Als Naturwissenschaftler schaut man eher auf einzelne Fakten als auf eine umfassende Sichtweise, diese zeichnet sich höchstens aus der Summe der Befunde irgendwann ab und ändert dann notwendigerweise die Basis des Wissens, schreibt also 'neue Erkenntnisse' und verwirft teilweise alte Ergebnisse.
Ganz anders ist es, wenn man die Geschichte der Menschheit, der eigenen Nation, des unmittelbaren Lebenskreises betrachtet. Ich wage mich heute auf fremdes Territorium: Geisteswissenschaft. "Geschichte" aus naturwissenschaftlicher Sicht, unverbrämt, ungeschönt, unverzerrt.
Eine *kreativ veränderte* Sicht der Geschichte kommt von vielen Seiten. Jede dieser Sichtweisen basiert auf dem Wunsch für die Gegenwart die Vergangenheit so erscheinen zu lassen, dass sie möglichst vorteilhaft für die eigene Argumentation/Person ist.
Dabei ist es doch kein Mangel, wenn man in der früheren Geschichte sowohl kleine als auch große Fehler auf der 'eigenen' Seite zulässt und wahrheitsgetreu darstellt. Es macht Geschichte eher zu einer lebendigen, plausiblen und chaotischen Realität und weniger zu einem gut gemachten und vielleicht noch besser erzählten Märchen.
Eine breitere Sicht der Geschichte kontrastiert Geschichten mit unumstößlichen Fakten, die nicht immer zur vorher festgelegten Erzählung passen, die manche Menschen gern andere glauben machen wollen.
Geschichte hat Höhepunkte, aber nur wenige Endpunkte. So lange man lebt werden Änderungen nötig, denn es handelt sich nicht um einen statischen, sondern einen dynamischen Prozess.
Wovor man sich hüten sollte ist, Entscheidungen zu hinterfragen, die vor einem bestimmten Hintergrund in früheren Jahren getroffen wurden. Die äußeren Umstände zu beleben, sie so darzustellen wie es war, ist schon unmöglich:
Man hat die Sichtweise auf Vergangenes nur aus der eigenen Perspektive - und die "Geschichtsschreibung" orientiert sich nach wie vor am 'großen Ganzen' und nicht an Einzelschicksalen (Ausnahmen ausgenommen!).
Wo wir aufmerksam sein müssen ist, jeder 'kreativen Neufassung' auf die Spur zu kommen, denn Manipulationen sind heutzutage schneller und umfassender möglich als früher, wo man noch Papier und Stift brauchte und Fälschungen leicht zu erkennen waren. Elektronisch ist Vieles machbar geworden - und die aktuelle Macht strebt gern danach ihre angeblichen Wurzeln etwas geschönt zu vermitteln.