Was ich gelesen habe:
".. Kritik an der Homöopathie ist auch nicht neu .. Ich hab sie lange selbst vertreten - bis ich wider Willen und "besseres Wissen", auf einer Hüttentour weit ab von jeder anderen Versorgung davon profitierte und sich diese Erfolge wiederholten. Und dem Spruch: "Wenn es helfen würde, wäre es längst Medizin" möchte ich gern mit einem viel öfter verwendeten alten Medizinierspruch begegnen: "Wer heilt hat recht". Das gelingt oft auch den Alternativmedizinern ¹, von denen nicht wenige sich alter Hausmittel bedienen. Manches läuft halt anders ab, als wir zu denken gewohnt sind. Auf das gewohnte Denken hin konzipieren wir unsere Forschung ² und es wundert mich nicht, dass wir mit dem einen Denksystem nicht alles erklären und Phänomene, die da nicht andocken, gar nicht erfassen können .. Wenn Globuli Placebo sind, dann lasst die Leute es nehmen. Sie haben keine Nebenwirkungen und wirken oft erstaunlich gut im Vergleich zur Chemiekeule ³ .."
Es kommt immer wieder zu Missverständnissen WAS als "Beweis" der Wirksamkeit gelten soll/kann. Eine Einzelbeobachtung zur 'Heilung' ist kein solcher Beweis, weil kein Zusammenhang zwischen dem Verlauf und der Einnahme einer Substanz bestehen muss - man also keine unzweifelhafte Wirkung annehmen kann.
Anders gesagt:
WAS wurde geheilt,
WIE wurde geheilt,
mit welchem MECHANISMUS wurde geheilt?
Solange auf diese Fragen keine Antwort gegeben werden kann ist diese 'Heilung' ein reiner Zufall der NICHTS beweist.
Viele Krankheiten haben etwa folgenden Verlauf:
Erst bauen sich Symptome auf, die sich nach und nach verschlimmern. Dann wird die Störung heftiger, und schließlich ebben die Symptome wieder ab. Das passiert ganz ohne irgendwelche Medikamente. Das Immunsystem des Menschen braucht eine bestimmte Zeit um auf die Krankheit zu reagieren, und erst wenn es dagegen erfolgreich gearbeitet hat nehmen die Symptome ab.
Nimmt ein Patient also **irgendetwas** ein (es kommt nicht darauf an WAS es ist!) wenn es gerade am Schlimmsten ist, dann hat das Immunsystem schon den Kampf aufgenommen und es wird von selbst besser.
Allerdings werden die meisten Menschen diese Besserung nun dem eingenommenen Medikament zuordnen .... und dann behaupten es hätte ihnen geholfen. Weil sie nicht den Mechanismus kennen, der ('im Hintergrund') abläuft. Wie auch, denn solche Kenntnisse lernt man nicht in der Schule.
Es wird ein Zusammenhang zwischen Einnahme und Besserung des Zustandes hergestellt, der aber nichts miteinander zu tun hat - eine falsche Zuordnung. Hier wird "Kausalität" [causa, Ursache] angenommen, wo es sich in Wahrheit um "Koinzidenz" [con, gemeinsam, und incidere, vorfallen; "gemeinsam vorfallen", besser: zufälliges Zusammentreffen] handelt.
Um einen BEWEIS zu erbringen, dass etwas wirksam bei einer bestimmten Krankheit ist, muss eine Studie geplant und durchgeführt werden, die die individuelle Wahrnehmung ausschließt und sicher stellt, dass ein objektives Urteil möglich ist. Dazu dürfen weder der behandelnde Therapeut noch der Patient wissen ob das, was eingenommen wird, das Medikament oder eine Leermedikation ohne Wirkstoff (Placebo) ist.
Außerdem müssen wegen der statistischen Auswertung eine Mindestzahl an Patienten in jeder Gruppe beteiligt sein - bis zum Ende der Studie - und zwar etwa 120 Personen. Was mit kleineren Patientenzahlen durchgeführt wird ist wissenschaftlich nicht ernst zu nehmen, weil der statistische Fehler größer sein kann als das errechnete Ergebnis der Wirksamkeit.
Es ist aus mehreren Gründen NICHT sinnvoll, sich des Placebo-Effektes der so genannten "Naturheilmittel" zu bedienen, hier nur eine kurze Auswahl von dem, was dagegen spricht:
1. die Kosten müssen von der Allgemeinheit der Versicherten getragen werden und einen Nutzen haben nur die Hersteller;
2. Durch Wechselwirkung mit Nahrungsbestandteilen kann es zu Gesundheitsstörungen kommen;
3. Manche der Substanzen haben allergisches Potenzial, es kann zu schwerwiegenden Zwischenfällen bis zum allergischen Schock kommen;
4. Es werden Mechanismen 'eingeübt', nämlich, dass man bei Befindlichkeitsstörungen etwas 'einnimmt' um die Balance herzustellen - es droht Abhängigkeit.
Das Wort "Chemiekeule" ³ ist von einschlägig interessierten Kreisen erfunden worden um etwas zu bezeichnen (zu diskreditieren!) was es nicht gibt:
Was in der Natur von Pflanzen produziert wird, was in unserem Körper als Verdauung abläuft - ALLES ist Chemie! Ob eine Substanz künstlich, in der Retorte, oder beispielsweise durch Bakterien oder Pilze hergestellt wird, ist völlig egal - das Molekül, die Substanz, ist (von Struktur und Wirkung) identisch.
Alle Stoffe auf diesem Planeten sind chemische Verbindungen, auch solche, die als Placebo bezeichnet werden.
[Demnach ist ein homöopathisches Placebo ebenfalls eine "Chemiekeule"]

¹ Es gibt keine "Altenativmediziner", so wie es auch keine "Alternativmedizin" gibt. Entweder etwas ist "Medizin" oder es ist lediglich "Quacksalberei", wie Kaffeesatzlesen oder Horoskope.
² Das "gewohnte Denken" nennt man wissenschaftlich-reproduzierbare Methode und entgegen der Laienauffassung gibt es dazu keine Alternative. Meinung, vor allem wenn sie gegen wissenschaftliche Kriterien steht oder Wissenschaft negiert wird dadurch nicht *wahr* oder *richtig*. Auch nicht, wenn viele Menschen die gleiche Meinung vertreten. Wahrheit im wissenschaftlichen Sinn wird nicht dadurch unwahrscheinlich oder widerlegt, dass man etwas Anderes für besser hält, weil es einem so gefällt.