Kürzlich sah ich ein Video in dessen Verlauf der Autor über seine Art zu leben nachdenkt und beschreibt, wie er vom 'sich treiben lassen' zum 'sein leben aktiv gestalten' kam. Das hat mich sehr berührt, vor allem weil es zwischen diesen beiden Möglichkeiten so viele verschiedene Facetten gibt die nur schwer zu unterscheiden sind. Die Endpunkte sind es, das wurde mir da klar, die unser Sein bestimmen. Was dazwischen abläuft - unser Leben füllt - ist für uns selbst von Bedeutung, doch schon die nächsten Anverwandten sehen das sehr verschieden und aus einer völlig anderen Perspektive.
Wenn ich zurückdenke fallen mir Begebenheiten aus meinem Leben ein, nicht immer das Wichtigste, was ich erlebt habe, oft Kleinigkeiten, die als 'Alltagserlebnisse' bezeichnet werden können und doch eine ganz spezifische Eindrücklichkeit hatten. Das ist bei vielen Menschen ähnlich, wie ich in unzähligen Gesprächen erfuhr.
Nicht die tiefen Einschnitte die wir festlich und pompös begehen, Schulabschluss, das Erreichen beruflicher Qualifikationsstufen, Partnerwahl, Eheschließung, Kindsgeburten, und ähnliche Ereignisse sind es, die unser Leben in eine bestimmte Richtung lenken. Nein, denn die Entscheidung etwas in Richtung der Erreichung solcher Ziele zu veranlassen, sich dem Unwägbaren zu nähern und trotz unvorhersehbarer Mühen und Folgen einer solchen Veränderung es trotzdem zu tun ist der Entschluß in Sekundenbruchteilen .... während den wohlüberlegten Lebenseinschnitten oft lange Vorbereitung und Erwägungen voraus gingen.
Wenn Sie einmal mit überlegen was Ihnen aus dem vergangenen Jahr als wichtigste Änderung, herausragendstes Ereignis, tiefste Enttäuschung begegnet ist:
Waren es nicht diese Gegebenheiten, die uns jetzt noch bewegen, aber zumeist im Lauf des weiteren Lebens nach und nach verblassen wie die Farbe eines Gemäldes, das am falschen Platz - in der Sonne - hängt?
Welchen Stellenwert werden solche Ereignisse in zehn, in zwanzig Jahren haben?
Ist es nicht vielmehr die Wertschätzung die wir von anderen Menschen erfahren haben, die uns den meisten "Wert" in unserem Leben brachten? Nicht nur im vergangenen Jahr, sondern zweifellos in all den Jahren davor und den Jahren, die wir noch vor uns haben?
Da so häufig nach dem "Sinn des Lebens" gesucht wird, ist es dann nicht zumindest erstaunlich wie schnell und fast immer ausschließlich nach 'höheren Werten', nach 'Außerordentlichem' gesucht wird anstatt sich über ein freundliches Gespräch, ein aufmunterndes Zunicken, oder eine unmißverständliche Geste der Zuneigung zu freuen?
Für das kommende und all die weiteren Jahre wünsche ich allen meinen Leserinnen und Lesern die Freude gerade an den kleinen Dingen des Lebens, die nach meiner Vorstellung in ihrer Fülle den tatsächlichen Sinn darstellen solange wir in geordneter Daseinsform auf diesem Planeten anwesend sind.
Der Zufall hat uns in dieses Leben geschickt, auf ebensolche Weise werden wir es beenden¹. Was davon bleibt sind die Eindrücke die wir bei Anderen hinterlassen, seien sie hoch erfreulich oder zutiefst deprimierend:
Wir haben es jetzt noch in der Hand daran zu arbeiten, dass es die guten Eindrücke sind die überwiegen!
Ich wünsche Ihnen ein freundliches, friedliches und freudiges Jahr 2022.
¹ Vielleicht weniger 'zufällig' wenn das wahr ist, was in diesem Artikel beschrieben wird.