bookmark_borderMangelnde Vorbildfunktion und Zukunftsperspektive der Politik
*update* [18.12.2018]

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Radi­ka­li­sie­rung ist ein lang­wie­ri­ger Pro­zess, nichts geht dabei von jetzt auf gleich. Der Beginn des Umschwen­kens kommt aus einem all­ge­mei­nen Frust nicht mit den gesell­schaft­li­chen, tech­no­lo­gi­schen und inter­na­tio­na­len Ver­än­de­run­gen Schritt hal­ten zu kön­nen - und der ganz offen­sicht­li­chen Unfä­hig­keit der Poli­tik & Poli­ti­ker den Bür­gern eine Per­spek­ti­ve und Anlei­tung anzubieten.

Ich bin über­zeugt davon, dass das des­we­gen pas­siert, weil vie­le der dort Agie­ren­den selbst ähn­li­che Ver­ständ­nis- und Ori­en­tie­rungs­pro­ble­me haben und des­we­gen selbst ohne Ziel im Nebel herumstochern. 

Grund dafür ist ein Man­gel an Kennt­nis­sen und das hat sei­ne Ursa­che in einem Man­gel an Wil­len in Bil­dung zu inve­stie­ren. Wenn wir die Kür­zun­gen der letz­ten Jahr­zehn­te anse­hen sind es vor allem Bil­dung und Kul­tur die Strei­chun­gen hin­neh­men muss­ten. Dane­ben waren es die Dienst­lei­stungs­be­rei­che Poli­zei, Biblio­the­ken & Schwimm­bä­der und ganz wesent­lich, die Schu­len - wobei es hier nicht nur um die Gebäu­de geht, son­dern um die Leh­rer. Ganz abge­se­hen von den vie­len Expe­ri­men­ten gera­de im Schul­be­reich hat sich eine gewis­se Abschät­zig­keit gegen­über Leh­rern auf­ge­baut, wobei wie so oft ein paar 'fau­le Äpfel' das Image der Gesamt­heit ver­dor­ben haben. 

Wie soll sich "Zukunfts­op­ti­mis­mus" in der Bevöl­ke­rung auf­bau­en wenn um sie her­um ent­we­der Still­stand oder Zei­chen des Ver­falls zu beob­ach­ten sind?

Es ist nicht nur mei­ne Über­zeu­gung, dass sich lang­fri­stig durch die stei­gen­den Zah­len an immer schlech­ter gebil­de­ten, auf den Mobil­te­le­fo­nen dahind­ad­deln­den Men­schen, die­se aus Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit ent­ste­hen­de Radi­ka­li­sie­rung noch ver­stär­ken wird. Eine, was sage ich, zwei ver­lo­re­ne Gene­ra­tio­nen die nicht mehr "wis­sen", son­dern "mei­nen", "glau­ben" oder "hin­neh­men"- wenn sie nicht gar völ­lig des­in­ter­es­siert dahin lau­fen wo alle hin laufen:
r-a-t-s 
Zu den Rat­ten­fän­gern die ver­meint­lich ein­fa­che, in Wahr­heit völ­lig abstru­se Model­le anbie­ten, die jeder Prü­fung durch 'das wah­re Leben' nie­mals stand­hal­ten werden.

Die poli­ti­schen Akteu­re tra­gen unver­min­dert zum Miss­trau­en der Bevöl­ke­rung gegen­über Neue­run­gen bei, weil sie zunächst immer die Gefah­ren und Wider­stän­de beschrei­ben anstatt die Vor­zü­ge und erwei­ter­ten Mög­lich­kei­ten her­aus zu stel­len. Ein gutes Bei­spiel aus jüng­ster Zeit ist die Idee der "Digi­tal­in­itia­ti­ve". Da waren (und sind) die Zustän­dig­kei­ten unge­klärt - dabei hät­te das doch im Vor­feld geklärt wer­den kön­nen. Also bevor man es einer brei­te­ren Öffent­lich­keit bekannt gemacht hat. So ist wie­der ein lobens­wer­ter Ansatz geschei­tert, und das noch bevor eine grund­sätz­li­che Dis­kus­si­on um den Nut­zen und die Not­wen­dig­keit über­haupt in Gang gekom­men wäre:
Weil es näm­lich nie sinn­voll ist Tech­no­lo­gie um ihrer selbst wil­len zu beschaf­fen - weil Ande­re das auch tun - ohne die Lehr­kräf­te ent­spre­chend aus­ge­bil­det zu haben, damit dann ein sinn­vol­ler Ein­satz gewähr­lei­stet ist.

