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Glücklicherweise haben viele Menschen eher selten in ihrem Leben die Notwendigkeit mit Rechtsanwälten ihre berechtigten Forderungen durchzusetzen - bzw. es wenigstens zu versuchen.
Kürzlich hatte ich - nach vielen Jahren wieder einmal - eine Sache, in der ich mich mit einem Anwalt unterhalten mußte. Mit dem, den die Gegenseite eingeschaltet hatte. Manche Leute sind zwar in der Lage ihr tägliches Leben zu meistern, aber nicht komplexe Sachverhalte selbst zu erörtern und ihre Auffassung verständlich in Schriftform darzulegen:
In diesem Fall bietet sich offenbar an einen Anwalt mit dem Schriftverkehr zu betrauen, denn es ist das Wesen dieses Berufes formell und inhaltlich ausgewogene Schreiben zu verfassen.
So hatte ich, nach Lektüre eines Schriftsatzes der mir zugegangen war, ein äußerst kurzweiliges Gespräch mit dem Anwalt des Gegners (den ich aus formalem Grund so bezeichne, denn ich will nicht unterstellen, dass dieser nette ältere Herr aus niederen Motiven handelte. Es steckte wohl eher seine Frau dahinter - die machte mir den Eindruck über das Geld zu herrschen). Wie erwartet waren natürlich alle vorgebrachten Argumente in der Einschätzung des Anwaltes null und nichtig, ich nicht nur 'hinter dem Mond' und 'völlig ohne jeden sachlichen Anspruch', nein, ich habe selbst dazu beigetragen, dass meine vielleicht möglichen Forderungen sich in Luft aufgelöst hätten.
Es war tatsächlich in etwa das, was ich mir schon gedacht hatte bevor ich den Hörer aufnahm - schließlich muß der Anwalt den Versuch unternehmen seinen Mandanten als den weißesten aller weißen Engel dastehen zu lassen, der natürlich die weißeste aller weißen Westen hat und zu keiner Missetat fähig ist.
Das Ergebnis dieses - von herzhaftem Lachen begleiteten - Exkurses über die Fallstricke des deutschen Kaufvertragsrechts ist nunmehr die Zahlung einer "Lästigkeitsprämie", ja, sie lesen richtig, sowas gibt es im Umgang von Parteien in Rechtssachen.
Eine solche Prämie wurde schließlich vereinbart - damit ich nicht weiter insistiere und dadurch 'lästig' bin. Sie deckt zwar nicht den Schaden bzw. den Minderwert der erworbenen Sache, beendet aber die Angelegenheit ohne weiteren Rechtsstreit. Das war es mir wert auf ein paar €uro zu verzichten.
Bedeutsamer ist dabei das, was ich aus meinem Vertrauen in einen - vermeintlich ehrlichen - Verkäufer gelernt habe:
Lieber dreimal prüfen als einmal zu Unrecht vertrauen!
Glauben sie also keinem Verkäufer, sondern lassen sie einen Fachmann nachsehen, ob die Aussagen tatsächlich zutreffen. Und lassen sie sich weitere zugesicherte Eigenschaften schriftlich bestätigen.
PS
Bei der Gelegenheit war ich erstaunt wie viele Anwälte es so in einem kleinen Teilbereich unseres Landkreises gibt. Rund um Rheine (Radius 30 km) werden alleine mehr als 40 Kanzleien bei einer Suche angezeigt. Bei der Konkurrenz ist es nicht verwunderlich, wenn nicht immer mit 'lauteren' Mitteln um Mandanten gekämpft und gehandelt wird.