HINWEIS:
Es hat doch etwas länger als 11:00h gedauert - ich bitte das zu entschuldigen
Auf meinen vorigen Artikel (vor der Zwangspause wegen Neuordnung und Installation eines aktuelleren Betriebssystems) hat Claudia Klinger in ihrem eigenen Blog eine Antwort verfasst auf die es multiple Kommentare gab - und das indes nicht nur auf Claudias Ausführungen, sondern ebenso auf meine Kommentare zu diesen Kommentaren .... Na ja, da sind wir nun und ich stelle die Antworten die ich mittlerweile verfasst habe hier zusammen mit den Texten ein zu denen sie gehören. Damit beide Teile im Zusammenhang gelesen werden können.
Eine Kopie wird sich später am Tag im Artikel bei Frau Klinger befinden.
@ Claudia am 23. März 2025
Nach reiflicher Überlegung und der Verfassung mehrerer Kommentare als Antwort auf mich sollten die angesprochenen Bedenken und alternativen Vorschläge ausreichen darzustellen wie meine Haltung zum Thema und Einwänden ist. Derzeit ist, denn es könnte durchaus sein, daß ich im Verlauf der Zeit zu geänderter Einschätzung komme. Punktuell, nicht generell. Wenn dargebotene Fakten es rechtfertigen.

@ Siewurdengelesen 22.03.2025: 18:04
Ich fange mal bei der Wiederbewaffnung an - wenn Sie auch nicht weiter darüber geschrieben haben und ich den Grund dafür darin sehe, daß die Besatzung der (Ostzone = Besatzungsgebiet der Sowjetunion) ein schmerzliches Ereignis in der Geschichte Deutschlands war, die gezeigt hat welche Folgen eine Besatzung durch Rußland haben würde.
Zugleich allerdings ein Beispiel wie wenig wir an demokratischen Rechten zu erwarten hätten würden wir je wieder von Rußland besetzt werden.
Sie zitieren mich:
Ist ihnen klar, welche Folgen es hätte wenn wir – beispielsweise – unter russische Besatzung kämen? Denken Sie dann hätten Sie immer noch die Möglichkeit hier in Blogs zu schreiben was Sie etwa zur Notwendigkeit von Militär zu sagen haben?
Ohne jedoch auf den Kern dieser Bemerkung einzugehen. Nein, falsch, das gefällt Ihnen nicht und Sie nennen es ".. Die Keule russische Besatzung zu ziehen, zeugt auch nicht gerade von konstruktiver Diskussion .." - das war keine Keule, sondern die Dastellung welche Verhältnisse wir mit Sicherheit haben würden wenn der Fall einträte - denn die Folgen haben wir doch in der vormaligen DDR 'live' erlebt und beobachten können. Das als *Keule* abzutun ist unredlich.
Deswegen nochmal anders ausgedrückt um mich besser verständlich zu manchen. Natürlich hätten wir dann ganz andere Probleme, nämlich die, die die Menschen in Rußland derzeit haben:
- Unterdrückung von unliebsamer Opposition zum Staatsapparat;
- Einschränkung der Reisefreiheit und Bestimmung des Aufenthalts durch den Staat;
- staatlich bestimmte Berufsausbildung /-übung ohne Berücksichtigung der persönlichen Wünsche und/oder Vorzüge;
- Zuteilungen nach Wohlverhalten und Unterstützung für den Partei- und Staatsapparat.
[Auswahl!]
Meine Darstellung zum Erziehungszweck bei ansonsten resistenten Jungmännern basieren auf jahrelanger Erfahrung nicht auf Hörensagen. Ich nenne Ihnen einmal zwei Beispiele.
