Kürzlich dachte ich ein Wort erfunden zu haben: Tripelung
Getreu dem Motto der "Gesellschaft für Deutsche Sprache" nach dem sich Sprache ständig wandelt und wir das als Fortschritt zu werten hätten:
".. Alles halb so schlimm, relativiert Andrea-Eva Ewels .. die Untergangsszenarien gegenüber der DW: „Nein, unsere Sprache geht nicht unter, sie verändert sich nur stetig – schon deshalb, weil sich die Welt in einem früher nicht gekannten Ausmaß und Tempo verändert“, sagt sie. „Wir sprechen ja auch nicht mehr so wie im 6. Jahrhundert oder im Mittelalter.“ Sprache, so Ewels weiter, müsse sich immer wieder neuen Lebensverhältnissen anpassen, damit sie den Menschen als Mittel der Reflexion und Kommunikation dienen könne .."
".. gerade in puncto vernachlässigten Dativs oder Konjunktivs sieht sie eine natürliche Entwicklung: „Sprachwandel führt immer zur Vereinfachung der Sprachstruktur .."
Genau da setzt meine Kritik ein & an.
Denn:
Wo sind hier die Grenzen und vor allem wonach richten sich diese Grenzen? Werden sie am kleinsten gemeinsamen Nenner festgemacht und sagen wir alle demnächst den vereinfachten Satz "Isch geh Aldi" anstatt zu formulieren "Ich gehe jetzt einkaufen, zu Aldi."
Sodann bezweifle ich, daß der 'Sprachwandel' derer, die nur (solche und ähnliche) Primitivsätze zu sprechen in der Lage sind, die oben zitierten Ausführungen der Frau Ewels überhaupt verstehen könnten - und an wen wendet sich dann ihre Ansprache in ein paar Jahren wenn jene 'ausgestorben' sind, die noch fähig waren sinnerfassend komplette deutsche Sätze zu lesen oder zu verstehen?
Die tendenziöse Darstellung des Sachverhaltes in dem verlinkten DW Artikel ergibt sich aus meiner Sicht schon durch die Auswahl von Zitaten und Beispielen:
Wenn man eine dialekt-gewöhnte Frau, Pfälzerin, zu Wort kommen läßt, deren Hochdeutschbemühungen mit lokal üblichen Dialektworten durchsetzt ist, so wird ein Mangel an Objektivität unterstellt werden dürfen.
Was ich hiermit tue.
Der Auffassung der "Gesellschaft für Deutsche Sprache" widerspricht gleichsinnig vehement der Verein Deutsche Sprache (VDS). Danke.
".. der Sprachwissenschaftler Aria Adli von der Universitär Köln: „Wenn sich die Elterngeneration heute beschwert, dass die Jungen die Sprache nicht mehr richtig beherrschen, dann könnte man den Spieß auch umdrehen und sagen: Die Elterngeneration hat nicht dazugelernt, um so zu sprechen, wie man eigentlich heutzutage spricht .."
Hier fehlt mir das Verständnis wieso sich die Älteren nach den Jüngeren zu richten hätten! Ist es nicht vielmehr so, daß sowohl im Tierreich als auch bei den Menschen der Fortschritt durch die Ideen, das Beispiel und die Erfahrung der Älteren entwickelt und verbessert wird?
Wenn ich Beispiele aus der so-genannten 'Jugendsprache' lese dreht sich mir der Magen um.
Ich kann nicht verstehen wie irgendein ernstzunehmender Mensch, geschweige denn Wissenschaftler - außer offensichtlich Herrn Adli - sich dazu versteigen kann zu fordern die Mehrheit der Bevölkerung habe sich am Beispiel einer noch dazu jugendlichen Minderheit zu orientieren.
Beispiele für die Benutzung des Wortes "TRIPELUNG" (Ziffern 1+2), das ich nun leider doch nicht erfunden habe, weil es schon zuvor benutzt wurde:
(1)
→ Bei Dopplungen verweist dieser auf den jeweils anderen volksspezifischen Artikel. Bei Tripelungen auf eine allgemeine Begriffsklärung.
(2)
→ „Dass angesichts der visuellen Tripelung und der damit verbundenen bildnerischen Überfrachtung die Musik zu ihrem Recht kommt, ist dem sich leidenschaftlich ...
(3)
→ https://sensor-wiesbaden.de/im-2x5-interview-andrea-eva-ewels-geschaeftsfuehrerin-der-gesellschaft-fuer-deutsche-sprache-46-jahre-1-sohn/
(4)
→ https://brachinaimagepress.de/kultusminister-erhoehen-foerderung-fuer-pflege-der-deutschen-sprache
(5)
→ https://www.aski.org/f-1-37-192-gesellschaft-fuer-deutsche-sprache.html
(6)
→ https://sfb1412.hu-berlin.de/de/personen/prof-dr-aria-adli/
* https://www.haz.de/kultur/regional/verfaellt-die-deutsche-sprache-YHQ2WSBG4WWZ3O2DVIXKDOOPWE.html
".. Der Wortschatz einer Sprache verändert sich insbesondere durch die Bildung neuer Wörter (Abwrackprämie), durch das Veralten und Aussterben von Wörtern und Wendungen (fürbaß, zu diesem Behufe), durch Bedeutungswandel (Frauenzimmer) und durch Entlehnungen (Servicepoint).
Klaus-Dieter Ludwig ist Universitätsprofessor und beschäftigt sich vor allem mit Angewandter Sprachwissenschaft. Er kann auf herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Lexikologie und Lexikographie der deutschen Sprache zurückblicken .."
[aus: "Weiland schritt ich fürbass durch heimische Lande", Vortrag über Veränderungen der deutschen Sprache.]