Mor­gens um acht ist die Welt noch in Ord­nung", son­dern "Vor den spä­ten Acht­zi­gern war die Welt noch in Ord­nung"

      ¹ anders als das, was sich heu­te hin­ter der Vor­sil­be 'sozi­al' ver­steckt und im Grun­de a-sozi­al ist.

      1. Also... Um ehr­lich zu sein, "mehr sozia­le Inter­ak­ti­on" (im kon­ven­tio­nel­len Sin­ne), davor wür­de mir gene­rell grau­sen. Aber das bin ich - und ich bin nicht unbe­dingt Standard.

        Bei "weni­ger gesell­schaft­li­cher Zwang" muss ich wider­spre­chen - allein schon wenn ich das frü­he­re Tra­la­la und Geschun­kel sehe bei dem, was die dama­li­ge Hit­pa­ra­de her­gab, da erscheint es mir wie eine Pflicht gera­de­zu, Gruf­ti der ersten Stun­de zu sein. Das hält ja kei­ner aus, so viel hei­le Welt und Heiterkeit...
        Und da nimmt sich das ob BRD oder DDR nicht viel, fin­de ich.
        In frü­he­ren Zei­ten gab es wesent­lich mehr Nicht-Main­stream-Posi­tio­nen, und die wur­den alle von der all­ge­mei­nen durch­schnitt­li­chen Gesell­schaft nicht sehr gut behan­delt. Statt wie jetzt nur von einem Teil Ewig­gest­ri­ger, die gern "Klat­schen" mit Leu­ten machen, die anders aus­se­hen als sie.
        Da spre­che ich sogar mit einem klit­ze­klei­nen Biss­chen "Erfah­rung".

        1. Ob es heu­te weni­ger dif­fe­rie­ren­de Posi­tio­nen gibt mag ich nicht beur­tei­len - was aber sicher zutrifft ist ein Unter­gang abwei­chen­der Mei­nung im all­ge­mei­nen Rau­schen des Inter­nets. Es ist schwer aus der Viel­zahl das Rele­van­te herauszufinden.

          So viel Schrott, so wenig Substanz!

          [Die letz­te Bemer­kung trifft genau­so auf die Unter­hal­tung zu: Mit­tel­maß wohin man schaut - aber der Erfolg sol­cher Sen­dun­gen gibt doch den 'Machern' Recht .... oder?]

      2. Mit "mehr Nicht-Main­stream-Posi­tio­nen" mein­te ich, es gab eine grö­ße­re Varie­tät drin. Heut­zu­ta­ge, hat man den Ein­druck, es ent­wickelt sich immer mehr dazu hin, dass es ein paar aus­ge­wähl­te Posi­tio­nen, selbst für den Anti-Main­stream, gibt, die wie fer­tig aus einem Quel­le-Kata­log stam­men, und nur sehr, sehr wenig dane­ben, was davon abweicht.

        Dar­um geht das alles mit der Dul­dung leich­ter - man weiß förm­lich, die "Abweich­ler" bei­ßen nicht. Wenn man sie auch schließ­lich selbst kre­iert und mit­tels Social Media steuert!
        Gefähr­lich sind nur die­je­ni­gen, die sich dem nicht beu­gen und trotz­dem ihre eige­ne Mei­nung über alles haben.

        1. Wenn ich mich ins 'Gewüh­le' stür­ze (ich bin nur bei twit­ter ange­mel­det, gehe da etwa ein- bis zwei­mal / Monat hin um das Ohr auf die Schie­ne zu legen), dann bin ich nach kur­zer Zeit über­wäl­tigt von der Band­brei­te des­sen, was da pro­du­ziert wird:

          Jeder gegen jeden, alle durch­ein­an­der, und die Nuan­cen sind so zahl­reich wie die Per­so­nen .... manch­mal ergibt sich für eini­ge Zeit eine sinn­vol­le (mein Urteil!) Rei­hung der Gedan­ken. Anson­sten habe ich den Ein­druck es geht ledig­lich dar­um auch ein­mal etwas zum The­ma zu schrei­ben, und sei es noch so weit her­ge­holt und manch­mal sogar völ­lig unpas­send zum Ausgangstweet. 

          Das, was Sie postu­lie­ren, ".. die­je­ni­gen, die sich dem nicht beu­gen und trotz­dem ihre eige­ne Mei­nung über alles haben .." sind eine so ver­schwin­dend klei­ne Grup­pe, dass sie kei­ner­lei Auf­merk­sam­keit oder Gewicht haben. Ob sie da wären oder nicht ist unbedeutend.

