Dort finden Sie → Teil (I)
Was gestern zum Schluß zu lesen war:
Wie aus den Abbildungen von Antikörpern und Antigenen zu erkennen ist, haben sie eine *Gemeinsamkeit*, das ist die Struktur, die in der schematischen Zeichnung als kleines Dreieck gezeichnet ist. Bei dem Antigen sitzen diese Merkmale (es sind meist Eiweiß-Zucker-Moleküle) als 'Stacheln' auf der Oberfläche - bei den Antikörpern finden sich an den zwei Armen die nebeneinander liegen Ausbuchtungen, die die negative Form der Dreiecke bei den Antigenen haben.
Hier wird eine wesentliche Eigenschaft der Antikörper schematisiert dargestellt:
Ihre 'Arme' sind so gestaltet, dass sie sich an die Antigene anheften können (roter Kreis).
Warum das so ist und wie das für unsere Immunabwehr von Bedeutung ist wird im folgenden Text behandelt.
Alles, was in unserem Körper gebraucht wird, muss an irgendeiner Stelle 'hergestellt' werden - und da ergibt sich die Frage
"Wo werden diese Antikörper gebildet?"
Die Antwort heißt
"Sie werden in weißen Blutzellen, den "Leukozyten" gebildet!"
Es gibt eine ganze Gruppe von Zellen, die als "weißes Blutbild" oder "weiße Blutzellen" bezeichnet werden. Ihre Herstellung erfolgt im Knochenmark, im Inneren der platten und Röhrenknochen [Beispiel 'platte Knochen → Rippen, Becken; Beispiel Röhrenknochen → Oberschenkelknochen, Oberarmknochen] sowie in der Milz und den Lymphknoten.
Dort werden sie - wie die anderen Blutbestandteile, die roten Blutkörperchen und die Blutplättchen - in spezialisierten Geweben gebildet.
Hier wollen wir uns allerdings nicht um rote Blutkörperchen, Blutplättchen und allen Formen des weißen Blutbildes befassen - wir nehmen lediglich solche Zelltypen heraus und betrachten diese genauer, wenn sie die entscheidenden Zelltypen für die Abwehrreaktion darstellen.
Diese weißen Blutzellen ["Leukozyten"] sind:
Zelltyp | Aufgabe |
"Makrophagen (Monozyten)" |
"Freßzellen" Erkennen/Vernichten von Fremdstoffen und -zellen |
"Granulozyten" | Abwehr von Fremdzellen |
"Plasmazellen (Lymphozyten)" |
Antikörperproduktion |
T-Gedächtniszellen | "Katalog" von Fremdstoffen und-zellen |
Jeder Zelltyp hat eine bestimmte Aufgabe, es sind die Spezialisten für die Abwehr von fremden Stoffen, die ständig in unserem Blut zirkulieren und bei Bedarf rasch in größer Zahl zur Verfügung sind. Das ist wichtig, weil ihre Bildung Zeit braucht. Normalerweise sind zur Abwehr notwendige Zellen in solcher Zahl vorhanden, dass sie bei Auftreten einer Gefahr so lange 'durchhalten', bis neue Zellen in ausreichender Menge nachgebildet worden sind.
Nun wollen wir betrachten, wie die Abwehr bildlich dargestellt aussieht, Antigen und Antikörper sind ja schon bekannt, es kommen nun noch Plasmazellen [auch: Lymphozyten] und Fresszellen [auch: Makrophagen, Monozyten] hinzu. Plasmazellen sind die rundlichen Zellen in der Darstellung, die Fresszellen habe eine unregelmäßige Umrandung und sehen einem Spiegelei ähnlich:
Die Fremdstoffe - das waren die Antigene - können verschiedene Formen von 'Stacheln' auf der Oberfläche haben. Deswegen gibt es dann auch mannigfaltige Formen von Antikörpern, deren Grundstruktur immer gleich ist. Die aber an den aktiven Enden des Ypsilons unterschiedlich aussehen. Dementsprechend gibt es Antikörper, die sich an diese Oberflächenstrukturen - wie Schloss und Schlüssel passend - anheften können. Ganz oben auf dieser Seite war schon ein Beispiel dafür gezeigt.
Nachdem wir nun alle Bestandteile kennen, die nötig sind um eingedrungene Erreger - beispielsweise Viren vom Typ Covid-19 - zu eliminieren, schauen wir uns an was passiert:
Die Lymphozyten haben auf ihrer Oberfläche herausragende Antikörper. Hier ist nur eine Form dargestellt, in Wirklichkeit sind es gleichzeitig sehr viele verschiedene Antikörper. Etwa so viele, wie der Körper schon erfolgreich abgewehrt hat. Die Information darüber ist im so genannten "Immungedächtnis" aufbewahrt, dieses besteht aus spezialisierten Zellen, wie z.B. den T-Gedächtniszellen. Kommt nun ein Antigen - in Form eines Virus, eines Bakteriums oder eines Giftstoffes - in den Körper des Menschen, so werden die Lymphozyten alarmiert und sie binden die Antigene an ihre Antikörper ➀.
Der Lymphozyt ➁ beginnt dadurch eine Produktion von Klonen ➂ - das bedeutet, er vervielfältigt sich selbst in identischer Form. Aus wenigen Lymphozyten werden so schnell ganz viele gemacht. Aus den so vermehrten Lymphozyten treten die im Inneren produzierten Antikörper in die Umgebung ➃ und suchen nach Antigenen, an die sie sich anheften.
Da die Antikörper zwei Arme besitzen, mit denen sie sich an die Antigene anheften können, verbinden sie so nach und nach immer mehr Antigen - bis schließlich richtige Klumpen davon entstehen ➄. Diese Klumpen von Antigenen mit gebundenen Antikörpern setzen Substanzen frei, die die Makrophagen, die Fresszellen anlocken. So werden diese Klumpen von den Fresszellen umflossen und in die Zelle aufgenommen. Innerhalb der Zelle sind wiederum andere Stoffe, genannt Lysozyme, aktiv, die nun alles das, was in diesem Bläschen eingeschlossen wurde, zerlegen und damit unschädlich machen ➅.
➄
➅
Dieser Ablauf dieser Abwehr erfordert natürlich einige Zeit. Es müssen Zellen gebildet werden, dazu sind 'Rohstoffe' nötig, die aus den vorhandenen Depots aktiviert werden. Daher ist es möglich und meist auch üblich, dass zunächst Krankheitszeichen wie Fieber, Schwitzen, Blutdrucksteigerung etc. auftreten. Erst wenn die eingedrungenen Antigene vollständig aus dem Körper entfernt sind verschwinden die Symptome, die sie zuvor hervorgerufen haben. Der Mensch ist wieder gesund.
Merke:
Blut ist ein flüssiges Gewebe, alle anderen Gewebe des menschlichen Organismus sind ortsfest. Das Blut besteht aus verschiedenen Zelltypen und dem Blutplasma. Alle Zellen sind hoch spezialisiert und werden hauptsächlich im Knochemark gebildet. Das Blut ist ein Teil des Abwehrsystems gegen eingedrungene Stoffe, Zellen und Zellfragmente, und verfügt über ein Immungedächtnis und Zellen, die Fremdsubstanzen auffressen und so neutralisieren.
Abbildung Blutzellen: Gemeinfrei
Die hier dargestellten Zusammenhänge sind nicht als vertiefte Erklärung der Abwehrmechanismen zu verstehen - sie sind um der Verständlichkeit willen so vereinfacht, dass man den Prozess auch ohne umfangreiche medizinisch-biologische Kenntnisse versteht.