Sich selbst zu überschätzen ist nicht besonders klug, seine Gegner zu unterschätzen ist ein grober Fehler. Mit unabsehbaren Folgen. In ihrer Einschätzung von Yanis Varoufakis lagen die nationalen Mitte-Rechts-Politiker und die von ihnen eingesetzten Brüsseler Bürokraten ganz, ganz falsch:
Mit seiner Abdankung auf ihr Betreiben war es nicht vorbei, Varoufakis entwickelt sich nun zu ihrer Nemesis¹.
Unermüdlich hat er in den Monaten seit seiner Demission daran gearbeitet sein Image zu polieren, in Presse und Fernsehen international im Gespräch zu bleiben - und, so scheint es, die Fäden zu vielen anderen Organisationen und Parteien des linken Spektrums zu ziehen, daraus ein Netz zu spinnen und gestern schließlich wurde das Ergebnis präsentiert:
[Aus: Manifesto, Langversion (*.pdf-Datei)]
In einer mehr als dreistündigen Veranstaltung wurde die Idee erweitert vorgestellt und Redner aus vielen Staaten entwickelten ihre Gedanken dazu vor dem anwesenden Publikum in der Berliner "Volksbühne".
Beim zuhören verflog meine gestern noch trübe Stimmung und am Ende der Veranstaltung dachte ich: Das könnte gelingen.
Die Zwischenziele bis zu einem lebenswerten Europa für die Menschen sind abgesteckt. Jetzt geht es los. Die Entwicklung zu beobachten und Veränderungen zu erkennen wird eine Freude sein.
[Quelle Zitat]
Da eine solche Bewegung zwar von Vielen getragen werden muß, an der Spitze aber eine "Lichtgestalt" braucht (siehe Zitat oben) bleibt zu hoffen, dass Y. Varoufakis den Machtinhabern der EU-Politik und -Bürokratie nicht zu lästig wird. So lästig möglicherweise, dass sie zum Äußersten bereit wären um sich seiner zu entledigen.
¹ Nemesis