          Wenn ich das als Blaupause/Beispiel für die ande­ren Platt­for­men neh­me kom­me ich immer näher zu dem Punkt, an dem ich mich auch dort (twit­ter) abmel­de und mir den gan­zen Zir­kus nicht mehr antue.

      3. Nuan­cen sind zahl­reich, wenn ich aber nach dem Grund­kon­zept gehe, wonach Men­schen offi­zi­ell zu ticken schei­nen, dann kann ich nur den alten Spruch bemü­hen "You laugh at me becau­se I'm dif­fe­rent, I laugh at you becau­se you're all the same.". Es geht ums Grund­kon­zept, was all den Aus­prä­gun­gen zugrun­de liegt.
        Und dahin­ter sehe ich so viel gleich-glei­ches - nicht nur, dass ich gelang­weilt bin, son­dern, wenn man mal beob­ach­tet, wel­che Säue im Zeit­geist durch die­ses vir­tu­el­le Dorf getrie­ben wer­den (wenn man es den durch ande­re Quel­len mit­be­kommt), dann ent­steht der Ein­druck, der Groß­teil von die­sen sich selbst als "invi­du­ell" emp­fin­den­den Leu­te sind doch nur durch die Vor­ga­ben von Social Media gesteu­ert bzw. motiviert.
        Kurz gesagt: Wenn das Fen­ster zur Welt einen nicht mit irgend­was grund­le­gend ande­rem kon­fron­tiert, dann wird das Den­ken irgend­wann so geformt wie das Fen­ster zur Welt, was man hat, einen for­men will.
        Und da sind die Lini­en in die­ser Zeit klar gezo­gen: Femi­ni­stisch, Iden­ti­ty Poli­tics in den Arsch krie­chen, gegen Ras­sis­mus und Nazis sein - oder als Beruf (nicht aus Über­zeu­gung und Über­le­gung!) das gan­ze Gegen­teil davon zu sein.

        "Frue*er"™" nann­te man die­se Art, mit der Leu­te das heut­zu­ta­ge reprä­sen­tie­ren, "Poser".

        1. Da sehen Sie, war­um ich mich bemü­he man­che The­men immer mal wie­der von einer ande­ren Sei­te aus anzu­ge­hen - wenn es auch oft müh­se­li­ge Arbeit ist nach den Hin­ter­grün­den zu suchen. Es ist aller­dings der ein­zi­ge Weg wie man auf ande­res Den­ken in ande­ren Publi­ka­tio­nen stößt. Daher ja in mei­nen Links (im Hin­ter­grund gibt es noch mehr, die woll­te ich nicht alle in die Tabel­le packen) sol­che mit auf­ge­nom­men, die ich nie jeman­dem emp­feh­len wür­de - das sind oft sehr gute 'Hin­wei­se', wie in man­chen 'Krei­sen' gedacht wird.

      4. Kei­ne Ahnung, ob sie mir das abkau­fen - aber, die­ses The­ma mit "durch äuße­re Kräf­te gesteu­er­ter kultureller/kognitiver/psychischer Main­stream, der es nicht mit­be­kommt und sich stets als "indi­vi­du­ell" insze­nie­ren will", das ist sowas wie ein Lebens­the­ma bei mir.
        Folgt mir etwa ein hal­bes Leben lang schon nach... (Wahr­schein­lich kennt man sich des­halb damit auch so gut aus und hat ein gutes Gespür dafür...?)

      5. Ganz genau.
        Sie mer­ken es selbst schon nicht, aber sie wol­len es auch nicht hören... Nicht mal die­sen lei­sen Zwei­fel, der noch nicht ein­mal die feste Mei­nung ver­tritt, dass sie von außen vor­ge­führt werden.

  11. Ich kann dem Kom­men­tar von Herrn Matrix­mann fast voll und ganz zustim­men. Ein­zi­ge Aus­nah­me ist, dass es heut­zu­ta­ge weni­ger Nicht-Main­stream-Posi­tio­nen gibt. Ich wür­de da behaup­ten, dass es sogar mehr gibt.

    1. Mir ist die­ses erwähn­te 'tral­la-la' irgend­wie nicht prä­sent, mög­lich, dass ich da in ande­ren Krei­sen war (und Fern­se­hen war noch nie mei­ne vor­ran­gi­ge Beschäftigung).

      Anson­sten fehlt mir die per­sön­li­che Erle­bens­welt DDR, ich bin ja nur ein paar Mal tage­wei­se dort gewe­sen - was ich dar­über weiß stammt im wesent­li­chen aus Erzäh­lun­gen von Men­schen, die ich nach der Wen­de wäh­rend der Zeit traf, die ich dort unter­rich­tet habe (nahe Neustadt/Orla).

