Wenn man sich den Tag verderben will muss man ihn mit einer Stunde querlesen aus Informationsplattformen im Internet beginnen.
Es reicht nicht, diesen Satz von Hannah Arendt zu wiederholen, er muss verstanden werden. Wie so oft ist der intellektuelle Inhalt nur auf einer bestimmten Basis zu erfassen, denn Wissenschaft, auch Geisteswissenschaft, oder die sogar besonders häufig, formuliert nicht für den Durchschnittsbürger, sondern für ein überdurchschnittlich abstrahierungsfähiges Publikum. Dessen Fähigkeit das Gegenteil dessen zu denken was gesagt wird, hier, bei diesem Beispiel, besonders gefragt sein dürfte.
Indessen reicht diese Feststellung noch nicht aus, sie muss praktisch dargestellt werden um den Gedanken greifbar zu machen. Es ist eine Art von Übersetzung, die Erkenntnis bringen kann wo gemeinhin Unverständnis und Abkehr von der Aussage die Folge sind.
Was ist denn das Gegenteil dessen was ausgedrückt wird - oder besser:
Wie lässt sich die negative Aussage in eine positive Botschaft umwandeln?
Lassen Sie mich zuvor noch ein Wort zur Pauschalisierung ".. der deutschen Realitätsflucht .." sagen. Wir erleben genau das seit Monaten in der allgemeinen Diskussion zur Pandemie, in der Handhabung der Pandemie durch die Politik und, so sonderbar es anmuten mag, auch in der Kommunikation der Wissenschaftler gegenüber der Bevölkerung. Sie schaffen es - bis auf wenige Beispiele - nicht ihre Botschaften so auszudrücken, dass sie laienverständlich sind.
Politiker jeder Provenienz beschönigen und vertuschen ihre tatsächliche Unwissenheit und die Bevölkerung geht den Weg, der immer dann begangen wird wenn man Angst hat und orientierungslos ist: Aggressiv oder mit lächerlicher Großschnäuzigkeit.
Eine einfache 'Übersetzung' dessen was Frau Arendt ausgesagt hat könnte lauten:
"Tatsachen sind nicht zu diskutieren, sie müssen als unabänderlich angenommen werden".
Allein das trifft, wie Sie sicher bemerken, noch nicht komplett den gesamten Umfang der Äußerung. Was fehlt ist die angesprochene Neigung zum Widerspruch gegen alles, was nicht in das eigene Weltbild passt. Ganze Familien sind unter dieser Anspannung schon zerbrochen, und zwar nicht erst als es um die Einschätzung der Pandemiegefahr, der Zustimmung für oder Ablehnung von Maßnahmen, oder dem angemessenen Verhalten in sozialem und humanistischen Sinne ging.
Das ist das Ergebnis von Realitätsflucht:
Sich ein Weltbild entgegen aller Wissenschaft zurecht zu zimmern und es - ohne jede Neigung es zu verändern, mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Komme was da wolle.
Ich kann diese Wichtigtuerei, diese Realitätsferne, und dieses absolute Sicherheitsgefühl von Unwissenden alles besser zu wissen als jedwede fachlich gebildete Person, nicht mehr ertragen. Die Überheblichkeit zu denken man könne jahrelange wissenschaftliche Befassung mit einem Spezialgebiet durch ein paar einschlägige Artikel/Videos von Journalisten oder Vloggern wettmachen hat für mich zur Folge, dass ich mich der weiteren Diskussion entziehe und sobald das Thema aufkommt zu verstehen gebe, mich darüber nicht weiter unterhalten zu wollen.
Es reicht. Genug. Ende.