Kürzlich hatte ich darüber geschrieben, dass Wissenschaftler nicht gleich kompetent über jedwedes Fachgebiet Aussagen treffen können. Nun bin ich auf ein Video des bekannten Fernsehprofessors Lesch gestoßen und an einem Satz hängengeblieben - der lautet:
" .. Es lassen sich keine geschlechtsspezifischen Ausprägungen bestimmter [Gehirn-] Areale erkennen. Tatsächlich sind die Unterschiede der Fähigkeiten innerhalb eines Geschlechts größer als zwischen den Geschlechtern .. "
[Ab 04:12 min im Video]
Bei diesen Untersuchungen ging es um Orientierung, mit besonderer Fragestellung ob sich die Leistungen unterscheiden und ob sich Unterschiede sichtbar machen lassen (per CT¹).
Das ist allerdings aus meiner Sicht deswegen unbedeutend, weil der Satz von Prof. Lesch so wie er im Video geäußert wird nicht zutreffend sein kann.
Geht man von einer Variabilität zwischen den Grenzen "hoch" bzw "tief" aus, so muß sich eine Gauß'sche Verteilung ["Normalverteilung"] ergeben, innerhalb derer die Leistungen liegen - und zwar zwei verschiedene Kurven, wenn man Männer und Frauen untersucht. Es ist kaum zu erwarten, dass diese Kurven total identisch sind, alleine durch den Meßfehler müssen Unterschiede vorhanden sein.
Das ergibt zwei Kurvenbilder, die hier nur exemplarisch dargestellt sind und nicht die tatsächlichen Befunde darstellen - allerdings den tatsächlichen Befunden prinzipiell ähnlich sein dürften (Frauen rechts, Männer links):
Schiebt man nun diese Kurven übereinander so ergibt sich, dass der Satz von Lesch nicht stimmen kann.
Der Unterschied zwischen den Personen eines Geschlechts kann nicht größer sein als zwischen den Geschlechtern. Die Kurven könnten höchstens nebeneinander liegen - dann wäre der Teil der Aussage " .. größer als zwischen den Geschlechtern .. " falsch.
Wenn Befunde 'zwischen den Geschlechtern' größer sein würden, so lägen sie trotzdem kurvenmäßig übereinander - und damit ist die Aussage 'innerhalb eines Geschlechts' nie zutreffend.