      1. Nun ja, die Spie­ßig­keit, also die eng­stir­ni­ge Ange­passt­heit an gesell­schaft­li­che Nor­men und das Fest­hal­ten an Tra­di­tio­nen (gleich­gül­tig ob Ost oder West) war aus mei­ner Sicht in frü­he­ren Zei­ten weit­aus präsenter.
        Nichts­de­sto­trotz gab es immer eine Sub­kul­tur (auch Ost wie West) jen­seits vom Main­stream (TV-For­ma­te spie­len da eigent­lich über­haupt kei­ne Rol­le), die nach wie vor exi­stie­ren. Die Bezeich­nung „Main­stream” wird der­zeit jedoch lei­der ziem­lich missbraucht.

        1. Was das Vor­kom­men von "Spie­ßig­keit" angeht hat sich aus mei­ner Sicht nicht viel geändert:
          Wenn die "Kehr­wo­che" oder "Trep­pen­haus­rei­ni­gung" wich­ti­ger sind als das sozia­le Gefü­ge ist doch der Ärger unter­ein­an­der vorprogrammiert. 

          Der Gene­ra­ti­on nach dem III. Reich kann man nicht vor­wer­fen, dass es eini­ge Jah­re gedau­ert hat, bis sich die Ein­sicht 6 Ände­rung der Grund­ein­stel­lung geän­dert hat - sol­che Umstel­lung (was bei­spiels­wei­se an der Umstel­lung nach der Wen­de bei DDR Bür­gern zu sehen war) braucht Zeit und Hil­fe­stel­lung - und trotz­dem ist nicht zu erwar­ten, dass das bei allen Betrof­fe­nen syn­chron ver­läuft. Die ersten Teil­neh­mer an den Schu­lun­gen die ich in '91 hat­te unter­schie­den sich gra­du­ell von denen in den nach­fol­gen­den Jah­ren - die ersten Teil­neh­mer waren von dem Wunsch beseelt rasch im neu­en System Fuß zu fas­sen und Altes über Bord zu wer­fen, sie woll­ten das aber auf ver­trau­tem Boden errei­chen. Nach­fol­gen­de Grup­pen ver­lo­ren die­sen Drang nach und nach, und die letz­ten die ich unter­rich­te­te waren oft nicht aus eige­nem Antrieb da, son­dern weil es dafür mehr finan­zi­el­le Unter­stüt­zung gab als für ande­re Bereiche.

          Was "main­stream" angeht hal­te ich das für eine Fik­ti­on die dazu dient etwas zu zemen­tie­ren was sich nicht grei­fen lässt. Um des Mar­ke­tings wil­len, damit die Anspra­che gerecht­fer­tigt wer­den kann. Man braucht ein Bild der (ver­meint­li­chen) Kon­su­men­ten und greift zu unzu­läs­si­gen Ver­all­ge­mei­ne­run­gen, Zuord­nun­gen sind schwam­mig und teil­wei­se frei erfunden ....

      2. @wvs

        Mir reicht es aus, wenn ich nur ein paar Zusam­men­schnit­te vom frü­he­ren "Ein Kes­sel Bun­tes" zu sehen krie­ge. Grauenhaft!
        Also, schlim­mer ist heu­te wirk­lich nur noch der Sil­ber­ei­sen und ähn­li­che Zeitgeister.
        So viel Tra­la­la und hei­le Welt und Tri­via­li­tät zusam­men auf einen Haufen...

        1. Was Sie bekla­gen kann ich gut nach­voll­zie­hen - es ist aber, das steht für mich fest - das, was die Mehr­heit unse­res Vol­kes haben will, sonst wäre es nicht da. Mit­tel­maß und dar­un­ter, das sind die Spieß­bür­ger von denen Frau Ara­xe sprach. So steht es um das All­ge­mein­wis­sen und die Betei­li­gung am demo­kra­ti­schen Staats­we­sen - sehr zur Freu­de der Poli­ti­ker, die gar kei­nen Anlass haben das irgend­wie in Fra­ge zu stellen ....

      3. Dar­um sag­te ich ja, es wäre gera­de­zu eine Pflicht gewe­sen damals, Gruf­ti der ersten Stun­de zu sein.
        So viel Tra­la­la und Hei­ter­keit... So viel Mit­tel­maß und "bit­te stört uns nicht in unse­rer hei­len Welt (auch nicht beim Ver­brei­ten dieser)!".
        Ich mei­ne, das soll es gewe­sen sein, was man vom Leben bekommt? Das soll es sein, womit man sich zufrie­den geben soll??
        Das ist viel­mehr ekel­haft.

