Was will uns diese Titelzeile sagen?
Ich teile 'mal in einzelne Fragen:
- welche 'anderen Nährstoffe' sind es?
- was ist die 'positive Wirkung' die erreicht wird?
- wie definiert sich 'gesamte Gesundheit'?
Sie sehen, liebe Lesende, welche Abgründe an Werbegewäsch den Verbrauchern zugemutet wird. Nicht eine konkrete Aussage die nachprüfbar wäre, lediglich pauschale Begriffe die Information vortäuschen wo nur neue Fragezeichen produziert wurden.
Viele der Produkte aus dem Bereich "Nahrungsergänzung" fallen in diese Kategorie und dankenswerter Weise hat Herr nömix ein weiteres Beispiel aufgegriffen und an den Pranger gestellt.
Angestoßen durch diesen Sonderbericht von Herrn nömix - der sich zugleich um meinen Blutdruck Sorgen machte, weil ich dergleichen Hokuspokus zutiefst verabscheue und bekämpfe wo ich nur kann a, b, c - wurde ich auf dieses *Produkt* aufmerksam und es war in der Tat dazu angetan jeden vernunftbegabten Menschen auf die Palme den Johannisbrotbaum zu treiben.
Im folgenden Text werde ich in drei Abschnitten durch wissenschaftlich feststehende Daten/Eigenschaften widerlegen was an Schwurbelei den Verbrauchern zugemutet wird. Es beginnt mit den Inhaltsstoffen, geht dann über zur Botanik der genutzten Pflanzen und endet schließlich mit der Biochemie die als *Wirkung* suggeriert wird - ohne stichhaltige Beweise, lediglich gestützt auf anekdotische Berichte und Hörensagen. Wahrlich keine "Beweise" im Sinne von wissenschaftlich sauberer Arbeit.
Doch zuvor noch einige Anzeichen in der Werbung, Anzeichen dafür, daß es sich um dilettantisch zusammengeschusterte Übersetzungen und Produktwerbung aus USA handelt.
Es waren bestimmt nicht die Kapseln, die so viel 'abgenommen' haben .... wer auch immer das übersetzt hat war schlampig. Zudem sind 92% plus 10% mehr als 100% - mehr als 100% gibt es bloß nicht :c(
Dann ein paar Bilder die beweisen:
Alles erfunden, die Personen sind Models aus Stock-Photo-Agenturen deren Bilder für mehrere Produkte und Firmen benutzt werden.
Welche Pflanze benutzt wird steht zwar ausdrücklich da - die benannten Eigenschaften sind jedoch einer anderen Art zugeordnet
[Abbildung oben "Tamarinde" Abbildung darunter "Garcinia"].
Es ist in der Internetwerbung des Herstellers/Vertreibers zu lesen: ".. Da es sich um ein gut erforschtes, natürliches Mineral handelt, das Sarah entdeckt hat, sind die K1 Prima Kapseln sehr sicher .."
Falsch!
Keiner der Inhaltsstoffe ist ein "Mineral", denn das sind in ".. Mehrzahl .. von der International Mineralogical Association (IMA) als eigenständig anerkannten rund 5.800 Mineralarten (Stand 2022) .. (diese) sind überwiegend anorganisch, doch einige organische Substanzen wie beispielsweise Mellit und Evenkit oder die Nierensteinbildner Whewellit und Weddellit sind als Minerale anerkannt, weil sie sich auch in freier Natur bilden .." [WIKIPEDIA]
Nun aber zu den Inhalten.
Was immer wieder bei solchen Produkten auffällt:
- Es werden die Eigenschaften der Einzelsubstanzen benannt und es wird unterstellt, daß diese 'Wirkungen' haben, die immer vorhanden sind, egal in welcher Art und Weise die Verarbeitung der Pflanzen vorgenommen wurde. Dabei gibt es mannigfaltige Zubereitungsmöglichkeiten [siehe ganz unten], die jeweils sehr unterschiedliche Eigenschaften des gewonnenen Extraktes ausmachen.