1.Fall:
Ein Soldat wäscht sich tagelang nicht und seine Kameraden bitten ihn das endlich einmal zu machen weil er anfängt zu stinken und alle in einer Stube mit 9 Soldaten damit belästigt. Als er sich immer noch weigert ergreifen sie ihn gemeinsam und bringen ihn unter die Dusche, waschen & bürsten ihn sauber. Das brauchten sie nach diesem einen Mal bis zum Ende der Dienstzeit nicht wieder zu tun;
2. Fall:
Ein Soldat kam regelmäßig zu spät aus dem Kasernengebäude zum Appell - was dazu führte, daß alle erst mit Verzögerung die Kaserne zum Wochenende verlassen konnten, manche den Zug nach Hause verpassten.
Sie haben diesen Kameraden zu mehreren - in dem Zustand der Bekleidung in der er sich gerade befand als zum Appell gerufen/gepfiffen wurde - nach draußen geschafft damit alle pünktlich waren. So wurde die 'fertigen' Soldaten entlassen und nur der
Unbelehrbare spürte die Folgen.
Ein Teil der Grundausbildung ist 'Staatsbürgerkunde', es mag nun eine alternative Bezeichnung haben, vermittelt jedoch Grundwerte der Verfassung und der Pflichten und Rechte der Staatsbürger. Es war für mich immer erschreckend wenn die Rekruten zwar über Pop-Idole und deren Umfeld, über Fußballer und Autos, sowie über die besten Reiseźiele Bescheid wußten, jedoch nicht darüber was ein Grundrecht ist, wie der Staat mittels Gewaltenteilung zum Wohle aller Bürger verfasst ist, und welche internationalen Verpflichtungen sich aus Völkerrecht, Kriegsvölkerrecht und internationaler Gerichtsbarkeit ergeben.
Die "Innere Führung" war und ist umstritten: Betonköpfe und wenig flexible, machthungrige Führungskräfte hassen sie. Viele können sich nur schwer zur Balance der Behandlung von Untergebenen zwischen *Bürger in Uniform* und *Gehorsam als Soldat* bewegen weil sie nicht die geistige Beweglichkeit haben. Zuletzt gibt es noch die Gruppe, die aus Bequemlichkeit Respekt und Disziplin schleifen lassen und so Unsicherheit des Handelns befördern.
Es kommt - das ist keine Frage - auf die geistige und menschliche Flexibilität der jeweiligen Führungspersönlichkeit an. Da habe ich alle Varianten zwischen ehemaligen Wehrmachtsoffizieren und in der Bundeswehr in den Rängen aufgestiegenen Offizieren erlebt. Es gibt immer Verbesserungspotenzial, denn hier greift die Lebensweisheit:
"Wo Menschen sind menschelt's!"
So-genannte "Eliteeinheiten" haben nach meiner Auffassung keine Sonderrechte - sie sind achtenswerte Spezialisten, jedoch wie jeder andere Soldat zu behandeln und verpflichtet sich so zu benehmen. Alles andere ist abzustellen und wenn ein Fehlverhalten vorliegt entsprechend zu ahnden.
Sollte dennoch eine Ungleichbehandlung, ein falsch verstandener Korps-Geist, einreißen, so sind diese ebenfalls zu unterbinden.
Zudem:
Wenn die falsche Vorstellung "Élite", etwas "Besonderes" zu sein zu Auswüchsen führt ist das nicht der bestehenden Struktur, der Grundidee der Inneren Führung zuzurechnen! Der Mangel entsteht durch falsch verstandene Privilegierung und kann deswegen dem Grundgedanken nicht angelastet werden.
Ein Wort zu Unterschieden im Kriegsfall:
Anderer Meinung als eine Führungskraft zu sein ist keine mangelnde Disziplin solange sie nicht die gestellte Aufgabe einer Truppe unmöglich macht:
- VOR einem Befehl ist Diskussion erwünscht,
- NACH einem Befehl muß Gehorsam herrschen.
Ein im Frieden von seinen Soldaten anerkannter Vorgesetzter wird auch im Krieg immer anerkannt sein - wer es als Vorgesetzter also nicht schafft den Respekt seiner Mannschaften zu erringen ist fehl am Platze. Offiziere die nur aufgrund des Dienstgrades führen sind ungeeignet.