        Wie ich's in etwas vul­gä­rer Art und Wei­se hin und wie­der aus­drücke: Fres­sen, Schei­ßen, Arbei­ten und sich ver­meh­ren - das ist was die Mehr­heit will, ohne dar­über nachzudenken.
        Wenn das das sein soll, wes­halb die Affen mal vom Baum her­un­ter gekom­men sind, dann ist die Mensch­heit aber weit gekom­men... (nicht)

        1. Die gro­ßen Fragen:
          War­um ent­wickelt sich das Leben auf die­sem Pla­ne­ten in eine bestimm­te Richtung?
          Tut es das wirklich?
          Wozu soll unser Leben hier dienen?
          Gibt es eine halt­ba­re The­se zum Ziel der Evolution?

          Kei­ne von die­sen Fra­gen ist rich­tig gestellt!
          Wenn man näm­lich die bis­he­ri­ge Ent­wick­lung ver­folgt und bewer­tet wird klar:

          Eine Vor­her­sa­ge ist nicht mög­lich - und wird es wohl auch nie sein, selbst mit den grösst denk­ba­ren Daten­ver­ar­bei­tungs­ma­schi­nen - weil die Kom­ple­xi­tät der beleb­ten Umwelt bis­her nur sche­men­haft erforscht und dar­ge­stellt ist und um eine sol­che Gesamt­schau zu machen müss­te man ALLES (!) erfassen. 

          So bleibt nur die Folgerung:
          Kei­ne Chance.

          .... und jetzt den­ken wir 'mal an "Otto Nor­mal­ver­brau­cher", den "Stan­dard­bür­ger" und stel­len eine ganz ein­fa­che Frage:
          Kann der das gan­ze System und die Trag­wei­te die­ser Erkennt­nis eigent­lich verstehen?

          Der Mensch ist eine Fehl­ent­wick­lung, das wird dar­aus deutlich.

      4. Evo­lu­ti­on hat kein festes Ziel.
        Durch die natür­li­che Aus­le­se fal­len ledig­lich die Muta­tio­nen und Fehl­ent­wick­lun­gen durch das Netz, die kein Zukunfts-/Über­le­bens­po­ten­ti­al hätten.
        Was das dann jeweils ist, erweist sich durch die Pra­xis allein. Sich durch­set­zen oder sich nicht durch­set­zen eben.

        In wel­che Rich­tung eine Muta­ti­on geht kann man eben­falls nicht vor­her­sa­gen, weil das alles nur nach dem Zufalls­prin­zip auftritt.

        ...Beim Men­schen ist irgend­wann eine Pro­ble­ma­tik ent­stan­den: Durch Gesell­schaft und mög­li­cher Grup­pen­ver­sor­gung, spä­te­stens durch gute Gesund­heits­ver­sor­gung und üppi­ges Nah­rungs­an­ge­bot ent­fällt so ziem­lich der Zwang, sich in der Natur behaup­ten zu müs­sen, um wei­ter­zu­le­ben. Das ist nicht nur in Bezug auf Krank­hei­ten zu sehen, mit denen man in frei­er Natur nur beschwer­lich gut über­le­ben könn­te, son­dern auch auf Cha­rak­ter­ei­gen­scha­fen und kogni­ti­ve Fähigkeiten.
        Dadurch kön­nen Men­schen sich ver­dum­men­de Main­stream- und Leit­kul­tu­ren lei­sten - schlicht­weg, es gefähr­det ihr über­le­ben auch nicht, wenn sie nur ein schun­keln­der und bier­trin­ken­der Idi­ot sind, der außer Haus, Hof, Auto, Reich­tum und Arbei­ten wie ein Pferd nichts wei­ter im Kopf hat.

  12. Auch wenn es nach wie vor die brei­te Mas­se gibt, die am alt Her­ge­brach­ten fest­hält, so hat sich unse­re Gesell­schaft in vie­len Berei­chen auch zum Posi­ti­ven wei­ter­ent­wickelt. Vie­les, was frü­her nicht vor­stell­bar war, ist heu­te größ­ten­teils mehr oder weni­ger selbst­ver­ständ­lich, auch wenn es aktu­ell wie­der rück­läu­fi­ge Ten­den­zen gibt. Allein z. B., was die LGBT-Bewe­gung betrifft. Oder Umwelt­schutz ist eben­falls prä­sen­ter, wenn dies zwar auch noch lan­ge nicht aus­rei­chend ist.