- Weiterhin werden einfach Wirkungen addiert oder so mit einander argumentativ verknüpft, daß der Eindruck von Synergie [https://de.wikipedia.org/wiki/Synergie] entsteht, deren tatsächliches Auftreten gemeinhin nie bewiesen, sondern lediglich angenommen wird.
- Wurde zuerst ein Krankheitsbild benannt und beschrieben, so folgt irgendwann die Erläuterung wie man es mildern oder gar beheben könnte - nie wird erörtert, ob diese Befindlichkeitsstörungen tatsächlich einer Behandlung bedürfen und worauf sich diese Empfehlung stützt.
- Schließlich folgt als letzter Teil das Angebot für eine *Therapie*, die aus arzneimittelrechtlichen Überlegungen stets dadurch 'wasserdicht' gemacht wird sie im Konjunktiv zu schreiben und als 'hilfsweise', nicht immer 'gleichermaßen wirksam' und 'Ergebnisse können abweichen' zu bezeichnen.
Inhalt des Produktes "K1 Prima Kapseln"
Garcinia Cambogia
L-Carnitin
L-Arginin
Garcinia Cambogia:
Die so-genannte „Malabar Tamarinde“. Die Frucht der Malabar Tamarinde ähnelt einem kleinen Kürbis. Aufgrund des hohen Gehaltes an Hydroxy-Citronensäure wird der Malabar Tamarinde eine appetitzügelnde Wirkung nachgesagt. Dies lässt sich bislang allerdings nicht wissenschaftlich belegen!
[09669.png → https://www.fem.com/gesundheit-ernaehrung/garcinia-cambogia-wunderfrucht-oder-abnehmluege]
a. Ist reich an Nährstoffen wie Kalzium, Eisen, Vitamin B und Phosphor.
b. Zudem lässt sich in der Pflanze Hydrocyzitronensäure (sic! sollte heißen: Hydroxyzitronensäure) finden. Diese reguliert auf natürliche und nachhaltige Weise die Fettsynthese im Körper. Auf diese Weise werden Kohlenhydrate und Zucker daran gehindert, sich im Körper als Fett einzulagern.
c. Zusätzlich verfügt sie über die positive Eigenschaft Heißhungerattacken auf bestimmte Lebensmittel zu verhindern,
d. während die anderen Nährstoffe der Pflanze eine positive Wirkung auf die gesamte Gesundheit haben. So werden beispielsweise Ausdauer, Energie und Wohlbefinden durch die Prima Kapseln positiv beeinflusst.
Das war also die *Arznei* [https://www.warnke.de/product_info.php?products_id=1070] die beworben wurde, Inhaltsstoffe aus Garcinia Cambogia.
Tamarindus indica [https://www.miraherba.de/blog/50_tamarinde-wirkung-der-indischen-dattel.html] hingegen hat folgende Eigenschaften:
→ Der Tamarindenbaum, botanisch Tamarindus indica, ist ein immergrünes Johannisbrotgewächs, das sehr langsam wachst und enorm hartes Holz hat.
Eigenschaften:
a. Die indische Dattel steckt voller wichtiger Mineralstoffe, was sie nicht nur für Veganer und Vegetarier zu einem interessanten Zusatz bei der täglichen Ernährung macht.
b. Neben den für eine Frucht selbstverständlichen Bestandteilen Wasser, Ballaststoffen und Kohlehydraten weist sie einen recht ansehnlichen Gehalt von Eisen, Calcium, Phosphor, Magnesium und Vitamin D auf. c. Hinzu kommen Weinsäure und Zimtsäure.
d. In größeren Mengen genossen, wirkt die Tamarinde leicht abführend
Werbeaussage → → L-Carnitin:
Hilft bei der Verteilung und Entfernung von Fett. So lassen sich auch Anzeichen von Cellulite beseitigen. Zeitgleich sorgt das in den Prima Tabletten enthaltene L-Carnitin für eine straffe Haut.
Was es wirklich tut:
Es ist ein Zwischenprodukt in einer zyklischen Kette von Auf- und Abbauprozessen.
