Nein, die hehren Gesänge gibt es zwar noch, aber das "Britische Empire" ist Vergangenheit.
Bisher habe ich mich zurück gehalten zum Thema "Brexit" nur sporadisch geschrieben. Aus gutem Grund, denn die Zeit und der Aufwand das Punkt für Punkt zu verfolgen sind es nicht wert, weil nichts irgendwie geordnet ist. Eine Wendung folgt auf die nächste, ein totales Chaos!
Frau May hat die EU um eine Verlängerung über eine Zeit bis kurz nach der Europawahl gebeten, genauer bis zum 30. Juni. Kurz bevor sie diese Bitte abgeschickt hat wurde bekannt, dass die EU bereit wäre nicht nur um ein paar Monate zu verlängern, sondern bis April nächsten Jahres.
Trotzdem ist sie bei ihrem kurzen Zeitrahmen geblieben - und der Laie reibt sich in Unverständnis die Augen und fragt sich, warum sie das Scheitern wählt, wo doch Stabilität ganz einfach zu haben wäre. Möglich, dass das nicht grundlos¹ geschieht, was *ziellos* aussieht könnte durchaus *gezielt* sein!
Es drängt sich der Gedanke auf, dass Frau May eine Absage provozieren möchte, damit sie dann zu Hause sagen kann: 'Seht ihr, ich habe es versucht mit dem geregelten Brexit, aber die EU hat mich gezwungen es auf die harte Tour machen zu müssen'.
Dieses Totalversagen der Regierungschefin ist nicht mehr mit Vernunft durchschaubar. Die Situation ändert sich beständig, aber Frau May² bleibt bei ihrer einmal gefassten Vorgehensweise und will immer nur kurze Verlängerungen - wo doch mehr auch mehr Spielraum für Verhandlungen und Ergebnisse bedeuten würde.
Wie während der jahrelangen Verhandlungen: Keine Vorstellungskraft, keine Strategie, keine verbündeten Helfer unter den früheren Partnern. Gutwillige Angebote schroff abgelehnt und damit viel politisches Porzellan zerschlagen. Zurück bleibt ein Scherbenhaufen und ein zutiefst zerstrittenes Land, dessen dringende Probleme wie Gesundheitsversorgung, Sozialstruktur und Wohnungsmarkt in einer schweren Krise stecken. In 2016 schrieb ich³ noch "Die konservativen Kräfte (in der EU) sind im Niedergang begriffen - sie haben es nur noch nicht so richtig gemerkt.", das war eine Fehleinschätzung, mindestens für den Augenblick. Bessern könnte es sich bei der Wahl in diesem Jahr, doch auf den Brexit hat es dann keinen Einfluss mehr.
Was aber, wenn Frau May doch die Verlängerung bekommt um die sie die EU gefragt hat?
Dann werden die britischen EU Abgeordneten gewählt. Um dann am nächsten oder übernächsten Tag wieder nach Hause zu gehen - und die EU muss sich darauf vorbereiten diese Lücken (die ja in sämtlichen Gremien proportional vorhanden sein werden!) mit anderen Personen zu füllen.
Spätestens dann ist die Reputation des Inselreiches endgültig im Keller. Der Mangel an Demokratie in der EU ist nicht zu leugnen und das war ja stets ein Mangel, auf den die Briten - zu Recht - hingewiesen haben. Nach dem unseligen Hin und Her der Frau May in den letzten Jahren fällt es schwer noch zu glauben, dass dieses Anliegen tatsächlicher und nicht nur vorgeschobener Grund war.

¹ Wem nützt BREXIT ...? [26.06.2017]
² Mayday, Mayday* .... [12.07.2016]
³ "Should I Stay or Should I Go" [21.06.2016]