    1. Hm... Bei den rück­läu­fi­gen Ten­den­zen bin ich mir aller­dings nicht sicher, ob es zum Teil auch mit dar­an liegt, dass eini­ge es mit ihren Akti­vis­mus irgend­wann auch über­trie­ben haben.
      Sagen wir es so: Ich müss­te mich dort zwar auch ange­spro­chen füh­len, aber mit die­ser über­kitsch­ten und kin­di­schen Regen­bo­gen-Sze­ne­rie kann ich nichts anfan­gen. Das ist Kram, der mal aus Über­see kam - und Über­see hat eine gene­rell deut­lich extro­vier­ter­te Art an sich, die sich durch alles durch zieht. Neben­bei, dass Über­see auch die Nei­gung dazu hat, euro­päi­sche Den­ker in irgend­ei­ner ver­dreh­ten Wei­se fehl­zu­in­ter­pre­tie­ren, dar­aus aber eine Reli­gi­on zu machen und den Rest der Welt auch noch oben­drein damit als "Stan­dard" "beglücken" zu wollen.
      Der Rest der Welt tickt aber anders und braucht nicht unbe­dingt die sel­be Kul­tur und Kom­pen­sa­ti­ons­wei­se, womit die Ame­ri­ka­ner ihr Land irgend­wie regieren.

      Und ich glau­be, genau das neh­me ich an die­sem Punkt wahr... Das ist nicht mei­ne Num­mer, das ist nicht mei­ne Aus­drucks­wei­se, und auch nicht das, was ich brauche.

      Gera­de die­ses über­mä­ßig ame­ri­ka­ni­sche kit­schi­ge Getue ist es, was ich auch bei ande­ren wahr­neh­me, die nicht zum Publi­kum die­ses Spek­trums gehö­ren, was sie an LBGT-Akti­vis­mus am mei­sten nervt und die Sache für sie am mei­sten unver­ständ­lich wer­den lässt.

      1. Das ist ein wich­ti­ger Punkt:
        Denn die­ses Getue und die zur Schau­stel­lung mit kit­schi­gem Tand und Far­ben nimmt der Ange­le­gen­heit die zugrun­de lie­gen­de Ernst­haf­tig­keit und ver­schlei­ern das Leid, das man­che Betrof­fe­ne erfahren.

      2. Yep, das kommt auch dabei heraus.
        Es wirkt mehr wie eine Kar­ne­vals­ver­an­stal­tung als wie etwas, dass durch­aus noch sei­nen ern­sten Cha­rak­ter hat. Hier in Euro­pa hat man gut Reden, da kann man sich die­sen Wan­der­zir­kus erlau­ben; war­um aber bei­spiels­wei­se da ver­sucht wird, auch in Ost­eu­ro­pa, z. B. der Ukrai­ne, genau die glei­chen kar­ne­vals­ähn­li­chen Gay Pri­des zu fei­ern, das ver­ste­he ich da wie­der­um nicht. Das ist, buch­stäb­lich, in einem Land, was diver­se schwer­wie­gen­de Pro­ble­me hat, und wo man als Nicht-Hete­ro­se­xu­el­ler sowie­so schon ziem­lich schlech­te Kar­ten hat, wie noch mal Öl ins Feu­er zu gießen.
        Also, so neh­me ich es jeden­falls durch die rus­si­sche­spra­chi­ge Sphä­re in mei­nen bei­den Netz­wer­ken wahr - die gan­ze Regen­bo­gen-Rhe­to­rik macht den Wider­stand dage­gen nur noch schlim­mer. Weil der Durch­schnitts­bür­ger, der jeden Tag einer nor­ma­len Arbeit nach­geht und kei­ne Ver­wen­dung für eine selbst­dar­stel­le­ri­sche One-Man-Show hat, sich sagt "Die sind bekloppt! Das sind kei­ne nor­ma­len Men­schen!" (ver­ein­facht ausgedrückt).

    2. Sicher, Frau Ara­xe, gibt es Fort­schritt der Vie­len Nut­zen gebracht hat und täg­lich bringt - doch um wel­chen Preis wer­den man­che die­ser Errun­gen­schaf­ten heu­te noch ermög­licht? Dage­gen sind die Pen­del­be­we­gun­gen in Hin­blick auf sozio­lo­gisch-mora­li­sche Ein­stel­lun­gen doch ver­gleichs­wei­se harm­los. Es sei denn, man betrach­tet die (noch ver­schwin­dend klei­ne) Zahl der Radi­ka­len im Ver­hält­nis zur Gesamt­be­völ­ke­rung unter Ein­be­zie­hung der kon­ser­va­tiv-christ­li­chen Ver­blen­de­ten, die wirk­lich gefähr­lich sind.

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