Natürlich gelingt es manchmal nicht die Spreu vom Weizen zu trennen und Auswüchse zu verhindern. Wichtig ist aber auf allen Ebenen ein Auge darauf zu haben und die von Ihnen geschilderten Entgleisungen zu erkennen, abzustellen und das Wiederaufleben durch organisatorischen Änderungen zu verhindern-
Auch dafür gibt es Beispiele, Initiationsriten, *geheime* Zirkel in der Truppe, Motivationsverirrungen zur Aufgabe des Militärs im Staate.

Sven 22.03.2025; 20:34h (Zitatlink)
".. ich bin ein sehr neugieriger Mensch und hätte mir ihre Antwort in ihrem Blog wahrscheinlich auch durchgelesen, wenn sich ihr Kommentar wie eine Einladung angehört hätte. Tatsächlich hörte er sich wie ein persönlicher Angriff auf meine Person an – egal, ob das jetzt ihre Intention war oder nicht. Ihren Blogeintrag würde ich jetzt genau so lesen, als persönlichen Angriff auf mich. Das ergibt keinen Sinn, weil sie – da gehe ich jetzt einfach einmal davon aus – in ihrem Beitrag mit Sicherheit nur ihre Sicht der Dinge wiedergeben möchten und mit Argumenten belegen wollen, warum mein Kommentar falsch ist .."
Es ist bei schriftlicher Kommunikation immer schwierig genau den Ton zu treffen den der Kommentator erwartet oder ansonsten verstimmt ist. Mir tut es leid, wenn das so bei Ihnen ankam und ich versichere, daß das nicht meine Absicht war.
Es geht mir auch nicht darum Recht zu haben oder zu beweisen Sie hätten etwa eine *falsche Sicht* oder mindestens ihre Argumente seien *falsch* - ich möchte lediglich beitragen eine andere Sichtweise darzustellen, da es stets mehrere Betrachtungen geben wird und sich jeder sein Bild aus mehreren Quellen selbst zusammenreimt.
Zur Vorgeschichte:
Ich hatte '66 das Abitur und wollte '67 mit dem Studium anfangen - doch der Einberufungsbescheid kam und ich war gezwungen meine Pläne zu ändern. Damals war die Grundwehrdienstzeit 18 Monate.
Aus bereits benannten Gründen bewarb ich mich für die Offizierslaufbahn (B&Z;drei Jahre, später wurde eine Laufzeit von zwei Jahren eingeführt - doch das traf für mich damals noch nicht zu).
Militär hat zunächst nichts mit Demokratie zu tun, das ist völlig klar. Es ist hingegen sinnvoll bei der Führung von Menschen demokratische Prinzipien zu berücksichtigen, denn Überzeugung ist allemal besser als Gehorsam zu erzwingen.
Die demokratische Komponente besteht für mich darin den Zweck eines Befehls so zu verdeutlichen, daß dessen Notwendigkeit erkennbar wird. Damit handeln die Empfänger von Befehlen im Sinne dessen, was beabsichtigt ist und können bei Hindernissen selbst, ohne Nachfrage, Alternativen entscheiden die das Ziel erreichbar machen.
[Dieser Unterschied zur Wehrmacht, wo ausdrücklich Abweichungen verboten waren, oder wie bei der US-Armee, bei der ein schriftlicher (!) Befehl buchstabengetreu zu erfüllen ist, macht die Erfolgsaussichten wesentlich besser als reine gedankenlose Befehlsausführung]
Insoweit sehe ich den Unterschied zwischen verschiedenen Modellen der Führung im Militär nicht anders als in einem Unternehmen: Wenn die Absichten des wie und warum des zu erreichenden Zieles und der Gesamtlage verstanden wurden kann der gut ausgebildete Untergebene nach eigenem Muster den besten Weg finden sich an der Erreichung des Zieles zu beteiligen - so werden aus Befehlen die geeigneteren Zieldarstellungen.
