Im Zuge eines Gedankenaustauschs per Kommentaren zum Thema "Warum isst du Fleisch, obwohl du weißt, dass Tiere dafür leiden? " ergab sich eine Diskussion mit *@ S.N.* darüber, ob ich behaupten könne es gäbe Ausbeutung (und als Folge Armut) in Deutschland und der Grund dafür sei die Tatsache, dass die Regierung nicht für die Bürger regiere, sondern für Kapital & Großunternehmen:
Das grundsätzliche Problem ist allerdings - wie in so vielen Bereichen unseres Landes - dass in den Parlamenten nicht im Sinne der Bürger gehandelt wird, sondern die Ministerien mit den regulierten Verbänden und Großbetrieben eng zusammen arbeiten und so deren Interessen im Vordergrund stehen.
Siehe → [Wohl eher Reichenvertreter ] (https://www.freitag.de/autoren/zebralogs/wohl-eher-reichenvertreter) . Zusätzlich gab es in der letzten 'Armutsstudie' von Frau Nahles (2018; redigiert bis zur Unkenntlichkeit durch das Kanzleramt!) bereits umfangreiche Hinweise.
Fazit:
Den Politikern will hierzulande offenbar niemand auf die Füße treten der noch eine Zukunft vor sich hat - die dann sehr schnell vorbei sein kann "Der Aufschwung kommt bei den Menschen an!" wenn die Gescholtenen ihre Presse- und Fernsehfreunde mobilisieren. Insoweit sind wir nicht besser als eine Bananenrepublik.
Deswegen diskutieren wir nicht über die Hintergründe, sondern über Aufreger (wie "Tierleid"), die uns beschäftigen und davon abhalten sollen über die wirklich wichtigen Fragen wie mangelnde politische Repräsentation durch die gewählten Vertreter zu diskutieren.
Darauf kam folgende Antwort von Herrn "S. N." (Hervorhebungen im Text von mir):
" .. Ich glaube nicht, dass in Deutschland viele Menschen "ausgebeutet" werden. Wir beuten alle zusammen die Menschen in den ärmeren Ländern aus. Aber das ist Politik, nicht Ernährung. Können sich ärmere Menschen in Deutschland nicht gesund ernähren? Das halte ich für ein Gerücht. Ich stamme aus einer relativ armen Familie. M.E. haben wir sehr gesund gegessen. Natürlich nichts aus dem Reformhaus oder (die gab es damals noch nicht) Bioladen, der Unterschied zum sonst möglichen gesunden Essen ist mehr esoterisch, ich glaube nicht, dass sich hier eine Wirkung auf die Lebenserwartung seriös nachweisen lässt (nur der Unterschied von fast food zu Bioladen ist offensichtlich). Fleisch gab es nur in kleinen Mengen (sonntags z.B. ein größeres Hähnchen für 8 Personen, das war vor der Batteriehaltung, da waren Hähnchen noch teuer) - nebenbei, ich vermute, ohne hierzu Untersuchungen gesehen zu haben, dass der Umstand, dass die Deutschen immer größer (und dicker) werden, mit dem immer mehr ansteigenden Fleischkonsum zu tun hat. In geringem Umfang ist Fleischessen aber jedenfalls gesund. Gemüse kam zum geringen Teil aus dem eigenen Garten. Kartoffeln kamen vom Bauern und wurden eingelagert. Auf den Tisch kam ansonsten das, was saisonal gerade aus der Umgebung günstig verfügbar war, alles wurde täglich frisch gekocht. Das bringt mich auf den Punkt "Zeit". Natürlich kostet so eine Ernährung, gerade wenn wenig Geld da ist, sehr viel Zeit (aber wenig Geld). Meine Mutter hatte fast gar keine "Freizeit". Im Zeitalter des Freizeitwahns, wo Menschen soviel Freizeit haben, dass sie sie tot schlagen müssen, kommt natürlich niemand auf den Gedanken, dass Zeit Geld ist und man daher, fehlendes Geld durch opfern von Freizeit kompensieren kann. Und gerade Hartz IV Empfänger und Rentner haben eins mehr als genug: Zeit. Allerdings erfordert dies Eigeninitiative und Disziplin und wer das nicht gelernt hat, hat ein Problem. Wer also von klein auf lernt, dass man sich mit Geld ganz viel Freizeit erkaufen kann, die man dann totschlägt, aber nie gelernt hat, wie man durch Aufwenden von Zeit Geld spart, nun der kommt nicht zurecht .. "
Auszug aus meiner Antwort:
Es tut mir leid zu widersprechen was "Ausbeutung" angeht. Was Sie zur Ausbeutung in den so genannten "Dritte Welt Ländern" schreiben ist wahr, allerdings trifft es für die BRD weniger zu als für andere, wie z.B. die U.S.A. und anstatt etwas "zu glauben" halte ich es damit "Fakten abzuwägen" um etwas zu beurteilen. Gefühle täuschen oft.
