.... oder:
Der Untergang der SPD nach 150 Jahren Parteigeschichte.
Mein Großvater (mütterlicherseits), noch im späten 19. Jhdt. geboren, war, seit er mit 14 Jahren anfing zu arbeiten, SPD- und Gewerkschaftsmitglied. Sein Leben lang in der SPD, bis zu seiner Pensionierung in der Gewerkschaft. Wegen seiner Überzeugung wurde er - Vater von vier Töchtern, die älteste 1918 geboren, die jüngste 1925 - von den Nationalsozialisten 1934 aus dem Polizeidienst 'entfernt', weil nur Parteimitglieder der NSDAP Polizisten sein durften. Er hat sich und seine Familie durch die NS-Zeit gebracht. Keine der Töchter war im JM oder BDM. Sie hatten, einfallsreich, Wege gefunden um den Zwangseintritt zu vermeiden und waren schließlich, älter als 18, nicht mehr dazu verpflichtet.
Nach dem Kriegsende hat mein Großvater - als ehemals politisch Verfolgter, die vorrangig von den Alliierten in sicherheitsempfindliche Positionen eingestellt wurden - schnell Karriere gemacht und war zuletzt Polizeichef in einer hessischen Mittelstadt von ca. 50.000 Einwohnern.
Zeitlebens hat er die Schwäche der SPD beklagt sich gegen die rechten und rechtsradikalen Kräfte im Lande so zu positionieren, dass sie ihre eigenen Politikvorstellungen hätte durchsetzen können.
Nun steht die SPD wieder einmal am Scheideweg - die Parteivorsitzende und Fraktionsführerin Nahles hat das Handtuch geworfen und alle Ämter am 03.Juni 2019 niedergelegt. Plötzlich ist die Rede von 'Königsmord' und dass man 'so nicht miteinander umgehen könne', wo gerade eben noch heftigst intrigiert wurde.
Was bleibt ist der möglicherweise drohende Untergang der SPD, die ja - nach Jahren herber Verluste - unter die 20% Marke gesackt ist und ums Überleben kämpft.
Was sich seit Jahren angebahnt hat kommt nun allmählich zu Ende. Die Verantwortlichen für den Untergang dieser einst gewichtigen und nötigen Volkspartei sind fast alle noch unter den Lebenden. Bis auf Einen von ihnen ist es seltsam stumm geworden, sie sind aus der Öffentlichkeit weitgehend verschwunden - und das, aus gutem Grund.
Der eigentliche Mörder und Totengräber der SPD ist ein anderer, ausgerechnet einer, der der Partei seinen Aufstieg aus kleinsten Verhältnissen zu verdanken hat: Gerhard Schröder!
Die vor der Koalition SPD - GRÜNE (1998) regierenden Koalitionen lasse ich bewusst weg, das würde hier den Rahmen sprengen, deren unheilvolles Wirken ist allerdings als 'Vorlage' und 'Vorbereitung' mancher Maßnahmen der Regierungen Schröder anzusehen. Wenngleich die Regierungen Schröder [10/1998-10/2002; 10/2002-11/2005] für das nachfolgende Fiasko der SPD verantwortlich sind - mit Helfershelfern. Da zuerst die "Grünen", die es verstanden haben schattengleich im Hintergrund zu bleiben und so wird denn auch in der Öffentlichkeit das, was während der Schröder'schen Ära passierte, allein der SPD in die Schuhe geschoben.
In diesem wenigen Jahren von 1998 bis 2005 wurden die einschneidensten sozialen Veränderungen ausgerechnet von der Partei durchgesetzt, die laut Tradition "für Arbeitnehmer" zu kämpfen vorgab und sie mit der Gesetzgebung in diesen Jahren verriet.
Es war jedoch nicht allein die Hartz IV Regelung, sondern mit verantwortlich waren die flankierenden Hartz I-III und die Öffnungsgesetze, die Leiharbeit zu einem rasanten Aufschwung verhalfen und noch heute dafür verantwortlich sind Abertausende in Arbeitsverhältnisse zu zwingen, in denen sie ausgebeutet werden und an der untersten Lohngrenze liegen - vielfach ohne die sonst in deutschen Betrieben üblichen Sozialleistungen.
Die Reste der SPD sollte am besten die CDU/CSU übernehmen. Im wesentlichen war doch die Politik der großen Koalition(-en) sowieso ein Einheitsbrei mit wenigen Akzenten, die an der Haaren herbei gezogen wurden um noch den Anschein von Meinungsvielfalt zu bewahren.
Überhaupt ist es eine Frage inwieweit sich unsere etablierten Parteien noch unterscheiden:
Siehe hierzu auch
1. dieses Video
→ SPD: Schuld sind immer nur die Chefs | Panorama | NDR
2. diesen Artikel
→ Gesetzliche Inhumanität