Siehe zu,
dass deine Gottesfurcht
nicht Heuchelei sei!
[J. S. Bach, BWV 179]
Immer wieder stößt man bei der Lektüre von einschlägig religiösen Themen im Internet auf drei wesentliche Informationen:
1. Wie sehen die rechts-konservativen Scharfmacher die Kinderzahl bei sich selbst und bei denen, die aus anderen Kulturkreisen kommen?
2. Wie steht es um die Kinderzahl bei streng Katholischen?
3. Wie halten Sie es für sich selbst mit dem Gedanken an eine große Kinderschar?
Die beiden ersten Fragestellungen lassen sich mit etwas Aufwand recht eindeutig erforschen, die Einstellung, die in der dritten Frage steckt, muss jeder für sich selbst beantworten und möglicherweise wäre hier der richtige Platz wenn Sie dazu etwas als Kommentar beitragen wollten.
Wenn es stimmen würde, was uns die rechtslastigen Populisten weis machen wollen, dann sähen die Bevölkerungszahlen in Europa und anderen 'entwickelten' Ländern viel höher aus als sie derzeit tatsächlich sind. Wer sich wirklich informieren will - und zwar unabhängig und sachlich - könnte beispielsweise „Lasst uns wegkommen von Angst und Mythen“, ein Interview beim Deutschlandfunk lesen. Dort wird sehr anschaulich dargestellt, wie die traditionellen Familienformen von Zuwanderern und weiteren, nachfolgenden hier integrierten, Generationen von früheren 'Gastarbeitern' sich durch die Exposition gegenüber der hier vorhandenen Gesellschaft verändert haben und stetig weiter verändern.
Kurz gesagt steht da:
Je weniger religiös Familien sind desto weniger Kinder haben sie.
Es klaffen Annahmen mit den tatsächlichen Zahlen weit auseinander - und es gibt 'interessierte Kreise', die es gar nicht gut finden, wenn in dieser Hinsicht Aufklärung betrieben wird, weil das ihre Stützen sind, mit denen sie Menschen für ihre Ideologie gewinnen wollen. Was wir wissen sieht nüchtern betrachtet doch sehr viel weniger alarmierend aus als das, was sich so in der Bevölkerung als Vorurteil festgesetzt hat:
".. Laut einer aktuellen Schätzung leben knapp fünf Millionen Muslime in Deutschland. Doch um die Zahl wird gestritten: Manchen Atheisten ist sie zu hoch, manchen Islamgegnern oder Vertretern von Islamverbänden zu niedrig."
Dazu folgende Einschätzung aus wissenschaftlicher Sicht: ".. die .. Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland‘ .. ein Projekt der religionskritischen Giordano-Bruno-Stiftung .. geht davon aus, dass in Deutschland zuletzt 3,6 Millionen „konfessionsgebundene Muslime“ lebten – also etwa eine Million weniger, als das Bundesamt annimmt .." [Quelle]
Das hört sich doch schon sehr viel weniger dramatisch an, als das, was von den Fremdenhassern an Lügen verbreitet wird. Viel wichtiger wäre es, die wachsende Kinderzahl bei den 'völkischen' Strukturen zu befürchten, denn die werden ihre Kinder bestimmt nicht zu guten Demokraten erziehen wollen. Nimmt man dann noch die ultra-religiösen Protestantengruppierungen jenseits der Staatskirchen und die konservativ-katholischen Kreise hinzu, so kommt der Schaden für die Gesellschaft aus einer ganz anderen Ecke als uns die rechten Kreise im Lande glauben machen wollen.
So kann man folgerichtig das Zitat aus dem Artikel „Aus meiner Sicht sind alle Religionen frauenfeindlich“ verstehen und jedwedes Vorurteil revidieren:
".. In Deutschland haben Ex-Muslime eine politische Plattform: den Zentralrat der Ex-Muslime. Dessen Motto „Wir haben abgeschworen!“ spielt auf den Stern-Titel „Wir haben abgetrieben!“ von 1971 an. Die Ex-Muslime brechen auch ein Tabu, indem sie ihre Abkehr vom Glauben öffentlich machen. Religion werde häufig als ein fester Bestandteil der Kultur sogenannter muslimischer Länder wahrgenommen. Das wollen die Ex-Muslime widerlegen .."
Was hingegen alarmierend ist, sind die Bestrebungen der Politik, die wegen ihrer engen Verbundenheit zu den Staatsreligionen - die es dem Grundgesetz nach so nicht geben dürfte! - nun auch noch die rechtslastigen Islamverbände auf die Ebene dieser Religionen anheben anstatt, was ihre Aufgabe wäre, die Religionen aus der politischen Entscheidungsfindung gänzlich zu verbannen.