Wenn ein Vorstand eines Unternehmens an einem Tag mehr als das Jahresgehalt des am schlechtesten bezahlten Mitarbeiters verdient halte ich das für Ausbeutung, oder wenn ein Arbeiter bei voller Stundenzahl noch vom Staat (den Steuerzahlern!) unterstützt werden muss, damit er von seiner Arbeit leben kann, dann halte ich auch das für Ausbeutung und zwar nicht nur des Arbeiters sondern von uns Allen.
Ein Beispiel aus der BRD, weil ansonsten immer nur die Amerikaner als Kapitalisten und damit (schlechtes) Beispiel angedient werden:
Zitat Wie viel mehr Gehalt sollte der Chef bekommen?
" .. Wie viel Geld steht einer Führungskraft zu - im Vergleich zu den einfachen Arbeitnehmern? Nicht nur in Deutschland sorgen Managergehälter und hohe Boni immer wieder für Diskussionen. So zum Beispiel im Jahr 2011, als VW-Chef Martin Winterkorn rund 17,5 Millionen Euro verdiente. Ein Einkommen, welches das eines VW-Arbeiters am Band um das 350-fache übersteigt - falls der Arbeiter inklusive Boni auf 50.000 Euro Jahresgehalt kommt. Im Folgejahr begrenzte Konzernchef Winterkorn sein Gehalt freiwillig auf 14,5 Millionen Euro - mit der Begründung, ein höheres Gehalt sei „nicht vermittelbar“, berichtet das Manager Magazin .. "
Mein Einwand ein Arbeitergehalt pro Tag trifft also nicht zu, es sind nur 350 anstatt 365 Tage. Das ist nicht mehr nur "zu viel", das ist unverschämt gierig!
Es gäbe noch viele weitere Zitate zu nennen, ich werde die entsprechenden Quellen weiter unten anhängen.
Was viel bedeutsamer ist steht nicht kompakt in einem Satz, es steht zwischen den Zeilen!
Der Herr "S. N." hat sein Leben als *underdog* trefflich angenommen, so haben es die Kapitalisten gern, ein Armer, oder mindestens arm aufgewachsener, der seine Situation nicht denen anlastet die dafür verantwortlich sind - sondern den noch ärmeren Hartz IV-lern und Rentnern.
Der nicht *glaubt*, dass es Ausbeutung gibt - hat ja niemand im Fernsehen gesagt und die Frau Kanzlerin hat vor ein paar Jahren den tollen Spruch "Der Aufschwung kommt bei den Menschen an!" ausgesprochen - wie kann da irgendjemand auf die Idee kommen dem zu widersprechen?
Der es als normal ansieht, dass seine Mutter für sieben Personen rund um die Uhr schuften musste während die Frau Fabrikantengattin mit Hauspersonal 'erledigen ließ' und wahrscheinlich dem Personal noch alle erdenklichen Haushaltsgeräte zur Arbeitserleichterung vom fürstlichen Gehalt des Herrn Gatten zur Verfügung stellte.
Der es als normal und durchaus vertretbar ansieht, wenn Arme und Rentner eben mehr Zeit einsetzen müssen und sich abrackern - während der Herr Vorstand zum Golfen geht, sich in Sanatorien pflegen lässt, mehrmals im Jahr urlaubt, im eigenen Feriendomizil, versteht sich, das die Arbeiter in seiner Fabrik durch Lohnverzicht zugunsten des Erhaltes ihrer Arbeitsplätze finanziert haben, "Danke!" denkt der Herr Vorstand, ihr seid ja wirklich zum Lachen einfältig!
Der den "Freizeitwahn" beschwört - das freut die Arbeitgeber, wo sie doch ständig darauf hinweisen, dass die Arbeiter lieber mehr arbeiten sollen als nach Freizeit zu fragen, am Ende gar noch gegen Bezahlung, so wie Urlaub, das ist doch jetzt schon viel mehr als die an Freizeit aushalten, die wissen ja nicht, was sie mit soviel Freizeit anfangen sollen usw.
Und wahrscheinlich, nach dem was er so erklärt hat, ist seine Familie christlich gesonnen, sein Name hat christliche Wurzeln, vielleicht sogar, nach der Kinderzahl zu urteilen entweder katholisch oder freikirchlich-evangelisch orientiert, und wer christlich erzogen ist hat gelernt nie Autoritäten in Frage zu stellen, der verteidigt die Obrigkeit, die es ja stets besser weiß und einrichtet als der einfache Mensch, woher soll der es auch in seiner Einfachheit gelernt haben?