Der Fort­schritt erhöht mit jedem Jahr­zehnt sei­ne Geschwin­dig­keit. Men­schen kön­nen bedau­er­li­cher­wei­se pro Zeit­ein­heit nur eine bestimm­te Men­ge an Infor­ma­ti­on ver­ar­bei­ten. So kommt es zu einem Aus­ein­an­der­drif­ten zwi­schen immer schnel­ler fort­schrei­ten­der Ent­wick­lung und der Reak­ti­ons­fä­hig­keit der Gesell­schaft - im Ide­al­fall unter Anlei­tung und Füh­rung der Poli­tik - was zu einem Cha­os, manch­mal zu Angst und Ver­wei­ge­rung führt. Es wird nur noch ver­wal­tet, nicht mehr gestal­tet. In Deutsch­land feh­len die Visio­nä­re in der Poli­tik, nicht zuletzt weil jeder Ansatz dazu in den letz­ten drei­ßig Jah­ren von der Mit­tel­mä­ßig­keit erstickt wor­den ist.


Erwei­ter­te Neu­fas­sung; Erst­ver­öf­fent­li­chung 24. Nov 2015 um 22:22h.

bookmark_borderAnknüpfungspunkte ....

In vie­len Lebens­si­tua­tio­nen bei denen vor­her Unbe­kann­te sich tref­fen ist es nötig zu kommunizieren. 
Sich als Mensch in neu­er Umge­bung zu bewäh­ren erfor­dert Fle­xi­bi­li­tät des Den­kens und Han­delns und die Bereit­schaft zuzuhören.

Sehr häu­fig stel­le ich fest, daß das gründ­lich mißlingt.

Zu sehr sind Vie­le dar­auf aus sich erst mal zu positionieren:
Etwas dar­zu­stel­len, von dem sie wol­len, daß es die Ande­ren als Tat­sa­che anneh­men ohne wei­ter dar­über nach­zu­den­ken oder es zu hin­ter­fra­gen. Das äußert sich in Aus­sa­gen und Aussehen.

Oder sie sind nicht in der Lage ihrem Gegen­über wirk­lich zuzuhören:
Sie las­sen sich von einem 'ersten Ein­druck', dem Auf­tre­ten und ihren Vor­ur­tei­len dazu lei­ten und neh­men nur das auf, was sie wahr­neh­men wol­len. Des­we­gen ist es völ­lig unmög­lich, daß sich aus die­sem Ver­lauf eine Bezie­hung zwi­schen den Betei­lig­ten ergibt.

Ein drit­ter Grund für man­gel­haf­ten Erfolg in sol­chen Lebens­la­gen kann der ein­ge­schränk­te Bil­dungs­grad mit ein­her­ge­hen­dem Man­gel an the­ma­ti­scher Brei­te sein:
Wer nur über tri­via­le The­men spre­chen kann (Fuß­ball, Motor­sport oder ander­wei­ti­ge Frei­zeit­be­schäf­ti­gun­gen die­ser Art sei­en bei­spiel­haft erwähnt) wird über­for­dert sein wenn das Gespräch sich auf ande­re Fel­der bewegt. Den Betrof­fe­nen kann man sel­ten einen Vor­wurf machen, denn all­ge­mein ist ein Rück­gang an All­ge­mein­bil­dung zu kon­sta­tie­ren. Bei Älte­ren wird man frei­lich auch einen man­gel­haf­ten Bil­dungswil­len unter­stel­len - denn Zeit genug auf­zu­ho­len hät­ten sie ja bestimmt gehabt.

Wahr­schein­lich gibt es noch wei­te­re Grün­de und bestimmt auch Misch­for­men aus den vor­ge­nann­ten Fällen. 

Es bleibt die Fra­ge zu beant­wor­ten, wie dem zu begeg­nen ist. Eine sicher kom­ple­xe Auf­ga­ben­stel­lung, die nicht in weni­gen Sät­zen zu beant­wor­ten ist. Manch­mal - so mei­ne ich - reicht es aber schon die Fra­ge zu stel­len und die Beant­wor­tung ihnen, lie­be Leser, zu überlassen.