[https://de.wikipedia.org/wiki/Carnitin#Carnitin_als_%E2%80%9EFettverbrenner%E2%80%9C]
Werbeaussage → → L-Arginin:
Regt die Proteinbildung an, wodurch nicht nur die Durchblutung erhöht, sondern auch die sportliche Leistungsfähigkeit steigen kann. Zudem werden die Stoffwechselprozesse gefördert. L-Arginin beeinflusst die Verbrennung von Fettreserven und fördert den Muskelaufbau.
Was es wirklich tut:
Es aktiviert die lösliche Guanylatcyclase und führt so zur Erschlaffung der glatten Muskulatur und zum Nachlassen des Gefäßtonus. Studien zeigen, dass Arginin über diese Gefäßerweiterung einen erhöhten Blutdruck signifikant senken kann.[https://de.wikipedia.org/wiki/Arginin#Funktionen]
Noch mehr Botanik
Der Tamarindenbaum, botanisch Tamarindus indica, ist ein immergrünes Johannisbrotgewächs, das sehr langsam wachst und enorm hartes Holz hat und wegen seiner Inhaltsstoffe in der Volksmedizin verwendet wird. [https://www.miraherba.de/blog/50_tamarinde-wirkung-der-indischen-dattel.html].
Das ist gemeinhin ein Attribut das Wirksamkeit suggeriert - jedoch ohne jede Beweiskraft. Es handelt sich um individuelle Erfahrungen von lediglich anekdotischem Wert.
Chemie/Biochemie
Das Vorhandensein einer Substanz - hier einer Hydroxycarbonsäure aus der Frucht von Tamarindus indica [https://de.wikipedia.org/wiki/Tamarinde]- ist nicht gleichbedeutend mit deren postulierter Wirksamkeit auf den Ablauf von Stoffwechselreaktionen [https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/hydroxycarbonsaeuren/33148].
Der Grund dafür ist:
1. Eine Einnahme bedeutet nicht die Verfügbarkeit in den Mitochondrien, dem Ort wo sich anabole Biosynthesewege (Anabolismus) und katabole Stoffwechselwege treffen und ineinander übergehen können [in diesem Fall der energieliefernde Abbau des aus Protein~, Fett~ und Kohlenhydratstoffwechsel stammenden Zwischenprodukts Acetyl-Coenzym A].
2. Das reine 'Vorhandensein' einer Substanz bedeutet keinesfalls automatisch deren Verwertung. Dazu müssen enzymatische Systeme bereitgestellt sein, die die Synthesewege mittels Energieeinsatz ['aktiv'] in einer Art Schleife ständig am Laufen halten.
3 Die Bereitstellung der notwendigen Zwischenprodukte und Enzyme ist von der zentralen Steuerung aus dem Zellkern, dem 'Muster' für alle Abläufe, vorgegeben. Diese Funktion wird durch das Vorhandensein der Ausgangs- und Endprodukte gesteuert, wobei die Konzentrationen alleine nicht ausschlaggebend sind, sondern zusätzlich der Bedarf anhand von Konzentrationsmessungen (schlicht: Vorhandensein an Rezeptoren) abgetastet wird.
Einfach zusammengefasst bedeutet das:
Eine Zufuhr von Substanz die lediglich den gleichen chemischen Namen hat wie ein im Stoffwechsel vorkommender Baustein ist keineswegs Garantie für die Erreichung eines bestimmten Zieles, das hochkomplexe System braucht vielmehr weiter den Anstoß aus der Erbinformation.
Was es sonst an *testimonials* [meist gekaufte oder gefakte Lobeshymnen auf das Produkt] gibt ....
Schnelle und schonende Extraktion pflanzlicher Inhaltsstoffe
Extraktion wertgebender Substanzen aus Pflanzen
Extraktion sekundärer Pflanzenstoffe
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a https://www.re-actio.com/wordpress/?p=99208
b https://www.re-actio.com/wordpress/?p=82622
c https://www.re-actio.com/wordpress/?p=99724
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