bookmark_borderFehlinterpretation

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Immer wenn Jour­na­li­sten oder Buch­schrei­ber - wie in den letz­ten Mona­ten immer häu­fi­ger vor­ge­kom­men - sich in der Inter­pre­ta­ti­on von gesell­schaft­li­chen Ver­än­de­run­gen ver­su­chen und dabei natur­wis­sen­schaft­li­che, ins­be­son­de­re bio­lo­gi­sche Grund­la­gen "hin­ein­in­ter­pre­tie­ren", dann stel­len sich mir die Nacken­haa­re hoch.

Was die­se Stüm­per sich zusam­men­rei­men ist weit am The­ma vorbei: 

Die Entwicklung der "Natur",
und dort speziell der Evolution,
geschieht völlig ohne Richtung und Ziel.

Es ist daher blan­ker Unsinn eine indi­vi­du­el­le Nei­gung oder Fer­tig­keit als "gut" oder "böse", als "rich­tig" oder "falsch", als "natür­lich" oder "unna­tür­lich" darzustellen.

Ver­än­de­run­gen der beleb­ten Umwelt gesche­hen stän­dig. Man nennt sie Muta­tio­nen. Die­se kön­nen sich für das Indi­vi­du­um und die Art als gün­stig oder ungün­stig erweisen:
Ent­we­der sie machen erfolg­rei­cher (im Sin­ne von bes­se­ren Über­le­bens- und Fort­pflan­zungs­chan­cen) oder weni­ger erfolg­reich (im Sin­ne von schlech­te­ren Über­le­bens- und Fort­pflan­zungs­chan­cen). Das ist die Kern­the­se der Evolution.

Selbst das, was ein Indi­vi­du­um erfolg­reich oder nicht erfolg­reich macht muß kei­nen Bestand haben und kann schon eine Gene­ra­ti­on wei­ter wie­der ver­lo­ren gegan­gen sein.

Ent­wick­lun­gen von Indi­vi­du­en - die oben ange­spro­che­nen "Muta­tio­nen" - sind rein zufäl­lig. Was wir beob­ach­ten ist also stets eine Moment­auf­nah­me. Die schon in ein paar Tagen, Wochen, Mona­ten oder Jah­ren völ­lig anders aus­se­hen kann.

Es ist daher unzu­läs­sig mit der Bio­lo­gie gesell­schaft­li­che, gesund­heit­li­che oder sozia­le Ver­hält­nis­se, bei­spiels­wei­se Femi­nis­mus, Homo­se­xua­li­tät, Fami­li­en­struk­tur oder indi­vi­du­el­le Krank­heits­nei­gung oder Behin­de­run­gen erklä­ren zu wollen. 

Biologische Erkenntnisse sind immer wertfrei, sie stellen lediglich objektive Beobachtungen dar, ohne irgendwelche Folgerungen oder Rückschlüsse daraus zu ziehen.

Abge­se­hen viel­leicht hin­sicht­lich der Rele­vanz für das jewei­li­ge (bio­lo­gi­sche) Fachgebiet.

Wer die Bio­lo­gie zu etwas ande­rem miß­braucht ist ein Blen­der, Täu­scher und Schwät­zer ohne wirk­li­che Kennt­nis­se des Faches.