"Eigeninitiative" und "Disiplin" - da klingelt doch 'was? Der Herr Beck (SPD) hat das so ähnlich zu Zeiten der SPD-Grünen-Koalition einem Arbeitslosen gesagt "Waschen und rasieren, dann kriegen Sie auch einen Job". Diese Abgehobenheit der Politik, und es gibt Menschen, die das für gut und richtig halten und sich in ihr Schicksal fügen, so wie Herr "S.N."
Was lernen wir aus dem, was uns der Herr "S. N." sagt?
Es ist der schmalen Schicht von "Besser Verdienenden", den "führenden Politikern", den "Wirtschaftsmagnaten", den Menschen der "Oberschicht" gelungen Menschen wie den Herrn S. N. davon zu überzeugen, dass sie, die "Oberen", schon für ihn denken und handeln - er muss sich nur gefügig in alles drein schicken was sie von ihm wollen und vor allem nicht aufmucken und die gesellschaftliche Unterteilung, die Schichtung, nicht in Frage stellen!

① Konzernchefs verdienen gut 330 Mal mehr als ihre Arbeiter
18. Mai 2016
US-Konzernlenker verdienen 330 Mal mehr als ihre Angestellten. Auch deutsche Vorstandsvorsitzende verdienen deutlich mehr als die eigenen Leute.
In Deutschland überwacht die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) gemeinsam mit der Technischen Universität München (TUM) die Gehälter der Dax-Vorstände und setzt sie ins Verhältnis zu den Einkommen der einfachen Arbeitnehmer. Im vergangenen Jahr bekamen die Dax-Chefs im Mittel 54 Mal so viel wie ihre Angestellten.
② Kienbaum-Studie: Vorstände in SDAX und TecDAX verdienen ein Fünftel der DAX-Kollegen
Köln, 13. September 2017 Die Gehälter von Vorständen in SDAX und TecDAX liegen deutlich zurück gegenüber dem, was die Chefs bei den größten Unternehmen im DAX30 verdienen. Rund ein Fünftel eines durchschnittlichen DAX-Vorstandsgehalts zahlen die SDAX- und TecDAX-Unternehmen im Median ihren Chefs. Dabei zeichnen sich gerade im TecDAX große Unterschiede zwischen den verschiedenen Unternehmen ab. Einzelne Vertreter der im TecDAX gelisteten Unternehmen können es bei der Vergütung sogar mit den ganz Großen in Deutschland aufnehmen. Das ergibt eine aktuelle Studie der Personal- und Managementberatung Kienbaum, für die Kienbaum die Vorstandsvergütung der SDAX- und TecDAX-Unternehmen für das abgelaufene Geschäftsjahr analysiert hat.
③ Mein Chef und ich – die Spannbreite der durchschnittlichen Jahresgehälter
10 Millionen Euro Jahresgehalt? Womit ist das gerechtfertigt? Das fragen sich zahlreiche Arbeitnehmer, wenn sie auf die Jahreseinkommen der Vorstände großer Dax-Unternehmen blicken. Und wenn diese Manager dann entlassen werden, weil sie z. B. in unsaubere Geschäfte verwickelt waren, bekommen sie häufig noch eine lebenslängliche Rente. Nicht mehr nachvollziehbar für den Otto-Normal-Verbraucher, der es gerade mal so schafft, finanziell über die Runden zu kommen.
Der Post-Chef Frank Appel verdient sogar sage und schreibe das 232-fache Einkommen und führt damit die Gehaltsliste der deutschen Konzernchefs an.
④ Wie viel mehr Gehalt sollte der Chef bekommen?
Wie viel Geld steht einer Führungskraft zu - im Vergleich zu den einfachen Arbeitnehmern? Nicht nur in Deutschland sorgen Managergehälter und hohe Boni immer wieder für Diskussionen. So zum Beispiel im Jahr 2011, als VW-Chef Martin Winterkorn rund 17,5 Millionen Euro verdiente.
Ein Einkommen, welches das eines VW-Arbeiters am Band um das 350-fache übersteigt - falls der Arbeiter inklusive Boni auf 50.000 Euro Jahresgehalt kommt. Im Folgejahr begrenzte Konzernchef Winterkorn sein Gehalt freiwillig auf 14,5 Millionen Euro - mit der Begründung, ein höheres Gehalt sei „nicht vermittelbar“, berichtet das Manager Magazin.
Zuerst veröffentlicht am 29. März 2019 um 00:30h.