Was davon unbetroffen bleibt ist der Bereich der körperlichen Ertüchtigung und der Einübung von Routineabläufen, sowohl persönlicher wie der von Gruppen. Viele Menschen gleichzeitig zu bewegen erfordert Ordnung, daher die notwendige Übung von Formationsbewegungen (*Formationsausbildung; *Formaldienst )
Hierarchie bedeutet keinesfalls Wertunterschiede zwischen den Rängen (Personen) - es bedeutet Aufgabenstellungen die pro Ebene verschieden sind und daher mehr oder weniger Folgen für die Handlungsweisen haben die der individuellen Einschätzung unterliegen können:
Wer in höherem Rang ist sollte mehr Übersicht und Erfahrung haben und dessen Wort sollte deswegen mehr Gewicht haben.
Da ich nicht 80 Jahre mit Scheuklappen durch das Leben gegangen bin - und gehe - ist mir natürlich klar, daß die Abweichungen von der *reinen Lehre*, dem *theoretisch Sinnvollen* oft Gründe entgegenstehen. Die sind vielfach nicht objektiv nachvollziehbar, nicht faktenbasiert, hingegen von Vorurteil und *Meinung* bestimmt.
Wenn es Bedrohung der bürgerlichen Rechte lt. Grundgesetz gibt, die von ausländischen Kräften per Gewalt durch Armeen ausgeübt werden sollen, halte ich es für angebracht diesen mit militärischer Stärke zu begegnen. Damit es dazu erst nicht kommt ist Militär notwendig.
In der augenblicklichen Umwälzungsbewegung auf vielen Feldern des Lebens ist es zweifellos verwirrend die einzelnen Bereiche zu identifizieren und zu trennen. Deswegen ist schrittweise Auflösung angebracht, ein Schritt ist der Abbau des zivilen Innovationsstaus, ein weiterer das vernachlässigte militärische Potenzial der Abschreckung und drittens die Förderung der Wirtschaftskraft.
Den Pistorius-Vorschlag es mit Freiwilligen im ersten Schritt zu versuchen den Aufbau des Militärs zu erweitern - wir haben ja trotz Aussetzung des Wehrdienstes schon mehr als 120.000 Soldaten unter Waffen sodaß wir nicht bei Null anfangen müssen - halte ich für zielführend und schnell umsetzbar.
Zur Abschlußfrage:
Nationalstaaten sind nicht mehr zeitgemäß - Europa muß das Ziel sein!
Damit ist klar: Es gilt die Demokratie als die beste Staatsform zu verteidigen.

@ Wolf Jäger 22.03.2025, 20:26h
Es ist eine sehr individuelle Erfahrung mit der man je nach Persönlichkeit und Erlebnis umgeht. Wir hatten mal einen Rekruten der sehr unsicher im Umgang mit Handgranaten war. Solange es Übungsmunition war ging es leidlich, aber wenn scharfe Munition geübt wurde war es brandgefährlich. Wir haben daher einen zweiten Unteroffizier als *Aufsicht beim Schützen* hingestellt, einer rechts, einer links. Als der Soldat die bereits entsicherte Handgranate fallen ließ anstatt sie zu werfen hat der Unteroffizier sie ergriffen und über den Wall befördert während der zweite den Schützen zu Boden zog.
Was ich damit sagen will:
Fehler sind nie auszuschließen, Schuldzuweisung ist - wenn nötig - oft eher ungerecht, mindestens aber ein Zeichen von Mangel in der Ausbildung.
Militär bedeutet Umgang mit tödlichen Waffen, da kann menschliches und/oder technisches Versagen nicht ausgeschlossen werden. Einschlägige Bestimmungen zu erklären, zu üben, und auf ihrer Einhaltung zu bestehen allerdings schon ein guter Schritt zu mehr Sicherheit.
PS:
Es erfolgte nur eine Schnelldurchsicht -deswegen können noch TYPOs zu finden sein