bookmark_borderGifthaare 
Aus der Serie "Liebes Tagebuch"

Hal­lo Tage­buch, ich bin noch ganz erschöpft vom Lachen ....

Gestern, lie­bes Tage­buch, ging ich mit dem Hund Gas­si. Na ja, wie immer die hin­te­re Trep­pe run­ter, dann auf dem klei­nen Weg, vor­bei an der Zweit-Ter­ras­se unse­rer Nach­barn von unten, bis zum Park­platz im Hof und von da auf die Straße.

Der Hund ist schon älter, Tage­buch, und du kennst das bestimmt: 

Bei älte­ren Leu­ten drückt manch­mal die Bla­se ganz mäch­tig, und sie haben Pro­ble­me recht­zei­tig zur Toi­let­te zu kom­men ... und bei alten Hun­den ist das genauso.

Da macht sie in ihrer Not mal eben auf den Rasen gleich neben dem Weg zum Parkplatz.
Ist nicht schlimm, denn auf die­sem Rasen spie­len kei­ne Kin­der, hier im Haus woh­nen nur 'alte Krüst­chen' und 'Weiß­köp­pe' wie mein Schwie­ger­va­ter (95) sagt.
Die sind froh wenn es ihnen gelingt auf ebe­nen Wegen zu lau­fen und sie betre­ten bestimmt nicht den Rasen. Sind doch außer­dem alle 'ehren­wer­te Men­schen' in unse­rem 'ehren­wer­ten Haus'!

Um den Rasen geht es auch gar nicht.

Es geht um die Blu­men, die unse­re Nach­barn von unten den Weg ent­lang gleich neben ihrer Ter­ras­se haben - so als Begren­zung zum Weg, damit da kei­ner auf ihre Ter­ras­se latscht ....

Kannst du dir schon den­ken wohin das führt, lie­bes Tagebuch?

Das sind die Nach­barn, denen es nicht gefiel dass ich ein Fut­ter­haus für Vögel auf dem Gelän­der ange­bracht hat­te. Suuuper net­te Leu­te also, die Mül­lers, und so gebildet.
Aber eben ein wenig eigen und nicht unbe­dingt die hell­sten Ker­zen im Leuchter.

Kennst du das, lie­bes Tage­buch, wenn sich Hun­de so schüt­teln? So ganz ohne Grund. Mei­stens machen sie es ja weil sie irgend­wie nass gewor­den sind. Aber es kommt auch ohne Regen vor. Ich den­ke sie wol­len ein­fach ihr Fell lockern - eine Bür­ste haben sie eben nicht, da muss geschüt­telt werden.

Wir gehen also gestern die Trep­pe run­ter, das heißt: Ich gehe, den Hund im Arm, weil sie nicht mehr die Trep­pen run­ter lau­fen kann. Ich set­ze den Hund auf die Erde, die Mül­lers sind auf der Ter­ras­se, der Hund stellt sich neben die Müller'schen Blu­men und schüt­telt sich. Frau Mül­ler springt von ihrem Gar­ten­ses­sel hoch, die Augen schreck­ge­wei­tet, schreit - mit gehetz­tem Gesichts­aus­druck - laut heraus 

"Ger­hard, Ger­hard, siehst du, Ger­hard, der Hund schüt­telt wie­der sei­ne Gift­haa­re auf unse­re Blu­men und die gehen davon kaputt!"

Näch­stens, lie­bes Tage­buch, wer­de ich mich hin­stel­len und mir ein paar Bart­haa­re aus­zup­fen, sie auf die Blu­men streu­en und der Frau Mül­ler sagen:
"Das sind nicht die gif­ti­gen Hun­de­haa­re, das machen mei­ne gif­ti­gen Barthaare!"