Es hat schon seine Gründe, warum ab einem bestimmten Lebensalter Kinder sich von ihren Eltern lösen und eigene Wege gehen ....
Früher war ich der Auffassung das müßte nicht so sein.
Heute bin ich geneigt anzunehmen, dass das eine Grundgesetzlichkeit der Natur ist, so wie im Frühjahr die Blätter sprießen und im Herbst wieder runter fallen .... Viele Kleinigkeiten, die bei engem Zusammenleben störend wären, entfallen - und verbessern so den Umgang miteinander - wenn das Kind erst einmal in räumlicher Ferne von den Eltern wohnt. Kinder müssen ihre eigenen Erfahrungen machen können. Sie müssen auch mal selbst auf die Nase fallen und sich wieder aufrappeln.
Familienleben bedeutet: Freiheit, Verantwortung und Pflichten, aber auch Verbundenheit in schwierigen Situationen. Das Ganze unter dem Motto: Es gibt Nichts was unseren Zusammenhalt aufbrechen kann, wir stehen zusammen .... und dafür ist es nicht unbedingt nötig zusammen unter einem Dach zu wohnen!
Natürlich gehören Liebe, Geborgenheit und Akzeptanz der individuellen Persönlichkeit untereinander dazu - ich erwähne es nur der Vollständigkeit halber, weil ich es eigentlich für selbstverständlich halte ....
Was noch ergänzt werden muß:
Altersgemäße Einsicht gehört mit zu einem gedeihlichen Miteinander, sie zu verlangen ist keine Zumutung den Kindern gegenüber, sondern eine Selbstverständlichkeit, die durch das eigene Vorbild gelebt werden sollte. Weder Kinder noch Eltern können zu irgendeinem Zeitpunkt stur auf ihrer Sicht der Welt beharren - gefragt ist demnach immer Kompromißbereitschaft.
Eltern versuchen oft die Kinder zu schützen und das bis ins Erwachsenenalter. Den Ausgleich zwischen angemessener Nähe zu und angemessenem Abstand von den Eltern zu finden ist sicher eine schwierige Gratwanderung, vor allem dann, wenn Eltern ungern 'loslassen' wollen ....
Eine gluckende Mutter, die ihre Kinder nicht in die Welt lassen will ist häufiger das Übel (Väter sind nach meiner Erfahrung meist lockerer was das angeht). Ein Teil der Kinder schafft es sich trotz aller gegenteiligen Wünsche von Elternseite abzusetzen, manche aber nur, um sich wieder in eine Abhängigkeit von einem Partner zu begeben und nicht den Schritt in die Eigenständigkeit zu schaffen. Andere sitzen lieber noch zu Hause im Nest. Mit der Konsequenz, dass es des Öfteren heftigste Auseinandersetzungen zwischen Alt und Jung gibt. Aber noch nicht heftig genug für manche Jungen, um den endgültigen Absprung zu schaffen.
Schlimm ist es immer dann, wenn Kinder den Eltern zur Last werden und sie das zu spüren bekommen. Das Urvertrauen, dass Kinder zu ihren Eltern haben, wird dadurch zerstört. Mir scheint das der schlimmste Fall von Versagen der Eltern zu sein.
Neufassung unter Einbeziehung früherer Kommentare;
Erstveröffentlichung: 28.06.2008; 17:11h.