bookmark_borderGehobene Verschwurbelungen

".. Es ist nicht ein­fach einen grund­le­gen­den Sach­ver­halt gegen eine vor­ge­fass­te Mei­nung durch­zu­set­zen - bei man­chen Men­schen sitzt das Vor­ur­teil zu tief und das Wis­sen ist zu wenig ausgeprägt .."

So las ich vor ein paar Tagen in einem Text zur Bewer­tung von Fra­gen und Vor­stel­lun­gen rund um Covid-19. Kei­ne Angst, das The­ma neh­me ich nicht wie­der auf, da gibt es genug mehr oder weni­ger kom­pe­ten­te Men­schen die sich dar­über die Fin­ger wund schreiben.

Was sehr viel 'all­ge­mein gül­ti­ger' und mir bei dem Satz ein­ge­fal­len ist:
Es wird zwar eine Erkennt­nis aus­ge­spro­chen die wir Alle schon ein­mal erlebt haben, aber es fehlt die Kom­po­nen­te, die ich für sehr viel wesent­li­cher hal­te: Gefühl!

Den Ver­such ein Gefühl 'umzu­dre­hen' habe ich schon seit lan­ger Zeit auf­ge­ge­ben. Gegen Gefüh­le hel­fen kei­ne Argu­men­te. Sie kön­nen im besten Fall höch­stens ersetzt wer­den. Wenn es gelingt, sie stär­ker und bewe­gen­der erschei­nen zu las­sen als jene, die zuvor schon vor­han­den waren. Man­cher­orts fin­det man nur noch Gefühl aus­ge­drückt, oder wenig­stens etwas ähn­li­ches, genau­so wenig Greifbares.

Mich erstaunt immer wie­der, wie in Web­logs Gedan­ken ent­wickelt wer­den die nur der Autor/die Autoren selbst zu ver­ste­hen scheint/scheinen, in denen Gefühl aus­ge­drückt wird, wie es um Land, Leu­te und Gesell­schaft bestellt ist. Dem/denen also die Ebe­ne des Publi­kums völ­lig egal ist. Kryp­ti­sche Kür­zel ein­ge­wo­ben in lang­at­mig aus­ho­len­de Sät­ze. Wie soll das dazu füh­ren, dass das wer­te Publi­kum gern da hin geht und liest? In den Anfän­gen des Blog­gens war dann wenig­stens die Dis­kus­si­on in den Kom­men­ta­ren hilf­reich um sich Klar­heit zu ver­schaf­fen was denn nun gemeint war bzw. wel­che Aus­sa­ge sich dahin­ter verbirgt.

Zuneh­mend - weil Kom­men­ta­re seit Jah­ren nach der Zahl rück­läu­fig sind - habe ich den Ein­druck, dass es Blog­schrei­ber gibt, die sich völ­lig von jedem Publi­kum abset­zen und ihre abstrak­ten, man­gels Hin­ter­grun­des beim Publi­kum nicht zu ent­schlüs­seln­den, Meta­phern hin­schrei­ben .... und schon im näch­sten Absatz selbst nicht mehr wis­sen war­um sie das über­haupt geschrie­ben haben. Das bleibt aber, weil ein­mal Geschrie­be­nes nicht ent­fernt wird. Die Gedan­ken sprin­gen wild umher. Mir kommt das vor als wenn ein Hase ziel­los her­um­rennt und dabei unab­läs­sig Haken schlägt.

So steht der Leser da und zwei­felt an sei­ner eige­nen gei­sti­gen Fähig­keit - dabei han­delt es sich ledig­lich um das Unver­mö­gen einer ande­ren Per­son sich klar, ver­ständ­lich und logisch auszudrücken.

Wenn Sie also das näch­ste Mal wie­der so einen Text lesen und anfan­gen an sich selbst zu zwei­feln, las­sen Sie sich nicht auf den Holz­weg füh­ren, schlie­ßen Sie die Lek­tü­re und den­ken Sie: 

Dafür ist mir mei­ne Zeit zu schade.